krqrSxtet „77.
Ver»srsreir
»ierteljährlich bnrch die Post: du Ortsverkehr und Nachbarortsverkehr Mk. 1.40, außerhalb M. 1.50 einschließlich der Postgebühren. Die «ia>elnummerdes Blattes kostet 5 Pf.
täglich, mit Ausnahme der Sonn- und Festtage. ::
HeLzittisnu.ver- w«i, Nitr»»teig.
Äadl
MttenÄe
Witzblatt Mr
Unabhängige Tageszeitung für die Oberamtsbezirke Nagold, Zreudenstadt und Lalw.
! nrvrecber n.
Httfeigenpreir,
Die Ispaltige Zeile oder deren Raum 10 Pfennig. Die Reklamezeile oder deren Raum 20 Pfennig. :: Bei Wiederholungen unveränderter Anzeigen entsprechender Rabatt. Bei gerichtlicher Eintreibung und Konkursen ist der Rabatt hinfällig.
relegfamm-Mru
rsnuenblstt.
Rk. 230
Ausgabe i« Altensteig-Stadt.
Freitag, den 2. Oktober.
Amtsblatt für Pfalzgrafenweiler.
1S14.
Der Krieg.
Der Fortgang der Kämpfe im Westen.
Großes Hauptquartier, 1. Oktober. (W.T.B.) Am 30. Sept. wurde» die Hohen von Noye und Fresnoy, nordwestlich Noyon, den Franzosen entrissen. Südöstlich St. Mihiel wurde heute ei« Angriff von Toul her zurück- gewicse». Die Franzose» hatten dabei schwere Verluste. Der Angriff auf Antwerpen schreitet erfolgreich fort. Aus dem östlichen Kriegsschauplatz werden keine Veränderungen gemeldet.
Die deutschen Maschinengewehre gegen die Zuaven.
Berlin, 1. Okt (W.T.B.) Die „B.Z." meldet aus London: Der Korrespondent der „Daily Mail" berichtet aus Paris über die Unterredung mit einem Zuavenunterosfizier. Dieser erklärte, am 20. Sept. sei eine Brigade von 8000 Zuaven in deutsches Maschinengewehrfeuer geraten und bis auf lOOO Leichtverwundete aufgerieben worden.
Dir Kämpfe in Belgien.
* Berlin, 1. Okt. Aus Antwerpen wird dem „Berl. Tagebl." gemeldet: Beim Fort Waelhem sprengten die Deutschen das Pulvermagazin. Sie sollen die dortigen Trinkwasserwerke zerstört und die Plätze Lier und Herrental besetzt haben.
D-e „Neutralität" Belgiens.
Der in London ansässige italienische Journalist Dr. Vittorio Ambro sini hat der ,F. Z." einen Bericht geschrieben über seine Eindrücke während eines Aufenthaltes in Brüssel und der Reise durch Belgien. Wir erhalten so ein wertvolles unparteiisches Urteil von zum Teil vielleicht schon bekannten Vorgängen und Zuständen: „Am 20. September, einem Sonntag, bin ich in Brüssel eingetroffen. Mein erster Eindruck war ein Erstaunen, denn alles sieht so friedlich aus, so friedlich, daß man denken könnte, die deutschen Soldaten seien hier zu Besuch geladen. Von einer Soldateska, die, wie man in London behauptete, plündert und raubt, ist nichts zu sehen; es sind alles anständige ruhige Leute, die überall bar bezahlen. Man kann fragen, wen man will, niemanden hat ein deutscher Soldat Böses angetan. Der Ordnungsdienst in der Stadt wird von belgischen Polizisten aufrechterhalten. Das Nachtleben steht dem aus normalen Zeiten wenig nach. Die Kaffeehäuser sind voller eleganter Leute und die Boulevards bunt belebt. Am nächsten Morgen ging ich zum deutschen Kommando. Ich kam eine Stunde zu spät, weil man sich in Brüssel nun nach der deutschen Zeit richtet, die mit der belgischen nicht zusammenfällt. Das Kommando befindet sich im Senatspalast, und ich hatte genügend Zeit, mich überall umzusehen und stellte gleich fest, daß Wände, Bilder und Möbel sich im besten Zustande befanden. „Ich muß gestehen," bemerkte ich, „daß ich nach dem, was in den englischen Zeitungen zu lesen war, nicht erwartet hatte, alles so tadellos zu finden. Ich habe von angeblichen Plündere en nichts gesehen. Dagegen hat mir das zerstörte Termonde einen riefen Eindruck gemacht. Es steht fast kein einziges Haus mehr." Der Kommandant erwiderte: „Wir sind leider in die Notwendigkeit versetzt worden, solche Mittel zu ergreifen. Aus jedem Hause hat man auf uns geschossen. Und zwar waren es Soldaten, die Zivilhosen trugen und die, als die deutschen Truppen kamen, die Röcke wegwarfen und behaupteten, daß sie keine Soldaten seien. Es gab keinen anderen Weg, um vorwärts zu kommen und den Rücken frei zu haben. Aber sie haben doch gesehen, daß man überall, wo eine weiße Fahne aushing, die Häuser verschonte." Zum Thema der belgischen Neutralität meinte der Kommandant: „Wir haben jetzt den Beweis, daß Belgien schon lange vorher bereit war, die englischen Truppen durchkommen zu lassen. Ich kann Ihnen Dokumente zeigen, die Sie überzeugen dürften, daß die Deutschen nicht die ersten gewesen sind, die die
