Die Lage im Osten.
Der österreichisch-ungarische Tagesbericht.
WTB. Wie«, 4. März. Amtlich wird verlautbart vom 4 . März mittags:
RussischerKriegs>cb au platz: Im Gebiet von Dubno versuchten Russen g.iiern stütz, das linke Jkwa- Ufer zu gewinnen. Sie wurden ab„, schlagen.
Die in der feindlichen Presse immer mieoerkehrende Nachricht von einer großen und glücklich for> schreitenden rufs. Offensive am Dnjestr und bei Czernowitz ist selbstverständlich völlig unwahr. Unsere Front hat dort seit einem halben Jahr keinerlei Aenderunuen erfahren.
WTB. Wien, 5. März. Amtlich wird verl,lutbart vom 5. März 1916 mittags: Tie Lage ist überall un-? verändert.
Der Balkankrieg.
WTB. Wien, 4. März. Amtlich wird verlautbart vom 4 . März mittags:
Südöstlicher Kriegsschauplatz: Unverändert ruhig. Wie nunmehr festgestellt, wurden bei Durazzs 34 italienische Geschütze und 11 400 Gewehre erbeutet
Der Krieg mit Italien.
Die Kammersröffnung in Italien.
G. K. G. Lugano, 5. Mä.z. Bei der Gross,,uug der italienischen Kammer kam es zu wüsten Lärmausbrüchen, zu denen eine hetzerische Rede des Abg. Bisolati anreizte. Als der Borsitzende Marcora erllärle, Italien kämpfe am Jsonzo nicht nur gegen Oesterreich, sondern auch gegen Deutschland, da erhob sich ein wahj- rer Hexensabbath. „Nieder mit Teutsckl nd!" „Kftsteg gegen Deutschland!" brüllte die Kriegspart.i, und es dauerte einige Minuten, bis der Lärm sich einigermaßen gelegt hatte. (Die Italiener sollten eigentlich an ihrem Kriqg gegen Oesterreich genug haben. Aber i e lich, die Schreier in der Kammer kennen die Schist' >''stm b- aus den Zeitungen. D. Schrisll.)
Der türkische Krieg.
<v<B. Koustantiuostel, 4. März. Das Hrustt- qn..ttier teilt mit: Bon den verschiedenen Froniten liegt keine Meldung über eine wesentliche r e dernng d>" "or.
Neues vom Taae.
Verhafteter Betrüger.
GKG. Paris, 5. März. Brun, einer der größten sranzöftjchen Heeresliegranten wurde aus Weisung des Kommandeurs des 14. Bezirks in Bellegarde verhaftet. Er wird wegen Unregelmäßigkeiten vor ein Kriegsgericht gestellt werden.
Explosion einer Pulverfabrik
WTB. Paris, 5. März. In Toulw. ^ r nne ist gestern eine Pulverfabrik in die Luft g.strgen. Bis jetzt sind 45 Lote und 250 Verwundete festgestel't. Ter angerichtete Schaden an den Häusern der Umgegend ist beträchtlich.
Französische Anleihcversuche in Kanada.
G. K. G. Amsterdam, 5. März. Frankreich unterhandelt mit tanadischen Banken wegen einer Anleihe von 100 Millionen Francs H.gm Verpfändung der in französischem Privatb.sitz befindlichen Obiig ttionen der Quebee-C>,enb hng"s.l!schaft. Tie kanadischen Banken
Auf dunklen Pfade«.
Roman von A. Hotner-Grefe.
(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)
P ötzlich stand, beinahe greifbar deutlich, das Bild des junaen Mmnes vor ihrer Seele Seine Besuche hatten
auf sie einen tiefen, nachhaltigen Eindruck gemacht, sie suchte in ihrer Erinnerung nach seinen Worten, die doch so einfach gewesen waren, nach dem Ton seiner warmen Stimme, sie dachte an seine Haltung, die vornehmen Gebärden, an den Blick seiner treuen Augen.
Und immer wieder sagte sie sich:
„Zu diesem Mann kann ich volles Vertrauen fassen. Er ist >..cr einzige hier, welcher es mit mir gut meint, und der ehrlich ist!"
Warum erschien er ihr eigentlich so? Sie kannte ihn doch noch so wenig. Erst zweimal hatte sie ihn gesellen.
Ein Aufleuchten ging über ihr nachdenkliches Gesicht. Sie wußte jetzt, woher die geheime Macht stammte, welche er über sie besaß.
Das kam daher, daß er seinem > mkel, daß er Ludwig von Werbach so sehr ähnelte! Nicht bloß sah er ihm ungemein gleich, die Gestalt, die Gesichtsbildung, die Stimme — alles erinm-'» stark an den Toten; nein, auch im Wesen war eine che Aehnlichkeit.
