Eigentum und ihre Familien raffiniert und schrankenlos anwenden, weil sie sicher zu sein glauben, daß ihren Lands­leuten nicht dasselbe widerfahren könne.

Das deutsche Geschäft in England und Uebersee soll sozusagen in der Wurzel vernichtet werden, so daß ein späteres Wiederwachsen und Erstarken sich ausschlicßt: da­mit außerdem alle deutschen Werte, einschließlich des deut­schen Privateigentums, in englische .Hand übergehen. Alle Beweisstücke, wie Geschäftsbücher u. a., vernichtet der vorsorgliche.Räuber gänzlich. Das ist der Sinn des aanzen Krieges, im englischen Lichte gesehen.

Die Ereignisse im Westen.

Der französische Tagesbericht.

WTB. Paris. 19. Sept. Amtlicher Bericht von gestern -Nachmittag: Nördlich der Somme eroberten die Franzosen köstlich von Clery Gräben und wiesen feindliche Gegenangriffe auf Liese Stellung zurück. Südlich der Somme unter­nahm der Feind im Laufe der Nacht mehrere Gegenangriffe auf , die französischen Gräben östlich von Berny und südlich von Deniecvurt. In der letzteren Gegend versuchten die Deutschen nicht weniger als drei heftige Angriffe. Alle Angriffe wur­den mit schweren Verlusten für den Feind abgeschlagen. Oest- lich von Berny machten die Franzosen neue Fortschritte, ebenso an den Ostründern von Deniecvurt, das jetzt vollständig um­zingelt ist. Die Zahl der bisher gezählten Gefangenen er­reicht 1200. 10 Maschinengewehre blieben in den Händen der

Franzosen. Nach Bekundungen von Gefangenen waren die Ver­luste der 10. deutschen Ersatzüioision und des 120. deutschen Reservekorps in den gestrigen Kümpfen in der Umgegend von Berny außerordentlich schwer. Zwei Bataillone der 38. und der II. Division wurden durch die französische Artillerie fast voll- ^ ständig vernichtet. Bon dem übrigen Teil der Front ist kein Ereignis zu melden.

Der englische Tagesbericht, l WTB. London 18. Sept. Nachmittagsbericht: Die allge- : Meine Lage ist unverändert. Oestlich von Coucelette brachten swir unsere Linien merklich voraus. Südlich von Thiepval ! nahmen wir wieder einen Teil des feindlichen Laufgraben- ' systems

Die Lage im Osten.

WTB. Wien, 19. Sept. Amtlich wird verlautbart vom 19. September 1916:

Oestlicher Kriegsschauplatz: Front gegen Rumänien: Südöstlich von Hatszeg(Hötzing) wurden die Rumänen über Merisor gegen Petroseny zurückgeworfen. Im Ger- geny- und Kelemen-Gebirge enge Gefechtsfühlung.

Heeressront des Generals der Kavallerie Erzherzog > Karl: Die Russen setzten in der Bukowina ihre Angriffe :fjort. Beiderseits von Torna Watra kämpften auch ! rumänische Heeresteile mit. Oesterreichisch-ungarische und deutsche Truppen schlugen alle, stellenweise von stärk- Mm Geschützsieuer eingeleiteten Anstürme der Feinde zurück.

Südöstlich der Ludowa drängte der Gegner ein schmales Stück unserer Front etwas gegen Westen. Bei Lipnica Dolna gewann der deutsche Gegenangriff weiter Raum.

Heeresfront des Generalfeldmarschalls Prinz Leo­pold von Bayern: Im Vorgclünde der Armee des Gene­rals von Boehm-Ermolli erfolgreiche Streifungen. Bei der Kampfgruppe des Generals Fath wurde der Brücken­kopf von Zarecze (südlich von Stobychwa) erstürmt. Tie österreichisch-ungarischen und deutschen Truppen des Generalleutnants Claudius überrannten vier hintereinan­derliegende Linien und brachten 31 russische Offiziere, 2511 Mann und 17 Maschinengewehre ein.

Italienischer Kriegsschauplatz: Auf der Karsthochfläche verlief der gestrige Tag ruhiger, da die Angriffskraft der im Kampfe gestandenen italienischen Heereskörper sichtlich verbraucht ist. Vereinzelte Vor­stöße des Feindes wurden abgewiesen. Der Geschützkampf war nachmittags mehrere Stunden hindurch sehr heftig.

1 namentlich im südlichen Mschnitt der Hochfläche. Dort hat sich seit Beginn der Schlacht das Infanterie-Regiment Nr. 102 durch tapferes Ausharren ausgezeichnet. Bei Flitsch und auf dem Kamm der Fassaner Alpen schlugen unsere Truppen mehrere Angriffe schwächerer Abtei­lungen ab.

