einerlei, ob es als Sonderfrieden oder als Sammelt frühen an uns herantritt. Bis dahin aber hätten wir cigeinlich Besseres zu tun, als uns den Kopf des Herrn Trepow zu zerbrechen.
Die Ereignisse im Westen.
Der französische Tagesbericht.
WTB. Paris, 27. Nov. Amtlicher Bericht von gestern nachmittag: Oestlich von Maiion der Champagne wurde ein deutscher Handstreich gegen eine» kleinen Posten leicht abgemicsen. Ueberall sonst war die Nacht ruhig. — Orientarmee: Nördlich und südlich von Monastir heftiger Artilleriekampf, aber in- olge schlechten Wetters keine Infanterictätigkeit. Unser linker Flügel und die Italiener machten neue Fortschritte gegen Tarnova nordöstlich von Monastir. Unsere Flugzeuge bombardierten feindliche Lager bei Nechori.
Abends: An der Sommefront ziemlich lebhafte Tätigkeit der beiderseitigen Artillerien in dem Frontabschnitt Ablaincourit- Pressoire. In der Champagne wurde ein gegen 4 Uhr nachmittags angefttzter feindlicher Angriff gegen einen Borsprung unserer Linie durch Sperr- und Maschinengewehrfeuer abgewiesen. An der übrigen Front war der Tag ruhig. — Belgischer Bericht: Infolge des schlechten Wetters nur geringe Tätigkeit der Artillerie.
Der englische Tagesbericht.
" WTB. London, 27. Nov. Amtlicher Bericht von gestern nachmittag: Während der Nacht versuchte eine feindliche Abteilung östlich von Beaumont-Hamel vorzurücken, wurde aber vertrieben. Südlich von Arras wurde erfolgreich Gas abgeblasen. In demselben Abschnitt wurden feindliche Borstöße zurückgeschlagen.
Abends: Feindliche Artillerietätigkeit gegen unsere Front Tourcelette-Beaucourt-Hebuternc-La Bassee. Wir beschossen Pu» fteux (?) und feindliche Gräben südöstlich von Arras. Unser Artil- lericfeuer verursachte eine Explosion östlich von Serre.
Die Lage im Osten.
Der bulgarische Bericht.
WTB. Sofia, 27. Nov. Amtlicher Bericht vom 85. November: Mazedonische Front: Wirschlugen einen Angriff eines italienischen Bataillons gegen das Tors Tarnova nordwestlich von Monastir zurück. Tie Italiener ließen vor unserer Stellung eine ganze Mlengs militärischer Gegenstände zurück. Die Behauptung in dem amtlichen französischen Bericht vom 23. November, daß die Franzosen das Torf Dobvomir genommen haben, ist falsch. Tie Franzosen sind niemals in dieses Torf eingezogen, das wir fest in Händen halten. Feindliche, in der Umgebung von Gruniste vorgehende Abteilungen wurden hurückgeworsen. An der übrigen Front Artilleriefeuer.
Amtlicher Bericht vom 26. November: Mazedonische Front: Ein italienisches Bataillon versuchte in der Nähe des Torfes Tarnova anzugreifen, wurde aber durch Feuer zurückgeschlagen. Nach Artillerievorbereitung machte der Gegner einen Angriffsversuch auf die Höhe 1050 östlich vom Torfe Paralovo. Auf der übrigen Front stellenweise lebhaftes Geschützfeuer. — Rumänische Front: In der Dobrudscha Artilleriekampf und Patrouillengefechte. Ter Feind verschanzt sich vor unseren Stellungen. Unsere Abteilungen überschritten in Gemeinschaft mit den deutschen Truppen als Erste die Donau bei Svistov und nahmen nach Kampf die Stadt Zim- uicea, wo wir große Mengen Getreide fanden. Bei Somovit überschritten die Deutschen die Donau und besetzten Jzlazu, sowie Racovica. Bei Turnu Severin überschritt ein Teil unserer Truppen, die das rechte Ufer der Donau bewachten, den Fluß und nahm an der Einnahme der Stadt teil. Unsere Artillerie auf dem rechten Ufer zerstreute feindliche Kolonnen, die in der Nähe von Turnu Severin operierten.
Der Krieg zur See.
Berlin, 27. Nov. (Amtlich.) Teile unserer Seestreitkräfte unternahmen in der Nacht vom 26. zum 27.
