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Berlin, 16. Sept. (Amtlich.) Personalverände- rungen in Führerstellen. Für den erkrankten Gene­raloberst von Hausen, General der Kavallerie von Einem, Armeeführer, für diesen General der In­fanterie von Claer, kommandierender General bes 7. Armeekorps, General der Artillerie von Schubert, bisher kommandierender General des -14. Reserve­korps zu anderweitiger Verwendung, für ihn der Generalquartiermeister von Stein zum kommandie­renden General des 14. Reservekorps'ernannt. Ge­neral der Infanterie Graf Kirchbach, kommandieren­der General des ^10. Reservekorps, verwundet, da­für General der Infanterie von Wen,, kommandie­render General des 10. Reservekorps.

Zum Rücktritt des englischen Unterrichtsmiuifters.

Mit Lord Morley und John Burns ist nach der eng­lischen Kriegserklärung an Deutschland als Dritter der bis­herige Unterstaatssekretär im Unterrichtsministerium Trevelyan aus der Regierung ausgetreten. Er hat diesen Schritt in einem Briefe an seine Wähler in Elland (Jorkshire) gerechtfertigt, der in englischen liberalen Blättern veröffentlicht worden ist. In dem Briefe heißt es: »Wir haben plötzlich gefunden, daß unsere Hände nicht, wie behauptet wurde, unge­bunden waren. Immer und immer wieder war uns von den Freunden der Latente eoräiale versichert worden, daß diese nur ein Freundschaftsband bedeute. Jetzt wissen wir, was wir immer ahnten, daß die Entente die Pflichten der Feindschaft gegenDeutschland in sich schloß. Wir machen den Krieg, weil wir wünschen, daß Frankreich nicht erdrückt werde. Ebensowenig wünsche ich, im Interesse der Zivilisation, Deutschland erdrückt zu sehen. Sollen wir uns darüber freuen, daß Rußland aus dem Kriege sieg­reich hervorgehe, mit seinen wilden, sich stets wieder er­neuernden Horden zahlloser Völkerschaften, um sich über un­sere niedergebeugte westliche Zivilisation zu stürzen? Ich mißbillige, ebenso wie nur einer, die Verletzung der belgischen Neutralität durch Deutschland, aber ich behaupte, daß, wenn Frankreich dieses Unrecht begangen hätte, wir in irgend einer Weise dagegen protestiert hätten, ohne unser Land in den Krieg zu stürzen. Nach meiner Ansicht hätten wir in diesem Streit keine Partei ergreifen sollen, außer für das über­wältigende Interesse unserer eigenen Nation: und dieses Interesse ist der Friede.

Wie die Russe« in Ostpreuße» hauste«.

Berlin, 14. Sept. Der Landrat eines ostpreußischen Kreises schreibt derKreuz-Ztg.' unter dem 11. ds. Mts.:

»Ich komme soeben von der Fahrt in den Kreisteil, den die Russen heute räumten, und möchte kurz schildern, wie unser armes Ostpreußen, soweit es in Feindeshand war, aus­sieht. Diese Gegend meines Kreises ist besiedelt mit Bauern­dörfern und vielen hundert Kolonisten und bietet sonst das Bild besonders regen Lebens. Jetzt allenthalben tiefe Stille und, soweit das Auge reicht, kein lebendes Wesen. Die Männer und Jungen sind von den Russen nach Osten fort­geführt, alles Vieh ist fortgetrieben, und Frauen und Mäd­chen sind geflohen. Wohl denen, die es noch konnten. Gleich in dem ersten größeren Dorfe, in dem ich den 85 jährigen Amtsvorsteher, einen in Kreisämtern wohlverdienten Mann suche, finde ich nur einen Hügel vor seiner Tür und ein Brettchen mit der Aufschrift:Erschossen am 3. September/ Er ist ermordet worden, als er ein Mädchen vor einem russischen Soldaten schützen wollte. Im nächsten Dorfe sehe ich eine alte Frau eine frischgegrabene Stelle nachscharren; sie erzählt, die Russen hätten fünf von der Musterung heim­kehrende Leute erschossen, und sie suche, ob die ihrigen dar­unter wären. Der Zustand auf den Gehöften und nament-

Art läßt nicht von Art.