Der bulgarische Bericht.

WTB. Sofia, 19. Sept. Meldung des General­stabs : M azed o ni s ch e F ro n t: Gestern, am 17. Sep­tember haben die vereinigten russischen, französischen und serbischen Truppen unsere Stellungen um Lerin (Florina) erfolglos angegriffen. Alle feindlichen Angriffe sind durch Gegenangriffe abgewiesen worden. Auch Angriffe gegen die Höhen Kaimaktschalan wurden abgewiesen. Im Tale der Moglena das gewöhnliche Artillerie- und Jnfanterie- feuer. Im Wardartal schwaches Geschützfeuer. Am Fuße der Belaschica-Planina haben wir vorgeschobene italie­nische Abteilungen bei den Dörfern Motnisa, Gersi Povoj angegriffen und 15 Offiziere und 250 Mann vonr 62. italienischen Regiment gefangen genommen. Außerdem blieben 2 Maschinengewehre in unserer Hand. Längs der Struma unbedeutende Jnfanteriegefechte zwischen Bor­postenabteilungen. Die feindliche Flotte hat das Dorf Pravischta beschossen.

Dobrudscha: Ter Kampf, der auf der Linie der Dörfer Neralai,- Mosak, Araodschi, Kokardscha, Copal-- dinu und Tuzla begonnen hat, entwickelt sich zu unseren Gunsten. Infolge von Gegenangriffen haben wir die Dör­fer Sotuli, Schiiol, Masiul besetzt, in denen wir 5 Ge­schütze und 4 Maschinengewehre erbeutet haben. Am 15. September haben wir nach kurzem Gefecht die vor An­kunft unserer Truppen von der Bevölkerung geräumte Stadt Mangalia besetzt. Am Ufer des Schwarzen Meeres Ruhe. Minister Radoslatvow.

Der rumänische Tagesbericht.

WTB. Bukarest. 18. Sept. Amtlicher Bericht. An der Nord- und Nordwestfront leichte Gefechte. Wir haben südlich von Sibia (Hermannstadt) zwei Maschinengewehre erbeutet und 40 Gefangene gemacht. Im Streintal heftige Kämpfe. Süd front: An der Donau haben wir durch Kanonen­schüsse Barken mit feindlichen Soldaten versenkt. In der Do- brukäscha Artilleriekampf. Südlich von Cobadin brachte eine russisch« Mörserbatterie feindliche schwere Artillerie zum Schwei­gen. Lustkamps: Ein Flugzeug hat die Stadt Turn Se­verin mit Bomben belegt.

Bern, 19. Sept. DemTemps" zufolge fanden die Bulgaren in Kavalla unter anderem für 150 Millionen Mark Tabak vor.

Der türkische Krieg.

WTB. Konsiantinopel, 18. Sept. Amtlicher Be­richt vom 18. 9. (Verspätet eingetroffen.) An. der Jrakfront griffen die Engländer in der Umgebung von Nassirieh am 9. September unsere Front mit einer etwa 5000 Mann starken Truppenmacht und mit ver­schiedenen Geschützen und Maschinengewehren an, wur­den aber zurückgeworfen und verfolgt, wobei sie schwere Verluste erlitten. An den übrigen Fronten keine Er­eignisse. Ter Vizegeneralissimus.

Neues vom Tage.

Berlin, 19. Sept. Tie am 26. September be­ginnenden Reichstagssitzungen werden sich voraussicht­lich über einen Zeitraum von 14 Tagen erstrecken.

Berlin,- 19. Sept. Der Paketverkehr nach der Türkei ist bis auf weiteres wieder eingestellt.

Mißverständliche Reden.

, Berlin, 19. Sept. Der Kolonialstaatssekretär Dr. Sols hatte vor einiger Zeit in verschiedenen Städten des Reichs Vorträge auf die Wiederaufbauung des deutschen

Kolonialreiches gehalten und dabei die Ansicht entwickelt, daß die Kolonien zu behaupten seien, auch wenn die übermächtige Seeherrschaft Englands nicht bezwungen werden könne, daß also ein Gleichgewicht der beiden feind­lichen Flotten oder gar ein Uebergewicht der deutschen nicht nötig sei, denn die Kolonien könnten sich selbst vertei­digen auch ohne unmittelbare Verbindung mit dem Mut­terland. Diese Ansicht, in deren Hintergrund der Gedanke der diplomatischen Verständigung mit England schlum­mert, hat begreiflicherweise Aufsehen und Widerspruchs besonders in den Kreisen des Kolonial- und Flortenver- eins gefunden, und der Vorsitzende des elfteren, Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburg richtete ein Schreiben an Dr. Sols mit der Bitte, seine Stellungnahme deutlicher zu machen. Dr. Sols erwiderte darauf, daß er nicht habe sagen wollen, Deutschland bedürfe zur Festhaltung seiner Kolonien keiner starken Flotte. Er sei vielmehr der An­sicht: sowohl Kolonien als auch Flotte.

