Seekriegsschauplatzes in den österreichisch-ungarischen und italienischen Gewässern hängt es zusammen, daß die Flotte unserer Verbündeten zu größeren Unternehmun­gen weniger Gelegenheit hat. So oft sie sich aber regen konnte, hat sie Unternehmungsgeist und mit klarer Berechnung gepaarten Wagemut be­wiesen, die neue Zeugnisse dafür ablegten, daß dis ruhmreichen Ueberlieferungen der Kriegsflotte Oestcr- reich-Ungarns in den heutigen Nachkommen nicht nur weiterleben, sondern ungeschwächt fortwirken. Mit freudi­ger Anteilnahme folgen wir Deutschen dem Eingreifender österreichisch-ungarischen Seemacht in die kriegerischen Ge­schehnisse nnd wünschen ihr weitere schöne Erfolge. . ,,

136 Mann des Gambetta gerettet.

' WTB. Brindisi, 28. April. Bon Ueberlebenden desLaon Gambetta" erfährt man, daß das Schiff an der linken Seite von 2 Torpedvs getroffen wurde nnd in 10 Minute n s a n k. Die Zahl der Geretteten beträgt 13 6. Man fischte 58 Leichen ans, die am Mor­gen mit militärischen Ehren auf dem Friedhof vou Cast- rigniano beigesetzt wurden.

Der Admiral, sowie sämtliche Offiziere des Leon Gambetta" ««gekommen.

WTB. Rom, 28. April. Nach einer Meldung der Agenzia Stefani aus Brindisi sind bei dem Untergang des »Leon Gambetta" Admiral Gsnet, sowie sämtliche Offiziere des Panzerkreuzers umgekommen. Es war ein schauerlicher Anblick, so sagt die Meldung weiter, für die italienischen Matrosen, die zu Hilfe eilten. Trümmer von gekenterten Bosten und Leichen trieben auf dem Meere umher.

England besteht ans der völkerrechtswidrigen Be­handlung der U-Boot-Manttschaften WTB. London, 28. April. Im Unterhaus sagte der erste Lord der Admiralität Churchill in Beant­wortung mehrerer Anfragen: Die Ausnahmebe­stimmungen für deutsche Gefangene gelten nur für Gefangene von deutschen Tauchbooten, die auf ruchlose Weise neutrale Nichtkämpfer und Frauen ans offener See getötet haben. Die Gefangenen aus den deutschen Tauchbooten, die vor dem 18. Februar in die Hände der Engländer sielen, werden wie die anderen Gefangenen behandelt. Bei Personen, die systematisch Handelsschiffe und Fischdampfer in den Grund bohrten, vielfach ohne Warnung, ohne Rücksicht auf Verlust an Menschenleben, der daraus entsteht, können nicht als ehr­liche Soldaten betrachtet werden. Missetaten, wie die gegenOriole" undFallaba" konnten nicht vorausge­sehen werden. Das Völkerrecht enthalte keine Bestim­mungen darüber. Man kann augenblicklich nicht sagen, wieweit es möglich sein wird, nach Ablauf des Krieges die Schuld der beteiligten Personen festzustellen und in welcher Form Genugtuung Von dem schuldigen Volke zu erlangen ist. Inzwischen müssen diese Gefangene von ehrenhaften Kriegsgefangene!! abgesondert werde!:. Die Bedingungen, unter denen das geschehen ist, sind durchaus menschenwürdig. Die Negierung hat unter der Voraussetzung der Gegenseitigkeit zugestanden, daß ame­rikanische Vertreter die Gefangenen besuchen und Bericht erstatten. Sie kann sich aber durch die deutschen Wergeltungsmaßregeln nicht in ihrer Behandlungsweise beeinflussen lassen.

Der österreichische Tagesbericht.

WTB. Wien, 28. April. Amtlich wird verlautbart vom 28. April 1915 mittags: Die allgemeine Lage ist unverändert. In den Karpathen, sowie inRus - sisch-Polen vereinzelt heftiger Geschützkampf. Unsere Artillerie brachte zwei Munitionsdepots der Russen durch Volltreffer zur Explosion. Wiederholte Nachtangriffe des Feindes im Abschnitt östlich Höhe Ostry wurden abge- iviesen. In Südostgalizien und in der Buko­wina keine besonderen Ereignisse.

Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabs: von Höfer, Feldmarschalleutnant. > Der russische Zusammenbruch in den Karpathen.

GKG Wien, 28. April. Der militärische Mitarbei­ter der SofioterKamb ana" bezeichnet^ die Karpa­thenschlacht als einen fürchterlichen Zusammen­bruch der Russen. Diese hätten ihre besten Trup­pen und sämtliche Reserven eingesetzt. Die Zahl ihrer Kräfte habe eine Million weitaus überstiegen. In dieser Schlacht sei der Kern und die Auslese der russischen Armee vernichtet worden. Die Hoffnung aus eine Zer­trümmerung Oesterreich-Ungarns, mit der sich die Rus­sen getragen hätten, sei gänzlich zunichte gemacht.

