Belgrad vor dem Fall
GKG. Budapest, 18. Nov. Unsere Truppen nähern sich der Hauptstadt Serbiens immer mehr. Seit Sonntag Nacht wird Belgrad von Semlin aus von unseren schweren Geschützen und auch von unseren Monitoren unaufhörlich beschossen. Nach Aussagen gefangener serbischer Offiziere versucht Prinz Georg die verzweifelten Einwohner zu ermutigen und zum letzten Widerstand anzuspornen. Leit Sonntag Nacht verlassen nach den Berichten unserer Piloten die Bewohner fluchtartig die Stadt und ziehen nach Süden. Man glaubt, Belgrad werde nur noch kurze Zeit Widerstand leisten können.
Der militärische Aufmarsch der Türken.
WTB. Wien, 18. Nov. (Nicht amtlich.) Tie Süd- slavische Korrespondenz erhielt von besonderer Seite folgende Mitteilungen aus Konstantinop l: Der militärische Aufmarsch der Türken hat sich mit einer Vollendung, wie vielleicht noch nie zuvor vollzogen, da die türkische Heeresleitung diesmal über die notwendige Zeit verfügte, um ihre Truppen in dem vorgeschriebenen Aufmarschraum zu versammeln. Fremoe militärische Beobachter stellen fest, daß die Ausrüstung der türkischen Truppen in jeder Beziehung gut ist. Las vollkommen ersetzte Artilleriematerial ist vorzüglich. Las Pferdematerial ist gut und genügend groß. Tie Ausrüstung der Mannschaften entspricht allen Anforderungen. Man kann feststetl.m, daß die türkische Heeresleitung sich alle im Balkankriege gemachten Erfahrungen zunutze gemacht hat. Das Hauptaugenmerk wurde auf die Verpslegungsmöglichkeit gelenkt. Tie unter der Leitung deutscher Instrukteure stehende Intendantur hat auf den in Betracht kommenden Etappenlinien große Proviantmengen aufgestapelt und es wird versichert, daß dieser Zweig der türkischen Heeresverwaltung, der im Balkankriege nicht genügend funktionierte, nunmehr allen Bedürfnissen des Feldzuges vollauf Rechnung getragen hat. Seit Wochen ist die Ausbildung der Reservemannschaften im Zuge, so daß auch die nötigen Nachschübe gemacht werden können. Ihr besonder« Augenmerk hat die Heeresverwaltung den sanitären Vorkehrungen zugewandt. Tie Stimmung in der Armee kann als vorzüglich bezeichnet werden. Tie türkische Bevölkerung sieht den kommenden Ereignissen ernst und entschlossen entgegen. r. .rr r
Drohende Beschießung durch die Türken.
GKG. Die „Frankfurter Zeitung" meldet aus Budapest vom 17. November: Nach eiNU Meldung aus Galatz herrscht in den Hafen von Ismail und Reni (Bes- sarabien) große Besorgnis vor einer Beschießung durch die Türken. An beiden Orten sind die Spitäler mit russischen Verwundeten überfüllt. Tie 'Schiffe, die sich in die Häfen geflüchtet hatten, wurden in den Pruth gebracht. — Seit Ausbruch des Krieges hat kein russisches Schiff versucht, Kriegsmaterial nach Serbien zu bringen. In beiden Städten ist viel russisches Militär. Gerüchtweise verlautet, daß unter den Soldaten die Cholera wüte.
Die Verbündete Flotte an Kleinafiens Küste.
GKG. Frankfurt a. M., 18. Nov. Aus Athen meldet die Frankfurter Zeitung: Nach Privatmeldungen liegt die englisch-französische Flotte bei Tschanderly an der kleinasiatischen Küste, wo alle vorüberkommenden Schiffe untersucht werden. Tie Türken haben die muselmanische Bevölkerung von Smyrna bewaffnet und die ganze Küste von Smyrna bis Liman in Verteidigungszustand gesetzt.