Roman von H. Hill.

(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)

34. Kapitel.

Die Ohnmacht der Komtesse war so tief und schwer, daß sie noch bleich und regungslos wie eine Tote in dem Sessel lag, als der aus dem Kammerdiener in einen exoti­schen Gentleman verwandelte Weigelt wieder zu ihr ins Zimmer trat. Für einen Augenblick schien er in der Tat zu fürchten, daß das Leben aus dieser schönen Hülle ent­flohen sei, zumal er ja recht wohl wußte, wessen er seine Mitschuldige fähig halten durfte. Aber er überzeugte sich bald, daß die Brust des jungen Mädchens sich noch in leisen Atemzügen hob und senkte, und er atmete erleichtert auf, denn er hatte von vornherein nicht gewollt, daß die Wehrlose das Opfer einer schnöden Gewalttat werde. Von dem verbrecherischen Brandstiftungsplan der Iohannsen ahnte er nichts. Er vertraute darauf, daß die Komtesse, auch wenn sie nach einiger Zeit aus ihrer Bewußtlosigkeit erwachte, nicht sogleich imstande sein würde, Lärm zu schlagen, und daß ihm bis zu dem Augenblick, wo auf ihre Anzeige hin die Polizei seine Verfolgung aufnahm, Zeit genug bliebe, sich mit seiner Beute in Sicherheit zu bringen. Kannte er doch tausend Schleichwege, auf denen man sich über seine in die Irre gehenden Verfolger lustig machen kann, und wußte er doch, daß jemand, der sich im Besitz reicher Geldmittel befindet, immer über treue und aufopfernde Helfer verfügt, die ihn zu schützen und zu ver­bergen wissen.

Als er der Gefährtin seiner Verbrechen einige Minuten später die Mitteilung machte, daß oben allesbesorgt" sei, gab sie sich den Anschein, ihm Glauben zu schenken, und er ließ sich nichts davon träuwen, daß sie, ehe sie das Haus verlieh, den Feuerbrand an die mit Petroleum -«tränkten Einrichtungsstücke legte.

^ Mtt so teuflischer Berechnung war die Brandstifterin b«t

Wort denken muß:Krieg kann man nicht schildern, man kann ihn nur erleben.' Nickt ein Stück ist ist unzertrümmert. Die größeren Möbel sind mühsam zerhackt, die Betten zer­schnitten, auf den Kaiserbildern überall die Augen zerstochen. Verwesendes Vieh ist hereingeworfen und über alles noch Wasser und Unrat geschüttet. Eine unbeschreibliche Ver­wüstung. Mit dem Browning in der Hand durchsuchten wir einzelne Ortschaften, ohne irgend etwas von Nachzüglern zu finden, die Militärpatrouillen machten gleichzeitig aber mehrere Gefangene. Ich erwähne dieses besonders, um die unver­gleichliche Gutartigkeit und Nachsicht unserer Truppen mit dem russischen Gesindel zu kennzeichnen. Es ist ein erschüt­terndes Leid, das Gott unsrer Heimat mit der russischen Verheerung auferlegt hat, und doch wird es Ostpreußen nicht beugen. Nirgends habe ich haltloses Klagen gefunden, wohl aber überall den festen Willen, wieder von vorn anzufangen und überall das feste Vertrauen auf die Hilfe des Staates dabei. Und es ist das Empfinden des ganzen Volkes hier, wenn mir heute ein Bauer sagte, -dem alles, aber auch alles verloren gegangen war:Ach. Herr Landrat, was schadet das. Auf den Knien will ich arbeiten und mit den Händen den Boden scharren, wenn wir nur deutsch bleiben, und wir werden ja siegen!'

In de« Militärwerkstätien.