Ein Zeppelin an der russischen Front.

GKG. Berlin, 28. April. Wie dieNational-Ztg." oon der russischen Grenze berichtet, meldetUtvo Nossij" von der Weichselfront, daß vor einigen Tagen ein Zep- A/.lin über den russischen Linien bei Ciechanow er­schien. Trotzdem er heftig beschossen wurde, konnte er wcht zur plötzlichen Umkehr gezwungen werden. Russische Flugzeuge, die ihn vertreiben wollten, mußten unver­richteter Dinge wieder umkehren, da sie vom Zeppelin Schnellfeuer erhielten. Nachdem das Luftschiff seine Er­kundungen beendet hatte, überflog es Ciechanow und warf wer eine große Anzahl Bomben teilweise sehr großen Umfanges ab. Der Sachschaden ist angeblich nicht be­deutend, doch soll eine Anzahl Personen durch Bomben­splitter getötet worden sein. Trotz heftiger Beschießung umkreiste das Luftschiff die Stadt mehrfach und kehrte erst danach, anscheinend ohne Schaden erlitten zu haben, uach den deutschen Linien zurück. Das Blatt weist dar- hin, daß gerade die Zeppeline außerordentlich großen Schrecken unter der Bevölkerung verbreiten.

Ueber Budapest und Wien nach Berlin

WTB. Petersburg, 28. April. In einem Artikel über die Kriegslage führt dieNowoje Wremja" ans, daß die Karpathenkämpfe zu große Anstren- g u n gen nnd Opfer erfordert hätten, um nur als Flügcldeckung zu dienen. Es liege daher anscheinend die Absicht der Kriegführung vor, über Budapest und Wien nach Berlin zu gelangen.

Die russische Riickwärts-Osfensive im Kaukasus.

WTB. Petersburg, 28. April. Der Generalstab d'er Kaukasus-Armee teilt unter dem 25. April mit: In der Richtung auf Olty und an der Küste setzten un­sere Truppen ihreOffensive" (.'!) kort. Im Tale der Alaschke. rt hatte unsere Kavallerie ein Gefecht mit Kurden und zerstreute und warf sie nach Süden zu­rück. An den übrigen Abschnitte!! keine Veränderung.

Der türkische Tagesbericht.

WTB. Ksnftantinopel, 28. April. 5.40 Uhr nachmit­tags. Das Hauptquartier teilt mit: Der Feind erneute seine Versuche gegen Kaba-Tepe und die Südküste der Halb­insel Gallipoli. Wir warfen ihn weiter mit Erfolg zurück. Gestern versuchte der Fein» mit neuen Kräften einen Angriff gegen die Küste bei Kum-Kaleh, wurde aber gezwungen, sich zurnckzuziehen, wobei er drei Maschinengewehre in unserer Hand ließ. An der kaukasischen Front wurde ein nächtlicher russischer Angriff gegen unsere Vorposten an der Grenze nördlich von Milo mit Verlusten für den Feind zurückge­wiesen. Von den übrigen Kriegsschauplätzen ist nichts von Bedeutung zu melden.

Großer Jubel über den Sieg an den Dardanellen.

WTB. Koustanttnopel, 28. April. Der große Sieg an den Dardanellen, über den die ersten Einzelheiten durch die gestrigen Abendblätter bekannt wurden, rief in der ganzen Stadt unbeschreiblichen Jubel hervor. Die Straßen, die gestern anläßlich des Jahrestags der Thronbesteigung des Sultans ohnedies sehr belebt waren, füllten sich auf die Siegesbotschaften hin mit dichten Menschenmaffen. In den Abendstunden war die Stadt reich illuminiert. Der gestrige Empfang im Palais anläßlich des Jahrestags der Thron­besteigung des Sultans war besonders glänzend. Der Empfang erhielt ein besonderes Gepräge durch die Annahme des Titels Ghazi. Der Großwesir richtete an den Sultan die Bitte, diesen Titel anzunehmen, worauf der Sultan sicht­lich gerührt seine Zustimmung hierzu erteilte. Die Feierlich­keit der Uebertragung des Titels Ghazi findet am nächsten Freitag statt. Der deutsche Botschafter Freiherr von Wangen­heim wurde nachmittags vom Sultan in Audienz empfangen. Er unterbreitete ihm die Glückwünsche Kaiser Wilhelms, der außerdem in einem an den Sultan gerichteten TArgramm dem Wunsch nach dem Siege der Armeen der Verbündeten aussprach.

