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ab, woraus die bekannten Vorgänge bei der Orts- lrankenkasse hingewiesen und die Erwartung ausgespro­chen wurde, daß Kinkel die Konsequenzen ziehen und sein Mandat niederlegen werde. Wenn er trotzdem wie­der in einer Sitzung des Eemeinderats oder in einer Kommission erscheine, so würden die bürgerlichen Mit­glieder ihn persönlich und seine Ausführungen unberück­sichtigt lassen.

Rottweil, 9. Jan. Nachdem heute nacht 2 Uhr die Wcckerlinie zur Bewältigung eines Scheunenbrandes, bei dem etwa 800 Zentner Heu und eine Anzahl landwirtschaft­licher Geräte und Maschinen im Wert von ca. 600 -A ver­brannten. ausrücken mutzte, wurde heute früh 4 Uhr die ganze Feuerwehr alarmiert. In dem Sägewerk von Johann Winz zu Kochlins-Mühle war Feuer ausaebrochen. Die zahlreichen Holzvorräte wurden rasch vom Feuer ergriffen, so datz im Augenblick das ganze Sägewerk und Lager in Flammen stand. Das Maschinenhaus und ein nahe liegen­des kleineres Haus brannten ebenfalls nieder, das Wohn- und Oskonomiegebäude konnte gerettet werden. Das An­wesen ist auch im Jahre 4909 vollständig niedergebrannt.

Knittlingen, Oberamt Maulbronn, 8. Jan. Ge­stern begoß die 54 jährige, schon längere Zeit geistig nicht mehr ganz normale Marie Burg ihre Kleider mit Petroleum und zündete sie an. Lichterloh bren­nend lief sie auf die Straße und wäre, wenn nicht zwei hinzugekommene Arbeiter die Flammen erstickt hätten, völlig verbrannt. Schwerverletzt wurde sie ins Maul- bronner Krankenhaus verbracht.

Königseagwald, Oberamt Saulgau, 8. Jan. Als der Knecht des Güterbeförderers Schaupp zur Linde den Stall betrat, fand er im Barren ein 1520 Zentimeter langes Stück der Zunge eines Pferdes. Die Zunge war einem wertvollen Pferde des Schaupp herausgerissen. ^ Ob die Verletzung durch ein danebenstehendes Pferd. erfolgte, oder von böswilliger Hand geschah, ließ sich bis jetzt noch nicht feststellen.

Aus Welt und Zeit.

Köln. 8. Jan. Als mutmaßlicher Mörder der ge­stern auf dem Eisenbahngleis Mühlheim-Schlebusck auf­gefundenen Frau ist deren Ehemann Wilhelm Reuter nus Dünnwald, der seit mehreren Jahren von ihr ge­trennt lebte, von der Polizei verhaftet worden.

Berlin, 8. Jan. Oberleutnant Filchner, der Füh­rer der deutschen Südpolar-Expedition. telegraphierte aus Buenos Aires: Das SchiffDeutschland" ist hier singetroffen. Es muß im Dezember nochmals südwärts fahren, um das Forschungsprogramm besser durchzufüh­ren. Nach der Durchquerung des 1200 Seemeilen brei­ten Eisgürtels wurde im Februar bei 78 Grad 36 Mi­nuten südlicher Breite und 30 Grad westlicher Länge ein neues Land entdeckt, nach dem Ehrenprotektor Prinz­regenten Luitpold genannt und bis 79 Grad südlicher und 30 Grad westlicher Länge festgestellt worden. Auf dem 78. Breitegrad schließt sich hieran als südliche Be­grenzung der Weddelsee nach Westen zu die Kaiser-Wil- welm-Barriere. Im August starb in Südgeorgien der verdienstvolle Kapitän Vahsel an einem Herzleiden.