(G.K.G.) Während unsere braven grauen Jungen draußen ^m Osten und Westen im Kugelregen vorwärls- stürmend glorreiche Siege erringen, sind, so schreibt die Nordd. Allg. Ztg., fernab von jeglichem Kampfgetümmel in aller Stille und Heimlichkeit jene Heinzelmännchen tätig, die fast über Nacht tausende von Uniformen, tausende von Stiefeln, hunderitausende von gefüllten Konservenbüchsen und Millionen von Gewehrgeschossen entstehen lassen. Es sind dies die militärisch Oekonomiehandwerker genannten Leute, die selbst zwar dem Soldatenftand angehören, aber nicht in die Lage kommen, mit der Waffe in der Hand dem Vaterland zu dienen. Der Dienst, den sie dem Vaterlande leisten, ist zwar nicht durch feindliche Schrapnells bedroht, erfordet jedoch auch ein kolossales Maß von Kraft und Aus­dauer; deshalb sollte man auch ihrer gedenken und jenen Leuten, die etwas mißachtend vonSchuster und Schneider' reden, beweisen, daß auch sie in die Reihen derjenigen gehören, denen das Vaterland später Dank schuldet.

Im Morgengrauen halten vor dem militärisch schmucklosen Gebäude, das einst ganz anderen Zwecken gedient hat, große fchweibeladene Rollwagen, deren Federn sich unter der Last ächzend biegen. Die Ladung besteht aus bestem Kernlcder. Trotz der Nachtstunden erRnt aus dem Gebäude heraus ein Rasseln, Ticken, Klopfen von Spezialmaschinen, das Surren pfeilschnell dahinschießender Transmissionsriemen; um die Maschinen herum kribbelt es wie ein Ameisenhaufen, jeder weiß seinen bestimmten Handgriff, alle zwei Sekunden ein Zugreifen, Ströme von Schweiß rinnen hernnder, und wenn sich dann am Morgen das Tor öffnet um die zur Nachtschicht befohlenen Oekonomiehandwerker herauszulassen, so kommt auch gleichzeitig das Produkt ihrer nächtlichen Tätigkeit zum Vorschein. Drei Rollwagen, jeder init 400 Paar funkel­nagelneuen braunen Soldatenstiefeln beladen! Da ertönt ein strammer militärischer Schritt; d'e zur Tagesschicht be­fohlenen Leute rücken an, und nachdem die Maschinen ge­reinigt und geölt worden sind, beginnt das Klappen, Zischen, Sausen von neuem, unermüdlich immer wieder von neuem. Dem kleinen unscheinbaren Gebäude sieht man es nicht an, daß täglich 2400 Paar Stiefel von hier hinauswsndern in die Kasernen. Ein militärischer Fachmann bemerkte hierzu: Wenn wir wollen, könnten wir noch eine ganze französische Armee mit Stiefeln versehen und auch gleichzeitig eine zweite deutsche Armee!

ihren Vorkehrungen zu Werre gegangen, Satz der beizende Qualm, der sich in den unteren Räumlichkeiten entwickelte und naturgemäß seinen Weg nach oben nahm, seine tod­bringende Wirkung längst vollbracht haben mußte, ehe die Flammen selbst das Stockwerk erreichten, in dem sich die Komtesse befand. Und wenn Ediths Ohnmacht nur zehn Minuten länger gewährt hätte, würde sie unfehlbar aus ihr in jenen Schlummer hinübergeglitten sein, aus dem es kein Erwachen mehr gibt. Aber der scharfe, erstickende Rauch, der sich durch die Ritzen im Fußboden und durch den Spalt unter der Tür in ihr Zimmer stahl, wirkte als ein Belebungsmittel, das sie rascher als irgendein anderes in das Bewußtsein der Wirklichkeit zurückführte. Von dem Moment an, da sie wieder die Augen aufgeschlagen hatte, bedurfte es kaum noch des Zeitraumes einer Minute, bis sie die neue, fürchterliche Gefahr begriffen hatte, in der sie sich befand. Sie sah kein Feuer, aber sie hatte nichtsdesto­weniger die volle Gewißheit, daß bereits ein verheerender Brand im Haufe wüten müsse; denn das Zimmer war bereits so erfüllt mit dunklem Qualm, daß die an der Decke angebrachte Lampe nur noch wie ein rotes Licht» Pünktchen erschien, und daß sie selbst nur noch mit äußerster Anstrengung zu atmen vermochte. Von einer gräßlichen Todesangst gepeinigt, tastete sie sich mit Anstrengung bis zur Tür. Aber in neuem und gesteigertem Entsetzen prallte sie zurück. Denn die Rauchschwaden, die sich ihr entgegen­wälzten, waren so dicht, daß sie wohl daran verzweifeln muhte, durch sie hindurch den Weg nach unten zu finden. Entmutigt lehnte sie sich gegen die Wand; dann aber siegte ihr junger Lebenstrieb doch noch einmal über die gefährliche Schwäche, und sie rüffte all ihre Kraft zu- sammen, um wenigsten» den Versuch der Rettung z« machen. Mtt angehaltenem Atem fühlte sie sich bis zur Treppe hin; denn die schmerzenden Augen versagten be­reits den Dienst, und sie konnte sich nur noch der Führung ihrer tastenden Hände überlaffen. Wie sie es fertig ge­bracht hatte, nach unten zu gelangen- und wieviel Zeit fie dazu gebraucht, vermochte fie später nicht zu sage« ; denn dies« schrecklichste» Minute« ihres Lebens Lehen keine Erinnerung zurück und waren später wie aus-elöscht aus ihre» Geiste. Sicherlich aber war es beinah« ein Wunder An neune», daß der ver giftend» Qualm fie nicht abermals

