Frage noch immer zu einer recht umstrittenen Angelegenheit innerhalb des Artillerie-Offizierkorps gehört, wobei ich bemerke, daß ich für meine Person die guten Gründe nicht verkenne, die für die 4-Geschütz-Bat- terie sprechen. 4. Die Verteilung der Feldartillerie auf die Armeekorps wird schließlich noch abhängig von der immer zwingender auftretenden Frage der Bildung von Reservekaders für die im Kriege sofort aufzustellenden Reservedivisionen, deren Aufstellung zurzeit ganz erheblich im Mobilmachungsfalle das feste Gefüge unserer Truppenteile zerstört. Stellen wir Reservekaders für Infanterie und Feldartillerie in genügender Stärke auf, so fällt dieser Ilebelstand fort. Gleichzeitig erhalten wir den festen Rahmen für unsere Ilebungsformationen des Beurlaubtenstandes einschließlich der wieder auszu- bildenden Ersatzreserve. 3. Neben diesen organisatorischen Fragen erscheint mir die wichtigste die Verjüngung des Offizierkorps und die Hebung des Ilnteroffizier- korps.
Stadt, Bezirk und Nachbarschaft
Calw, 25. Februar 1913.
Ordensverleihungen und Auszeichnungen aus Königs Geburtstag. Der Stäatsanzeiger veröffentlicht in einer sechsseitigen Ausgabe auf den heutigen Tag die anläßlich seines Geburtstags vom König mit Orden und Titeln bedachten Namen. Darnach wurde verliehen dem Kameral- verwalter und titulierten Finanzrat V ö l t e r - Hirsau das Ritterkreuz 1. Klasse des Friedrichsordens: die Verdienstmedaille des Friedrichsordens dem Zugführer Seitz in Calw: die silberne Verdienstmedaille dem Zugführer Klumpp, dem Bremser Katz je in Calw, den Bahnwärtern Kling auf Posten 52 der Abteilung Liebenzell, Erhardt auf Posten 39 der Abteilung Teinach, dem Hilfswärter Johann Talmon in Neuhengstett, dem Bahnarbeiter Leonh. F l i ck - Althengstett und dem Oberamtsdiener Fischer in Calw. Den Titel und Rang eines Oberpost- fekretärs erhielt der Postfekretär in gehobener Stellung Lai b l e-Calw: den Titel eines Schulrats Bezirksinspektor Schott- Nagold.
Der Milchverbrauch der Stadt Calw. Nach einer Statistik über Milchwirtschaft wurden im Jahre 1912 durchschnittlich 1019 495 Liter Milch in Calw zum Verkauf gebracht. Davon entfallen auf die in der Stadt wohnenden Milchproduzenten 568 Liter pro Tag, in einem Jahr demnach eine Menge von 207 320 Liter. Von auswärtigen Milchproduzenten sind eingeführt und verkauft worden 2225 Liter täglich: jährlich 812175 Liter. Zusammen verbrauchte Calw im Jahre 1912 auf den Tag 2793 Liter Milch. 1 Liter kostete durchschnittlich 20 Pfennig.
b. Das neue Choralbuch. Am Sonntag, den 18. ai, dem Dreieinigkeitsfeste, wird das neue evangelische Gesangbuch und das Choralbuch von den Gemeinden allgemein in Gebrauch genommen werden. Die besonderen Bestimmungen über die Einführung wird ein Erlaß der Oberkirchenbehörde treffen. Wer die Absicht hat, Konfirmanden ein Gesangbuch zu schenken, wird gut tun, nur noch das neue Gesangbuch zu wählen.
Bon der Schwäbischen Turnerjchast. Eine Sitzung des Kreisturnausschusses des Turnkreises Schwaben fand kürzlich in Stuttgart statt. Das Probewetturnen für die Teilnahme am deutschen Turnfest in Leipzig wird am 22. Juni im Turnkreis Schwaben in Stuttgart, Ulm und Reutlingen veranstaltet werden. Als Ausgangspunkt für den Eilbotenlauf nach Leipzig wurde Friedrichshafen, der Hohenzollern, der Hohenstaufen und Marbach bestimmt. Diese Läufe treffen in Stuttgart zusammen und gehen als Einzellauf das Neckartal hinab nach Heilbronn, von wo dann der Anschluß an die
einem Winkel, spielte mit Steinchen und sagte Laute, die sie von niemand gehört hatte. Als sie in ihren Spielen vorrückte und behender ward, verdrehte sie oft die großen, wilden Augen, wie Knaben tun, die innerlich bereits dunkle Taten spielen. Auf die Schwestern schlug sie, wenn sie sich in ihre Spiele einmischen wollten — und wenn jetzt die Mutter in einer Anwandlung verspäteter Liebe und Barmherzigkeit das kleine Wesen in die Arme schloß und mit Tränen benetzte, so zeigte dasselbe keineswegs Freude, sondern weinte und wand sich aus den umfassenden Händen. Die Mutter aber wurde dadurch noch mehr zugleich liebend und erbittert, weil sie nicht wußte, daß die kleinen Würzlein, als sie einst den warmen Boden der Mutterliebe suchten und nicht fanden, in den Fels des eigenen Herzens schlagen mußten und da trotzten.
