Geschäftsgang des Prinzipals erblickt. Weiter kommt es dem Handlungsgehilfen zu statten, dag, wenn mit der Konkurrenzklausel eine Vertragsstrafe vereinbart ist, nur diese gefordert, dagegen nicht aus Erfüllung geklagt werden kann. Die technischen Angestellten, wie Betriebsbeamte, Werkmeister, Zeichner, Bautechniker, Chemiker usw., für welche der 8 133 t der Gewerbeordnung gilt, sind wesentlich schlechter daran. Bei ihnen ist die Dauer der Konkurrenzklausel nicht auf 3 Jahre beschränkt, auch kann trotz der Vereinbarung einer Konventionalstrafe auf Erfüllung geklagt werden, ja sogar beides nebeneinander, wie neuerdings wieder eine reichsgerichtliche Entscheidung gezeigt hat. Der Redner illustrierte seine Ausführungen durch zahlreiche Beispiele aus der Praxis.
(Schlug folgt.)
Werbeversammlung der Ortsgruppe Calw des Deutschen Wehrvereins. Die nationale Welle, die als Wirkung der politischen Ereignisse der letzten Jahre durch die europäischen Staaten, also auch Deutschland, ebbte, schlug ihre Kreise auch nach unserem Schwarzwald. Diese nationale Welle nicht spurlos zergehen zu sehen, sie zu fassen und patriotischen Zwecken nutzbar zu machen, organisierte sich der Deutsche Wehrverein. Er hat auch in Calw, man darf wohl sagen: mit überraschender Schnelligkeit und vielversprechendem Erfolg Fuß gesagt. Ermutigt wohl durch die vorzügliche Stimmung in der Gründungsversammlung vor 8 Tagen, lud die junge Ortsgruppe Calw auf gestern schon die gesamte Oeffentlichkeit zu einem Lichtbildervortrag ein, in dem Oberstleutnant z. D. Hübner aus Riesa i. S. die Ideen des Wehrvereins, vornehmlich seine Notwendigkeit im Hinblick auf die Rüstungen Frankreichs, besprach. Damen und Herren hatten sich eingefunden. Der Vortragende ging die Waffengattungen unseres westlichen Nachbarn nacheinander durch in einer Weise, die den geschulten Blick des Militärs in jedem Satz und in jeder Wendung erkennen lieg. Das, womit er begann, war der rote Faden, der sich ihm immer und immer wieder aus seinen Erfahrungen und Beobachtungen ergab: ,,Dic letzte Heeresvorlage hack viel zu wenig verlangt und infolgedessen *ist viel zu wenig gegeben worden: tatsächlich stehen wir hinter unserem Hauptgegner zahlenmäßig zurück." Er führt in seiner Einleitung an. daß heute etwa 86 Proz. der französischen Offiziere deutsch reden und schreiben können: daß Frankreich schon in Friedenszeit 3000 Offiziere mehr als Deutschland habe, ein gewaltiges voraus uns gegenüber gleich für den Mobilmachungsfall. Redner trat entschieden für die Ausbildung der Ersatzrcserve ein, es dürfe nicht mehr Vorkommen, daß die Verheirateten zuerst drankämen. Frankreich besitzt 8 Kavalleriedivisionen, Deutschland eine einzige. Sieben der französischen Divisionen stehen unmittelbar an der Grenze gegen Deutschland, und hinter ihnen oder in ihrer Nähe liegen 8 Radsahrereinheiten. Ein französischer Offizier habe ihm gesagt: „Unsere Freunde, die Russen, haben ungeheure Kavallcriemassen an der Grenze stehen: wir arbeiten ihnen entgegen, und im Falle einer Mobilmachung wollen wir uns im Herzen Deutschlands die Hände reichen." Der französische Offizier der Artillerie sei außerordentlich gut durchgebildet. Seit die deutsche Artillerie auch mit Rohrrücklaufgeschützen ausgerüstet sei, stehe das beiderseitige Stärkeverhältnis etwa gleich. Die französische Batterie besteht aus 4 Geschützen mit 4 bespannten Munitionswagen: sie hat viel mehr Pferde als unsere. „Die Franzosen," meinte der Vortragende, „sind uns etwa nicht über, aber wir müssen uns außerordentlich an den Laden legen, wollen wir nicht zurückkommen." Die weiteren Betrachtungen erstreckten sich auf Verpflegung, Ausrüstung und Versuche der französischen Armee im Vergleich mit der deutschen: auch sie führten den Redner zu der bleberzeugung: unsere deutsche Armee ist tadellos, aber numerisch ist sie der französischen unterlegen. In einem bevorstehenden
