auf 159 000. Stürgkh nahm die Versuche seiner Vor- aömjger wieder aus, den böhmischen Landtag arbeitsfähig zu machen und zu diesem Zwecke den .Ausgleich zwischen Deutschen und Tschechen zustande zu bringen. Diese Versuche blieben ohne jeden Erfolg. Aeußer- lich besser erging es dem erstrebten Ausgleich zwischen Holen und Ruchenen in Galizien, der noch im Frühjahr 1914 zustande kam und dessen Frucht die ruthe- nifche Universität in Lemberg werden sollte. Daß aber die ruthenischen Bauern die Russen als Befreier begrüßten, ist nicht gerade erhebend für die Verwaltung Galiziens in der Aera Ztürgkß.
Tie inneren Kämpfe und Reibungen, vermehrt durch Steuerbedars und Teuerung, wirkten schließlich derart hemmend auf die parlamentarische Maschinerie, daß sie im Frühjahr 1914 völlig inS Stocken geriet. Tie dem Ministerpräsidenten, ach so teuren Tschechen erholten sich vom Ernst der Ausgleichsverhandlungen mit ein bißchen Obstruktion, am 1. Februar wurde der Staatshaushalt durch das Merweltsmittel des Paragraph 14 in Kraft gesetzt, und am 16. März schickte das Ministerium den nun entbehrlichen Reichsrat nach Hause. Für den Grafen Stürgkh begann die glücklichste Zeit seiner ministeriellen Laufbahn! Er regierte ohne Parlament, allein nüt dem Zauberstabe des Paragraphen 14, und die öffentliche Meinung unterstützte ihn anfangs in seiner Abneigung gegen die parlamentarische Kontrolle, bis die Mängel dieses Systems zu offenkundig wurden und der Ruf nach dem Reichsrat die ministerielle Idylle zu stören begann.
Ter Mörder, Friedrich Adler, ist 32 Jahre alt. Er gilt als ein Mensch von maßloser Eitelkeit bei geringen eigenen Fähigkeiten. Durch Pernerstorfer war er in die sozialdemokratische Partei eingeführt worden, doch erlebte sein Politischer „Taufpate" nicht viel Freude cm dem fanatischen Genossen. Am Tage des Mordes in der Frühe hatte Mwnerstorfer noch eine Zusammenkunft mit Adler, während deren er chm gesagt haben soll: „Du bist kein Sozialdemokrat mehr, sondern ein toller Anarchist". — 8ldler ist in Untersuchungshaft abgeftihr wordent.
Wien, 23. Okt. Nach dem Protokoll über die Leichenöffnung ergab sich, duff der Mörder aus einem Mowningrevolver drei Schüsse gegen den Kopf des Ministerpräsidenten aügab und zwar zwei im Bereich der tSirn, wahrend der dritte an der Nasenwurzel tvaf. Die beiden Schüsse gegen die Stirn waren so abgefeuert, daß dir Kugeln das Gehirn durchsetzten. Die Geschosse wurden im Gehirn vorgefunden. Der dritte Schuß hatte eine Ri.hung von toben nach unten und die Kugel war durch das Knochengerüst des Gesichts gedrungen c und stak in den Wyichteilen des Halses. Tie beiden den Schädel durchsetzenden Ku- aelu wirkten absolut' tödlich,
Wien, 23. Okt. Das Leichenbegängnsi stlr öert Mmisterpräsidenten Grafen Stürgkh! findet am 24. Oktober statt. Die Leiche wird in Wien eingesegnet und sodann zur Beisetzung nach Halbenrain (Steiermark) gebracht. Der Täter Fritz Adler wurde gestern nachmittag einem gerichtlichen Verhör unterzogen, das bis in die späten Abendstunden dauerte.
Me Ereignisse in; We^en.
Der französische Tagesbericht.