So ward die Wüste immer größer.
Als die Kinder emporwuchsen und schöne Kleider ins Haus kamen, waren jene Brigittas immer recht, die der Schwestern wurden mannigfach geändert, bis sie paßten. Die andern bekamen Verhaltungsmaßregeln und Lob, sie nicht einmal Tadel, wenn sie auch ihr Kleidchen beschmutzt oder zerdrückt hatte. Da das Lernen kam und die Stunden des Vormittags ausgefüllt waren, saß sie unten an und starrte mit dem einzigen Schönen, das sie hatte, mit den in der Tat düsteren Augen, auf die Ecke des fernen Buches oder der Landkarte: und wenn der Lehrer eine seltene rasche Frage an sie tat. erschrak sie und wußte keine Antwort. Aber an langen Abenden, oder sonst, wenn man im Gesellschaftszimmer saß, und sie nicht vermißte, lag sie aus
Badenser und die weiter in Betracht kommenden Turnkreije erfolgt.
8Lt>. Mußmaßliches Wetter. Für Mittwoch und Donnerstag ist ein allmählicher Witterungsumschlag und milderes, sowie zeitweilig bewölktes, wenn auch noch vorwiegend trockenes Wetter zu erwarten.
Fo Bad Liebenzell, 24. Febr. Im Easthof zum Waldhorn feierte gestern abend der Krieger- und Militäroerein des Königs Geburtstag. Den Toast auf den König brachte Hauptlehrer Völmle aus. Privatier Haager gedachte des Kaisers und des deutschen Vaterlandes. Or. mecl. Schmid feierte die Königin als Landesmutter. Gleichzeitig fand im Saal des Easthofs zum Adler der letzte Gemeindeabend in diesem Winter statt, bei welchem Stadtpfarrer Marquardt einen Vortrag über Ludwig Uhland hielt.
— Stammheim, 21. Febr. Am vergangenen Montag hat Oberamtsbaumwart Widmann von Calw mit dem Sprengstoff „Romperit" mehrere im Boden befindliche Baumstumpen mit Erfolg gesprengt und Baumgruben ausgehoben und hat damit den zahlreichen Zuschauern vorgeführt, wie Zeit und Mühe bei Anwendung dieses Sprengungsverfahrens erspart werden können. Der hierauf im Rößle folgende Vortrag des Oberamts- baumwarts, in welchem dieser in eingehender, leicht verständlicher Weise über die volkswirtschaftliche Bedeutung des Obstbaus, über Pflege und Düngung der Obstbäume sprach, war gut besucht. Die zahlreichen Anfragen an den Redner aus dem Kreis der Zuhörer, wie die rege Aussprache überhaupt, haben gezeigt, welch großes Interesse diesem Zweig der Landwirtschaft auch hier entgegengebracht wird. Mehrere der Anwesenden haben ihrem Interesse für den Obstbau dadurch Ausdruck gegeben, daß sie dem Bezirksobstbauverein beigetreten sind.
Württemberg.
Stuttgart, 24. Febr. Zum „25. Februar 1913" schreibt der Staatsanzeiger: Der König, der Heuer das 65. Lebensjahr vollendet, begeht diesen Tag an den sonnigen Gestaden der Riviera, die er wieder zu seiner Erholung aufgesucht hat. Wir dürfen jedoch sicher sein, daß der König, der ja auch in der Ferne in steter Fühlung mit den Landesangele- genheiten bleibt, an diesem Tage mit seinen Gedanken mitten unter seinen Landeskindern weilt. Und das württem- bergische Volk entsendet nicht minder herzlich seine treuen Grüße in die Ferne, mit dem aufrichtigen Wunsch, Seine Majestät möge an dem ihm lieb gewordenen schönen Platze gute Erholung und neue Kräftigung finden und, wie auch die Königin, die gleichfalls zu längerem Kuraufenthalt außerhalb der Residenz weilt, in vollem Wohlbefinden in unsere Mitte zurückkehr^n.
