Die Ereignisse im Westen. I

Ein weiterer Bericht über den deutschen

Fliegerangriff auf Kent. !

WTB. London, I I, Febr. (Reuter,) Das Presse­bureau verössentlicht ein weiteres Commnnique über den Angriff feindlicher Wasserflugzeuge auf die Küste von Kent vom 9, Februar, aus dem die Art des Angriffes hervorgeht. Ter erste Flieger wählte als Ziel seines Angriffes eine Trambahn voll Frauen und Kindern und die erste Bombe fiel auf der Straße knapp hinter dem Wageir nieder. Sie explodierte, richtete aber glücklicher­weise keinen Schaden an. Es entstand keine Panik, ob­wohl der Flieger deutlich sichtbar war, der in großer Höhe Kreise zog. Drei weitere Bomben fielen :n ein benachbartes Feld. Der zweite Flieger unternahm einen Angriff auf die Mädchenschule. Eine Bombe drang durch das Dach und explodierte im oberen Stockwerk, so daß die Decke einstürzte und in einen Raum fiel, wo kleine Kinder unterrichtet wurden, Zwei kleine Mädchen wur­den verletzt. Drei britische Aevoplane, die sich zur Ver­folgung aufmachten, vermochten die Angreifer infolge ihres überstürzten Rückzuges nicht einznholen, (!!)

Die Lage im Osten.

WTB, Wien. 11. Febr. Amtlich wird verlautbart vom 11. Februar 1916:

Russischer Kriegsschauplatz: Die Tätig­keit feindlicher Erkundungstrnppen gegen die Front dei Armee des Erzherzogs Jjosef Ferdinand dauert an. Un­sere Sicherungsabteiluugen wiesen die Russen überall zu­rück. Die Borposten des ungarischen Infanterieregiments Nr. 82 zersprengten einige russische Kompagnien.

Der Krieg mit Italien.

WTB. Wien, 11. Febr. Amtlich wird verlautbart vom 11. Februar 1916:

Italienischer Kriegsschauplatz: Keine besonderen Ereignisse.

Die franz. Kommission in Rom

WTB. Rom, 11, Febr. A^nzia Stefani. Briaud, Bourgeois, Thomas nahmen mit ihrer Beglci nng an der Frühstückstafel im Palazzo Farnese bei Barrere teil. Nach einem Empfang beim Regenten statteten Briand, Bourgeois und Barrere dem Ministerpräsidenten Salandra einen dreivicrtelstündigen Besuch ab Später besuchten sie Sonnino.

Der Balkankrieg.

WTB. Wien, 11. Febr. Amtlich wird verlautbart vom 11. Februar 1916:

Südöstlicher Kriegsschauplatz: Tie in Albanien vorrückenden österreichisch-ungarischen Streit­kräfte haben am 9. ds. Mts. Tirana und die Höhen zwischen Preza und Bazar Sjak besetzt.

Eine neue Note -es montenegrinischen Ministerpräsidenten.

WTB. Paris, 11. Febr. Agence Havas. Der urontenegrinische Ministerpräsident Miuskowitfch hat durch Vermittelung der montenegrinischen Gesandt­schaft in Paris folgende amtliche Note veröffentlicht:

Um den tendenziösen Nachrichten des Feindes ein Ende zu machen, ist es von wesentlicher Bedeutung, eine genaue Darstellung von der Haltung Montenegros zn geben. Es ist vollkommen richtig, daß zu dem Zweck, ge-- > wissen entfernten Abteilungen zu ermöglichen, zur Un­terstützung der an einer anderen Front sehr stark mit- > genommenen Truppen herzukommen, bin übrigens l verweigerter Waffenstillstand erbeten wurde und ' daß darauf Friedensvorbesprechungen in derselben W- s ficht eingeleitet wurden. Die österreichisch-ungarischen s Bedingungen, die bekannt sind, wurden natürlich mit ! Entschiedenheit abgelehnt. Die Königliche Familie und - die Regierung mußten darauf eiligst das Land verlas- ! fen, um nicht in die Hände des Feindes zu fallen. Um i die dezimierten und durch Anstrengungen und Entbeh- s rungeu erschöpften unglücklichen montenegrinischen Trup- ! pen zum äußersten Widerstande zu ermutigen, mußte - König Niklaus einen Prinzen seines Hauses und drei Mit- ! glieder der Regierung bei ihnen lassen. Bei seiner Lan- j düng auf italienischem Boden am 20. Januar erneuerte s der König telegraphisch seine ausdrücklichen Befehle an s den Befehlshaber der montenegrinischen Armee, Gen»- r,al Janko Wukotitisch, in einer Weise, die jede Zweideu- j tigkeit ausschließt. Die Befehle lauten: 1. Energischer ! Widerstand soll geleistet werden. 2. Ter Rückzug soll in s der Richtung aus die serbische Armee durchgeführt iver- ! den. 3. Bon niemand und unter keinem Vorwand kön- ! nen Friedensbesprechungen eingeleitet werden 4. Die ! Prinzen, sowie die Mitglieder der Regierung haben der ! Armee auf ihrem Rückzug zu folgen. 5 Tie französische s Regierung unrd für die auf ihre Kosten nach Korfu j gebrachte montenegrinische Armee dieselben Verfügun- j gen treffen, wie für die serb' Re Armee. Die Anwesen- j heit des Königs von Mou.megro und seiner Familie, i sowie die des Regierungschef Miuskowitfch in Frankreich bildet das beredte Dementi der niederträchtigen Aeuße- ! rungen. Gegenwärtig entthront, wie die Herrscher Bel- - giens und Serbiens, hat der König von Montenegro nach treuer und weitgehender Pf chterfüllung das Schicksal seines Landes in die Hände seiner Verbündeten gelegt. Ueberzengt von dem glücklichen Ausgang des Kampfes, in dem er auszuharren beabsichtigt. Abgesehen von der genauen Ausführung der genannten Befehle sind der König und die rechtsmäßige Regierung, die heute nach Frankreich geflüchtet sind, nicht verantworllich für Maß­