DasRätseldesHeidehauses
Roman von L. Waldbröl.
(Forsetzung.) (Nachdruck verboten.)
„Viele viele Jahre, Herr. Und bis kurz vor seinem Tode. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, Herr Arenberg, wie es mich tras, als er mir eines Tages erklärte, daß er für meine Dienste keine Verwendung mehr habe, und daß ich mich nach einer andern Stellung umsehen müsse. Ich glaube, die Hellen Tränen müssen mir in den Augen gestanden haben I Wenn ich nur wüßte, was damals in ihn gefahren istl Denn daß es mit ihm jemals ein so schreckliches Ende nehmen könnte, nein, das hätte wahrhaftig keiner für möglich gehalten, der ihn gekannt. Der liebenswürdigste, beste und heiterste Mann von der Welt — und dann so etwas! Bis an mein Lebensende werde ich es nicht begreifen lernen! Aber soll ich Ihnen sagen, wer daran schuld gewesen ist?"
„Nun?"
„Kein anderer als der verdammte Kerl in dem Glas- finster da über der Tür. — Wenn ich an Ihrer Stelle wäre, Herr, ich nähme den allergrößten Stein, den ich finden kann, und schlüge damit das unselige Fenster ein, bis nichts mehr davon zu erkennen wäre. Damit würden Sie sich mn Verdienst erwerben, nicht bloß um sich selbst, sondern Mch um alle, die nach Ihnen in diesem Hause wohnen werden."
„Sie sind also abergläubisch, Herr Schmidt?"
„Nicht mehr und nicht weniger als jeder rechtschaffene Christenmensch l Ein bißchen Aberglaube steckt jedem von uns im Blut — da mag einer noch so aufgeklärt tun. Und hier handelt stch's doch nicht um Altweibergeschwätz, londern um Tatsachen, an denen nicht zu rütteln ist. — Ich bin hier in der Gegend geboren, Herr, und habe mein ganzes langes Leben hier zugebracht. Ich weiß also, was für eine Bewandtnis es mit dem Ritter hat, und wieviel Unheil er schon angerichtet. Mein Großvater hat mir in meinen Kinderjahren von dem alten Bolkhardt .erzählt, den er in seiner Jugend noch selbst des öfteren Lejehen. Das soll ein ganz schlimmer Geselle gewesen sein
November erneut einen Streifzug bis dicht vor die englische Küste und bei Lowestoft wurde ein feindliches Bewachnngs- fahrzeug versenkt, die Besatzung gefangen genommen. Einige neutrale Dampfer wurden anaehalten, untersucht^ Und, da keine Bannware führend, wieder freigelassen. Unsere Streitkräfte kehrten zurück, ohne irgendwie sonst mit dem Feinde Berührung zu finden.
Der Chef des Admiralstabs der Marine. Kopenhagen, 27. Nov. Der dänische Dampfer „Danfted" (2000 Tonnen) und der englische Dampfer ,,Jerseyman" (388 Tonnen) sind versenkt worden.
Neues vom Tage.
Zahlungsverbot gegen Italien.
Berlin, 27. Nov. Gegen Italien und die italienischen Kolonien wurde jetzt auch ein Zahlungsverbot erlassen.
Freiwillige Besteuerung.
Posen, 27. Nov. Tie Mitglieder der Landwirtschaftlichen Gesellschaft Minsk-Mazowiechi beschlossen, nach polnischen Blättern, sich freiwillig zugunsten der unbemittelten Bevölkerung der Städte Warschau und Lodz und des Dombrowaer Kohlengebiets besteuern zu lassen und von jedem Morgen Land fünfzig Kopeken zu zahlen.
Er kommt wieder.
Berlin, 27. Nov. Tie amerikanische Botschaft teilt mit, daß die Gerüchte, wonach Botschafter Gerard nicht aus seinen Posten nach Berlin zurückkehren werde, jeg-, licher Grundlage entbehren.
Ein Alkoholverbot in Schweden.