Stuttgart, 21. Febr. Die Jungfernrede des Reichstagsabgeordneten Gunsser vom 10. Wahlkreis in der Reichstagssitzung vom 28. Januar, in der er — wohl in der guten Absicht, den heimischen Weinbau zu schützen — in verallgemeinernder Weise die spanischen Weinhallen im Deutschen Reich als betrügerische und die Weinkontrolle unerhört täuschende Betriebe hinstellte, kommt nicht zur Ruhe. Den ersten Angriff unternahm der Spanier Juan Camps (Stuttgart). Er belehrte Herrn Gunsser, der den Vorwurf mangelhafter Untersuchung der Auslandweine erhoben hatte, daß die deutsche Zollbehörde den Auslandimport sehr scharf überwache. Der Campsche Artikel in der Württemberger Zeitung war scharf und sehr wohl dazu angetan, Gunsser zu einer Gegenerklärung zu veranlassen. Aber Gunsser schwieg sich aus. Mit erneuten Angriffen im Neuen Tagblatt, wo sich schon früher die spanische Weinhandlung Prat und Cabre mit ins Zeug gelegt hatte, erklärt Camps, der Reichstagsabgeordnete Gunsser könne äffen
der Erde über durcheinander geworfenen Büchern oder über Bildern und zerrissenen Karten, die die andern nicht mehr brauchten. Sie mochte eine phantastische, verstümmelte Welt in ihr Herz hinein brüten. Sie hatte von den Büchern ihres Vaters, da der Schlüssel immer stak, beinahe die Hälfte gelesen, ohne daß man es ahnte. Darunter waren die meisten, die sie nicht verstehen konnte. In der Wohnung fand man oft Papiere, auf denen seltsame, wilde Dinge gezeichnet waren, die von ihr sein mußten.
Als die Mädchen in das Jungfrauenalter getreten waren, stand sie wie eine freude Pflanze unter ihnen. Die Schwestern waren weich und schön geworden, sie bloß schlank und stark. In ihrem Körper war fast Manneskraft, was sich dadurch erwies, daß sie eine Schwester, wenn sie ihr Tändeleien sagen oder sie liebkosen wollte, mit dem schlanken Arme bloß ruhig wegbog, oder daß sie, wie sie gerne tat, Hand an knechtische Arbeiten legte, bis ihr die Tropfen auf der Stirne standen. Musik machen lernte sie nicht, aber sie ritt gut und kühn wie ein Mann, lag oft mit dem schönsten Kleide auf dem Rasen des Gartens, und tat halbe Reden und Ausrufungen in das Laub der Büsche. Nun kam es auch, daß der Vater begann, ihr Ermahnungen über ihr störrisches Wesen zu geben. Dann, wenn sie auch eben redete, hörte sie plötzlich auf, wurde noch stummer und noch störriger. Es half nichts, daß ihr die Mutter Zeichen gab und zur Kundgebung ihres Unmutes in bitterer Ratlosigkeit die Hände rang. Das Mädchen redete nicht. Als sich der Vater einmal soweit vergaß, daß er sie, die Erwachsene, weil sie durchaus nicht in
bar nicht antworten und auch schon deshalb nicht, weil Gunsser auf die schriftliche Aufforderung von Camps, er (Gunsser) solle die ihm bekannten betrügerischen spanischen Betriebe mit Namen nennen, ebenfalls nicht reagierte. Die Folge des Eunsserschen Stillschweigens war, wie die Schwäbische Tagwacht berichtet, die Errichtung einer spanischen Weinhalle am Sitze Eunssers in Schorndorf.
Stuttgart, 24. Febr. Der nach dem Automobilunglück im Gramschatzer Wald am vorigen Mittwoch in die Klinik des Hofrats Prof. Dr. Rosenberger in Würzburg verbrachte Kaufmann Otto Stein von hier befindet sich auf dem Wege der Besserung und es ist Hoffnung vorhanden, ihn am Leben zu erhalten. Auch das Befinden des Chauffeurs Hösel aus München hat sich gebessert, er ist jedoch noch nicht außer Lebensgefahr.