belgische Neutralität gebrochen haben." Der Kommandant wies mir ein blaugebundenes Aktenbündel vor, das den Titet trug: „Projet d'un debarquement de troupes anglaises en Belgique," zu deutsch: Plan einer Landung englischer Truppen in Belgien. Die dazu gehörigen Mappen waren in der Vierzahl. Die erste handelte von den Häfen, in denen die englischen Truppen landen sollten: Dünkirchen, Boulogne, Calais ; die zweite von den Eisenbahnstrecken, welche die Truppen benützen sollten: nach Brügge, Gent und Brüssel; die dritte und vierte behandelte die Versorgung mit Munition und Proviant. Die eine von den Häfen, die andere von den Strecken. Sie enthielten ferner Abbildungen der englischen Truppen, um sie erkennen zu können, Stoffmuster und Zeichnungen. Außer diesen Dokumenten fand ich ein zerlegtes und in eine Kiste verpacktes englisches Gewehr vor. Wahrscheinlich wurde es von der englischen Regierung der belgischen als Muster geschickt. Dem gleichen Zwecke diente ein englisches Seitengewehr. Die Unterzeichneten Dokumente waren in französischer Sprache abgefaßt, dürsten aber in Brüssel ausgearbeitet worden sein und tragen das Datum 1906.
„Man hat," so fuhr der Kommandant fort, „so viel von Streitigkeiten und bedenklichen Eifersüchteleien zwischen deutschen Truppen gesprochen. Alles ist erlogen. Es gibt jetzt weder Bayern noch Preußen, es gibt nur noch Deutsche." Mein Rundgang durch die Stadt bestätigte meinen ersten günstigen Eindruck von der milden Herrschaft der Eroberer und der strammen Ordnung. Mit der größten Höflichkeit steht jeder Soldat Rede und Antwort. Alle gehen ohne Waffen wie auf dem Kasernenhof, um sich die Sehenswürdigkeiten der Stadt anzusehen und sich Andenken zu kaufen. Die meisten Geschäfte und Warenhäuser sind offen. Die Milde des deutschen Regiments geht soweit, daß man sogar deutschfeindliche belgische Zeitungen verkaufen darf, wie z. B. „La Flandre liberale". Man läßt den Belgiern vielleicht nur zu viele Freiheiten. „Hier darf jeder treiben was er will, solange er den Deutschen nicht schadet," ist die liberale Formel des deutschen Kommandos. In dem Gasthof wo ich wohnte, waren auch deutsche Soldaten untergebracht, deren Betragen die Inhaberin sehr lobte.
Von Brüssel weg fuhr ich mit einem Freifahrschein, der mir vom deutschen Kommando freundlicherweise zur Verfügung gestellt wurde. Es ist ein Militärzug und wir begegneten andern ohne Unterbrechung. Alle Soldaten trugen eine ruhige Begeisterung zur Schau, denn jeder scheint zu wissen, wofür er kämpft. Die Versorgung ist durchaus genügend In Lüttich herrschte großer Verkehr von Zivil- und Militärpersonen. Ich habe umsonst versucht, Kronzeugen der angeblichen Schändlichkeitn von deutscher Seite auszutreiben. Die Stadt zeigt ihr alles Bild. Man kann am Abend bis 9 Uhr ganz ungestört herumgehen; nur muß man öfter den deutschen Patrouillen die Papiere vorzeigen. Man braucht beim Schlafen kein Licht mehr brennen zu lassen, wie es in der ersten Zeit vorgeschrieben war.
Es freut mich, daß ich durch eigenen Augenschein die Ueberzeugung gewinnen durfte, welcher Art die „deutsche Barbarei" in Belgien ist und wie schändlich die Verleumdungen sind, die man auf das Haupt des deutschen Volkes sammelte. Ich werde davon in meinem Vaterlande offenes Zeugnis ablegen,"
Ein deutscher Flieger über Calais.
Berlin, 1. Okt. Die „Nationalzeitung" erfährt aus Rotterdam: Wie der „Telegraaf" meldet, wurde ein deutscher Flieger über Calais gesichtet. Der Flieger warf drei Bomben, von denen eine auf das Fort Nieulay fiel. Der Schaden soll nicht allzu groß sein.
Die Zeppeline.