Stockholm, 27. Nov. Die eingeleitete Untersuchung, vb es wirtschaftlich sei, ein Alkoholverbot in Schweden einzuführen, ist jetzt abgeschlossen. Ter Bericht wurde der Regierung eingcreicht. Es geht daraus hervor, daß das Alkoholverbot für die Staatskasse einen Einnahmeverlust von 45 Millionen Kronen jährlich bedeuten würde, der durch die Einführung neuer Steuern, einer Lustüar- keitssteu» und einer Bodenwertsteigerungssteuer gedeckt werden solle. Für die Einführung des Alkoholverbots wird eine Uebergangszeit von 20 Jahren bis 30 Jahren vorgeschlagen.
Die Propaganda für den Weltfrieden.
Newhork, 27. Nov. Hier trat eine Konferenz hervorragender Amerikaner zur Förderung des Weltfriedens zusammen. Grey und Briand sandten Botschaften, in denen sie ihre Sympathien mit der Bewegung ausdrückten, Bernstorff wies in einem Schreiben aus Bethmann Hollwegs Erklärung im Reichsatg hin, Senator Stone sprach die Zustimmung Amerikas ans.
Die Beköstigung der amerikanischen Diplomaten.
London, 26. Nov. „Daily Telegraph" berichtet aus Neuyork, daß Amerika beschlossen habe, die Ernährung des amerikanischen diplomatischer Korps sowie der Konsularbeamten in den Reichen der Mittelmächte selbst! zu übernehmen^ Zu dem Zweck wird ein holländisches Schiff demnächst größere Mengen Lebensmittel für di? Botschaften in Berlin, Wien usw- an Bord nehmen.
Die Leichenfeierlichkeiten in Wien.
Men, 27. Nor. Der erste der beiden letzten feierlichen Akte, ehe die Mauern der alten Kaisergruft die sterbliche Hülle des verblichenen Kaisers empfangen, hat sich heute mit der Einholung des toten Kaisers vollzogen. Franz Joseph I. hat zum letzten Mal den Weg von seinem Lustschloß Schönbrunn in die Hofburg zurückgclexft. Alle Fenster entlang des weiten Weges waren dicht besetzt. Tausende und Abertausende waren herbeige, ströntt. Lautlose Stille überall, doppelt ergreifend im Dunkel der Nacht, das vom Schein der schwarzumflorten Laternen, ! der auftodernden Orislammen und der Fackeln düster erhellt wird. >
— manche sagen, ein ehemaliger Seeräuber oder so etwas. Jedenfalls war er so roh und gewalttätig, daß die ganze Gegend vor ihm zitterte, und immer betrunken! Von dem hieß es ganz allgemein, er hätte einen Pakt mit Sem Teufel geschlossen, und der hätte ihm den Drachenritter als ein Zeichen ihres Bundes über die Tür gesetzt. Sicher ist jedenfalls, daß der alte Volkhardt eines Abends eine seiner großen alten Pistolen zur Hand nahm und damit auf das Fenster zu schießen anfing.
„Volkhardt muß ein guter Schütze gewesen sein, denn er schoß dem Ritter nacheinander die beiden Augen aus dem Gesicht, Wie er aber '.den dritten Schuß abfeuern wollte, ging der Lauf der Pistole ln tausend Stücke, und eines davon fuhr dem alten Volkhardt mitten ins Herz. „Der Teufel hat ihn geholt", sagten die Leute. Und es muß jedem überlassen bleiben, darüber zu denken, wie er mag. Ich erinnere mich noch sehr gut an das Glasbild mit dem zerschossenen Gesicht. Den Sohn vom alten Volkhardt aber, der nach ihm das Haus be-wohnte, ärgerte das Gerede der Leute, und er ließ von einem Mildenburger Malermeister den Schaden reparieren. Der war so etwas von einem verpfuschten Künstler und er soll sogar in seiner Jugend auf einer Akademie gewesen sein, obwohl er später kaum je etwas anderes als Firmenschilder gemalt und Zimmerwände getüncht hat. Von der Glasmalerei verstand er nicht das geringste.
Deshalb half (ich der Malermeister damit, daß er das herausgeschossene Gesicht der Figur auf Oelpapier malte, so gut er konnte, das Papier zwischen zwei dünne Glasscheiben legte und sie dann in die Lücke einfügte. Der Schaden war damit wohl ausgebessert, aber das Verhängnis nicht gewendet. Es hat sich später noch oft genug bekundet."