Falsche Hoffnungen
GKG. Kopenhagen, 18. Nov. „Politiken" erfährt aus Paris: Dort sei ein Telegramm aus Bukarest eingegangen, daß sich in Konstantinopel eine Verschwörung gegen die. Deutschen und Enver Pascha gebildet habe. An der Spitze der Verschwörung steh: der Verteidiger Adriano-
r pels, Schukri ascha. Ein Attentat gegen das Leben des deutschen Generals Liman von Sanders sei geplant. Man erwarte jeden Augenblick den Ausbruch der allgemeinen! Revolution.
Rußland und
" die bulgarisch-mazedonische Bewegung.
GKG. Sofia, 18. Nov. Ter russische Gesandte Sa- winski lud mehrere hervorragende madezonische Führer in die Gesandtschaft, wo er ihnen erklärte, die russische Regierung werde jede Entsendung von Banden nach Mazedonien als eine gegen Rußland gerichtete Aktion betrachten. , '' i
Der Burenkrieg.
Kapstadt, 18. Nov. (Nicht amtlich.) Anhänger der Regierung unter Oberst Colliers gerieten am 15. November in einen Kampf mit den Buren unter Beyers, die 1500 Mann stark sein sollen. Ter Kampf dauert noch an. Tie Buren verloren eine Anzahl Tote und Verwundete.
i Tie Neutralität Chiles.
WTB. London, 18. Nov. Das Pressebureau dementiert die in der englischen Presse erschienene Gerüchte, nach denen Chile die Neutralität nicht gewahrt habe.
Das Befinden des Generaiftabschess v. Msltke.
GKG. Ein Karlsbader Arzt hat dem Generalobersten v. Moltke sein Sanatorium zu einem Kuraufenthalt zur Verfügung gestellt. Er erhielt jetzt von ihm aus Homburg eine Zuschrift, in der es heißt: „Da ich hier in Homburg schon eine Kur begonnen habe rmd die hiesigen Äerzte mir in Anbetracht der bereits in diesem Jahr zweimal stattgehabten Karlsbader Kur von einer dritten anstrengenden Kur nbrieten, kann ich zu meinem Bedauern Ihre Freundlichkeit nicht annehmen."
Die österreichische Kriegsanlehe.
WTB. Wien, 18. Nov. (Nicht amtlich.) Tie Blätter beziffern den bisher in Oesterreich aus die Kriegsanleihe gezeichneten Betrag auf 700 bis 750 Millionen, sp daß schon jetzt 1 Milliarde in Oesterreich als vollkommen gesichert gelten könne. ' . ' - ""Is'--'-"'
Eine Havasmeldung.
WTB. Berlin, 18. Nov. (Nicht amtlich.) Die ,,Agence Havas" verbreitet eine Meldung, nach der das ivllrttembergiiche Landwehrregimcnt Nr. 123 in Gebweiler sich der Brandstiftung schuldig gemacht haben soll. Dabei stt gelegentlich einer Meuterei ein Soldat von seinem Vorgesetzten erschossen worden. Demgegenüber ist amtlich festgestellt: Das wiirttembergische Landwehrregiment 123 hat ain 25. Oktober einen Angriff unternommen. Bei diesem Angriff wurden durch unsere Artillerie Häuser m t>er Ortschaft Sengern in Brand geschossen und Häuser, aus denen geschossen wurde, angeziindet. Alle anderen Darlegungen über Vorkommnisse innerhalb des Regiments sind erlogen.
Ein vielfacher Millionär mit 5 Centime Taglohn
London, 13. Nov. Ter Daily Mail wird von der Insel Korsika telegraphisch mitgeteilt, dort sei im Konzentrationslager als Internierter der reichste Bankier Berlins (vermutlich Meudeliohu) eingetroffen, der über ein Tageseinkommen von 10,000 Fr. verfügt. Er arbeitet jetzt um einen Taglohn von 5 Centimes mit andern Internierten. ^ ,, ,! 1
Die Kämpfe in Deutsch-Ostafrika.