nahmen, die nach ihrer Mreise seit dem 20, Januar und in der Folge unter dem Einfluß des Eroberers ge­troffen wurden, von wem sie auch ausgegangen sein mögen.

Carp über die politische Stimmung i» Rumänien. -

WTB. Budapest, 11. Febr. Der frühere ru­mänische Ministerpräsident Peter Carp machte einem Mitarbeiter desAz Eft" gegenüber einige Bemerkungen über die politische Stimmung in Rumänien und sagte: So russoph-il die rumänische Stimmung war, als die Russen ini den Karpathen standen, so sehr hat sich die Stimmung nach dem Siege der Mittelmächte verändert. Ich kann'ganz ruhig sagen, die rnssophilen Gefühle Rumäniens sind stark abgekühlt und die Ru­mänen begleiten die Aktion der Mittelmächte mit freund­lichen Gefühlen. Indessen wird die Haltung Mmäniens nicht durch Stimmungen entschieden, sondern durch die Verhältnisse. Man darf die augenblickliche bedrängte Lage Griechenlands nicht tragisch nehmen. Es ist nur eine Frage der Zeit, daß die Truppen der Mittel­mächte die der Entente in die See drängen. Auf eine Frage wegen der englischen Manöver, den deutschen Mark­kurs herabzudrücken, machte Carp eine abweisende Ge­bärde und sagte: Zum Schluß wird England doch die ganze Zeche bezahlen müssen.

Der türkische Krieg.

WTB. Konstantinopel, 11. Febr. Amtlicher Be­richt des Hauptquartiers von gestern: An der Jrakfront zeitweilig Feuer der Infanterie und der Artillerie. Ter Feind, der vom rechten Ufer her Vor­dringen wollte, wurde nach zwei heftigen Gefechten ge­zwungen, auf seine alten Stellungen zurückzugehen. Bei Kut el Amara keine Veränderung. An der Kauka­sus front scheiterten heftige Angriffe feindlicher Vor­posten an unserem kräftigen Gegenstoß. An der Dar­danellen front schleuderte am Nachmittag des 8. Febr. ein Kreuzer auf der Höhe von Jenischehir 5 Bom­ben gegen Teke Burmi. Unsere anatolischen Batterien erwiderten das Feuer und er zog sich nach Jmbros, zurück. Zwei Monitore, die vor dem Eingang der Meerenge kreuzten, wurden gezwungen, sich zu entfernen.

Neues »vom Tage.

Eine neue Basis für den U-Boot -Krieg

WTB. Frankfurt a. M., 11. Febr. TieFr.. Ztg." schreibt zur Denkschrift der deutschen Regierung über den Unterseebootskrieg: Feindliche Kauffahrtei­schiffe, die mit Geschützen bewaffnet sind, haben kein An­recht mehr daraus, als friedliche Handelsschiffe angesehen zu werden. Der Standpunkt unseres Rechtes ist un­angreifbar. Damit wurden die Regeln des See­krieges, vor allem des Unterseebootskrieges nicht uner­heblich verschärft. Die neutralen Staaten haben aber die volle Möglichkeit, sich künftig vor Schaden zu bewahren, wenn sie ihre Bürger veranlassen, bewaffnete feindliche Dampfer zu meiden. Den neutralen Staaten, in erster Reihe den Vereinigten Staaten von Amerika, bietet sich darüber hinaus die Gelegenheit, an einer Re­gelung des Seekrieges mitzuwirken, die den Notwendig­keiten des Krieges, zugleich aber auch ihren eigenen Wün­schen und Interessen gerecht wird und aus die die deut­sche Regierung in ihrer Denkschrift hinweist: Der U-

