4. Kürassierrcgiment zu sein, der, wie der offizielle Bericht sagt, „am 22. September mit bloßer Hand, da seine Waffen bereits unbrauchbar waren, drei Offiziere und 23 Mann eines deutschen Dragonerrcgiments überwältigte und gefangennahm." Immer wieder erscheint in den Berichten der brave Kanonier, der, nachdem alle seine Kameraden gefallen find, aus unzähligen Wunden blutend, kaltblütig die feindlichen Positionen beschießt, bis diese znsammenbrcchen. Schließlich fei noch ein Reservist des 126. Jnf.-Reg. erwähnt, der wahrend der Nacht die deutschen «Schützengräben, die gerade in der Nähe liegen, uf eigene Faust zu visitieren pflegt, ein Unternehmen, urch das schon mindestens hundert „Boches" vernichtet worden sind. Der Pariser Korrespondent der „Times" bemerkt zu diesen Berichten wörtlich: Alan darf sich nicht wundern, daß das 126. Jnf.-Neg. so häufig in diesen Listen erscheint. Wahrlich nur ein Landsmann des Tartarin von Tarascon ist imstande Taten von so heroischen Maßen zu vollbringen. Die Zitierung des Namens Tartarin im Anhang eines Berichtes über französische Kriegstaten scheint gerade kein sehr schmeichelhaftes Kompliment für den Alliierten zu sein. Die verbündeten Engländer mögen selbst nicht so ganz von der Wahrheit dieser Taten überzeugt sein, Hauptsache bleibt Wohl, daß Tartarin selbst an sie glaubt und mit ihm die guten Tarasooner.
Humor im Schützengraoerr.
Ein Kaufmann aus Frankfurt schreibt, immer Fachmann, an feine Kolleginnen:
Unser Hauptgeschäft liegt, wie Ihnen bekannt ist, in Frankreich, die russische Filiale arbeitet ganz getrennt, cvenso unsere Uebcrsee-Filiale mit Hauptsitz in Kiel. Die belgische Filiale hat nicht mehr viel zu tun. Wir werden das Personal mit demselben Salär ins französische Geschäft übernehmen. Ich dm aus alter Anhänglichkeit in Abteilung 2 (2. Armee) einge-- treten und bin schon zum Halbzugsfilhrer und stellvertretenden Zugführer ernannt, arbeite also schon mit vier mehr Personal, wie in meiner alten Stellung. Wie gesagt, unser ganzes Geschäft machen wir mit den Franzosen, mit Serien wir in dauerndem Verkehr stehen. Die Art des Geschäftes bringt es mit sich, bah'die Arbeitszeit furchtbar unregelmäßig ist. Manchmal kommt dre Kundschaft mitten in der Nacht und da hat man mit ihr bis zum nächsten Morgen angestrengt zu tun. Sie sind Haupt- sächlich Abnehmer für kleine Insanteriegeschosss oder von Erer- natcn und Schrapnells, die unsere «Abteilung B liefert. Für Baionctte haben sie wenig Interesse. Wenn man Muster vor- legi, verlassen sie meist fluchtartig die Geschäftsräume. Unangenehm sind die vielen Retoursendungen. In chrem Aerger wollen sie uns dann noch ihren Schund an den Kopi werfen, treffen aber meistens nicht. Es kam schon an einem Nachmfttag vor, daß sie uns stundenlang ihre Granaten und Schrapnells m die Geschäftsräume warfen, ohne auch nur einem Angestellten webe zu tun._
' Ja, Die Geschäftsräume, darüber muß ich auch noch eustae Worte sagern Wir haben eine ganze Anzahl Büros nid PrioaL- kontorc am Schützengraben (E neue Straß). Leider ln'eiben wir nie lange in einem Lokal wohnen, ,andern Liehen nach ein paar Tagen immer um, um unseren Betrieb nach vorne zu verlegen. Der deutsche Kaufmann ist von chher als ntgegen- kommend und zuvorkommend bekannt unb wir halten diese Prinzipien auch im Verkehr mit der französischen Kundschaft aufrecht. Wir sind den Franzosen schon oft zuvorgekomme.r, unb kommen ihnen auf Ihrem Wege vom Hauptgeschäft m Borde- aur immer mehr entgegen. Leider werden unsere mstrengunaen von diesen Leuten gar nicht anerkannt und «>i? legen uns die größten Schwierigkeiten in den Weg. Wenn unsere Reisende zu Fuß, Pferd oder Auto die Muster vorlegen wollen, ftnDen sie vor den französischen Büros Drahtverhaue, Wolfsgruben, Minen und lauter solchen Stuß. Sind sie dann endlich 'in Büro drin, ist der Chef und die Angestellten ausgegangen. Auch blue Geschäftsführung! Es ist überhaupt ein unruhiges Geschäft. Die Warei. werden hin und her geschmissen. Das geht so eine Zeit- lang. Schließlich fängt der eine an furchtbar zu schreien. imeistens wir, und der andere verläßt dann unter lauten Verwünschungen das Lokal. Der Umsatz ist sehr groß und noch fortwährend i'ni Steigen begriffen. Bei der großen Kundschaft (es sind setzt noch viele Avsländer aus Indien, Afrika usw., die sich für unsere Waren interessieren, eingetroffen) werden wir bis Weih«- nachten noch voll beschäftigt sein. G. O.