Wahrscheinlich hatte er noch mehr Geschichten in Bereitschaft, denn Arenberg wußte ja schon aus dem Munde des Schmiedes, was sich später zugetragen. Aber das Gespräch wurde durch den Klang eines Fensters unterbrochen, das sich im ersten Stockwerk des Hauses aufgetan hatte, und leicht darauf auch noch durch den Klang einer sehr Hellen und sehr lieblichen Stimme.
„Ja, sehe ich denn recht? Ist das nicht unser alter braver Sckmidt? Welcher glückliche Wind bat denn den
Lange vor der für die Ucberführung angesetzten Stunde hatte der Zuzug zu den Straßen begonnen, durch die der Trauerzug kommen sollte. Trotz des Andrangs zeigte die Menge, die stundenlang wartete, musterhafte Haltung. Der Ueberfuhrung ging die Einsegnung der Leiche durch die Hofgeistlichen voran. Her schwarzsamtene, goldbordierte Sarg, der den Leichnam birgt' ruhte, in einen prunkvollen Metallsarg gebettet, auf dem mft schwarzem Tuch bedeckten Katafalk. Kurz vor 10 Uhr trat die Hvfgcistlichk.ut an den Sarg zur Vornahme der heiligen Handlung. Ihre Majestäten, die Mitglieder der kaiserlichen Familie und die im Zuge mitfahrcnden Personen aus der nächsten Umgebung des verblichenen Monarchen folgten der Zeremonb. Nach beendeter Einsegnung traten Hofkammerdiener und Leibiakaicn heran, um den Sarg zu Heber. Dann wurde der Sarg unter Vortritt der Geistlichkeit im matten Schein der ihn umgebenden, von 8 Edel- Knaben getragenen Windlichtern zum Leichenwagen getragen.
Punkt 10 Uhr setzte sich der Trauerzug in Bewegung. Den Zug eröffneten zwei Hofrcitknechte mit Laternen, gefolgt von einer Schwadron Kavallerie. Ihnen folgte ein zweispänniger tzof- wagen mit den Kammerdienern, ein Hofkommissär zu Pferd, sodann, durch zwei laternentragende Hofreitknechte getrennt, 4 secl)sspännige schwarze Hofstaatswagen, in denen die Adjutanten usw. Platz genommen hatten.
Nun folgte, von zwei Hofreitknechten geführt, der schwarzdrapierte, mit 8 Rappen bespannte Leichenwagen, zur Rechten von 8 K- K. Trabantenleibgarüen, zur Linken von 8 Königs, ungarischen Trabantenleibgarden geleitet, 8 Leibgardereitern rit. ten zur Rechten und 8 Leibgardereltern zur Linken. Außerdem begleiteten je 6 Leiblakaien den Leichenwagen zu beiden Seiten, während 6 Ärmeren- und 6 ungarische Leibgarden zu Pferde mit je eine- Gardecharge an der Spitze, das unmittelbare Gefolge dez Wagens bildeten. Daran schlossen sich, durch zwei Hofreitknechte getrennt, zwei Hofwagen mit dem Kammerpersonal des Kaisers. Eine Schn-adron Kavallerie beschloß den Zug.
Vorbei an den Fenstern der Gemächer, die der Monarch nicht verlassen hatte, seit das Geschick ihm den Krieg zur Verteidigung gegen unsere Feinde aufgezwungen, durchmaß der Zug langsam den weiten Schloßhof, dessen Wachen zum letzten Male dem Obersten Kriegsherrn die Ehrenbezeugung leisteten.
In stiller Ehrfurcht und tiefer Trauer grüßen entblößten Hauptes die ersten der Tausende den toten Kaiser, als der Zug das Schloß durch das äußere Tor verläßt. Unter dieser stillen, aber desto ergreifenderen Huldigung, die die Bevölkerung ihrem unvergeßlichen Kotter beiettel nimm: der Zug seinen Weg über die Mariahilfstraßc, die Ringstraße, den äußeren und inneren Burgplatz in oen Schweizerhof. Es war gegen 11 Uhr, als der Zug in der Hofburg anlangte. Dort erwarteten an der Botschafterstiege die Obersten Hofchargen und Gardckapitäne, der Hofmarschall in Ungarn und die Hofdienste, sowie die Hofgeistlichkeit den Zug. Hofsaalkammerdiener und Hoflakaien Hoven den Sarg vom Wagen und trugen ihn nach erfolgter Benediktion in die schwarz ausgeschlagene Hofburgkapelle. Die Sänger der Hof. Musikkapelle schritten, das Missere singend, dem Sarg voran. , Mit der Einsegnung der auf das Schaubett gehobenen Leiche hatte die Ueberführung ihren Abschluß gefunden. Die Tore der Kirche werden morgen früh für den Einlaß des Publikums zur Brsich» tiauna der Leicke wieder aeöiinet.