Ludwig von Werbach he e ihr schon früher un- zähligemal von diesem seine a Lieblingsneffen erzählt. Und stets hatte er ihn gejchilüc ' als außergewöhnlich gut, gütig und ritterlich.
„Du wirst ihn liebbabe r.üssen, Kindl" hatte Ludwig gesagt; „denn er und ich, wir sind aus demselben Stoff. Und wer an mir ' ingt, der muß,auch ihn lieben I"
Seltsam, wie lebendig diese Worte jetzt in der stillen Nachtstunde wieder wurden Sie klangen so deutlich nach im Ohr der jungen Frau. .... stünde der, welcher sie einst so warm gesprochen, noch neben ihr.
Erschreckt suhr sie zusammen und sah sich scheu im Gemach um. - - -
j wollen die mit 500 Francs bewerteten Obligationen blHH ! mit 300 Francs belehnen und fordern acht "''--nt
Musen.
Sieg Wilsons im Senat.
S.A.G. Washington, 5. März. Der Senat h..t in später Nachtstunde mit 68 gegen 14 Stimmen beschlossen, die Beratung der Resolution des Senators Gore, wonach alle Amerikaner angesichts der Kriegslage von Staatswegen gewarnt werden sollen, bewaffnete Handelsschiffe und dergl. bei Reisen zu benützen, auf unbestimmte Zeit zu vertagen. Damit hat der Präsident Wilson einen vollkommenen Sieg erreicht. Unter den Senatoren war die Nachricht verbreitet worden, Wilson werde von seinem Amte zurücktreten, wenn der Gntrag Gore angenommen werde. Wilsons Freunde glauben, daß auch das Abgeordnetenhaus sich auf die Seite Wilsons stellen werde. (Jetzt hat Wilson frei« Hand, und was nun kommen wird, ist leicht voxans- znsehen. Für Deutschland darf es aber nun kein Zu- rückweichen mehr geben. D. Schrisll.)
Nach einer Newyorker Meldung der ,Lbkf. 3tg." wäre al- lerdings durch eine geschickte parlamentarische Taktik Gores die Siegesfreude der Wilsonpartet stark getrübt worden. Wilson wünschte, daß der Senat seine Stellungnahme ohne Aussprache bestätige, weit die letztere viele von Wilson abweichende Ansichten zu Tage gefördert und vor allem bewiesen haben würde, daß die Haltung des Präsidenten logisch nicht folgerichtig ist. Dessen Anhänger im Senat beantragten desha b, daß Gores Resolution auf den Tisch des Hauses geleak werde, ein Antrag, der nach der Geschäftsordnung des amerikanischen Parlament» eine Aus- spräche unmöglich macht. Gore überlistete sie jedoch, indem er seine Resolution so abänderte, daß sie nun besagte, die Versenkung eines Dampfers mit amerikanischen Fahrgästen durch ein deutsches Unterseeboot werde von den Bereinigten Staaten als Kriegsfall betrachtet werden. Hierauf stimmten 68 Senatoren dafür, den Antrag „auf den Tisch zu legen", was die Ablehnung bedeutet, während 14 dagegen stimmten. Gore selbst stimmte dafür, die Resolution aus den Tisch zu legen; er kann deshalb jederzeit wieder einen Antrag auf Erörterung dieser Frage ein- bringen. Sämtliche Nachmiitagsblätter sind der Meinung, daß Wilsons Haltung in der Unterseebootssrage tatsächlich gemiß- billigt worden sei, besonders auch deshalb, weil die Debatte im Senat fortdauert, der Präsident also sein Ziel, die Erörterung der Frage zum Stillstand zu bringen, nicht erreichen konnte.
Amerikas mittelbare Beteiligung am Weltkrieg.