Der Umschwung.

Haag, 19. Sept. Seit einigen Tagen ist ein merk­würdiger Umschwung in der Stimmung der englischen Zeitungen zu bemerken. Tie trübe Auffassung ist einer hoffnungsfrohen Beurteilung der Lage gewichen.Daily Telegraph" schreibt, in den letzten 6 Monaren habe sich der Ton der deutschen Blätter bedeutend geändert. Das Anerbieten Bethmann-Hollwegs an den Vierverband, die besetzten Gebiete Belgien, Polen usm. gegen Bezahlung einer Kriegsentschädigung zu räumen, sei in allen Haupt­städten glatt abgelehnt worden. Jetzt liege die Sache umgekehrt. Deutschland werde eine ungeheure Kriegs­entschädigung zahlen müssen und England werde sie bis zum letzten Pfennig Herauspressen. (Das Friedensaner­bieten des Reichskanzlers, das weitgehender Zugeständnisse enthalten zu haben scheint, mehr als aus seiner Reichs­tagsrede im März zu entnehmen war, hat vor den Augen des Vierverbands keine Gnade gefunden und das Verbot der Besprechung der Kriegsziele in Deutschland ' mag wohl draußen den Eindruck erweckt haben, als habe man in Deutschland überhaupt keine Ziele. Diese irrige Auffassung könnte für die Feinde eine unangenehme Ueber- raschung haben, besonders wenn sie sich jetzt schon in den Traum einer von Deutschland zu zahlenden Kriegsent­schädigung wiegen.)

Paris,, 19. Sept. Ter Ausaabekurs der neuen französischen Kriegsanleihe ist auf 88,75 Prozent festge­setzt.

Amtliches.

Seuchenfrei.

Der Schweinetransport des Schweinhändlers Hermann Stickel in Nagold aus Marburg ist für seuchemrei befun­den worden. Die durch oberamtliche Bekanntmachung vom 6. ds. Mts. getroffenen Anordnungen wurden mit sofor­tiger Wirkung aufgehoben.

An dir Postbenrher der Zeitung!

Es rnipfirhlt lick. Air die Erneuer- A urig des PoTabonnLinrnts recht- » zeitig zu sorgen, damit die Zeitung s beim Nuurtaiwechiel ohne Unter- . brechung zugestesit io erd en kan n. ^

DasRätsel desHeidehauses

Roman von L. Waldbröl.

(Forsetzung.) (Nachdruck verboten.)

Noch einmal sah sie ihn forschend an; dann, in­dem abermals ein seines Rot in ihren Wangen aufstieg, machte sie eine bejahende Bewegung.

Ich werde tun, was Sie verlangen, auch ohne Ihre Gründe zu verstehen", erwiderte sie einfach.

Rur ein paar Worte nicht wahr? Entschul­digen Sie sich mit übergroßer Müdigkeit, und erklären Sie morgen früh, wenn die beiden mit Ihnen schwatzen wollen, daß Sie es sehr eilig hätten. Man hat doch immer die Möglichkeit, einem Gespräch auszuweichen, das man nicht zu führen wünscht."

Ich werde mein Möglichstes tun. Und morgen wer- den Sie mir jagen, warum ick es tun mußtenicht wahr ?"

Robert Arenberg hatte sich bereits erhoben."

Vielleicht. Und nun, wenn Sie doch schon ent­schlossen sind, hinüberzugehen, sollten Sie auch keine Zeit mehr verlieren. Ich begleite Sie bis an die Gartentür und werde dort warten, bis Sie Ausnahme bei den Iür- gensens gefunden haben für den Fall, daß Sie einer Belästigung ausgesetzt sein sollten."

Margarete Götter lächelte.

O. das ist in Langenhagen nicht zu befürchten am allerwenigsten in dieser Stunde. Wenn Sie nur die Liebe,iswürlägkeir haben wollren, ^nir in den Vorplatz hinauszuleuchren, damit ich meinen staubmantel anziehcn und meinen Hut aussetzen kann. Denn in diesem Auszüge möchte ich nicht gerne Fortgehen."