Eßlingen, 24. Febr. Gegenüber dem Beruhigungsversuch des hiesigen Tiefbauamtes über die Mitteilungen von einer skandalösen Verunreinigung des Neckars durch den Inhalt von Latrinenfässern schreibt die Eßlinger Volkszeitung: „Das Dementi des Tiefbauamtes bezeichnet die von uns geschilderte Entleerung von Latrinenfässern in den Neckar als ausgeschlossen. Hätte sich das Tiefbauamt vor der Veröffentlichung seiner Erklärung bei uns erkundigt, so hätte es erfahren können, daß das von uns Gesagte eben doch voll und ganz zutrifft. Wir wiederholen die Beschuldigung, daß eine sehr große Anzahl von Latrinenfässern in den Abwasserschacht des Latrinenhofes entleert und die Latrine von dort direkt dem Neckar zugeführt wurde. Ob das Düngen einer Wiese im Latrinenhof ab und zu extra erfolgt ist, wollen wir nicht untersuchen: uns wird sogar versichert, im Latri- nenhos befinde sich gar keine Wiese. In der Regel ist die Latrine mittels eines am Latrinenfaß angebrachten Schlauches direkt in den Schacht abgelassen worden, manchmal wurden die Fässer sogar ohne Anwendung von Schlauch in den Schacht entleert. Meist trat hierbei die Wasserleitung in Funktion, wohl nur, um einer Stockung der abfließenden Latrine im Schacht vorzubeugen. Wir wiederholen ferner, daß die Schweinerei seit Jahren betrieben wurde."
Alpirsbach, 21. Febr. Seit einigen Tagen hat der Bauunternehmer Distel im Elaswald einen Granitsteinbruch im Betrieb, in dessen Nähe auch der Schreinergeselle Schatz arbeitete. Dieser begab sich gestern mittag während der Pause in den Steinbruch, wo kurz vorher Felssprengungen vorgenommen worden waren. Er rüttelte an den gelockerten Felsen, als plötzlich ein großes Stück abrutschte und ihn so schwer verletzte, daß er sofort ins Krankenhaus geschafft werden mußte, wo er bald darauf verstarb.
Gmünd, 24. Febr. Der 16 Jahre alte Josef Maihöfer von Mutlangen geriet am letzten Mittwoch beim Langholz- aufladen in Pfersbach so unglücklich unter einen Stamm, daß er ins Gmünder Krankenhaus verbracht werden mußte, wo er am Sonntag vormittag seinen schweren Verletzungen erlegen ist.
Biberach. 25. Febr. Um die hies. Stadtschultheißenstelle haben sich folgende 6 Bewerber gemeldet: Rechtsanwalt Bammert-Laupheim, Amtmann Rippmann- Calw, Rechtsanwalt Höring-Waiblingen, Rechtsanwalt Dr. Otto-Maulbronn, Regierungsassessor Schmieg- Kirchheim u. T. und Amtmann Doll-Viberach.
Aus Welt und Zeit.
Ludwigshafen, 24. Febr. Ein Doppelmord wurde gestern hier verübt. Der 37 Jahre alte Fabrikarbeiter I. Valces- chini überraschte in seiner Wohnung in der Eellertstraße seine 27 Jahre alte Ehefrau Anna mit ihrem Schwager. V. nahm einen eichenen Prügel und schlug auf die Köpfe des Paares so lange ein, bis die Schädel zertrümmert waren. Sofort
das Gesellschaftszimmer gehen wollte, körperlich strafte, sah sie ihn bloß mit den heißen, trockenen Augen an und ging doch nicht hinüber, er hätte ihr tun können, was er wollte.
Wenn nur einer gewesen wäre, für die verhüllte Seele ein Auge zu haben, und ihre Schönheit zu sehen, daß sie sich nicht verachte. — Aber es war keiner: die andern konnten es nicht, und sie konnte es auch nicht.
Ihr Vater lebte in der Hauptstadt, wie es überdies seine Gewohnheit war, und gab sich einem glänzenden Wohlleben hin. Als seine Mädchen herangewachsen waren, verbreitete sich der Ruf ihrer Schönheit durch das ganze Land, viele kamen herbei, sie zu sehen, und die Versammlungen und Gesellschaften in dem Hause wurden noch zahlreicher und belebter, als sie es bisher gewesen waren. Manches Herz schlug heftig und trachtete nach dem Besitz der Kleinode, welche dieses Haus beherbergte — aber die Kleinode achteten nicht darauf, oder sie waren noch zu jung, solche Huldigungen zu verstehen. Desto mehr gaben sie sich den Vergnügungen hin, die solche Gesellschaften mit sich führten, und ein Putzkleid oder die Anordnung eines Festes konnte sie Tage lang auf das Ergreifendste und Innigste beschäftigen. Brigitta, als die Jüngste, wurde nicht gefragt, als verstünde sie die Sache nicht. Sie war manchmal in den Versammlungen gegenwärtig, und dann trug sie immer ein weites, schwarzseidenes Kleid, das sie sich selber zusammengemacht hatte — oder sie mied dieselben, saß indessen auf ihrem Zimmer und man wußte nicht, was sie dort tat.
(Fortsetzung folgt.)