Berlin, 8. Jan. Die Verwendung der Futzartillerie als schwere Artillerie des Feldheeres" hat diese Waffe der Feld­artillerie wieder nahegebracht. Er wird daher jetzt die Frage einer Wiedervereinigung der Feld- und Futzartillerie, die jedoch naturgemäh sonst getrennte Waffen bleiben sollen, unter einer gemeinsamen General-Inspektion der Artillerie mit Nachgeordneten Inspektionen der Feldartillerie (die es bereits gibt) erwogen.

Paris, 8. Jan. Ueber einen von englischen Banken der türkischen Regierung zu gewährenden Vorschuß wird dem Temps" aus London gemeldet, datz die Türkei unverzüglich eine Summe von 500 000 Pfund erhalten solle. In dem be­treffenden Vertrag verpflichtet sich die Türkei, diese Summe nicht für militärische Ausgaben, sondern von allem zur Be­zahlung der Beamtengehälter zu verwenden, um so Ruhe­störungen, die die Nichtbezahlung der Gehälter, insbeson­dere in der asiatischen Türkei, Hervorrufen könnte, hintanzu­halten. Nach der Unterzeichnung des Friedens wird die Türkei einen Vorschuß in derselben Höhe und zu einem noch nicht festgesetzten Termin einen dritten Vorschuß erhalten.

London, 8. Jan. Wie dasReutersche Bureau" er­fährt, werden die Mächte heute offiziell benachrichtigt werden, daß Serbien zum Beweise feines guten Willens bereit ist, im Interesse des allgemeinen Friedens Opfer zu bringen und sich entschlossen habe, unmittelbar nach dem Friedensschluß seine Truppen von der Küste des Adriatischen Meeres zurückzuziehen. Serbien hofft, daß Eurova von seiner Mäßigung Kenntnis nehmen und keine weiteren Opfer verlangen wird, die außerhalb der

Grenzen der Macht der serbischen Regierung sein könn­ten.

Heimisches Bogelleben im Januar.

Von Oc. Kurt Floericke, Eßlingen.

So erfreulich ein so milder Winteranfang, wie der diesjährige für den bloßen Vogelschützer sein mag, so wenig interessant erscheint er doch dem wissenschaftlich arbeitenden Ornithologen; denn so reichlich er in stren­gen Wintern Gelegenheit findet, an seltenen nordischen Vögeln ersehnte Beobachtungen zu machen, so leicht es ihm dann wird, eine längst begehrte Rarität sei­ner Sammlung einzuverleiben, so wenig des Inter­essanten bietet ihm ein gelinder Winter, der nur die allergewöhnlichsten nordifchen Gäste bis zu unseren Breiten herabzuführen vermag und selbst diese nur in verschwindend geringer Anzahl. Freilich, wenn in Pe­tersburg Tauwetter herrscht, dürfen wir auf die prächti­gen Hakengimpel nicht rechnen, und solange die nordi­schen nahrungsreichen Seen, Küsten und Teiche noch eis­frei sind, haben all die zahlreichen nordischen Schwimm­vögel keine Veranlassung, ihre stille, friedliche Heimat mit dem lärmenden und schießlustigen Mitteleuropa zu vertauschen. Aber die munteren, ewig zänkischen Berg­finken werden wir doch hin und wieder auf den Brach­feldern beobachten können, wie sie wogenden, zuckenden Fluges von einem Distelgestrüpp zum andern eilen. Vielleicht ist uns sogar das Glück beschieden, der farben­duftigen Seidenschwänze ansichtig zu werden, wie sie mit ruhiger Gefräßigkeit in kürzester Frist einen Eber­eschenbaum seiner leuchtend roten Beeren entkleiden. Die einfach, aber gefällig gezeichneten Schneeammern streichen auf den Fluren umher und kommen bei stren- ! ger Kälte bis in unsere Höfe, um vor den Scheunen in Gesellschaft von Buchfinken, Feldsperlingen und Grünlingen nach ausgeschüttetem Unkrautgesäme oder nach verstreuten Eetreidekörnern zu suchen. Hauben­lerchen und Goldammern leisten ihnen dabei gerne Ge­sellschaft. Dem freien Felde dagegen drücken jetzt die Krähen das charakteristische Gepräge auf, und ihr rauhes, mißtöniges Krächzen, sowie ihre traurigen Prie­stergewänder beleben fast allein und ausschließlich die öde, trübe, nebeldampfende oder schneebedeckte Land­schaft. Am Waldrande treiben sich lockend und zwit­schernd die lustigen Leinzeisige umher, um sich von Zeit zu Zeit ermüdet in kleinen Trupps auf den höchsten, biegsam dünnen Zweigen der lichtwipfeligen Birken und Erlen niederzulassen, sich da vergnüglich im Winde auf und nieder zu schaukeln und dazu in un­gezwungenem Verein ein schlicht gesellig Liedchen an­zustimmen. Der Nadelwald aber widerhallt vom Ge­löst gelber und roter Kreuzschnäbel, und gar prächtig stechen die satten Farbentönen diesernordischen Papa­geien" ab von dem dunklen Grün der Nadelbäume, vom keuschen Weiß der glitzernden Schneekristalle. Noch schöner fast nehmen sich in solcher Umgebung die großen nordischen Gimpel aus, deren wehmütige Flötentöne so recht Hineinpassen in die erstorbene, traurige, winter­tote Landschaft. Ja, farbenduftig, harmlos, zutrau­lich ist alles, was der Norden im Winter zu uns herab­sendet, und es wäre nur zu wünschen, daß diesen lieb­lichen Kindern stillfriedlicher Gegenden bei uns ein besserer Empfang zu teil würde, als dies vielfach ge­schieht. Hier haben die Vogelschutzvereine ein noch gar weites Arbeitsfeld vor sich, und sie täten besser, zuerst im eigenen Lande reinen Tisch zu machen, statt sich in zwecklosen Tiraden gegen die vogelmörderischen Italiener zu ergehen.

