Die enttäuschten Brüder.

Stockholm, 10. Sevt. DieNowoje Wremja" schreibt: Rußland ist über die geringe Anzahl der englischen Hilsstruppen in Frankreich enttäuscht und erwartet bestimmt, daß England keine Anstrengungen scheuen werde, mehr Mannschaften aüf den Kontinent zu werfen. f t"! - ( M 1

Was das Würll. Rote Kreuz bis jetzt schon geleistet hat.

jsStirttgaPt, 11. Sept. Ueber das seit Kriegs­ausbruch vom Wnrtt. Roten Kreuz Geleistete wird eine kurze Uebersicht von Interesse sein. Die Grund­lage bildete der im Frieden ausgearbeitete Mobil­machungsplan zur Unterstützung des staatlich-mili­tärischen Kriegs-Sanitätsdienstes. Im Operations­gebiet wird der Sanitätsdienst (das Aufsuchen der Verwundeten nach der Schlacht, die Unterbringung in die Feldlazarette, die Behandlung daselbst) von. den militärischen .Sanitätsformationen ausgeübt. Auf dieses Gebiet kommt das Freiwillige Rote Kreuz durch die Liebesgaben für die kämpfenden Truppen. Die umfassendste Hilfeleistung setzt im Etappendienst ein durch Entsendung des freiwilligen Lazarett- und Transportpersonals, durch Stellung und Führung von Lazarett- und Hilfslazarettzügen und durch Be­schaffung 'der Sanitätshilssnnttel im Heimatgebiet durch Einrichtung und Betrieb der Vereinslazarette, die neben den militärischen Reservelazaretten, denen nach Bedarf das Rote Kreuz mit Personal und Ma­terial aushilft, zur Aufnahme der vom Kriegsschau­platz in die Heimat beförderten Verwundeten und Kranken dienen, sowie durch den Bahnhosdienst mit Verband- und Ersrischungsstationen und mit dem Verwundetentransport in die,Lazarette. Auf allen diesen Gebieten hat das^ Württ. Rote Kreuz, das vom Tage der Mobilmachung an eine Ueberfülle von Angeboten zu bewältigen hatte, hochersreuliche Ergebnisse erzielt. Die persönlichen Angebote in erster Linie für Kranken- und Berwundetenpfhege steigerten sich jaus Tausende und! aber Tausende^ deren Prüfung, Einteilung und Unterbringung die ange­strengteste Arbeit erforderte. Schon am 12. August konnte der erste Lazarett-Trupp von Krankenschwe­stern, Pflegern und Mitgliedern des freiwilligen Sa- nitätskorps in's Etappengebiet abgehen. Seither sind erhebliche Verstärkungen nachgesolgt, sodaß der Gesamttrupp nunmehr (aus 130 geprüften männlichen Krankenpflegern, 60 Schwestern und 10 Laborantin­nen besteht. Der im Frieden vorbereitete und muster­gültig ausgestattete fAazarettzug mit 30 Wagen für 250 Schwerverwundete und A:anke stand vom 15. August an bereit und ist seit 27. August ruft außer­ordentlicher Anerkennung in Verwendung. Ein Hilsslazarettzug mit 32 Wagen für 600 leichte und schwer Verwundete ist in wenigen Tagen durch die Leitung des freiwilligen Sanitätskorps vortrefflich eingerichtet worden und am 7. dA Mts- abgegangen. Außerdem werden ins Etappengebiet Kraftwagen­kolonnen mit den erforderlichen Begleitmannschaften aus den SanitätZkorps entsendet. Schon am ft 8. August waren auf den Bahnhöfen und Stationen die vorgesehenen Verband- und Ersrischungsstellen mit fest organisiertem Dienst eingerichtet. Auch hier be­währte sich unser Sanitätskorps, das überall im Lande zum Empfange der Verwundeten und Kranken auf Alarmierung bereitsteht. In Stuttgart allein

Sonntags-Gedanken.

Frischauf! und wäre Feindeszahl wie Sand, wie Sand am Meer!

Wer seine Sache Gott befahl, für den wird Gott ein Heer.

E. M. Arndt.

Mobilmachung.