Krieg ist auf eine völlig neue Basis gestellt? auf eine Grundlage, die eben zu jenen Schritte» führen kann und führen sollte, die Herr Lansing zu tun bereit schien. Wenn es Lansing mit seinen Bemühungen ernst ist, wenn er seine Vorbedingung in London durchsetzen kann, daß die Entente sich verpflichtet, ihre Kauffahrtei­schiffe zu entwaffnen, dann bewegen sich die Wünsche und die Absichten der Deutschen und der Amerikaner durch­aus in derselben erfreulichen Linie. Die amerikanische Regierung wird nun ihren Worten Taten folgen lassen müssen. In welchem Rahmen wir unseren Unterseeboots­krieg in Zukunft weiter führen werden, wird davon ab- hängen, welchen diplomatischen Erfolg Herr Lansing bei unseren Gegnern in der Bewaffnungsfrage aufzuweisen haben wird.

Eine neue amerikanische Note an Oesterreich.

WTB. Newport, 11. Febr. Reuter. Der Was­hingtoner Korrespondent derNewyork World" meldet, daß Lansing eine Note an Oesterreich-Ungarn richtete,, in der verlangt wird, daß Oesterreich-Ungarn wegen des U-Bvotsangriffes auf den DampferPetrolite" sein Bedauern ausspreche, den Kommandanten bestrafe und eine Entschädigung für den angerichteten Schaden be­zahlte. IN der Note wird gesagt, daß das U-Bvot feuerte, lohne die Petrolite vorher zu warnen. Es setzte das Feuer fort, nachdem der Dampfer gestoppt hatte und verwun­dete einen Mann. Das U-Boot kam längsseits und wollte Vorräte kaufen. Die Petrolite weigerte sich, zu verkau­fen. Daraufhin antwortete der österreichische Koniman­dant, er werde selbst, wenn es nötig sei mit Gewalt, neh­men, was er brauche. Sodann ließ der Kommandant einen amerikanischen Matrosen auf das U-Boot bringen und hielt ihn als Geisel fest, während die Oesterreicher an Bord der Petrolite kamen und die Vorräte holten.

DieTimes" gegen -ie amerikanischen Vorschläge.

WTB. London, 11. Febr. Der Flottenkorrespon­dent derTimes" wendet sich gegen die amerikanischen Vorschläge über das "Seekriegsrecht. Tie Annahme der Bestimmung, daß bewaffneten Handelsschiffen der Be­such amerikanischer Häfen nur unter denselben Bedingun­gen erlaubt werden tollte, wie Kriegsschiffen, wäre selbst­

mörderisch und würde tatsächlich zur Entwaffnung der Handelsschiffe führen. Ferner sei die Bestimmung ganz unberechtigt, daß ein Handelsschiff einer kriegführenden Macht dem Befehl zum Anhalten Folge geben müse. Das könne rechtmäßig nur von neutralen Schiffen gefordert werden. Die Verbündeten würden bei diesen Bestimmun­gen nur Nachteile und die Deutschen nur Vorteile Huben.

Ankunft deutscher Kriegsgefangener in Luzern.

WTB. Luzern, 11. Febr. Am Freitag morgen kamen etwa 200 deutsche Kriegsgefangene aus Frank­reich- an. Wiele, von ihnen sind verwundet, einige unter ihnen schwer. Eine große Menschenmenge berei­tete den Soldaten einen herzlichen Empfang und ver­teilte Geschenke. Im Hotel Du Lac nahmen die Sol­daten das Frühstück ein und wurden vom Präsidenten des Deutschen Hilfsvereins, Hotelier Sickert, begrüßt. Die Behörden hatten Vertretungen entsandt. Von der deutschen Gesandtschaft in Bern begrüßte Legationsrat von Hindenburg die Soldaten. Ebensa ls anwesend wa­ren Generalkonsul Wunderlich-Basel, soivie Fürst und - Fürstin von Bülow. Ein Schiss brachte die Soldaten über den See nach Weggis, Brunnen und Gersau.

Rücktritt -es amerik. Kriegssekretärs.

WTB. Washington, 11. Febr. Reuter. Kriegs- sekretär Garrison hat demissioniert, wie verlautet, weil eine große.Mehrheit des Kongresses gegen seinen Vorschlag betreffend eine Continentalarmee war. Auch der stellv. Sekretär des Kriegsdepartements, Breckin- ridge, hat demissioniert.

Ei« Flieg erd eferteur.