WTB. Paris. 23. Okt. Amtlicher Bericht von gestern Mittag: Südlich der Somme wiederholten die Deutschen ! Versuche in der Gegend Biaches und Bois Waise nicht, m bestätigt, daß ihre Verluste im Verlaufe des gestrigen
Gegenangriffs in diesem Anschnitt beträchtlich waren, namentlich vor dem Dorfe Biaches. wo sie mit mächtigen Beständen angrifsen. 2» der Gegend Chaulnes griffen die Deutschen bei Tagesanbruch dis neuen französischen Stellungen heftig an und bemühten sich, unsere Einheiten von den gestern gewonnenen Punkten zurückzuwersen. Diese Versuche blieben ergebnislos und kosteten sie hohe Verluste. Die Gewinne der Franzosen wurden vollständig behaupte«
Flugdienst: 2n der Nacht vom 21. auf den 22. Oktober belegten 6 französische Flugzeuge den Bahnhof Courcelles-sur- Nico köstlich Metz) mit Bomben. I8Ü Zwölf-Zentimeter-Grai- natcn wurden auf die Gebäude und Gleise abgcworfen und scheinen bedeutenden Schaden verursacht zu haben. 2n derselben Nacht warfen französische Geschwader SO Granaten auf die Bahnhöfe Saint Quentin und Tergnier, 16 auf die Lager in Teains (?), 120 großkalibrige Granaten auf die Bahnhöfe Hem und Aihis und aus Fingzeugschuppen in der Gegend Peronnc.
Orientarmee: Das schlechte Wetter behinderte die Operationen auf dem größten Teil der Front. Die Alliierten erzielten trotzdem einige Fortschritte auf dem rechten Ufer des Wardar. i
s Abends: Südlich der Somme richteten die Deutschen nach heftiger Beschießung gegen 1 Uhr einen neuen Angriff auß den Südteil des Gehluzes von Chaulnes. den wir besetzt Haltern Der Feind ist überall mit ernsten Verlusten zurückgewiesen. Nach neuen Feststellungen waren die heute morgen in oer- selben Gegend angesetzten Angriffe sehr mörderisch für die Deutschen. Teile des Feindes, denen es geglückt war, in unseren ersten Linien Fuß zu fassen, wurden vollständig uny> zingelt. ISO überlebende Deutsche wurden gefangen genommen.
Der englische Tagesbericht.
WTB. London, 23. Okt. Amtlicher Bericht von gestern vormittag: Unser Angriff hatte gestern großen Erfolg und alle Ziele wurden erreicht. Es wurden über 800 Deutsche gefangen und weitere langen an. Man hält unsere Verluste für leicht '
Abends: Am frühen Morgen unternahm der Feind einen entschlossenen Angriff auf die Schwabenschanze. Er wurde überall zurückgewiesen, mit Ausnahme von zwei Punkten, wo er in die Laufgräben eindrang, aber sofort wieder daraus, vertrieben wurde, und fünf QsirIere, 79 Mann an Gefangenen und viele Tote zurückließ. Wir griffen mit Erfolg eine 5000 Ellen lange Front zwischen Schwabenschanze und Le Sars an und ruckten um 300—SOO Ellen vor. nahmen Laufgräben in der Gegend der Stusfschanze und einen vorgeschobenen Posten nordnordöstiick der Schmabsnschanze. Es wurden einige Hundert Gefangene' gemacht. Die Flugzeuge bewarfen die feindlichen Verbindungslinien mit Bomben, griffen einen wichtigen Eisenbahnknotenpunkt und ein Munitionsdepot an und brachten vier Waggons zum Entgleisen. Drei feindliche Flugzeuge wurden zerstört und viele zum Landen gezwungen. Zwei unserer Maschinen werden vermißt.
Die Lage im Osten.
Der rumänische Tagesbericht.
WTB. Bukarest, 23. Okt. Amtlicher Bericht von gestern: Nord- und Nordwestfront: Bei Fnlghes und Bicaz ist die Lage unverändert. 2m Trotustal haben wir den Feind angegriffen und zurückgerrorfen. Bei Goicossa im Uzui-Tal heftige Beschießung durch die schwere Artillerie des Feindes. 2m Ottus-Tal und im Slanic-Tai haben wir den Feind angegriffen und zurückgeirorfen. Alle Gegenangriffe des Feindes wurden mit dem Vasoneit abgewiescn. Fm Buzeu-Tal, bei Tadle Butzui und bei Braweea und Predeiui ist die Lage unverändert. Es herrscht rollständigc Ruhe aus der ganzen Front. Bei Prcdeal Beschießung durch schwere Artillerie. In der Gegend Drarozlavele wiesen wir zwei Angriffe des Feindes ab. Eine Unternehmung gegen die Truppen, dis die Sczra passierten, ist im Gange. 2m 2iu- und Alt-Tal und bei Orsova ist die Lage unverändert. Das stürmische Wetter hindert die Tätigkeit. — Südfront: Längs der ganzen Donau nichts Neues. 2n der Dobrudscha zwangen uns heftige Angriffe des Feindes,zur ückzugehen.