Unnötige Befüvchtttttgc«!.

WTB. Berlin, 28. April. Um einer unnötigen Erregung in den Kreiseil des legitimen Reisge- schäftes entgegenzutreteu, wird von unterrichteter Seite darauf hingewiesen, daß die Bundesratsverordnung über Reis nur den Zweck verfolgt, Neismengen, die spekulativ dem Konsum sernge halten werden, in die Hand des Reiches zu bringen, und dadurch gleich­zeitig eine Reserve an Nahrungsmitteln zu schaffen. Ein E in g r i ff in die o r d e ntl ich e V e r so r- gnng des Marktes mit Reis ist nicht beabsich­tigt, sondern die Verordnung hat im Gegenteil besondere Maßnahmen vorgesehen, um Störungen und Schädigun­gen möglichst fernzuhalten. Daher sind die Fristen über den Erlaß der Aufforderung nnd über die Erklärung, ob der Reis übernommen werden soll, so kurz wie irgend angängig gehalten. ES ist insbesondere die Entscheidung darüber, ob und zu welchen Preisen Reismengen über­nommen werden sollen, in die Hand der Zenrraleinkaufs- gesellschast mit beschränkter Haftung gelegt worden, die auf Grund ihrer besonderen Kenntnis unter genauer Prü­fung des Einzelfalles individualisieren und vorsichtig Vor­gehen wird. Den legitimen Reisfirmen kann sonach nur anheimgestellt werden, gleichzeitig mit der Uebersendnng der Anzeige oder möglichst bald nachher an die Zentral­einkaufsgesellschaft m. b. H. mit entsprechenden Anträgen heranzutreten, wofür die Unterlagen zweckmäßigerweise von der zuständigen Handelskammer zu begutachten sind.

Botschafterbesprechung in Italien

GKG. Rom, 28. April. DemMessaggero" zufolge hat die Regierung ihre Botschafter in Paris, Lon­don, Berlin und Wien aufs neue, zu einer Bespre­chung in Rom eingeladcn.

Die Kämpfe in Deutsch-Südwest-Afrika

WTB. Kapstadt, 28. April. (Reuter). Die Trup­pen der Union, die oie Station Trekkopjes bewachen, haben deir Angriff einer deutschen Abteilung, die 700 Mann stark war, und 12 Kanonen mit sich führte, zurück- aewiesen. Der Feind ließ 25 Tote und Verwundete zurück. (Und die englischen Verluste? Die Red.)

Französisches Brot für franz. Gefangene.

WTB. Basel, 28. April. Die Baseler Nachrichten melden, die Schweiz vermittle neuerdings die Versorgung der französischen Gefangenen in Deutschland mit französischem Brot. Die von Jugend auf an starken Brotverbrauch ge­wöhnten Franzosen empfänden jetzt die in Deutschland herr­schende Sparsamkeit sehr, andere vertrügen das deutsche Brot nicht. Am letzten Samstag rollte, von einer Wohltätgkeits- gesellschaft in Paris ausgegeben, die erste Sendung von 400 5 Kg.-Laiben über Pontarlier nach Basel. Von hier

! aus erfolgt die Zufuhr nach dem Bestimmungsort durch die ! deutschen Behörden. Wenn der erste Versuch befriedigende Ergebriffs zeigt, wird mit Hilfe der Schweizer Post dieser Brot-Verkehr regelmäßig eingerichtet.

Vereitelte Flucht.

WTB. Parts, 28. April. Petit Parisien meldet aus Marseille: Der Postdampfer Anatole begegnete auf der Höhe von Barcelona einem Boot mit 12 deutschen Matrosen von in Spanien internierten deutschen Handelsdampfern. Die Matrosen, die nach Italien fahren wollten, um Deutschland zu erreichen, wurden gefangen genommen und nach Marseille gebracht.

Letzte Nachrichten.

WTB. Berlin, 29. April. Nach der »Deutschen Tages­zeitung" kommt im .Nieuwe Rotterdamschen Courant" ein holländischer Offizier zu dem Schluß, daß die Deutschen un­zweifelhaft einen großen Erfolg errungen haben. Die ge­samte englisch-französische Front in Flandern mußte nach Süden zurückgehen.

WTB. Berlin, 29. April. Das »Journal de Paris" meldet, wie verschiedene Morgenblätter berichten, daß in der Gegend von Dixmuiden eine große Schlacht im Gange sei. Die Deutschen beabsichtigen offenbar, die englische linke Flanke umzubiegen und auf Ipern vorzudringen.