Weinbau und Vogelwelt. Die Annahme, datz die wichtigsten Kulturpflanzen in geschichtlicher Zeit durch mensch­liche Willkür aus Asien nach Griechenland und Italien und von da in das übrige Europa verpflanzt worden seien, ist durch neuere Forschungen zu einem guten Teile widerlegt worden. Es hat sich nämlich mit Sicherheit ergeben, datz manche dieser Pflanzen schon vor dem Auftreten des Men­schen in unserem Erdteile vorhanden waren. Zu diesen ge­hörte neben Lorbeer, Myrthe und Feige auch der Weinstöck, von dem sich Blätter in den tertiären Schichten von Kundra- j titz, Leoben etc. gesunden haben. Wenn also auch immerhin! die Länder um das Kaspische und Schwarze Meer als die Urheimat des Weinstocks anzusehen sind, so ist diese köstliche Pflanze ursprünglich doch keineswegs durch den Menschen in unsere Gegend gelangt, sondern hier müssen andere Fak­toren wirksam gewesen sein, und zwar offenbar in erster Linie beerenfressende Wandervögel. Es ist ja bekannt, datz diese im Herbste, also gerade zur Zeit der Beereneife, in wenigen Stunden große Strecken zurücklegen und die Kerne der ver­

zehrten Beeren durch den Schnabel oder den After in un­verdautem, ja besonders keimfähigem Zustande wieder von sich geben. Auf diese Weise tragen sie natürlich ganz außer­ordentlich zur Verbreitung der von ihnen bevorzugten Beeren­sträucher bei.

Landwirtschaft und Märkte.

Das württembergische Branntweinkontingent. Durch Beschluß des Bundesrats ist das Eesamtkontingent der württ. Brennereien für das laufende Betriebsjahr 1912/13 von 58 450 Hektoliter auf 48 224 Hektoliter Alkohol herabgesetzt worden. Infolge dieser Herabsetz­ung wird durch einen Erlaß des Steuerkollegiums bei sämtlich besonders kontingentierten Brennereien ihr Kontingent für das laufende Betriebsjahr um 18,78 Prozent gekürzt, d h. also auf 81,22 Prozent des ihnen für den Kontingentsabschnitt 1908/18 zugeteilten Kon­tingents festgesetzt. Der Vergällungspflicht wurden 33'/» Prozent der innerhalb des Durchschnittsbrandes hergestellten Erzeugung der Brennereien unterworfen.