Die Statistik früherer Kriege erweist, daß das Gewicht der verschossenen Munition in Kilogramm ausgedrückt, etwa das Siebzigfache der Anzahl außer Gefecht gesetzter Menschen ausmachte — daß mit anderen Worten auf jeden Boten oder Verwundeten sein Eigengewicht an verschossener Munition entfiel. In diesem Krieg wird es nicht viel anders sein. Wenn Amerika dem Vier- Verband eine Schiffsladung von 7000 Donnen Granate» und Patronen liefert, so bedeutet das Bob oder Verwundung von 100000 Menschen. Es läßt sich weite« nachrechnen, welches Schicksal der getroffenen 100 000, wartet: etwa 30 Prozent sterben, von dem Rest werden zwei Fünfteile schwer und drei Fünfteile leicht verwundet. Demnach: 30000 Leichen, 30000 Krüppel. Diese einfache Uebersicht sollte man an jeder Häusere: iü der Vereinigten Staaten anschlagen. — Die russische! Front mißt annähernd 1200 Kilometer, die deutsche Westfront 800 Kilometer, die italienische Front 700 Kilometer. Veranschlagt man die Balkanfvont auf 300 Kilometer (was die Wirklichkeit eher unterbietet), so erhält nian als Summe eine Fvontbreite von 3000 Kilo^ Meter. Nun rechnet man als Bedarf für jeden Schritt der Front (75 Zentimeter) eine Rolle (100 Meter) Stacheldraht. Es ist nämlich nicht nur der ersten Stellung- sondern auch der zweiten, dritten ... ein zehn- bis fünfzehnfaches Hindernis vorgelegt. Wenn die Front der Mittelmächte also vier Millionen Schritt lang ist/ macht das ebenwvst le Rollm sg spinnt n D ahtes ---- 400 000 Kilometer Draht. Ebenso groß ist der Verbrauch
Im Nebenzimmer hatte Hanna ein halbes Fenster geöffnet, da die alten, riesigen Kachelöfen eine ganz ungebührliche Glut ausströmten.
Der Wind, welcher durch das Fenster ins Zimmer kam, wehte die dunklen Vorhänge weit herein in den finsteren Raum. Sie warfen breite Schatten an den Wänden des erleuchteten Schlafzimmers.
Das sah aus, als ob große, schwarze Flügel über der Wiege zusammenschlugen, in welcher das Kind Ludwigs unruhig, fiebernd schlief. Dann fielen die Vorhänge wieder zurück, die Flügel sanken zusammen.
Der schwere Stoff rauschte leise. Das klang beinahe wie ein Aufseufzen, wie ein Stöhnen.
Ein Entsetzen, eine Angst kroch an Elisabeth heran, deren sie nicht Herr zu werden vermochte, obgleich sie sich selbst töricht schalt. Sie glaubte nicht an Geister-Er- scheinungen und Vorbedeutungen, und doch schlugen ihre Zähne nun plötzlich zusammen, als der Wind von neuem die Vorhänge drinnen hob.
Wieder ballten sich die schattenhaften Gebilde über der Wiege des Kindes zusammen. Breit und mächtig wuchsen die dunklen Flügel an der lichtbestrahlten Wand empor. Und dann wieder vom Nebenraum her das seufzerartige Geräusch, mit dem der schwere Stoff herabsnnk.
„Das ist der Tod", dachte Elisabeth, von einem ihr unbegreiflichen Schauer ergriffen. ,O Gott, er breitet seine Flügel aus über uns!"
Sie sank, überwältigt von Aufregung, an der Wiege des Knaben nieder.
Fieberrot glänzten die Bäckchen; um den heißen kleinen Mund zuckte es wie Schmerz.
Alt sah dieses Kindergesichtchen aus, alt und verfallen. Elisabeth merkte die Veränderung, welche in so kurzer Zeit hier vorgegangen war. Und wieder kam die unnennbare Angst über sie.
„Ludwig," stöhnte sie auf, „Ludwig, höre mich! Hilf mir l Ich bin so ganz allein!"
Aber nichts antwortete ihr. Nur wieder ein Aufrauschen drinnen: von neuem hoben sich die dunklen Flügel.
Taumelnd stand Elisabeth auf.
Nein! Ludwig konnte ihr nicht mehr helfen! Er lag füll drüben in dem prunknoüen Erbbegräbnis der Wer-
8eim Feind. Zusammen 800 000 Kilometer Draht. De« Erdumfang beträgt 40 000 Kilometer. Man könnte mit dem eben verwendeten Stacheldraht demnach die Erde zwanzigmal umspannen. Die zahllosen Jnlandsbefesti- gungen, Brückenköpfe, Flankierungen und dergleichen sind da gar nicht inbegriffen. Man begreift nun, daß 40 riesige amerikanische Fabriken nichts als St^^-L »ahß erzeugen.
Die Friedensbestrebungen des Papstes.
WTB. Rom, 5. März. Der Osservatore Roman» veröffentlicht einen Brief des Papstes an den Kardinalvikar Pompili über den Krieg. Der Papst erinnert an seine früheren Bemühungen zur Wiederherstellung des Friedens und fügt hinzu, daß leider seiner väterlichen Stimme kein Gehör geschenkt worden sei; sie habe indessen ein tiefgehendes Echo unter den Völkern gefunden. Dem Papst erscheint es unmöglich, sich davon abhalten zu lassen, nochmals seine Stimme gegen den Krieg zu erheben, den er als Selbstmord der europäischen Zivils' m bezeichnet.
Portugal.
* Berlin, 5. März. Aus Zürich meldet die Vosstsche Zeitung: Aus Lissabon wird gemeldet, daß dort der Abbruch der diplomatischen Beziehungen mit Deutschland erwartet wird. Die Deutschen ziehen ihre Gelder von den Banken zurück. Zahlreiche deutsche Familien sind bereits abgereist.