Krieg müssen wir mit drei Eegnerii rechnen und nicht darf vergessen werden, daß wir 1870 mit Ueberzahl schwer genug getan haben, Frankreich niederzuringen. Der Schluß des Vortrags führte noch zum 16. nord- asrikanischen Armeekorps, mit dem uns Deutschen besonders gern gruseln zu machen versucht wird: Oberstleutnant Hübner findet, daß diese Truppen aber wirklich keine Elitetruppen, aber gut ausgebildet sind. Selbst aufgenommene Lichtbilder — dem Vortragenden gelang es sogar, französische Artillerie zu photographieren — erhöhten das Interesse an den Worten des Redners. Er verspottete am Ende mit vollem Recht die Fremdwörterei der Deutschen, um von hier aus an die Frauenwelt zu appellieren, deutsch zu erziehen. Der Deutsche Wehrverein Hetze nicht zum Kriege, er wolle die Armee so gestärkt haben, daß nie einem Gegner einfalle, uns anzugreifen. In diesem Sinne sei der D. W. Friedensverein. Der Jugend rufe er zu: französisch lernen! Sägwerksbesitzer Wagner- Ernstmühl, der Vorsitzende und Gründer der Ortsgruppe Calw, sprach, wie am Eingang die Begrüßungsworte, so am Schluß den Dank der Versammlung an den Redner aus. Er verlas auch den Neujahrswunsch des Generals von Bernhardy. Vom Landesverband Württemberg brachte Dr. Sprös- ser - Stuttgart Grüße und Glückwünsche, während Me- dizinalrat Dr. Müller noch einige kernige Worte zu sagen wußte. Der Verein ist bis zu Ende der Versammlung gestern abend auf nahezu 70 Mitglieder angewachsen — ein Wachstum, von dem seine Freunde wohl befriedigt sein können und das für die Mühe der Werbearbeit wohl entschädigt.
sck. Mutmaßliches Wetter. Für Samstag und Sonntag ist naßkaltes und zu Schneefällen geneigtes Wetter zu erwarten.
Aus Welt und Zeit.
Stuttgart, 23. Jan. Herzog Albrecht und Herzog Philipp Albrecht werden sich am nächsten Sonntag zu Kaisers Geburtstag nach Berlin begeben. Die militärische Feier in Stuttgart findet nächsten Montag statt. Der König wird an ihr teilnehmen. Die Gottesdienste werden in der evangelischen Earnisonkirche und in der katholischen St.-Eberhards-Kirche mit nachfolgender Parole und in der Eewerbehalle abgehalten. Abends ist Hoftafel.
Stuttgart, 23. Jan. Die Differenz zwischen der Firma Robert Bosch und dem Metallarbeiterverbande ist von dem Werk 2 in Feuerbach jetzt auch auf das Hauptwerk in Stuttgart Wergesprungen. Die Arbeiterschaft hat einstimmig beschlossen, die Sperre auf das Stuttgarter Werk auszudehnen.
Böblingen, 23. Jan. Die hiesige Apotheke mit Filiale Aidlingen von Apotheker Sandberger ist um 230 000 M an Apotheker Bihlhuber in Stetten i. R. verkauft worden. Die Uebernahme erfolgt am, 1. April d. I. Vor etwa 20 Jahren kaufte Sandberger die Apotheke um 130 000 -1i.
Tübingen, 23. Jan. Am Dienstag nachmittag wurde die in der Hechingerstraße wohnende, 62jühr. alleinstehende Frau Lina Finger im Bett tot auft gefunden. Als Todesursache wurde Gasvergiftung festgestellt, verursacht durch mangelhafte Bedienung eines im Schlafzimmer befindlichen Gasofens — Der abends 10.05 Uhr hier e-ntreffende Lokalzug von Eyach erlitt gestern eine mehl' als einstündige Verspätung. Während der Fahrt im Eyacher Tunnel brach an der Kleinlokomotive die Triebstange und der Zug blieb im Tunnel stehen. Der um diese Zeit fahrende Eegenzug mußte zuerst die Bahn frei- legen, um seine Reise nach Horb fortzusetzen. Erst nach Eintreffen der Reservemaschinen von Tübingen konnte der Zug seine Fahrt nach Tübingen fortsetzen.