Unser Heer ist mobilgemacht und ist dabei, den schweren Kriegsdienst zu verrichten. Wenn aber un­sere Armee ihren Dienst sicher und gut tun soll) dann muß das ganze Volk mobil sein. Das Heer ist /Hur ein Teil des Volkes und steht Hn engschr Fühlung und Verbindung mit ihm. Und wie das ganze Volk beschaffen ist, so ist es auch sehn Heer. Das Heer wird in kriegerischer Beziehung mobilge­macht, das Volk muß in geistiger Beziehung schon! vorher mobil sein. An der Mobilmachung des Volkes arbeiten wir immer, die Mobilmachung des Heeres erfolgt nur in drohenden Kriegszeiten.

Blicken wir auf die intellektuelle Mobilmachung so können wir auf unser deutsches Volk stolz (sein. In Deutschland ist die Analphabetenziffer aus 0,05 vom Hundert gesunken, in England beträgt sie 1, in Frankreich 4, Ln Belgien über 10, im europäischen Rußland über 75 vom Hundert. In Wahrheit aber steht es noch viel schlimmer. 1907 stellte der fran­zösische Abgeordnete Buisson fest, daß wenigstens 20000 junger Franzosen bis zum 20. Jahr keinen Unterricht erhalten. In Rußland besucht weit weni­ger als die Hälfte der männlichen Jugend eine

wurden bisher gegen 6 000 Verwundeten- und Kran­kentransporte ausgeführt. Die Zahl der Vereinsla­zarette in Groß-Stuttgart und im Lande ist Dank der überaus zahlreichen und opferwilligen Raum­angebote, die sich fortgesetzt noch vermehren, bis jetzt auf 91 angewachsen mit zusammen 6 765 Betten, die Zahl der Erholungsheime für Leichtverwundete und Genesende auf 68 mit zusammen 1656 Betten. In Privatpflegestätten sind bis jetzt aus '21 Ober­amtsbezirken 2508 Betten gemeldet, sodaß zur Zeit 11 244 Betten mit dem erforderlichen Arzt- und Pflegepersonal zur Verfügung stehen, mit den 46 Reservelazaretten annähernd 20000 Betten. "In die Vereins- und Reservelazarette wurden bis! jetzt über 400 Schwestern und über 700 Helft rinnen, eingestellt. Auch die großen Verbandsstationen und Lazarettzüge wurden fruit Schwestern und Helferinnen besetzt. Auch eine Reihe von Privatpflegestätten ist mit Pflegekräften des Roten Kreuzes versehen.

Eine sehr willkommene Unterstützung der Laza- rettsürsorge ist durch die Organisation der Samm­lung und Abgabe von Lese- und Unterhaltungs- stosf geschaffen. > ,64 Lazarette konnten bisher auch dem' etwa 20000 Nummern umfassenden Vorrat der Bücherei mit Zeitungen, Zeitschriften, (875 Bände) Büchern, (3800) und Spielen (390) versorgt wer­den. Aus dem großen Arbeitsgebiet der Beschaffung und Bereitstellung der SanitätIhilfsmittel ist hervor­zuheben, daß zunächst vorwiegend durch freiwillige Arbeit, die seit Wochen teilweise durch bezahlte Ar­beit im Interesse der Arbeitslosen abgelöst wird, die Niederlage im Wnigsbau mächtig angewachsen ist. Trotzdem große Vorräte an die Lazarette abgegeben sind, beläuft sich der heutige Vorrat an Wäsche und Sanitätshilfsmitteln auf etwa 87 000 Stück. In gleicher Weise hat die von Anfang an durch be­sonderen Aufruf mit allem Nachdruck betriebene Or­ganisation der !Liebesgaben zum Wöhle unserer Trup­pen einen großen Umfang angenommen. Nahrung und Genußmittel, (Gebrauchsartikel, Betleidungs- Md Ausrüstungsgegenstände, Lazarettutensilien stehen in Massen zu Gebot und sind in steter Vermehrung Durch große Versendungen ins Feld, durch Abgabe an ausrückende Truppen, durch Uebermittlung an Vereinslazarette, durch Ausscheidung des für die Sammlung zu Gunsten der Familienfürsorge Geeig­nete ist bis heute Me reiche Liebesarbeit geleistet. Die dem Roten K re-z obliegende Unterstützung der bedürftigen Kriegerfamilien außerhalb Stuttgarts ist durch besonderen Ausruf mit Hilfe der Zentralteitung für Wohltätigkeit im ganzen Tande organisiert. Die Feststellungen über den Umfang der Hilfsbedürftig­keit sind in den einzelnen Bezirken im Gange. Das Ergebnis der Bezirkssammlungen läßt sich noch nicht übersehen. Bei der Hauptsammelstelle (Kassenamt der Zentralleitung) stehen heute rund 138000 Mark zur Verfügung. Erfreulicherweise kann diese Ueber­sicht mit der Nachricht schließen, daß bei der Haupt­kasse des Roten Kreuzes nunmehr eine Million er­reicht ist, nachdem ein entsprechender Teil der in den Bezirken gesammelten Gelder ahgeliesert wurde. Wenn aber diese Uebersicht zeigt, was in den fünf Kriegswochen die Hilfsärbeit des Roten Kreuzes er­reicht hat, so gibt das Erreichte im Zusammenhänge mit den Kriegsereignissen auch einen Maßstab, was fernerhin zu leisten ist, und welchen Geldaufwand dies erfordert. Esmußalsodas Ab sehen der Roten-Kreuz-Leitung fortgesetzt .auf die Gewinnung weiterer großer Miftt.e.l g e r i ch te t s e i n.