Bukarest, 23. Okt. Der rumänische Brigadegeneral L-ancovescu, ehemaliger Generalsekretär im Kriegsministerium, ist zum Chef des Generalstabes ernannt worden.
Der Krieg mit Italien.
WTB. Wien, 23. Okt. Amtlich wird verlautbart vom 23. Oktober 1916:
' Italienischer Kriegsschauplatz: An der küstenländischen Front nahm das italienische Artillerio- feuer gestern wieder an Heftigkeit zu. In Tirol und Kärnten war die Gefechtstätigkeit gering.
Der italienische Tagesbericht.
WTB. Rom, 23. Okt. Regen und reichlicher Schneefalk beschränkten gestern dir Operationen auf Artüierietätigkeit und kleine Patrouillenunternehmungen. Unsere Truppen widmeten sich mit gewohnter Schnelligkeit den Befestigungsarbeiten.
Dämmernde Erkenntnis?
Lugano, 23. Okt. Nach der Telegr.-Union soll- das Vertrauen Italiens auf die Macht Englands vollkommen verschwunden sein. Tie wachsende Sorge, die die Verpflegung den leitenden Kreisen in Rom bereitet, habe die letzten Hoffnungen auf London vernichtet und an ihre Stelle tiefgehende Erbitterung treten lassen. Auch der Besuch Lloyd Georges hiabe daran nichts zu ändern vermocht. Aehnlich sollen die Verhältnisse in Frankreich liegen. Tie Bewegung zur Schaffung einer Diktatur, einer Zentralstelle mit absoluten militärischen und zivilen Vollmachten erstarke andauernd. An ^ der Spitze der Bewegung stehlen vorwiegend Persönlichkeiten aus dem Freundeskreise Briands, so daß die Frage nach dem ersten Inhaber der Diktatur nicht z schwer zu beantworten fei. Allerdings rechne man in Paris mit einer langen Amtsdaurr dieses ersten Diktators. Erst gern Sturz werde eine wirkliche geeig- ? nete Persönlichkeit ans Ruder bringen, von deren grö- z Mrer Bewegungsfreiheit' und besserem Politischen Ver- j ständnis man auch eine Wandelung des augenblicklichen s demütigen .Verhältnisses Frankreichs zu England er-
j warte,
i
! Der Krieg zur See.
j Berlin, 23. Okt. (Amtlich.) Am 22. Oktober morgens erfolgte ein Angriff feindlicher Wasserflugzeuge auf unsere ostfriesischen Inseln. Der Angriff verlief ergebnislos. Es ist keinerlei Schaden angerich- tet. — Am 22. Oktober nacbmittaas beleate eines unserer Marineflugzeuge den Bahnhof und die Tockan- lagen von Sheerneß in der Themsemündung erfolgreich mit Bomben.
Ter Chef des Admiralstabs der Marine.
Berlin, 22. Okt. (Amtlich.) Am 21. Oktober nachmittags griff ein Geschwader unserer Seeflugzeuge englische Seestreitkräfte vor der flandrischen Küste erfolgreich mit Bomben an. Ein Treffer wurde auf einem Zerstörer einwandfrei beobachtet. Alle Flugzeuge sind trotz heftiger Beschießung wohlbehalten zurückge- kehirt.
London, 23. Okt. Nach Lloyds wurden versenkt: Tie norwegischen Segelschiffe „Cettou" und „Guldens", der norwegische Dampfer „Dido", der Dampfer „Furt III." aus (Mistiania, das Segelschiff „Cock os the Walk" und der Dampfer „The Enks".