Tailfingen (O.-A. Balingen), 23. Jan. Die Entstehungsursache des Brandes, dem die Trikotfabrik von Hildenbrand u. To. zum Opfer siel, ist immer noch nicht aufgeklärt. Der Schaden wird auf 200 000 -K beziffert. Das Warenlager
den und Mädchen auf diesem Wege nicht willkommen geheißen werden können. — Die Schrannen- gebühren im dritten Vierteljahr haben ein geringes Ergebnis, nämlich nur 14 °1l 01 Z, gehabt, und stehen hinter den Ausgaben bedeutend zurück. Ein Aufrechterhalten der Fruchtschranne ist nach den Ergebnissen der letzten Jahre kaum mehr möglich. Ein Beschluß darüber wird nicht gefaßt, dagegen gewünscht, daß die Marktkörbe auf dem Wochenmarkt ferner nicht auf dem Boden, sondern auf Schrannen aufgestellt werden. — Der Eemeinderat ist mit dieser Anregung einverstanden, und Stadtschultheiß Conz sagt weitere Schritte zu. — Den Schluß der Sitzung bildeten Dekreturen. Ende der Sitzung um 7 llhr.
Die Konkurrenzklausel.
(Bortrag im Jungliberalen Verein.)
Am Dienstag abend hielt der Jungliberale Verein seine erste diesjährige Monatsversammlung — mit einem Vortrag des Herrn Handelsschuldirektors Fischer über „die Konkurrenzklausel" — im Adler hier ab. Die Versammlung, welche sich — wohl mit Rücksicht auf das z. Zt. aktuelle Vortragsthema — eines stattlichen Besuches — auch politisch anders Denkender — zu erfreuen hatte, wurde mit herzlichen Begrüßungsworten durch den Vorsitzenden, Techniker Roller, eröffnet. Der Referent des Abends, Handelsschuldirektor Fischer hier, entwickelte hierauf in seiner bekannt meisterhaften Vortragsweise, in etwa einstündigem, freiem Vortrag, den aufmerksam lauschenden Zuhörern ein anschauliches Bild der z. Zt. über die Konkurreuz- klausel geltenden gesetzlichen Bestimmungen und brachte anschließend den Entwurf des neuen, dem Reichstag gegenwärtig zur Beratung vorliegenden Gesetzes zur Besprechung. In der Hauptsache führte der Referent etwa folgendes aus: Die neuere Gesetzgebung hat es als nötig anerkannt, durch Spezialbestimmungen zu verhindern, daß aus der Grundlage des allgemeinen Rechts Vereinbarungen getroffen werden, die den einen vertragschließenden Teil unbillig beschweren. Konkurrenzklauseln sind möglich zwischen selbständigen Gewerbetreibenden, insbesondere aber zwischen Unternehmern und Bediensteten. Ein großer Teil der letzteren, wie z.' B. die Vorstände einer Aktiengesellschaft, oder die Geschäftsführer einer E. m. b. H., Volontäre, politisch und lünstlerisch Bedienstete. einfache Arbeiter usw. genießen den Schutz der erwähnten speziellen Bestimmungen nicht: für sie gilt heute lediglich das allgemeine bürgerliche Recht. Am besten sind die Handlungsgehilfen gestellt durch die 88 74, 75 und 76 des Handelsgesetzbuches, letzterer die Haudlungslehrlinge betreffend. Der Redner erläuterte ausführlich diese gesetzlichen Bestimmungen. Danach ist ein Konkurrenz-Beitrag nur giltig in soweit, als das Fortkommen des Handlungsgehilfen nach Zeit, Ort und Gegenstand nicht unbillig erschwert wird. Aus mehr als 3 Jahre rann eine Konkurrenzklausel nicht ausgedehnt werden und sie ist überhaupt ungiltig, wenn sie von einem Minderjährigen eingegangen wird. Der Gehilfe soll an die Klausel nicht gebunden sein, wenn für ihn ein wichtiger Grund vorliegt, das Dienstverhältnis sofort zu verlassen, wie etwa grobe Beleidigungen durch den Prinzipal, Nichtzahlung des Gehalts usw. Ferner ist der Konkurrenz-Vertrag nicht bindend, wenn der Prinzipal kündigt, es sei denn, daß ein wichtiger Grund vorliegt, den der Prinzipal nicht zu vertreten hat. Das ist allerdings eine wunde Stelle in der Gesetzgebung, denn die Rechtsprechung hat z. V. einen solchen Grund schon in dem schlechten
leichte Last die Stufen hinunter/ Toskas Wangen glühten in ohnmächtigem Zorn.
