Veitimmungen find sorgfältig ejnzuhalten. Eine von «chnurr im Jahre 1911 nach Halberstadt ausgegebene Postkiste mit Knallkorken explodierte beim Umladen in Pforzheim mit solcher Wucht, daß der Oberpostschafsner Springmann schwer verletzt und ein großer Material­schaden verursacht wurde; Springmann ist dienstunfähig geworden. Eine nach Mainz bestimmte Vahnkiste ex­plodierte dort, während sie auf den Güterbeförderer­wagen verbracht werden sollte. Dabei wurde der Fuhr­mann so schwer verletzt, daß er alsbald starb; der Wa­gen ging in Trümmer. Schnurr hat fahrlässig gehan­delt. Er konnte die Folgen der geringsten Nachlässig­keit wohl voraussehen, von den mit großen Poren ver­sehenen Korken konnte die schlechte und billige Zünd­masse beim Transport austreten, zumal die Korken schlecht verklebt waren, außerdem war die Verpackung in den Kisten höchst nachlässig, die Korken mußten schon bei der kleinsten Lageveränderung explodieren. Die von der Mainzer Strafkammer gegen Schnurr wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung ausgesprochene dreimonatige Gefängnisstrafe wurde auf die Revision des Angeklagten vom Reichsgericht be­stätigt. Ueber das Schnurrsche Vermögen ist in der Zwischenzeit das Konkursverfahren durchgeführt worden.

Landwirtschaft und Markte.

Stuttgart, 27. Jan. Landesproduktenbörse. In­folge großer Weltverschiffungen, billigerer Angebote von Argentinien und der Hoffnung auf baldigen Frie­den war die Stimmung auf dem Eetreidemarkte an­fangs der Woche etwas abgeschwächt, wenn auch die Nachfrage für nahen Weizen unverändert anhielt. Letz­ter Tage trat aber, hervorgerufen durch die neuen poli­tischen Schwierigkeiten, wieder eine wesentliche Befesti­gung ein. Das Geschäft ist schwerfällig und sowohl Käu­fer als auch Verkäufer beobachten eine noch selten da­gewesene Zurückhaltung. Auf heutiger Börse waren die Umsätze nicht von großer Bedeutung und sie erstreckten sich nur auf Deckung des nötigsten Bedarfs. Wir no­tieren:

Weizen, württ.

20.

bis

22.

fränk.

21.

22.

bayr.

21.

23.

Weizen Rum.

24,25

24.75

IMa

24,

24 50

Saxonska

24.50

25

Azima

23.75

24.25

Laplata

23.25

24.25

Kansas II

24.50

25.

Kernen, neu

20

22.

Dinkel, neu

14.

15.50

Roggen

18.50

19.

Gerste, württ.

19.

21.

bayr.

20.

22.

Tauber

21.

22

fränk.

21.

22.

Futtergcrstc

17.25

17.75

Hafer, württ.

15.

19

amerik.

20

20.25

rusf.

20.50

21.75

Mais, Laplata

16.

16.25

Tafelqries

34.50

35.

Mehl 0

34.50

35.

l

33.50

34

32.50

33.

3

30.50

31

4

27.60

28

Kleie

9.50

IO.

(netto Kassa.)

Die Fleischbeschau im Schlachthof in Freudenstadt im Jahre 1S12. Im Jahre 1912 belief sich die Zahl der Schlachtungen im Schlachthof hier auf 7199 ge­genüber 7694 im Jahre 1911. Der Rückgang der Schlachtungen um 495 Stück Vieh ist eine Folge des in Deutschland zurzeit herrschenden Viehmangels und der Vieh- und Fleischteuerung. Im einzelnen wurden geschlachtet:

1912: gegenüber 1911:

89 Ochsen 58 Fairen 591 Kühe 877 Rinder 1981 Kälber 8277 Schweine 890 Schafe 26 Ziegen

weniger 53 mehr 27 weniger 84 mehr 18 weniger 192 weniger 98 weniger 175 mehr 8

Beanstandet und der Freibank überwiesen wur­den: 1 Farren, 19 Kühe, Kälber, 7 Schweine, 12 Schafe und 1 Ziege; das Fleisch dieser Tiere wurde zum größten Teil in rohem Zustand als minder­wertig verkauft, 12 Viertel von Kühen wurden als bedingt tauglich erklärt und das Fleisch in abgekoch­tem Zustand auf der Freibank abgegeben. Von den Krankheiten, welche zu den Beanstandungen der Schlachttiere oder einzelner Organe führten, ist die Tuberkulose besonders zu erwähnen; mit dieser Krankheit waren behaftet: 7 Ochsen 7,86 77 der geschlachteten Ochsen, 6 Farren 10,34 77 der ge­schlachteten Farren, 178 Kühe 25,52 A der ge­