WTB. London, 18. Nov. (Nichtamtlich.) „Times" veröffentlicht einen, Malnobi, den 1l. November datierten Brief eines Teilnehmers an den Kämpfen in Deutsch-Ostafnka. Der Schreiber hatte sich den Somalitruppen angeschloffen, die an der deutschen Grenze ein Gefecht mit den deutschen Truppen hatten. Es wäre diesen beinahe gelungen, die britischen Truppen zu umzingeln. Der Kommandant einer Abteilung der Kings African Ristes sei während der ersten
Anrs Vaterland.
Roman E. PH. Oppenheim.
(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)
„Darf ich fragen, Durchlaucht, ob Ihnen wirklich alle Einzelheiten der letzten Ereignisse bekannt sind?"
„Ich sagte Ihnen ja schon, daß Dolgorukow mir alles erzählt hat. Es war ein fatales Mißverständnis — weiter nichts. Da die Schmerzen in seinem Fuße nachgelassen hatten, ließ sich der Prinz in dem Verlangen nach irgendwelcher Unterhaltung verleiten, an Ihren Schreibtisch zu treten, um da nach einer Zeitung oder sonstiger Lektüre Umschau zu halten. Darin, daß Sie ihn mit Ihren Manuskripten beschäftigt glaubten, als Sie durch das Fenster blickten, haben Sie sich eben getäuscht."
„Es tut mir leid, Durchlaucht, daß ich diese Erklärung nicht zu akzeptieren vermag. Schon deshalb nicht, weil sie keine Antwort gibt auf die Frage, wie es zuging, daß ich die bei meinem Weggange verschlossen gewesene Schublade nach meiner Rückkehr mit einem Nachschlüssel geöffnet und unverschlossen fand. Außerdem aber glaube ich mich auf meine Augen einstweilen noch ebenso fest verlassen zu können als auf meine Ohren und auf meinen gesunden Verstand."
„Was soll ich Ihnen darauf antworten! — Sie müssen doch zugeben, daß Sie den Prinzen einer geradezu wahn- witzigen Handlungsweise beschuldigen. Ein Mann von seiner gesellschaftlichen Stellung läßt sich nickt zu solchen Dingen herbei, noch dazu, wenn kein vernünftiger Beweggrund vorhanden ist. Seine Hoheit kümmert sich nicht im mindesten um Politik, und seine Interessen liegen auf einem Gebiet, für das er von Ihnen und Ihren Papieren nicht den geringsten Gewinn zu erwarten hatte.
„Ich weiß nicht, Durchlaucht, ob Sie mit der Beson- derheit der mir übertragenen Pflichten vertraut sind."
„Gewiß!" erklärte er mit großer Bestimmtheit. „Sie können sich wohl denken, Herr Lazar, daß ich das Vertrauen meines Vaters in nicht geringerem Maße besitze als Sie. Und nach alledem kann ich nun wohl nochmals mit voller Zuversicht die Erwartung aussprechen.
daß Sie nicht zögern werden, ßch bei unserem Gaste in angemessener Form zu entschuldigen."
„Ich habe nichts zu entschuldigen. Durchlaucht! Mein Benehmen ist vor meinem Gewissen vollständig gerechtfertigt, und ich zweifle, daß ich in einem ähnlichen Fall künftig anders handeln würde, als ich heute gehandelt habe."
Er blieb für den Moment der Notwendigkeit über- hoben, mir zu antworten, denn in diesem Augenblick öffnete sich eine der in die Halle mündenden Türen, und die Prinzessin trat heraus. Als sie mich im Gespräch mit ihrem Bruder erblickte, kam sie rasch auf uns zu, und ich täuschte mich wohl nicht, als ich einen Ausdruck von Be- sorgnis auf ihrem Gesicht zu sehen glaubte. Prinz Ioan aber wandte sich sogleich lebhaft gegen sie.
„Du kommst zu guter Zeit. Lydia," sagte er. „Ich habe mich bemüht, Herrn Lazar eines Irrtuins zu überführen, aber mein Wort hat für ihn offenbar kein besonderes Gewicht. Vielleicht wird er dem deinigen etwas mehr Glauben schenken."
„Ihre Durchlaucht die Prinzessin wird mich nicht an der Zuverlässigkeit meiner Sinne irremachen wollen," sie! ich hastig ein, weil mich eine peinigende Angst erfüllte, daß auch sie mir mit einer unerfüllbaren Zumutung kommen könnte. Sie aber stand schweigend zwischen uns, und ihr auf den Bruder gerichteter fragender Blick oeranlaßte ihn. sich noch deutlicher zu erklären.