„Laß mich los!" befahl sie mit zitternder Stimme. Du weißt, weshalb ich deine Berührung nicht dulden will!"
„Du hast überhaupt nichts zu wollen," entgegnete er scharf, „du wirst fortan tun, was der Arzt und ich dir befehlen; denn wenn dich dein Abscheu gegen meine Person so weit führt, daß du selbst die Anordnungen des Doktors nicht befolgen willst, nur weil ich sie dir zufällig überbringe, so ist das einfach kindisch. Wer sich wie ein eigensinniges, trotziges Kind beträgt, muß auch wie ein solches behandelt werden."
Ein fester, sporenklirrender Tritt, der hinter ihnen auf der Treppe ertönte, ließ Toska erschrocken das Haupt zurückwenden und eine dunkle Blutwelle ergoß sich über ihr Gesicht. Keines Wortes mächtig, starrte sie in Leutnant Wildheims ernstes Gesicht, der jetzt mit kurzem militärischen Gruß an ihr vorüberschritt.
Sie glaubte vergehen zu müssen vor Zorn und Scham bei dem Gedanken, daß er gewiß jedes von Adrians nichtachtenden Worten gehört. Wie eine Strafe des Schicksals erschien es ihr, daß gerade Wildheim, dessen ehrliche Werbung sie einst zurückgewiesen, sie nun so tief gedemiitigt in den Armen dieses Menschen sehen mußte.
Jetzt, wo sie selbst so schwer um ihre Liebe litt,
verstand sie erst, welch herben Schmerz sie ihm durch ihre leichtfertige Koketterie zugesügt, damals hatte sie nur ein kindisches Vergnügen darüber empfunden, einen Roman zu erleben.
Auch Wildheims Herz schlug höher unter der silberverschnürten Uniform, bei diesem unerwarteten Zusammentreffen mit ihr, welche seine erste, einzige Liebe gewesen.
Er konnte nicht weiter gehen, ohne sie noch einmal gesehen zu haben, und wartend trat er deshalb an ein Schaufenster. Im Geiste verglich er das Bild des strahlend heiteren Mädchens, welches sich einst an seine Schulter geschmiegt, mit dieser blaffen, verhärmten Frau. Mit wie hilflos stummer Bitte hatten ihn diese rührend schönen Augen angeschaut, und wie grausam hatte der Alaun an ihrer Seite gelächelt, während er sich mit jenen herrischen Worten zu ihr niederbeugte.
Ein tiefes Mitleid durchströmte sein Herz, als er bemerkte, wie willenlos sich Toska in den Wagen heben und den Spitzenschal um ihr Haupt schlingen ließ.
Was mußte sie gelitten haben, ehe all ihr knabenhafter Uebermut, ihre übersprudelnde Lebens- flllle dieser matten Schwermut gewichen war.
Er zuckte zusammen, als ihn noch einmal ein Blick dieser todestraurigen Augen traf, der ihn zu bitten schien: „Sei barmherzig, sage keinem, wie elend ich geworden."
Er beschloß, seinen jungen Vetter, Paulsen, öfter zu besuchen, vielleicht konnte er der unglücklichen Frau in irgend welcher Beziehung nützlich sein, sie wenigstens darüber beruhigen, daß über seine Lippen nie ein Wort über ihre heutige Begegnung kommen würde.
Toska lehnte wie gebrochen in den Polstern. Gott allein wußte, was ihr Stolz bei diesem Wiedersehen empfand. Sie schloß die Äugen, um die fröhlichen Menschen auf der Straße, den lachenden, blauen Himmel nicht zu sehen, der sich so lenzverheißend, so licht und hell über ihrem Haupte wölbte.
„Achim, Achim, komme bald," flüsterte sie, denn sie konnte die Hoffnung, daß er eines Tages Erlösung bringend in ihr Dasein treten würde, nicht ausgeben, obwohl nie eine Kunde von ihm zu ihr gelängt war.
Achim, den ihre Gedanken so sehnsüchtig suchten, träumte im fernen Upolu von der Heimat, von ihr, nicht ahnend, wie drohend die Wetterwolken sich über seinem Haupte zusammentürmten.
Es war am Nachmittag des 15. März. Achim stand an Deck des „Adler" neben dem wachthabenden Offizier. Still und klar war die Luft, kein Windhauch regte sich. Glutrot funkelten die Sonnenstrahlen auf der kristallklaren Flut der Bai und überhauchten mit ihrem rosigen Schein das im Schatten seiner ewig blühenden Orangen- und Vananenhaine friedlich träumende Land. (Forts, folgt.)