Schule: und auch das nur zwischen acht und zwölf Jahren; Belgien aber kommt gleich hinter Rußland.

Aber wir sind weit davon entfernt, darin schon einen Gradmesser rechter Bildung zu sehen. Wich­tiger und bedeutungsvoller ist die sittliche Bildung. Wir müssen jetzt in diesen ernsten Zeiten auch 'tu sittlicher Beziehung in der Welt obenanstehen. Das ist jetzt, wo wir ringsum von Feinden umgeben! sind, besonders schwer. Aber es muß uns doch ge­lingen, wenn auch noch jetzt die Augen der. feind­lichen Völker getrübt und ihre Urteile parteiisch sind. Wenn diese auch jetzt noch die schändlichsten Lügen über uns in der Welt verbreiten, so wirdi doch die Wahrheit ans Licht kommen. Alle Welt soll es er­kennen, daß seit dem Ausbruch des Krieges eine große sittliche Volkserhebung in Deutschland zu sehen war und daß wir nichts anderes erstreben, als den Sieg der Gerechtigkeit.

Das allerwichtigste ist die religiöse Mobilma- chnug. Wir müssen darauf bedacht sein, daß jeder einzelne und das gesamte Volk mit seinem Herrgott im Himmel in Verbindung steht. 'Echtes Gottver­trauen und zuversichtlicher Glaube muß uns alle er­füllen und uns immer wieder neue Demut und neue Tatkraft verleihen. An dieser intellektuellen, sitt­lichen und religiösen Mobilmachung unseres Volkes müssen wir alle Zeit arbeiten. , '

Die zehn Gebote der Wohltätigkeit.

Die »B. Z. am Mittag" gibt folgende zeitgemäße Mahnungen:

1. Sei wohltätig in Kriegszeiten. Aber sei cs mit eigenen Mitteln, nicht auS fremden Taschen!

Landesnachrichlen.

Mtenrlelg. 12. September ;« 14 .

* Vom Roten Kreuz. Für die im Felde ste­henden Truppen sind warme Unterkleider, wollene und halbwollene Hemden, Unterjacken und Unterhosen dringend erwünscht. Liebesgaben-Abteilung, An­nahmestelle im Königsbau in Stuttgart.

* Fährten vom Kriegsfreiwilligen. Kriegsfrei

willige und Freiwillige des 0Landsturms haben nur dann Anspruch aus freie Eisenbahnfahrt, wenn sie im Besitz Mer gültigen Bescheinigung der Orts'Le- hörde über Zweck und Ziel der Reise sind. Andere Bescheinigungen werden zurückgewiesen. Die Er­satztruppenteile sind angewiesen, die Bescheinigungen den Inhabern bei ihrer Abweisung abzunehmen, um Mißbrauch und unnötige Belastung der Eisenbahnen durch Umherreisen zu verhindern. ,

* Privattelegramme an Amgehörige pes mobilen Heeres. Zur Behebung von Zweifeln wird darauf hingewiesen, daß unter den gegenwärtigen Verhält­nissen Privattelegramme an Angehörige des mobilen Feldheeres nicht angenommen werdep. können. ^

* Dörrobst für unsere Soldatem im Feld. Der

anfallende, reiche Obstsegen muß auch den im Felde stehenden Kriegern zugute kommen, und es kann dies aus keine bessere und einfachere Art geschehen, als durch Beigabe des äußernd entlieh gesunden Dörr­obstes zu dem eisernen Bestand in den Tornister des Soldaten. . -