Ihre männliche Kleidung schien ihr mit einemmal sehr peinlich geworden zu sein. Nasch schlüpfte sie an ihm vorüber, und sie duldete nicht einmal, daß er ibr beim Anlegen des Mantels behilflich war. Aber uls sie toctia Lastand. wandte sie ihm wie in einem raschen Eru-

t schlusse ihr reizenoes Gesichtchen zu und sagte tapfer:

Lassen Sie mich Ihnen noch einmal für Ihr Ver­halten danken, mein Herr! Ich werde Ihnen das nicht vergessen! Aber ich möchte freilich gern wissen, wem ich für diese Freundlichkesten verpflichtet bin."

Ich werde nicht versäumen, mich Ihnen morgen in aller Form vorzustellen und Ihnen mit allen etwa ge­wünschten näheren Auskünften über meine Person zu dienen. Für fetzt wollen wir uns mit derartigen Feierlich­keiten nicht länger aufhalten."

Sie gab sich zufrieden, obwohl sie diese Ablehnung eben- ! so merkwürdig finden mochte wie sein früheres Ver­langen. Mit einem freundlichenGute Nacht!" ver­abschiedete sie sich an der Gartentür von ihm und eilte den Hügelweg hinunter dem nahen Dörfchen zu. Es war hell genug, daß er ihre Gestalt mit den Augen verfolgen konnte, bis sie ihr Ziel, das Häuschen der Frau Jürgensen, erreicht hatte.

Durch die tiefe Stille, der Nacht vernahm sein scharfes Ohr sogar, wie sie an das Fenster klopfte, erst sehr bescheiden und leise, dann immer stärker, ohne daß sich doch irgendetwas in dem Häuschen geregt hätte, oder daß ein Fenster erhellt worden wäre. Wohl fünf Mi­nuten lang wiederholte sie ihre vergeblichen Versuche, dann l gab sie das fruchtlose Bemühen auf. und Robert Aren­berg sah, wie sie langsam und zaudernd wieder zum Heidehause emporstieg.

Niemand hat mich gehört, oder es hat mir doch wenigstens niemand aufgemacht", sagte sie sehr klein- laut und bekümmert, als sie das Gartentor erreicht hatte.Was, um des Himmel» willen, soll ick nun be­ginnen ?"

Ich habe es Ihnen ja oorausgesagt", erwiderte er, obwohl er in Wahrheit durch das sonderbare Verhalten der beiden Frauen selbst einigermaßen überrascht worden ! war.Und .nun werden Sie natürlich tun, was Sie ! von vornherein hätten tun sollen das heißt» Sie wer- > den die bescheidene Gastfreundschaft annehmen, die Ihr Vaterhaus Ihnen unter den obwaltenden Umständen zu bieten vermag."

Und jetzt fügte sie sich in der Tat, wenn auch mit sehr betrübtem Gesicht, in das Unvermeidliche.

I 4. Kapitel.

Erklärungen, die nichts erklären.

Wenn ich nur begreifen könnte, warum sie mich nicht eingelassen haben I" sagte Margarete, als sie wieder in dem dunkel getäfelten Speisezimmer standen.Wäre es denn möglich, daß Sie recht gehabt hätten, und daß Betty wirklich an einen Geist geglaubt hätte? Sie sind doch sonst nicht abergläubisch. Und von einem Geist im Heidehause bat bis jetzt noch kein Mensch etwas gehört."

Morgen früh nach acht Uhr werden wir uns bemü­hen, dem Geheimnis auf den Grund zu kommen. Für heute ist es zum Kopfzerbrechen und zu langen Er­örterungen nun in der Tat zu spät geworden. Gedulden Sie sich nur fünf Minuten, dann wird oben alles zu Ihrer Aufnahme bereit sein, und Sie haben bis in den Hellen Tag keine Störung mehr zu fürchten."

Die fünf Minuten waren noch kaum vorüber, als er zurücklam. Zum zweitenmal wünschten sie einander eine Gute Nacht!" und Robert Arenberg lauschte auf den Klang der leichten Mädchenschritte, die sich nach obenhin verloren. Er hörte, wie sie dis Tür hinter sich schloß, aber er wartete vergebens auf das Knirschen des Schlüssels oder Las Knacken des vorgeschobenen Riegels.

Wie es scheint, bin ich nun glücklich in dem benei- dens werten Atter angelangt, wo man ohne weiteres das Vertrauen der kleinen Kinder und der jungen Mädchen gewinnt", sagte er vor sich hin, und ein etwas wehmü­tiges Lächeln huschte dabei um seinen ernsten, fast her- rischen Mund.Nun, am Ende ist auch das etwas wert."

Er legte sich die Kleidungsstücke zurecht, die er aus dem abgetretenen Schlafzimmer hervorgeholt hatte, und streckte sich auf das altvaterische und etwas unbequeme Ruhebett im Bibliothekzimmer, wo er sehr bald fest und ruhig eingeschlafen war.

Fortsetzung folgt.