Ein zur Belehrung der Londoner Militärbehörden eigens aus Antwerpen verschriebener hervorragender belgischerLuftschiffer erklärt (nach holländ. Berichten des „Berl. Tagebl."). es bestehe wenig Hoffnung, ein etwaiges Bombardement Londons durch Zeppeline wirksam zu verhindern. Ueber Antwerpen sei ein Zeppelin nachts erschienen und habe sieben Bomben abgeworfen, die mit ungeheurem Getöse explodiert seien. Eine Prüfung der Bombensplitter habe eine ungeheure Durchschlagskraft ergeben. Die Verfolgung des Zeppelin, sagte der belgische Fachmann, war
vollständig, denn als der Zeppelin sich durch Scheinwerfer entdeckt sah, flog er auf 1500 Meter Höhe, wo man ihn aus dem Gesicht verlor. Außerdem Mußte man das gegen das Luftschiff eröffnete Feuer einstellen, weil die nutzlos gegen den Ballon geschleuderten Geschosse wieder auf die Stadt niederfielen, mehrere Einwohner löteten und mehr Schaden anrichteren, als der Zeppelin selbst gestiftet hatte. Die Beschießung eines Zeppelin erscheint daher aussichtslos trotz aller Scheinwerfer und besonders Kanonen. Ebenso nutzlos, geht der Bericht weiter, sei auch die Verfolgung eines Zepvelin durch Flugzeuge. Man brauche nur daran zu denken, wie lange ein Flugzeug brauche, um höher zu kommen als ein Lenkschiff und zugleich dessen Feuer auszuweichen; man denke ferner an die Schwierigkeiten eines nächtlichen Fluges unter so gefährlichen Umständen. Man denke schließlich an Schwierigkeiten, einen Zeppelin bei Nacht rasch zu entdecken, während der Flieger durch das Lichtermeer der unten liegenden Stadt und durch die Reflektoren geblendet werde und obendrein, wie in Antwerpen, in steter Gefahr sei, in das Feuer der auf den Zeppelin schießenden Kanonen und Gewehre zu geraten. Beim Kreuzfeuer der Maschinengewehre der Z. bestehe schlechterdings keine Möglichkeit für den Flieger, sich einem Zeppelin zu nähem. Es wäre nutzlose Aufopferung. Der Fachmann schließt: „Gegen die Zeppeline gibt es also kein sicheres Abwshrmittel. Es sind ganz furchtbar bewaffnete Luftschiffe; sie sind außerdem leicht lenkbar und befähigt, eine Fahrt von 700 bis 800 Kilometer mit größter Leichtigkeit auszuführen. Ein Zeppelinangriff auf London erscheint dem belgischen Fachmann somit durchaus möglich.
Bor einem deutschen Kriegsgericht.
Amsterdam, 30. Sept. Zehn Bürgermeister und Sekretäre kleinerer Landgemeinden um Tongeren (nördlich von Lüttich) standen vor einem deutschen Kriegsgericht in Tongeren (nördlich von Lüttich) da sie aus ein Telegramm des belgischen Generals Schepper hin Mannschaften der Jahresklassen 1914 einberiefen. Nach deutschem Gesetz steht Todesstrafe auf die Begünstigung derartiger feindlicher Rekrutierungen auf deutschem oder von Deutschen besetztem Boden. Jwei belgischen Advokaten wurde die Verteidigung gestattet. Sie wandten sich an das Nechtsgefühl der Deutschen und suchten nachzuweisen, daß zur Zeit der Rekrutierung die betreffenden Gebiete nicht vollkommen besetzt gewesen seien. Das Kriegsgericht sprach die Angeklagten frei, da nicht einwandfrei seststand, ob die Gemeinden alle besetzt waren. Die Freigesprochenen warfen sich weinend in die Arme der Advokaten. In ganz Limburg, bis über die Grenze erregte die Sitzung größtes Aufsehen.
Auffenberg erkrankt.
Wie», 30. Sept. (W.T.B.) Aus dem Kriegspressequartier wird amtlich gemeldet: Der Armeekommandant von Auffenburg ist erkrankt.
Eine italienische Anfrage an Oesterreich wegen der Adria-Minen.
" Berlin, 1. Okt. Aus Rom wird dem „Lokalanzeiger" gedrahtet: Die im Adriatischen Meere treibenden Minen haben gestern ein Fischerboot und 8 Menschenleben bei Ancona und heute ein zweites Boot und 9 Menschenleben bei Rimini vernichtet. Sie waren durch den Sturm der vorigen Woche von der Dalmatischen und Jstrischen Küste weggetrieben worden, obwohl sie genau nach den Vorschriften der Internationalen Abmachungen verankert waren.
Diese Ereignisse haben zu einer Anfrage der italienisch enRegierung an das Wiener Kabinett geführt. Die Anfrage bedeutet keinen Protest, sondern nur eine freundschaftliche und höfliche Mitteilung. Oesterreich-Ungarn wird, wie der Korrespondent des „Lokal-Anzeigers" erfährt, der Angelegenheit nach Möglichkeit gerecht werden.
Lehrer als Geisel«.
Straßburg, 30. Sept. (W.T.B. Nicht amtlich.) Wie bereits gemeldet, haben die Franzosen mehrere Lehrer, so u. a. aus dem Kreise Allkirch, als Geiseln mitgeschleppt. Wie die „Straßburger Post" meldet, haben die Franzosen beabsichtigt, nach dem Elsaß als Lehrer nur geborene Franzosen zu schicken. In wenigen Jahren wäre dann im Elsaß nur französisch gesprochen worden.