artillerie: 33 Gemeine! bei den Eisenbahntruppen: 5 Offiziere, 25 Unteroffiziere, und 147 Gemeine (Errichtung einer württembergischen Kompagnie). Da in der neuen Militärvorlage auch die Errichtung des noch fehlenden 3. Bataillons beim 10. württ. Infanterieregiment 180 in Aussicht genommen ist, so wird die würt- tembergische Heeresvermehrung mindestens 1500 Mann betragen. Natürlich ist dies bei der diesjährigen Rekrutenaushebung zu berücksichtigen, so daß erstmals so ziemlich alle Tauglichen einzustellen sind; jedoch dürften nicht alle 1500 Mann in Württemberg ausgehoben werden, da andere Kontingente mit verhältnismäßig größerer Bevölkerungszunahme und geringerem Neubedarf an Formationen zweifellos zum Ausgleich herangezogen werden. Gute Aussichten in der Beförderung haben jetzt Offiziere und Unteroffiziere.
Ebingen, 18. März. Den Inhalt der Wetterregel „Grüne Weihnachten, weiße Ostern" haben wir nunmehr auch im letzten Glied als vollendete Wirklichkeit vor uns. Der Sturm des gestrigen Nachmittags und Abends führte nach beträchtlichen Regenmengen eine Schneemasse herbei, daß bereits heute früh die Bahnschlitten in Bewegung gesetzt werden mußten. Noch schneit es fortgesetzt und der graue Himmel hängt voller Schnee. Kläglich schwätzen die Staren von den Giebeln herab.
Schramberg, 18. März. Die diesjährige Landesversammlung der evang. Arbeitervereine findet an Pfingsten in Schramberg statt. Das Hauptreferat mit dem Thema „Unsere Vereine und das öffentliche Leben" wird Verbandssekretär Springer halten.
Heilbronn, 19. März. Am Grabe seiner im Vorjahr verstorbenen Frau ist gestern Kommerzienrat Adolf Schmidt von einem Schlaganfall getroffen worden und gestorben. Der Verstorbene war Seniorchef der Kaffeegroßhandlung Christof Heinrich Schmidt bis zu deren Verlegung nach Hamburg.
Waldhausen bei Geislingen, 18. März. Infolge Blitzschlags geriet heute nacht das Oekonomieanwesen des größten Grundbesitzers der Gemeinde, Oekonom Thierer, in Brand, der die umfangreichen Oekonomie- gebäude in Asche legte. Mitverbrannt sind 400 Stück Schafe und sämtliche Fruchtvorräte. Der Schaden ist bedeutend.
Ulm, 15. März. In dem Dorfe Volkertshofen bei Neu-Ulm hatte der Zimmermann und Söldner Anton Käst mit der jugendlichen Dienstmagd Umgang, weshalb ihm die Ehefrau Vorhalt machte. Darüber ergrimmte Käst, der übrigens nicht ganz richtig im Kopfe gewesen sein soll, dermaßen, daß er seinem 5jährigen Kind den Hals abschnitt, dann mit einem Revolver seine Frau und sich selbst erschoß. Das Kind kam sofort in ärztliche Pflege. Es ist nicht ausgeschlossen, daß es mit dem Leben davonkommt.
Amtzell O.A. Wangen, 18. März. Das vierjährige Mädchen Anna Gut kam unter einen schwer beladenen Kieswagen. Ein Rad ging ihm über den Kopf, sodaß der Tod sofort eintrat. Den Fuhrmann trifft keine Schuld.
Friedrichshafen, 18. März. Im Zusammenhang mit der neuen Heeresvorlage wird voraussichtlich in Friedrichshafen eine Luftschifferkompagnie errichtet werden. Zuverlässig verlautet, daß der hiesige Besuch des Kriegs- ministrs v. Marchtaler vor einigen Tagen und seine Besprechungen mit dem Eeneralinspekteur der Verkehrstruppen, General v. Höhnisch, dieser Angelegenheit gegolten habe. Auch sind schon vor längerer Zeit Besichti
gungen des Baugeländes vorgenommen worden. Damit würde sich nach reichlich 100 Jahren der Plan des Königs Friedrich verwirklichen, der im Jahre 1811, als Buchhorn an Württemberg fiel und von ihm zu Friedrichshafen umgestaltet wurde, die Errichtung einer Garnison vorgesehen hatte.
Aus Welt und Zeit.