* Hochfchukbetrieb. Wie dem Staatsanzeiger

mitgeteilt wird, iwerden hie Universität Tübingen und die Technische Hochschule'Stuttgart im bevorstehenden Wintersemester ihren Lehrbetrieb ausnehmen. Ueber den Zeitpunkt des Beginns der Vorlesungen usw. wird besondere Bekanntmachung erfolgen. Ebenso wird« auch die landwirtschaftliche Anstalt Hohenheim ihren Betrieb soweit als irgend möglich aufrecht er­halten. Auch hierüber wird noch besondere Bekannt­machung erfolgen. tz /

* Turnen in Kr Legezeiten. Alljährlich im Sep­tember, wenn die Schulen beginnen, eröffnen auch die Turnvereine ihren üblichen Turnbetrieb, denn mit Eintritt kühlerer Witterung wächst auch wieder das Bedürfnis nach körperlichen Uebungen. Wie steht es nun dieses Jahr? Etwas zaghast stehen augen­blicklich die Turnvereine vor dieser Frage. Und doch darf trotz der großen Lücken, die man jetzt auf den Turnstätten findet, von den Zurückgebliebenen nichts versäumt werden, insbesondere der Heranwachsenden Jugend Gelegenheit zu praktischer und zietbewußter Turnarbeit zu geben. Es gilt mit doppeltem Eifer durch geregelte (Leibesübungen für einen widerstands­fähigen Körper Sorge zu tragen. Weiter gilt es! aber auch, das mit unseren im Felde stehenden Turn- sxeunden Aufgebaute zu erhalten und weiter zu pflegen und dazu bedarf es nicht nur tüchtiger Wei­terarbeit der Alten, sondern auch eines tatkräaftigen Nachwuchses- Schon lassen sich Stimmen von im Feld stehenden .Turnern Horen, die den Segen tur­nerischer Tüchtigkeit, die sie sich in dem viel- , fettigen deutschen Turnen und Spiel erworben haben, hoch schätzen. Deshalb ist es auch für die am Platz weilenden alten und jungen Turner das beste, wie­der den Zwecken und Zielen der Turnerei näherzu­treten und vorläufig unter Ausschluß aller Künste­leien .tatkräftig zuzugreifen in praktischer Turnarbeit aus breitester Grundlage. Mit berechtigtem ßHtolz blickt die Turnerschaft auf die weit über eine halbe Million zählenden Turnerscharen, die zur Zeit unter den Fahnen steht, und aus die hiemit verbundene

2. Zerbrich Dir nicht den Kopf über die Riesensummen", die Zusammenkommen. Du weist selbst, daß man Geld immer gebrauchen kann.

3. Auch das Heer der Wohltätigen braucht mehr Soldaten als Führer. Es kann deshalb nicht jeder seinen Namen unter dem Aufruf gedruckt verlangen. Viele halten sich zum Organisator der Mildtätigkeit berufen, aber nur wenige sind auserwählt.

4. Fürchte nicht, daß mit Deiner Spende Unwürdige unterstützt werden. Die Kriegsnot macht auch vorUn­würdigen" nicht halt.

5. Lehne getrost eine Spende ab, deren Zweck Dir nicht zusagt. Gieb dann aber gleichzeitig für eine Sammlung, die nach Deinem Herzen ist.

6. Glaube nicht, daß andere mehr Geld und eher etwas zu entbehren haben als Du. Wollte jeder so denken, müßte Krupp allein für alles aufkommen.

7. Ziehe Deine Rote-Kreuz-Spende nicht Deinen An­gestellten vom Gehalt ab. Verlange aber auch nicht die Waren geschenkt, mit deren Erlös der Kaufmann sein Personal bezahlt.

8. Verschenke nicht Deine Arbeitskraft, wenn dadurch anderen das Brot weggenommen wird, und erwirb Dir nicht das erste Verdienst, indem Du anderen den letzten nimmst.

9. Verweigere keine Gabe, weil Du Dich über den'Orden ärgerst, den die Patronesse bekommt. Von Deinem Aerger werden die hungrigen Kinder nicht satt. Hast Du selbst aber Knopflochschmerzen, so suche die Heilmittel nicht in fremden Kassenschränken oder Warenlagern.

10. Vielen ist die Wohltätigkeit nur ein Sport. Aber wenn der Sport während des Krieges auch ruht das große Wohltätigkeitsrennen wird bestimmt gelaufen, und jedermann ist startberechtigt.