London, 23. Okt. Die englischen Dampfer „Hu- guenot", „Cliburn" und „Marchioneß" sind versenkt worden. — „Journal os Commerce" in Liverpool verlangt einen Diktator für die Schiffsbauindustrie. Das Blatt berechnet den Gesamtschaden der englischen Handelsflotte während des Krieges auf 4 220000 Tonnen. Davon kämen 1,7 Millionen Tonnen auf den Mangel an Neubauten, 1,52 Millionen Tonnen auf Verluste durch den Krieg und 1 Million auf übermäßige Abnutzung.
Kopenhagen, 22. Okt. Der Dampfer „Runana" aus Ehristiania, mit gehobelten Brettern von Frederik- i stadt nach London unterwegs, ist von einem deutschen > Unterseeboot südöstlich von Risör versenkt worden. ,
Roman von L. Waldbröl.
WM
(Forschung.) (Nachdruck verboten.)
»Der Tote trug die Kleider Ihres Vaters, wie mir Frau Iürgensen aus meine Frage versichcri hat. Und er war ihm in seinem Aussehen so ähnlich, dasz serbst Leute, die Ihren Vater genau gekannt und ihm ein halbes Menschenleben hindurch nahe gestanden hatten, den Verstorbenen mit ihm verwechseln konnten. Außerdem aber wurde ein Brief gefunden, der mit dem Namen Ihres Vaters unterzeichnet war, und von dem ich sicher bin, daß ec auch die Züge seiner Handschrist trug. Wie sollte man unter solchen Umständen noch daran glauben können, daß Herr Stephan Götter nichts mit jenem Todesfall zu schaffen habe? Wenn man jetzt erfährt, daß er noch am Leben « ist, so scheint es ganz unausbleiblich, daß man Erklä- j rungen von ihm fordert. Und man wird sie von ihm > fordern als von einem Manne, der verdächtig ist, an einer absichtlichen Irreführung der Behörden, wenn nicht an einem Kapitalverbrechen, beteiligt zu sein. Ich selbst, I wenn ich das Amt eines Staatsanwalts oder eines Po- ! kizeidirektors in Mildenburg bekleidete, würde unbedenklich feine Verhaftung verfügen in demselben Augenblick, wo er hier erschiene. Deshalb habe ich Ihnen geraten, nicht ihn, sondern Ihre Mutter hierher kommen zu lassen. Sie weiß nach meiner Ueberzeugung so viel von den damaligen > Geschehnissen, daß sie imstande ist, Auskwrung zu geben, und s sie hat andererseits ernstliche Unannehmüchieiten vonseiten der Behörden kaum zu fürchten, da sie ja leicht wird ! »achr.-eisen können, daß sie sich weit von hier im Aus« f lande befand, als jene Dinge geschahen. — Laß ich mcch nut : uchew Ester in diese Ding? mische, darf Sie nicht befremden. Es geschieht nicht .y,cem Vater zuliebe, den ich nickst kenne und über dessen Schuld oder Nichtschuld ich mir darum auch kein Urteil bilden kann, sondern es geschieht um Ibretwillen, liebe Margarete! Denn ich fühle Ihnen gegenüber die Last einer schweren Verantwortlichkeit 'auf meiner Seele."
»Einer Verantwortlichkeit? — Inwiefern?"
„Insofern, als ich mich nach wie vor als den eigentlichen — wenn auch vielleicht unschuldigen — Urheber all dieser Verwirrungen betrachte. Ich hätte tausend Möglichkeiten gehabt, ihnen vorzubeugen. Ich hätte der armen Betty am ersten Tage meines Hierseins leicht genug die Möglichkeit gewähren können. Sie aus dem Hause herauszuschmuggeln. Denn ich hätte ja blind sein müssen, wenn ich nicht durchschaut hätte, worauf ihr wunderliches Benehmen hinausging. Ich hätte darauf bestehen können, daß Sie das Haus und Langenhagen in aller Morgenfrühe ^ verließen, noch ehe die Begegnung mit dem alten Christian und mit dem unseligen Philipp Welcker erfolgt war. Das alles habe ich versäumt, und demzufolge ist es nun auch j meine Pflicht, Sie vor den Folgen meiner Handiungs- ! weise zu schützen, so gut ich es nach Lage der Dinge noch Z vermag."
„Uno nun frage ich Sie noch einmal: „Wollen Sie Ihre Mutter veranlassen, hierher zu kommen?"
„Nein."