Eaggenau, 18. März. Die Firma Benz u. Co. hat infolge des Balkankriegs und der gespannten politischen Lage große Aufträge von Lastzügen für Kriegszwecke erhalten, sodaß das Werk Tag und Nacht arbeiten muß. Die Firma hat auch die Konzession auf 165 Kraftdroschken in Budapest auf die Dauer von 40 Jahren erhalten.
Paris, 18. März. Die vom Ministerpräsidenten Briand nach fünftägiger Debatte aus Anlaß der Verhandlungen über das Proportionalwahlsystem gestellte Vertrauensfrage wurde mit 161 gegen 128 Stimmen zurückgewiesen. Daraufhin erklärte Ministerpräsident Briand, er werde noch heute dem Präsidenten seine Demission überreichen. — In parlamentarischen Kreisen wird erzählt, daß der Deputierte Charles Benoist, der Obmann des Wahlreformausschusses der Kammer und Urheber des Verhältniswahlrechtsentwurfs, beabsichtige, in der nächsten Kammersitzung einen von allen pro- portionalistisch Gesinnten Unterzeichneten Antrag auf Auflösung der Kammer einzubringen. Durch Neuwahlen soll der Beweis erbracht werden, daß die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung für das Verhältniswahlsystem sei.
London, 18. März. In Beantwortung einer Anfrage sagte der Marineminister Churchill, die Admiralität habe ein deutsches Parsevalluftschiff bestellt, habe aber kein Recht erlangt, diesen Luftschifftyp in England zu bauen.
Saloniki, 18. März. Der König von Griechenland ist heute nachmittag hier ermordet worden.
Ueber die näheren Umstände der Ermordung liegen bis zur Stunde keine Meldungen vor. Saloniki wird z. Zt. von den Griechen belagert, und König Georg weilte selbst im Lager. König Georg l. von Griechenland wurde als Prinz Wilhelm von Dänemark am 24. Dezember 1845 in Kopenhagen geboren. Er regiert Griechenland seit 31. Oktober 1863. Vermählt ist er mit Großfürstin Olga aus Rußland. Kronprinz Konstantin, der Sohn des Ermordeten, hält sich gegenwärtig in Belgrad auf. Er ist vermählt mit einer Schwester des deutschen Kaisers, der Prinzessin Sophie von Preußen und steht im Alter von 45 Jahren.
Rechtspflege.
d. Darf eine Miete für Gas- und Elektrizitätsmesser erhoben werden? Mit dieser weiteste Kreise interessierenden Frage hatte sich kürzlich das Amtsgericht in Delmenhorst in Westfalen zu beschäftigen. Der Tatbestand war folgender: Mehrere Bürger hatten, um einmal eine gerichtliche Entscheidung herbeizuführen, die Zahlung der Easmessermiete verweigert und sich von der Verwaltung des Gaswerks verklagen lassen. Das Amtsgericht erkannte die Zahlungsverweigerung als berechtigt an und wies die klagende Easwerksverwaltung mit ihrer Forderung kostenpflichtig ab. Das Urteil stützte sich auf § 448 des Bürgerl. Gesetzbuchs, demzufolge „die Kosten für Uebergabe der Sache, insbesondere die Kosten des „Messens" und „Wägens" dem Verkäufer zur Last fallen. Das Gericht sprach sich weiterhin dahin
8 ) Im Sturm genommen!
Roman aus den Freiheitskriegen 1813—1814.
Bon H. E. Jahn.
Lange befand sich plötzlich einem gelben, dürren Manne mit langherabwallenden schwarzen Haaren und langem, schwarzen Vollbart gegenüber. Brümmer schloß vorsichtig sofort hinter dem Eingetretenen die Tür. Die Gattin des Supernumerarius, eine dicke Dame, erhob sich vom Sofa. „Willkommen! Sie scheinen unfern Freund nicht mehr zu kennen?"
Lange schüttelte nachdenklich den Kopf: „Zu meiner Beschämung muß ich eingestehen, daß dies leider der Fall ist!"
Da lachte der Fremde. „Serr gut!" nahm seine Perücke und seinen falschen Bart ab, und freudig überrascht rief Lange aus: „Monsieur Soulard!"