„Wir sprachen natürlich von Dolgorukow," fuhr er fort, wie wenn er meine Bemerkung überhört hätte. „Und ich brauche dir nickt erst zu sagen, um was es sich dabe« handelte. Denn du bist ja Augenzeugin der in Red« stehenden Vorgänge gewesen. Der Prinz: obwohl er ein gutes Recht hätte, sich schwer beleidigt zu fühlen, nimmt di- Sache durchaus nicht allzu tragisch, und er ist einsichtig genug, sich nicht von aller Schuld freizusprechen. Er gib' zu, daß sein Verhalten geeignet war, einen übertriebe» mißtrauischen und von chronischer Angst vor Verrätern erfüllten Menschen zum Argwohn zu reizen. Er hat sich auf meine Bitte bereiterklärt, hierzubleiben, wenn sich Herr Lazar in angemessener Form bei ihm entschuldigt."
Lydia kehrte mir erwartungsvoll ihr Gesicht zu, dessen tiefe Blässe ich erst jetzt bemerite.
„Nun, Herr Lazar? — Und Sie?"
10 Minuten gefallen. Die deutschen Truppen hatten 6 Engländer gefangen genommen und 4 verwundet, sowie mehrere Maultiere erbeutet. Die Engländer hätten 15 Deutsche gefangen genommen und 8 verwundet.
E»gl. Ausfuhrverbot.
WTB. London, 18' Nov. Amtlich verlautet, daß die englische Regierung die Ausfuhr von Zinnplatten nach Dänemark, Holland und Schweden verboten hat.
Wir und die Neutrale«.
Im zweiten Quartal des Krieges werden wir uns etwas weniger um die Seele der Neutralen bemühen. Was zur Verteidigung unserer Sache gesagt werden mußte, ist in der Empörung darüber, daß England uns in diesem ungleichen Kampf nicht nur die Kabel und die Zufuhr, sondern auch das Wort abschnitt, gesagt worden. Hören wir auf, das Ausland mit Papierballerr zsu bombardieren; wir haben besseres zu tun. Wer jetzt noch nicht weiß, wo das Recht und wo das Unrecht zu suchen ist, will es nicht wissen. Und das ist es: viele der Neutralen wollen sich nicht überzeugen lassen, sie heucheln wie die bekannte holländische Flugschrift, mit der die Welt überschwemmt worden ist, Freundschaft und atmen in jedem Wort und in jeder Zeile Haß, so daß jede Liebesmüh verschwendet ist. Tie Hauptsache ist, daß unser Gewissen rein sei. Und nicht nur unser gutes Gewissen, die aller einfachsten logischen U berlcguugsgrüude sprechen für uns. Daß kein Volk mehr getan hat als das deutsche, um die Not leidender Mitmenschen zu stillen, erkennen selbst die Böswilligsten da draußen an; sie gestehen zu, daß unsere Armenpflege vorbildlich ist, daß wir, um das Leid der wirtschaftlich Schwachen zu lindern, an Aufbietungen für Unfall-, Invaliden- und Altersversicherung gewaltige nationale Opfer bringen, sie waren bisher auch einig darin, daß der deutsche Soldat der bestdisziplinierte der Welt sei, und daß Frömmigkeit und gute Sitte bei uns noch gelten, hat ein berufener Urteiler, der Papst, mehr als einmal anerkannt und in seinem „Germania docet" der Welt vor Anteil geführt. Trotzdem sollten unsere Truppen, die Besten unseres Volkes, nur aus Mordgier und Zerstörungslust harmlose Bürger erschlagen und Gotteshäuser eingeäschert haben? Das ist widersinnig und abiurd. Weshalb ist denn in Luxemburg Leben und Eigentuni geschont, in Frankreich und Rußland keinem Nichtkämpfenden ein Haar gekrümmt worden? Einzig und allsin Bsigien sollte sich deutsche Moro- gier ohne Grund und Ursache zum Tummelplatz ausersehen haben, das Land, dessen Neutralität wir schweren Herzens