WTB. London, 29. April. »Daily Telegraph" meldet aus Nordfrankreich: Die Schlacht wütet heftig fort, jedoch hat der Kampf einen etwas anderen Charakter angenommen. Er wogt nicht mehr hin und her. Beide Parteien haben Laufgräben eingenommen, aber die Angriffe der Deutschen und unsere Gegenangriffe haben auf dem Schlachtfeld keine bemerkenswerte Veränderung herbeigeführt. Sowohl unsere Truppen wie auch die der Deutschen werden anhaltend ver­stärkt. Die Deutschen verfügen in Drie Grachten und südlich von Poel Capelle über nicht weniger als 120 000 Mann. Seit der Schlacht an der Iser wurde in Belgien und in Fran- zöstsch-Flandern nicht so heftig gejochten. Die Schlachten um den Hügel 60 und bei Neuve Chapelle können mit dem jetzigen Kampf nicht verglichen werden.

WTB. London, 29. April. Nach Blättermeldungen aus Petersburg hat die Regierung für April die Ausfuhr von 60 Millionen Pud Getreide im Werte von 100 Millionen Rubel nach Frankreich gestattet.

WTB. Berlin, 29. April. Die »Kölnische Zeitung" meldet aus Rom, wie verschiedene Morgenblätter berichten, daß die Lage in Aegypten für die Engländer sehr be­drohlich sei.

WTB. London, 29. April. Die »Times" melden aus Sydney, daß der australische Kreuzer »Encounter" den deutschen HandelsdampferElfrieda" aufbrachte. Die »El­frieda" war, wie man glaubt, das letzte deutsche Schiff in den australischen Gewässern.

WTB. Berlin, 29. April. Eine Meldung des »Berliner Lokalanzeigers" aus Genf besagt: Durch Athener Privat­depeschen erfuhr man in Paris zur Mittagsstunde den Zusammenbruch des Landungsoersuchs vor den Dardanellen. Generalissimus Hamilton schreibt die Ursache dieses Mißge­schicks den ungenügenden Erkundungen seitens der Flieger zu, die über die Stärke der europäischen und asiatischen Uferschutzabteilungen irrige Angaben gemacht Härten.

WTB. Berlin, 29. April. Der »Berliner Lokalanzeiger" erfährt aus Rotterdam, daß der dänische Dampfer »Kopen­hagen" gestern die englische Post nach Hoek van Holland brachte. Die englische Admiralität hatte aber nicht zugelaffen, daß Zeitungen an Bord gebracht wurden.

WTB. Petersburg, 29. April. »Rjetsch" führt in einem Leitartikel aus, daß das Alkoholverbot seine Wirkung verfehlt hake. Dies beweise die Entdeckung vieler heimlichen Schnapsbrennereien und die Verwendung zahlreicher Sur­rogate. Außerdem verbreite sich auf dem flachen Lande dadurch das Hazardspiel. Das einzige Mittel, die einge­wurzelte Trunksucht wirksam zu bekämpfen, sei die Schaffung besseren Unterhalts für das Volk, die Einführung von Lese­hallen und volkstümlicher wissenschaftlicher Aufklärung. Sonst sei zu befürchten, daß nach dem Krieg alles im alten Gleise bleibe, da mit dem Verbot allein nichts zu erreichen sei.

WTB. Paris, 29. April. In einer Abhandlung über die russische Armee erklärt der Petersburger Korrespondent des »Temps", Rußland habe noch nicht ein Viertel seiner Reserven in Anspruch genommen. Die russische Militär­verwaltung könne, wenn es nötig sei, noch Jahre lang die Effektivbestände des russischen Heeres auf der gleichen Höhe halten.

WTB. Paris, 29. April. Nach einer Meldung des »Matin" haben zwei deutsche Flugzeuge am Montag Mor­gen Brandbomben auf Eperuay abgeworfeu. Menschen wur­den nicht getroffen.

WTB. Berlin, 29. April. Die Zahl der Opfer bei der Katastrophe des PanzerkreuzersLeon Gambetta" beträgt, wie dem »Berliner Tageblatt" aus Rom berichtet wird, 742 Mann. Die Explosion war so gewaltig, daß sie an der ganzen Küste gehört wurde. DerLeon Gambetta" ging ohne jede Gegenwehr unter. Obschon er die Anwesen­heit des österreichischen Tauchbootes kannte, hatte er trotzdem keinerlei Vorsichtsmaßregeln getroffen. Diese zweite franzö­sische Panzerkatastrophe in der Adria zerstört hier den Rest des Prestiges, den die französische Mitielmeerflotte hatte.

WTB. Berli«, 29. April. Nach einer Meldung des Berliner Tageblatts" aus Gens wird unter dem 27. April aus Petersburg gemeldet, daß auf dem Südabhang der Karpathen eine große Schlacht im Gauge sei. Der Feind habe den Kampf mit einer äußerst heftigen Beschießung auf der ganzen Front eröffnet. In Rußland erwarte man mit Interesse den Ausgang dieser Schlacht und obwohl die