fabrik stehen freundliche Helle Schuppen, einstmals in den ersten Mobilmachungstagen über Nacht aus der Erde gewach­sen. Schon von weitem ertönt ein leises Surren, welches beim Näherkommen anschwillt zu einem brausenden Geratter, so daß man unwillkürlich nach oben sieht, um das vermeint­liche Flugzeug zu sehen, welches diesen Lärm heroorruft. Im Innern des Gebäudes stehen in Reihen Hunderte von Näh­maschinen, alle von einer durchgehenden Welle aus angetrie­ben. Im Vorraum zentnerschwere Tuchballen von der Farbe des jedem Deutschen so schnell bekannt gewordenen Feldgrau, in der anderen Ecke Kisten mit Knöpfen, Schnüren, Näh­zwirn und andern Schneiderutensilien. Durch die hochüber- einander getürmten feldgrauen Stoffstücke saust die elektrisch betriebene Zuschneidemaschine. Das unförmige Paket blät­tert dann auseinander und mit Staunen erkennt man, daß hier in wenigen Sekunden 50 Rückenteile zu Uniformen zu­geschnitten sind. Dis einzelnen Stücke wandern dann von Hand zu Hand, jeder hat seine bestimmte Tätigkeit, am Ende des Saals ist der Waffenrock zum Anziehen fertig Es ist, wenn man dann die mit Uniformen oollgepackten Wagen langsam dahinfahren sieht, als wenn sich irgendwo die Erde aufgetan hätte und Uniformen ausspeie. Ein Arbeiter, an dem gerade ein derartiger Wagenzug vorbeirollt, sagt ver­ständnisinnig lächelnd zu seinem Beglei er:Nu weeß ick ooch, wozu wir so ville Steuern bezahlt Ham, und wo se je­blieben sind. Nu zahl ick ooch janz jerne!' und so denken jetzt fast alle. Nicht nur den tapferen Helden vor dem Feinde, auch jenen Leuten, die im Schweiße ihres Angesichts Tag und Nacht auf diese Weise ihre Pflicht dem Vaterland erfüllen, ist Dank und Anerkennung zu zollen.

Landesnachrichten.

Mtenrtel«, 17. September 1«".

* Die achtzehnte würkt. Verlustliste verzeichnet 182 Namen des Infanterie-Regiments Nr. 120 Ulm und zwar: gefallen 11, schwer verwunde k36, ver­wundet bezw. leichtverwundet 102, vermißt 31, er­krankt 1, verunglückt 1. Unter der Gesamtzahl sind 4 Offiziere und 1 Ofsizierstellvertreter (gefallen G, schwerverwundet 2, verwundet 1). Die Liste ent­hält aus- unserer Gegend den Namen: Reservist Gottl. Kaupp aus Haiterbach, leicht verwundet