Klteutteig, 28. November 1918.
Weihnachten im Felde.
Gegen den Plan des Württembergischen Landesvereins vom Roten Kreuz, dem einzelnen Angehörigen württenibergischer Truppenteile mit einem Weihnachtspaket zu erfreuen, sind von verschiedenen Seiten lebhafte Bedenken erhoben worden. Es wird eingeworfen, daß die Hinausgabe von Weihnachtspaketen in erster Linie eine Aufgabe der Familie und dann der Gemeinden sei. Dagegen ist zu bemerken:
1. Im vorigen Jahr wurden statt auf Weihnachten auf den Anfang des Winters Liebesgabenschachteln hinausgesandt. Auch diesmal hat der Württ. Landesverein bri dem Zentral-Komitee der deutschen Vereine vom Roten Kreuz in Berlin die Anregung gegeben, ob nicht in ganz Deutschland von Seiten des Roten Kreuzes von der Hinaussendung von Weihnachtsschachteln abgesehen und statt dessen eine allgemeine Ltebesgabensendung für den Monat Oktober in Aussicht genommen werden könnte. Die Anregung wurde aber schließlich von allen Instanzen abgelehnt. Auch hat das Zentral-Komitee in Uebereinstimmung mit dem Generalquartiermeister des Feldheeres, mit dem K. preuß. Kriegsministerium und mit dem Feldsanitätschef den dringenden Wunsch ausgesprochen, daß von allen deutschen Bundesstaaten und Provinzen Liebesgabenschachteln zu Weihnachten je an diejenigen im Felde befindlichen Truppenteile hinausgesandt werden
Vahergeweht? Warten Sie "nur einen Augenblick! Ich bin gleich drunten!"
So' geschah es, daß Betty Iürgensen, als sie eine Weile später dem Krauten sein Frühstück brachte, auf seine unwirsche Frage nach Margarete antworten mußte
„Das Fräulein ist bei Herrn Arenberg unten im Garten. Sie unterhalten sich mit dem Begonien-Schmidt."
„Und sie unterhalten sich offenbar recht gutl Seit einer Viertelstunde schon höre ich ihr Sprechen und Lachen. Wer, in aller Welt, ist denn nun wieder dieser Begonien- Schmidt?"
„Der ehemalige Gärtner des Herrn Götter. Er war viele Jahre hier im Hause."
„Hat denn Herr Arenberg oie Absicht, Len Gurten instandsetzen zu lassen?"
„Ich glaube wohl! Wenigstens beschäftigen sich die Herrschaften mit Messungen, als ob sie über die Anlage von Blumenbeeten berieten."
„Aber er hat doch, soviel ich weiß, das Heidehaus nur auf drei Monate gemietet!"
„O nein, Herr Doktor! Der junge Welcker sprach von einem ganzen Jahr." —
Es war ein ärgerlicher Zufall, daß Margarete, ehe sie in den Garten hinabeilte, versäumt hatte, an Doktor Sommers Tür zu klopfen und sich nach seinem Befinden zu erkundigen. Und es war auch vielleicht nicht gut, daß jetzt, als sie endlich bei ihm eintrat, noch immer der Abglanz einer Hellen Herzensfreude in ihren schönen Augen war. Denn Paul Sommer hatte " für nur eine einzige Deutung — eine Deutung, die seine gallige Stimmung noch mehr verschlechterte und seinen Groll gegen den vermeintlichen Nebenbuhler bis zur Siedehitze eines wirklichen Haffes steigerte.
„Wie geht es dir, lieber Paul?" fragte sie ahnungslos. „Du mußt entschuldigen, daß ich nicht schon früher gekommen bin. Aber ich glaubte kaum meinen Augen trauen zu dürfen, als ich den lieben alten Schmidt unten im Garten sah. Der hat mich schon auf seinen Armen getragen, als ich noch ganz klein war. Und ich konnte der Versuchung nicht widerstehen, ihn auf der SteUe zu begrüßen."
Fortsetzung folgt.