„Oui, der seien ick! Kommen her, setzen sick neben die aimable Madame Brümmer, un ick erzählen alles. Wie ergeht es Mademoiselle Madelon? Sein bien und denken ein wenig an Monsieuer Soulard? k4'68t ce- p,38? Monsieur Soulard gehen in Auftrag von die Herzog von Bassano und die Graf Darü in die Hauptquartier von die Prinz Karl Johann nach Philippstal bei Saarmund. Er haben Kommission an die Graf de Sarrasin. Die Graf haben groß Kredit und Impuls bei Kronprinz und Feldmarschall Graf Stedingk. Werden maken, daß wir einziehen am 24. in Berlin, werden hinter Berlin, über die Ponts bei Char- 1 und Moabit, werden Ordre geben an seine Dir K ni'enucn seien perfekt. Haben schon
gestanden in die „öffentlichen Journals" in Paris und in die „Moniteur" für die Peuple. Am 24. wir cer- tainement in Berlin!"
„Hm, so lieb mir das wäre!" meinte Lange, seinen Kopf besorgt schüttelnd, „so scheint mir die Sache doch noch nicht so sicher. Wenn nun die preußischen Generäle sagen: Unsere Knochen sollen vor Berlin bleichen, nicht rückwärts! Hm — der Bülow wäre ganz der Mann dazu, und der Tauentzien auch!"
„Komment? Nicht gehorcken?" rief der Franzose erstaunt. „Das wären Verrat gegen die Subordination, darauf stehen die Tod! Jmpossible! Genug! Erzählen mir von die Mademoiselle Madelon, Elen!"
„Ach, Herr Lange," flötete Frau Brümmer mit ihren süßesten Fisteltönen, „Sie glauben gar nicht, wie verliebt Capitain Soulard in Lenchen ist! Den ganzen Tag hat er nur von ihr gesprochen!"
„O Madame," sagte der Franzose galant, „L'e8t bien! daß ick nich Sie gekannt autrefois! Sie hätten gemackt mein Herz in die Misere, wenn es nich wären ganz voll von die kleine Person, die süße Madelon!"
Frau Brümmer lachte über das ganz breite Gesicht und schnurrte still-zufrieden wie eine Katze, der man hinter die Ohren kraut. „Ich stamme auch aus einer sehr guten Familie!"
„Madame seien so zart, zu subtil! Ick haben das sofort gesehn."
„Ja, ich bin wirklich zu schwach und zart, seufzte die kräftige Dame. „Ich bin gewiß blutarm, oder gar lungenleidend! Ich muß wahrhaftig einmal zum Arzt gehen."
Es war inzwischen Zeit geworden, daß Monsieur Soulard aufbrach, da ihn ein Leiterwagen im Tier
aus, daß dem Beklagten das Recht auf Rückforderung der früher zu Unrecht bezahlten Easmessermiete zusteht. Natürlich begegnet das Urteil dem heftigen Widerspruch der Verwaltungen der Gaswerke, die sich aus begreiflichen Gründen auf den entgegengesetzten Standpunkt stellen und abwarten wollten, ob die amtsgerichtliche Entscheidung von den übergeordneten Gerichten aufrecht erhalten werden wird. Das Landgericht Oldenburg nun, das sich in der Berufung mit der Sache zu befassen hatte, hat das amtsgerichtliche Urteil aufgehoben und die Konsumenten zur Zahlung der Easmessermiete verurteilt, ihnen auch die Kosten des Verfahrens beider Instanzen auferlegt.
Heilbron». 15. März. Der 56 Jahre alte verheiratete Viehhändler Max Manasse von Talheim hatte sich gegen den 8 20 des Reichsviehseuchengesetzes vergangen, indem er am 8. Januar d. I. in Abstatt bei einem Bauern die Bestellung einer Kuh aufgesucht hatte, trotzdem er wußte, daß dies durch eine Verfügung des K. Oberamts vom 2. Januar anläßlich der in Kirch- hausen damals ausgebrochenen Maul- und Klauenseuche verboten war. Der Angeklagte wurde von der Heil- bronncr Strafkammer wegen eines Vergehens gegen das Reichsviehseuchengesetz zu einer Geldstrafe von 15 Mark oder drei Tage Gefängnis verurteilt. Die Kosten hat der Angeklagte zu tragen.
Landwirtschaft und Markte.