Landesnachrichten.
N1te«rteig, 6. März 131«.
" Das Eiserae Kreuz 2 . Kl erhielt Robert Welker, Vizefeldwebel im Res.-Inf. Regt. 248; S. d. Stadlschulth. Welker hier
" Die Gardene Verdienstmedaille hat erhalten: Ulffz. und Fahnenschanei Fr. Scböttte, Sohn des Johann Schöttle. G rienweber in Ebhausen.
* Die Silberne Verdienstmedaille wurde verliehen Musketier Reinhard von Eisendach. — Befördert wurde zum Grfre'len: Musketier B l a i ch von Beuren, Inhaber der Silbernen Verdienstmedaille, und Musketier Hartinann von SpieIberg; drei Kameraden der 11. Kompagnie Ins. Regts N . 125
" Die Silberne Verdienst»» d rill? wurde ferner verliehen: Gefr. M Schleeh, Bauer von Meistern; Bildhauer W. Brösamle von Nagold
* Im Dienste des Vaterland«s gestorben. Wieder ist ein Sohn unserer Stadl, e n ;u ger hoffnungsvoller Man» dem Krieg zum Opfer gefallen. Es ist Paul Armbruster, 25 Jahre alt Sohn des Gei bers Karl Armbruster hier, der einer heimmcköchen Krankheit irn Lazarett erlegen ist. Der Verstorbene war ein allseitig beliebter junger Mann, ein flotter Turner (zuletzt Turnwari) und die Freude und der Stolz seiner Eltern, welche durch den Krieg nun den zweiten Sokn verlieren.
* Vortrag Der hiesige Gewerbeoerein hatte für den gestrigen Abe« d Herrn Haup lehrer Slrohm von Wörners- berg zu einem Lichibildeivorlrag über „Aegypten und der Suezkanal" gewonnen, welcher im Saale des „G-ünen Baum'
! stattfand und gu besucht war. Hauptlehrer Strohm sprach gewandt und führte die aufmerksamen Zuhörer in die Geschichte Aegyptens ein und zu dem Suezkanal, der von so außerordentlicher Bedeut» -g iit und voraussichtlich der Schauplatz erinnerter Kämpfe werden wild. Die Ausführungen des Redners waren von großem Interesse, gaben manchem Zuhörer einen Begriff über die Suezkanalfrage und Aegypten und vervollnänttalen mer Fischten anderen ihr Wissen auf. P ächkige Lichibilder folaten und führten uns in das her, siebe Land. Le^dcifit-r Be fall wurde dem Vortragenden
Vachs. Wie ein ferner Traum erschienen ihr die wenigen Tage, welche sie nach ihrer Verheiratung an seiner Seite dahingelebt hatte.
Nur fünf kurze Tage hohen Glückes; dann kam di« lange Trennung, der eine flüchtige Abend des Wiedersehens, dann jene furchtbare Nacht--
Und nun war sie allein l Ganz vereinsamt, ein Blatt, da, der Sturm verweht hat. Nur dieses Kind, an dem ihr junges Herz hing in einer namenlosen Liebe, verband sie noch mit jener Vergangenheit.
Draußen sang der Winterwind. Im Kamin knisterten die Scheite, die roten Flammen sprühten auf und erloschen.
Tanzend spielten die Lichter hin über den blanken Boden. Und regelmäßig hoben und senkten sich von Zeit zu Zeit die breiten, dunklen Schattenflügel über dem ruhig schlummernden Kinde.
Elisabeth kniete noch immer neben dem kleinen Lager. Sie horchte auf alle die leisen Stimmen ringsum, sie sah alle die irrenden Lichter und Schatten, und doch hörte und sah sie eigentlich nichts.
Ihre ganz« Seele war erfüllt von Angst, Schrecken, Grauen. Sie fürchtete sich vor allem: vor dem Leben, das so hart war, und vor dem Tode, den sie meint« heranschleichen zu hören, so wie er schon einmal, vor Monaten, heimtückisch hier eingedrungen war.
Eine wirre Angst schüttelte sie, und niemand, niemand war da. der ihr helfen konnte, der sie trösten würde!
„Ludwig!" stöhnte sie auf.
Sie horchte angestrengt. Mußte nicht eine Antwort kommen aus jenen unentdeckten Welten, wo er jetzt weilte? Mußte er sie nicht hören und verstehen? Aber alles blieb still.
Do sank der zarte Körper noch mehr in sich zusammen. Die Toten waren stumm; lebte denn keiner, der sie liebhatte, der ihr helfen wollte in ihrer Not?
»Habmarl" _ _
Fortsetzung folgt.