schlachteten Kühe, 3 Kälber 0,15 hv der geschlachte­ten Kälber, 48 Schweine 1,31 77 der geschlachteten Schweine, 8 Ziegen - 11,53 7b der geschlachteten Ziegen. Bei der großeil und allgemeinen Verbrei­tung der Tuberkulose unter den schlachtbaren Haus­tieren, vor allem den Rindern, haben die Landwirte alle Veranlassung, dieser Krankheit besondere Auf­merksamkeit zu schenken, und wirksamere Mittel zur Bekämpfung derselben zu ergreifen, als dies bis jetzt geschehen ist. Das neue Viehseuchengesetz bietet ja hiezu genügende Handhaben. Außer der Tuberkulose sind folgende Fälle, welche zu Beanstandungen bei Schlachttieren führten, noch erwähnenswert: 2 Rin­der wurden wegen gesundheitsschädlicher Firmen beanstandet, 6 Schweine wegen Schweineseuche, 4 wegen Rotlaufs, 7 Schafe wegen Wässerigkeit des Fleisches, 1 Kalb wegen Unreife. An einzelnen Organen wurden beanstandet: 1157 Lungen, 114 Lebern, 54 Därme, 91 sonstige einzelne Organe und von 9 Tieren sämtliche Baucheingeweide. (Grenzer.)

Für und wider das Konfirmalionsbekenntnis.

n.

Allein es gibt nun sicherlich auch viele Kinder, die es mit ihrer Konfirmation gewissenhaft nehmen und darunter vielleicht auch eine nicht ganz geringe Zahl aufrichtig gläubiger Seelen, die keinerlei An­stoß nehmen an dem Bekenntnis und Versprechen, das man ihnen zumutet, wenn solcher Kinder auch heute ohne Zweifel weniger sind als früher, nicht nur aus gebildeten, sondern namentlich auch aus Arbeiterkreisen.

Sind wir es nicht ihnen schuldig, es bei der bisherigen Form der Feier zu belassen, um ihnen ja kein Äergernis zu geben? Darauf ist zu sagen : auch diese Kinder, wenn sie auch mit noch so redlichem und heiligem Eifer bei der Sache sind, können in dem Augenblick, in dem sie das Bekenntnis ablegen, unmöglich voraussehen, ob sie zeitlebens daran festhalten werden. Der beste Beweis dafür, wie gering durchaus nicht bloß inliberalen" Kreisen das Zutrauen ist, daß die jungen Leute auf dem naiv gläubigen Standpunkt verharren werden, liegt darin, daß niemand ernsthaft etwas von dem schon manchmal gemachten Vorschlag wißen will, die Kon­firmation auf ein reiferes Zeitalter hinauszuschieben. Eine dritte Gruppe und auch sie dürfte keinen allzu geringen Umfang haben bilden diejenigen Kinder, die schon zur Zeit der Konfirmation mit religiö­sen Zweifeln zu kämpfen haben. Diese brauchen darum gewiß nicht zu den leichtfertigen zu gehören; unter ihnen können ernste Gemüter sein, die es mit der Wahrheit nicht weniger gewissenhaft nehmen als diejenigen, denen in kindlichem Enthusiasmus der Glaube noch leicht wird. Sie sind die bedauernswerte­sten und die eigentlichen Opfer der heutigen Konfir­mationsübung. Ihnen muß die Stunde ihrer Konfir­mation statt zu einer Stunde freudiger Erhebung des Herzens zu einer wahren Seelenqual werden. Sie wer­den gewiß immer eine Minderheit bill>en, aber eine Minderheit, die in einer evangelischen Kirche am we­nigsten ignoriert werden dürfte, einer Kirche, die ihr ganzes Dasein dem Grundsatz verdankt, daß in religiö­sen Dingen Minoritäten nicht vergewaltigt werden dür­fen und daß es weder gut noch geraten ist, etwas wider das Gewissen zu tun.

(Forljetzung solgl.)

Für die Schriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner. Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei.

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Amtliche und Privatanzeigen.

Rgl. Oberamt (Lalw.

Vergebung von Bauarbeiten.

Die Neuherstellung der alten Stützmauern unterhalb des Bezirkskrankenhauses, entlang der Hengstetter Steige im Voranschlagsbetrag von ca. 8070 Mk. soll im Akkord vergeben werden. Offerte wollen mit entsprechender Aufschrift ver­sehen bis Samstag, den 1. Februar, mittags 12 Uhr auf dem Baubüro des neuen Bezirkskrankenhauses abgegeben werden, woselbst auch die erforderlichen Unterlagen bis zum genannten Zeitpunkt aufliegen.

Calw, den 29. Januar 1913.

Die Bauleitung:

Reg.-Baumeister Rich. Dollinger, Architekt.

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Sonntag, den 2. Februar 1913.

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