WTB. Bern, 11. Febr. Nach der erzwungenen Landung des italienischen Fliegers in Lugano tauchte bald das Ge. röcht auf, daß es sich um einen Deserteur handle. Die Thurgauer Zeitung spricht heute offen aus, daß dies der Fall ist, indem sie Barbati als einen Rekordmann begrüßt, der als erster durch die Luft desertierte. Dies mache be­greiflich, warum der Flieger und das Flugzeug so schnell franko Italien wieder zugestellt wurden.

Anschläge am Donaunfer.

WTB. Sofia, II. Febr. Wie die Zeitung.Cambana* erfährt, sind in Ciurgewo drei höhere russische Offiziere, die Bomben mit sich führten, von den rumänischen Behörden verhaftet worden. Die Untersuchung ergab, daß Anschläge am Donauufer beabsichtigt waren.

Landesnachrichten.

Klteittttls. l2. Febr«« 1»1« Die wirrttembcrgische Verlustliste Rr. 34K

betrifft die Infanterie-Regimenter Nr. 120, 121, 125, die. Res.-Jnf.-Nechmenter Nr. 119, 120, 121, 246, 274, 248,: Landw.-Jnf.-Regimenter Nr. 119, 120, 122, 126, das: 1. Landst.-Jnf.-Bat. Stuttgart, das Landst.--Jns.-Bat. Eßlingen und die Radsahrer-Komp. Nr. 1; ferner Land? Wehr-Mldartill.-Regt. Nr. 1, Feldart.-Regt. Nr. 29, Rej.-Feldart.-Regt. Nr. 54, die 2. und 4. Feld-Pionier-: Komp., die 3. Res.-Pionier-Komp., die 3. Lmrdw.-Pio­nier-Komp. und die Pionrer-Komp. Nr. 116.

Die Liste enthält u ä. folgende Namen: Karl Braun, Pfalzgrafenweiler, verw. Adam Kuder, Kälberbronn, verw. Georg Sackmann, Besenfeld, verw. Gottlob Nestle, Dorn- stetten, schw. verw. Josef Ottmar, Ebhausen, verw. Frie­drich Kaupp, Bösingen, schw. verw. Georg Zieste, Hvzen- bach, l. verw. Berichtigungen: Eugen Müller, Kälber­bronn, bisher verw., vermißt. Rober Walz, Oberschwandorf, bisher verw., gestorben. Gustav Koch, Göttelfingen, bisher vermißt, in Gefangenschaft.

* Das Eiserne Kreuz hat erhalten: Fahrer Gott­lieb Schwämmt« von Altbulach.

' Die Silberne Verdienstmedaille hat erhallen unter gleichzeitiger Beförderung zum Gefreiten Jakob Wurster, Sohn der Phil. Wurster in Simmersseld. Musk. Mat­thäus Keck aus Rotfelden.

* Verliehen wurde der Titel und Rang eines Baurats an Eis-nbahnbauinspektor Stohrer in Freuden st ad t.

" Sine beachtenswerte Verordnung erläßt heule das Sellv. Generalkommando. Sie betrifft ein Verbot des Wirtshausbesuches der Jugendlichen und ein Verbot des Rauchens. Alle Kreise sollten ernst­lich bemüht sein, dieser Verordnung zur striktesten Durch­führung zu verhelfen!

' Calw, 13. Febr. (Unfall.) Der 16 Jahre alte Metz- gerlchrling Walter Flick von Althengstett, bei Mctzgermeister Hammer, z. Löwen hier, hat gestern seine rechte Hand in die Wmstmaschine gebracht, so daß ihm 4 Finger der rech­ten Hand abgkschnitien wurden.

(-) Tübingen, 11. Febr. (60 Jahre.) Pro­fessor Nägele, der als die Seele des Swäbischcn Älb- vereins gilt und dessen Vorsitzender ist, legte gestern sein 60. Lebensjahr zurück. Seit dem Bestehen des Alb- Vereins leitete Nägele die sehr umfangreichen Geschäfte und die Blätter des Vereins.

(-) Tuttlingen, 11. Febr. (Russische Aus­reißer.) Beim hiesigen Schultheißenamt stellten sich» zwei russische Kriegsgefangene. Sie waren halb ver­hungert. Nach Verabreichung von Speisen wurden sie in den Ortsarrest und andern Tags nach Tuttlingen) verbracht.

(--) Pfullendorf, 11. Febr. (Schwerer Un­fall.) Als die Pferde des Hermann Keller durchgin­gen, geriet der Dienstknecht Karl Schmid von Friedrichs­hafen, der die Tiere aufhalten wollte, unter den Wagen und wurde am Kopf und an den Beinen schwer verletzt. Er wurde ins hiesige Spital verbracht.