verletzen mußten, weil die Not und die Pflicht der Selbsterhaltung in diesem Kampf gegen die erdrük- keude Ueberzahl es geboten? Wir wollen nicht beschönigen; es mögen in Belgien in der Erbitterung darüber, daß Heckenschützeu aus dem Hinterhalt unsere Soldaten in den Rücken schossen, Tinge vorgekommen sein, die bei kaltem Blut und ehrlicher Kriegführung der andern unterblieben wären. Aber selbst inmitten der belgischen Schrecknisse, die dazu angetan waren, alle Fesseln der Moral und Erziehung zu lok- kern, haben die deutschen Soldaten ihr Disziplin nicht perleugnet. Dafür ein Beispiel. Im Untergeschoß eines brennenden Hauses befand sich ein Zigarrenläden. Einig« Musketiere, die nach Tabak lechzten, meinten, es sei besser, daß die Zigarren ihnen zugute kämen als daß sie nutzlos verbräunten, und suchten in den Laden eijw- zudringen. Ta trat ein Offizier mit d u Revolver in der Hand auf die Schwelle und erklärte: Geplündert wird nicht, und wenn alles in Flammen aufgeht!
Doch wozu die Worte, lassen wir Neutrale Neutrale sein und lassen wir sie, die weit vom Schuß mit kühlem Egoismus dem heißen Kampf um unser Dasein zuseh en, glauben was ihnen beliebt.
(.Ich bin der Meinung, Durchtaucht, daß zu solcher Entschuldigung für mich kein Anlaß gegeben ist. Hätte es sich bei dem Beginnen Seiner Hoheit nur um eine In- diskretion gehandelt, die mich persönlich berührt, so würde ich die Angelegenheit selbstverständlich in anderer Weise behandelt haben. Aber der Prinz Dolgorukow suchte in Geheimnisse einzudringen, die nicht die weinigen sind, und deren gewissenhafte Bewahrung ich als ein Gebot der Ehre betrachten muß."
Damit glaubte ich alles abgetan zu haben. Aber ich sah mich in dieser Erwartung getäuscht. Nach einem kleinen Schweigen, währenddessen sie nervös mit ihrem Armband gespielt hatte, sagte die Prinzessin, ohne mich anzusehen:
„Mir scheint doch, Herr Lazar, als ob viel Einleuchtende» in der Erklärung wäre, die der Prinz für sein Beginnen gegeben hat. Und in meines Vaters Hause hat man zudem eine sehr hohe Auffassung von den Pflichten der Gast» freundschaft. Es wäre doch wohl das beste und klügste. Seiner Hoheit die Wohltat eines Zweifels an seiner Schuld Sicht zu versagen." . '
„Wenn ich nur eine Möglichkeit sähe, Durchlaucht solchem Zweifel Raum zu geben! Aber ich kann mich doch nicht selber Lügen strafen oder mich geradezu für einen Narren erllären."
Sie schlug langsam die Augen aus und sah mich an. Der schmerzlich bittende Blick, den sie auf mich richtet?, drang mir bis auf den Grund der Seele und brachte plötzlich alle meine mannhaften Vorsätze ins Wanken.
„Haben Sie bereits mit meinem Vater gesprochen. Herr Lazar?"
„Ich komme eben von Seiner Durchlaucht."
„Und er hat Ihre Auffassung zu der seinigen gemacht?'
„Nein. — Ich konnte ihn nicht davon überzeugen, daß meine Augen sehen und meine Ohren hören können."
„So haben Sie jedenfalls Ihre Pflicht im vollen Um- fange erfüllt. Warum sollten Sie nicht das Weitere denea überlassen, die in erster Linie die Verantwortung zu tragen haben? Es könnte doch sein, daß mein Vater sehr triftige Grunde hat, ein längeres Verweilen des Prinzen Dolgorukow in seinem Hause zu wünschen."
Das war eine Anspielung, die an Deutlichkeit wahrlich nichts mehr zu wünschen übrigließ. Ich wollte noch ein«