* * *
ß Kriegsliste«. Unter den von unseren Feinden oft an- gewendeten Kriegslisten befinden sich solche, die weniger von Mul als von großer Verschlagenheit zeugen. So sah einmal ein deutscher Vorposten, der seinen Linien sehr weit vorgeschoben war, plötzlich im Morgengrauen vor sich eine Abteilung Feldgrauer. Er wollte sie schweigend passieren lassen, da fiel ihm die merkwürdig schlappe Haltung der Leute auf. Einige hatten ihre Hände in den Taschen vergraben, von Gleichschritt war nichts zu merken, die Offiziere liefen mit sonderbar kurzen Schritten neben ihne? her, kurz und gut, es war nicht der stramme Eindruck, welchen die deutschen Soldaten sonst her- vorzurnfen pflegen. Der deutsche Posten hatte zwar keine Erklärung für den seltsamen Anblick, hielt es aber für geraten sofort den nächsten Posten zu benachrichtigen, der im Schnellaus zur Truppe eilte und Meldung erstattete. Einige Kompagnien schwärmten wenige Augenblicks später aus und sichteten bald ihre „Landsleute". Und nun kam die Ueberraschung. Die „verdächtigen" Feldgrauen schossen auf die anrückenden Kompagnien und gaben dann Fersengeld. Es stellte sich aus zurückgelassenen Toten heraus, daß es Franzosen und Belgier waren, die sich die Uniformen gefangener deutscher Soldaten angezogen hatten Der aufmerksame Wachiposten erhielt das Eiserne Kreuz.
8 Wie sich Russische Soldaten gefangen nehmen lassen. Ein deutscher Vorposten sah eines Abends etwa 90 Mann mit geschultertem Gewehr auf sich zukommeu. Er wollw
schießen, aber die Russen baten ihn, sie gefangen nehmen zu wollen. Als die neunzig Mann glücklich abgeliefert waren und ihre Waffen abgegeben hatten, geht einem deutschen Offiziere die Wut durch und er flucht in allen Tonarten auf das feige Gesindel, das sich von einem einzigen Feldgrauen festnehmen läßt. Da sagt ein deutschsprechender Russe laut „Märk. Bt." entschuldigend: Herr Leutnant leben, was konnten wir machen. Hat er uns doch umzingelt!
Kinderschuhe.
Auf dem «Schlachtfeld liegt ein Krieger Friedevoll in Dodesruhe,
Bor ihm seiner Lieben Bildnis ^ '
Und zwei kleine Kinderschuhe.
In des Krieges Dturmesschrecken Aus des Hauses trauter Ruhe Haben tröstlich ihn geleitet Zarte kleine Kinderschuhe.
Als das Blei die Brust zerrissen,
Füllten sie mit sanfter Ruhe,
Kindeslächeln um ihn zaubernd Zarte kleine Kinderschuhe.
Als der Tod ihn schwarz nmdunkelt Trugen still zur ew'gen Ruhe Heimwärts seine müde Seele Zarte kleine Kinderschuhe.
O. Gerdk.
Unsäglich Schweres
erduldeten unsere Krüppelanstalten mit ihren 600 Pfleglingen durch Russeneinfälle. Beim ersten Einfall erschossen sie grundlos 3 alte Krüppel. Dann 18 Tage voll Schrecken in Gewalt der Russen, die Anstalten völlig ausgeplündert, die Krüppelscheunen mit voller Ernte niedergebrannt. Beim 2. Einfall, als Russen in Nähe, angstvolle Flucht aller Krüppel. 6 Tage im Eisenbahnwagen unterwegs. Nirgends Platz. Daher Rückkehr trotz Geschützdonner. — Krüppelanstalten dienen Vaterland opferfreudigkei: durch Reservelazarett mit 250 Betten, Bespeisung durchziehender Truppen und Beherbergung für Tausende von Flüchtlingen. Wer lindert unsere Kriegsnot und tröstet durch Weihnachtsgaben unsere elenden, erschreckten Krüppel? Jede Gabe — (entweder direkt oder durch Kaiser!. Postscheckamt Danzig Konto 2423) — wird durch Bericht herzlich bedankt.
Angerburg Ostpr., Krüppelanstalten
Braun, Superintendent.
: .-»vrlkSrr Redakteur: Ludwig Lauk.
Druck und V«iÄp>der W. Rieker'schen Buchdrucker ei. UltenAeü.
Altensteig.
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