- Weilderstadt, 17. März. Marktbericht. Zufuhr 586 Stück. Ochsen und Stiere 146, Kühe und Kalbin- nen 286, Schmal- und Einstellvieh 164. Preise: Ochsen 1060—1240 Stiere 520—860 -4i, Kühe 460—712 -K, Schmal- und Einstellvieh 142—320 -R. Obwohl zahlreiche Händler am Platze waren, konnte nur durch Nachgiebigkeit der Verkäufer der Handel in Fluß kommen. Der Schweinemarkt war befahren mit 72 Stück Läufern, 664 St. Milchschweinen, erstere fleischig von 92—138 -K,
2. Qual. 75—90 °4t, Milchschweine, 6 Wochen alt 52 bis 60-4l, 2. Qual. 45—50 -lldas Paar. Handel anfangs lebhaft, zum Schlüsse abflauend. Vieh wurde verladen: Richtung Zuffenhausen, Stuttgart, Heilbronn, Königsbach, Pforzheim, Karlsruhe, Durlach und Nagold.
Stuttgart, 18. März. Schlachtviehmarkt. Zugetrieben: Großvieh 235 (63 Ausland), Kälber 464, Schweine 920 Stück. Ochsen 1. Kl. 97—101 -K, Bullen
1. Kl. 90—93 -R, Bullen 2. Kl. 88—90 <4l. Stiere 1. Klasse 99—102 -K, Jungrinder 2. Kl. 96—98 -4l, Jungrinder 3. Kl. 92—95 -4l, Kühe 2. Kl. 70—82 -R, Kühe
3. Kl. 50—65 -R, Kälber 1. Kl. 116—120 -R, Kälber
2. Kl. 108—117 Kälber 3. Kl. 98—106 -K, Schweine 1. Kl. 81—82 -R, Schweine 2. Kl. 80—81 -4l, Schweine
3. Kl. 76 -4l. Verlauf des Marktes: mäßig belebt.
Landwirtschaftliche Arbeitsvermittlung. Die Zahl der angemeldeten offenen Stellen betrug im Februar 1911 400, im Februar 1912 549, Heuer 668. Arbeitsuchende hatten sich gemeldet im Februar 1911 495, im Februar 1912 8 und Heuer 1012. Offene Stellen wurden besetzt im Februar 1911 171, im Februar 1912 299 und Heuer 365. Die Zahl der Stellengesuche war nicht unbeträchtlich höher als diejenige der offenen Stellen, was auf die Witterungsverhältnisse zurllckzuführen ist. Die stärkste Frequenz zeigt das Arbeitsamt Ravensburg, dem folgte Stuttgart, Ulm, Ludwigsburg, Heilbronn, Friedrichshafen und Aalen.
Für die Schriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner. Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei.
garten vor dem Brandenburger Tor erwartete; und so schieden die Freunde unter kräftigem Händedruck und mit den besten Wünschen. —
Am 21. August wurde bei Trebbin gekämpft. Den Franzosen gelang es, die vorderste Verteidigungslinie zu erstürmen. Am 22. wiederholten sich dieselben Vorgänge. Thümen verteidigte die Windmühlenhöhe gegen die Massen des 12. und 7. Korps bis zum sinkenden Abend, wo ihm die Reservereiterei unter Oppen die Bahn freihauen mußte; und bei Jühnsdorf standen die wenigen Kompagnien so lange, bis sie die zufällig vorgehenden Truppen der Brigade Dobschütz, unter Führung des Generals von Tauentzien, aus der Umklammerung befreiten; jedoch vermochten diese Verstärkungen die Feinde nicht mehr aus dem Dorfe herauszuwerfen. So standen denn die Franzosen kaum noch drei Meilen von Berlin entfernt. Man fragte: Wo blieb denn die Nordarmee? Wo steckte der ruhmgekrönte große Feldherr Vernadotte, jetzt Kronprinz von Schweden, auf dessen Genie man so zuversichtlich gebaut hatte? Am 22. hatte in Philippstal ein Kriegsrat stattgefunden. Der schwarzhaarige Südländer Bernadotte sprach von einem Rückzuge, da der Kaiser Napoleon vielleicht selbst im Anmarsch sei. Man fühlte aus seinen kalten, gewundenen Worten, daß Graf de Sarrasin und Capitain Soulard ihren Auftrag gut ausgerichtet hatten. Empört erhob sich der kränklich aussehende, schmächtige von Bülow und rief heftig, Berlin dürfe man unter keinen Umständen ohne Schlacht preisgeben! „Was ist Berlin!" entgegnete geringschätzig Bernadotte, mit den schmalen feingepflegten Händen schnippend. „Pah, eine Stadt!"
(Fortsetzung folgt.)