* Im Felde gestorben. Aus dem Felde der Ehre sind geblieben: cand. ing. Ludwig Kaufmann, Vizeseldwebel im Infanterie-Regiment Nr. 121; Gefreiter d. R. .Georg Nusser, Hauptlehrer an der Pragschule in Stuttgart, 34 Jahre alt: Rudolf Bertsch, Fahnenjunker im württ. Feldartillerie-Regi­ment Nr. 29, am 8. September, im Alter, don 18 Jahren, Sohn des Regierungsrats Dr. Bertsch in Ludwigsburg; am 2. Sept.: Dr. Otto Ulrich, Vizefeldwebel und Ofsiziersstellvertreter, 25 Jahre alt, Sohn des Fabrikanten Ulrich in Eßlingen: am 9. Sept.: Walter Gradmann, Leutnant im Feld­artillerie-Regiment Nr. 65, 21 Jahre alt, Sohn des Professors Gradmann, Stuttgart; am 6. Sept.: Oberlehrer Dr. Ernst Scheibe (Kölu), Leutnnant d. R. im Grenadier-Regiment Nr. 123; Emil Otto, Unteroffizier im Landwehr-Regiment Nr. 121 am 5. Sept.; am 8. Sept.: 'Fabrikant Richard Wag­ner, Leutnant d. R. im Feldartillerie-Regiment Nr. 29, 26 Jahre alt; am 7. Sept.: Alfred Schliere^ Vizefeldwebel d. R. und Offiziersstellvertreter im Grenadier-Regiment Nr. 119, 24 Jahre alt, Eß­lingen-Cannstatt; cand., chem. Heinrich Buck, Bize-

ihres Bewußtseins beraubte, lange bevor st« vas «o- gejchoß erreicht hatte. ,

Jetzt, da sie auf der Diele angelangt war, wäre fi» gerettet gewesen, wenn sie die Haustür unverschlossen gefunden hätte. Aber di« Iohannsen war keine von de» gedankenlosen Verbrecherinnen, die das einmal begonnen« Wert nur halb zu Ende führen. Sie hatte die Eingangs- j» pforte so gut hinter sich versperrt, daß die schwache« Hände des in Todesangst verzweifelnden Mädchens wohl umsonst an den schweren, eichenen Türflügeln rütteln mußten. Und es gab keinen anderen Ausgang aus dem Höllenkessel als diesen.

Die Komtesse wollte um Hilfe schreien, aber nur «ttr schwaches Aechzen kam aus ihrer Brust, und nachdem fi« sich eine kleine Weile mtt letzter Kraftanstrengung nutzlos an der unbarmberzigen Tür abgemüht hatte, brach sie aber­mals in die Knie.

Da, wie eine Erleuchtung aus höheren Welten, kam ihr in ihrer höchsten Not der Gedanke an den Keller. Wenn sie es fertig brachte, bis in den Keller zu gelangen, war sie vielleicht wenigstens für den Augenblick ge­rettet. Denn der Rauch zog nach oben, und im Keller gab es möglicherweise auch eine nach außen führende Luke» die ihr ein paar erlösende Atemzüge frischer Lust ge­statteten. Sie hatte nicht mehr die Kraft, sich aufzurichte», aber es war zu ihrem Heil, daß sie genötigt war, auf Händen und Füßen weiter zu kriechen; denn dicht üb«r dem Boden war der Rauch etwas weniger dicht und er­stickend. Daß sie den Eingang zum Keller wirklich fand, war freilich trotzdem nichts als eine gnädige Fügung d«s Zufalls; denn fie hatte selbstverständlich längst alles Orien­tierungsvermögen verloren. Sie wurde erst gewahr, daß sie diesen Eingang erreicht hatte, als sie um ein Haar di« schmale und steile Treppe hinabgestürzt wäre. Bon da unten aber drang ihr etwas wie ein Hüuch reinerer, kühlerer Luft entgegen, und in gierigen Atemzüge« so­fte ihn in ihre verschmachtende, von heftigen Schmerzen durchwühlte Brust. ;

Fünf oder sechs Stufen hatte sie sich mit geschloffene« Augen hinuntergetastet, dann sank sie entkräftet in sich zusammen. Aber sie blieb bei vollem Bewußtsein, und nach Verlauf einiger Minuten hatte sie auch wieder Energie genug, die Liber zu Hetze«.