„Und wollen Sie mir trotz der Warnung des Herrn Dr. Sommer, mir zu vertrauen, vielleicht auch den Grund nennen, aus dem Sie es verweigern?"
„Trotz seiner Warnung?" fragte sie erstaunt. „Ja, was können Sie von einer solchen Warnung wissen? Ich habe Ihnen doch mit keiner Silbe davon gesprochen."
„Nein. Aber Ihr Freund gehört nicht zu den Leuten, die ihre Gedanken und Absichten sonderlich geschickt zu verbergen wissen. Welcher Art seine Gesinnungen m bezug aus mich sind, wußte ich nach den ersten zehn Minuten. Und ich verübte sie ihm nicht. Denn Sympathien und Antipathien bei neuen Bekanntschaften pflegen ja stets gegenseitig zu sein. Aber daß ich vor ihm ein wenig auf meiner Hut sein werde, dürfen Sie mir auch freilich nicht verargen l"
„Sie werden keinen Streit mit ihm anfangen — nicht wahr?" kragte Margarete besorgt. „Er meint es ja nur gut mit mir. Und seine kleinen Sonderbarkeiten hat am Ende ein jeder."
„Beunruhigen Sie sich nicht, liebe Margarete! Ich habe ja bereits bewiesen, daß ich entschlossen bin, seine Sonderbarkeiten zu ertragen, solange es möglich ist. Und auch, wenn, es mir nicht mehr möglich sein sollte — zu einem
! Streit zwischen ihm und mir wurde es deshalb dochsichwer- ! sich kommen."
j „Ich danke Ihnen, und ich vertrage Ihnen, denn ich I weiß, daß Sie unter allen Umständen Ihr Wort halten f werden. Und zürnen Sie mir nicht tanger, weil ich vor- » hin heftig gegen Sie gewesen bin. Es war eine große Un-
- gerechtigkeil, das sehe ich jetzt selbst ein. Denn alles, was j Sie über meinen Vater und über seinen vermutlichen Anteil i an den geheimnisvollen Ereignissen im Heiüehause sagen,
ging ja auch mir schon seit Stunden durch die Seele. Es j tat mir nur im ersten Augenblick so schrecklich weh, als ich , es auch aus dem Munde eines andern hören mußte. Aber j Sie haben recht: es hat keinen Sinn, sich dagegen zu s verschließen! Ja, es würde alles so verlaufen, wie Sie i sagen. Wenn Papa hierher käme, würde man ihn verhaften. Und das würde sein Tod sein. Sie haben ja s keine Ahnung, wie unbeholfen und wie ratlos er in allen i Angelegenheiten des praktischen Lebens ist. Er würde ' nicht mehr ein und aus wissen, und er würde alles da- , mit nur noch tausendmal schlimmer machen. Das ist der ' einzige Grund, weshalb ich nicht will, daß meine Mutter ^ hierher kommt. Denn er darf jetzt nicht mehr allein bleiben, nicht für eine einzige Stunde. Wenn es keine andere j Rettung mehr für ihn geben sollte als eine Flucht, wie
- sollte er diese Flucht bewerkstelligen können, wenn er ' ganz allein auf sich angewiesen wäre und des Beistandes
meiner klugen Mutter entraten müßte?"
> „Sie denken an die Möglichkeit einer Flucht, Marga»
; reie? Dazu wäre doch wohl nur dann Veranlassung, wenn Ihr Vater die Verantwortung für leine damalige Handlungsweise zu scheuen hätte!"
„O glauben Sie nicht, daß ich ihn für einen Misse» ' täte: halte! Er würde nicht imstande sein, ein kleines : Tier zu töten oder einen Menschen auch nur um eines : Pfennigs Wert zu betrügen. Was auch immer er getan j haben mag, mein Glaube an ilm bleibt darum doch aner-
- fchütterlich, und meine Liebe zu ihm könnte sich nie ver- ) ringern. Aber wer sagt uns, daß die Welt ebenso ur- : teilen wird, die Welt, die ihn nicht kennt, und für die ? immer der äußere Schein maßgebend ist? Darum halte : ich es sehr wohl für denkbar, daß er fein Heit in der Flucht I sucyen muß. Denn er darf nicht ins Gefängnis — auch
nicht für eine einzige Stunde!"
Fortsetzung folgt.