Calw, 8. Jan. Auf dem heute stattgefunden Vieh- und Schweinemarkt waren zugeführt: 241 Milchschweine, Preis 4060 -4t p. Paar, 76 Läufer, Pr. 65160 -4t p. Paar, be­reits alles umgesetzt. Verkauft wurden 4 Farren zu 422678 Mark, 62 Ochsen und Stiere zu 7401315 -4t p. Paar, 27 Kühe zu 274604 -4t p. Stück, 73 Kalbeln und Jungvieh zu 198436 -K p. Stück, 7 Kälber zu 75102 -4t p. Stück.

Schwann, O.-A. Neuenbürg, 8. Jan. Am vergangenen Sonntag fand hier imHirsch" die Herbsthauptoersammlung des landwirtschaftlichen Bezirksvereins statt. Die Teilnahme der Mitglieder war eine sehr große. Reg.-Rat Hornung leitete die Versammlung und eröffnete sie mit einer Be­grüßungsansprache. Ihr folgte ein Bericht durch den Ver­einssekretär Kübler über die Bekanntmachung der Zentral­stelle bezüglich der Stellung von Mindestforderungen an die Organisation der Viehversicherungsvereine bei Gewährung von Staatsbeiträgen. Landtagsabgeordneter Commerell rich­tete die Mahnung an die Vereine, sie sollen sich an das Nor­malstatut anschließen; er trat auch für eine ausgiebigere Be­messung der Staatsbeiträge ein. lieber die Prüfung der Milchleistung unserer Rindviehviehbestände hielt Landw.- Jnspektor Stöbele aus Leonberg einen mit Beifall aufge­nommenen Vortrag. Die Versammlung faßte den Beschluß, einen Frühjahrsvereinsausflug an den Bodensee zu veran­stalten. Am Schluß verabschiedete sich Reg.-Rat Hornung, der Vereinsvorsitzende, vom Verein mit herzlichen Worten, während Oberamtspfleger Kübler dem nach Stuttgart Ver­ziehenden für seine dem Verein geleisteten Dienste den ge­bührenden Dank sagte.

Sindelfingen, 8. Jan. Der landwirtschaftliche Ve- zirksverein Böblingen versammelte am Sonntag im Adler" hier seine Mitglieder zu einer Generalver­sammlung. Den Vorsitz führte Oberförster Erießer von hier. Er entbot den Anwesenden den üblichen Will- kommgruß, worauf Prof. Wacker-Hohenheim, ein durch seine frühere Wirksamkeit an der Levnberger Winter­schule im Bezirk wohlklingender Name, seine Vorträge überWiesenpslege und Düngung" und überDie Qua­lität der Saatfrllchte infolge der nassen Witterung des Sommers 1912" hielt. Der Vortrag zog eine sehr aus­giebige Besprechung nach sich. Vom Vorsitzenden wurde Prof. Wacker der Dank der Versammlung ausgesprochen. Oberförster Grießer gab dann den Rechenschaftsbericht. Er benachrichtigte dabei die Mitglieder vom Rücktritt des Vereinssekretärs, Stadtschultheiß Hörrmann hier und dankte diesem zugleich für seine Verdienste um den Verein. Der neue Sekretär ist Stadpfleger Leibfried aus Sindelfingen, der den Jahresbericht vortrug. Daran anschließend vollzogen sich die Wahlen.

Für die Schriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner. Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei.

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Danksagung.

Für die vielen Beweise herzlicher Teilnahme, die wir während der Krankheit und dem Hinscheiden un­seres lieben Vaters, Schwieger- und Großvaters

Andreas Geißler,

Forstwart a. D.

von vielen Seiten in so reichlichem Maße erfahren durften, sagen innigsten Dank

namens der trauernden Hinterbliebenen:

Carl Schräg mit Frau,

geb. Geißler.