Führer seines Volkes und der große Mensch voller Herz hat sich ein neues großes Verdienst um die Menschheitssache erworben und, wenn die sieghaften Taten seiner Armee ihm qeue Ruhmeskränze flechten, so wird auch dieser Akt des Fürsten, der im Kriege die Menschlichkeit nicht vergißt, ihm gleichfalls ein Anrecht geben auf den Kranz, der unverwelk- lich ist, auf denjenigen der wahren Humanität.
Begeisterung für Deutschland. /
Heidelberg, 9. Sept. Von dem schweb. Professor der Theologie Gustav Norelius in Sundsvall, der nn letzten Schuljahr d ie Unterrichtsmethode am hies. Gymnasium studiert hat, ging der Leitung der Anstalt ein Schreiben zu, in dem es' heißt: k^Es! lebe das deutsche Land, Bismarcksland! Es lebe die deutsche Sprache, Luthers und Lessings, Schillers und Goethes Sprache! Es lebe das deutsche Volk, Kaiser Wilhelms siegreiches Volk, welches Gott fürchtet, sonst aber nichts in der Welt!"
Das Eiserne Kreuz.
Straßburg, 9. Sept. (W.T.B.) Wie die Straßburger Neue Zeitung meldet, wurde dem Chefpiloten der Aviatik- werke Karl Jngold von Mülhausen, der zur Zeit als Feldwebelleutnant Fliegerdienste tut, als erstem Zivilflieger für Tapferkeit vor dem Feind das Eiserne Kreuz verliehen. Der Flieger hatte nämlich unter außerordentlich gefährlichen Umständen einen Fernflug unternommen, für den ihm diese Auszeichnung zuerkannt wurde.
Die Kämpfe der Oesterreicher gegen die Russe«.
BerU», 19. Sept. fG.K.G.) Zur Wiederaufnahme der Kämpfe bei Lemberg telegraphiert der Kriegsberichterstatter des Berl. Tagebl. aus dem österreichisch-ungarischen Kriegsprefsequartier: Nachdem die österreichisch-ungar. Armee in den letzten Tagen ungestört von den Russen hinter dem vorübergehend geräumten Lemberg taktisch günstigere Stellungen eingenommen hatte, ging sie gestern aus der Devensive in die Offensive gegen die russische Hauptmacht über, um in der zweiten Phase die Entscheidung des nach 9 tägigem Kampfe beiderseits abgebrochenen Ringens zu erzwingen.
Wieu, 10. Sept. (G.K.G.) Der Kriegsberichterstatter des Fremdenblatts stellt in seinem Bericht aus dem Hauptquartier fest, daß auf russischer Seite ungefähr 560000 Mann Infanterie, 40000 Rnter, ungefähr 1500 Maschinengewehre und mehr als 2000 Geschütze an den Kämpfen der letzten Wochen beteiligt gewesen sind. Mindestens die Hälfte dieser gewaltigen Streitmacht wurde unter großen Verlusten zurückgeworfen, so daß die russische Armee eine bedeutende Einbuße erlitten hat. Noch ist die Hauptentscheidung nicht gefallen, aber die Bilanz der bisherigen Ereignisse ergibt für uns ein mehr als befriedigendes Ergebnis.
Die Auszeichnung öfter». Heerführer.
Wie», 10. Sept. (W.T.B. Nicht amtlich.) Der Kaiser hat den Armeekommandanten von Auffenberg und Dankl, welche ihre heldenmütigen Truppen bei Komarow bezw. Krasnik zum Siege führten, das Großkreuz des Leopoldordens mit der Kriegsdekoration und dem Generalmajor von Pongracz in Anerkennung seines heldenmütigen und erfolgreichen Wirkens gegen Montenegro das Ritterkreuz des Leopoldordens mit der Kriegsdekoration verliehen.
Bulgariens Haltung.
Berlin, 10. Sept. (W. T. B. Nichtamtlich.) Wie die B. Z. am Mittag meldet, hat die Regierung in Sofia angeordnet, daß die in ihre Heimat fahrenden deutschen und österreichischen Reservisten auf den bulgarischen Bahnen nur den halben Fahrpreis zu bezahlen brauchen.
Lügendepesche«.
Wie«, 10. Sept. (W.T.B. Nicht amtlich) Die Nachrichten von Agenturen, Pressebureaus und Blättern in London und Petersburg verbreiten fortgesetzte phantastische Meldungen über angebliche Siege der feindlichen Armeen sowie über Zustände in Oesterreich-Ungarn, die ein Dementi nicht verdienen und durch die Tatsachen täglich widerlegt werden. Offentsichtlich hat dieser lügenhafte und verleumderische Pressefeldzug neben der Irreführung der öffentlichen Meinung im eigenen Lande den besonderen Zweck, die niedergedrückte Stimmung der französischen Bevölkerung zu mindern und den Mut der Franzosen zu heben, die freilich eine wirksamere Unterstützung von ihren Bundesgenossen als durch Lügendepeschen erwartet haben dürsten.
Japanischer Schwindel.
Berli«, 10. Sept. (W.T.B.) Die ,Nordd. Allg. Ztg." schreibt: In einem Interview soll der japanische Botschaftsrat in Rom einem Vertreter der „Stampa" gegenüber erklärt haben, der Krieg zwischen Japan und Deutschland sei deshalb entstanden, weil Deutschland der japanischen Regierung die nicht in.der Form eines Ultimatums verlangte Zusicherung verweigert habe, daß das deutsche Geschwader in Ostasien Friede und Handel nicht durch kriegerische Operationen stören werde. Die Kriegserklärung Japans sei daher zum Schutze seiner Interessen und zur Verhinderung der Lahmlegung seines Handels nötig geworden. Dieser Versuch einer Rechtfertigung des japanischen Vorgehens gegen uns stellt die Wahrheit geradezu aus den Kopf. Von japanischer Seite ist ein Verlangen, wie das von dem japanischen Botschafter behauptete, vor der Ueberreichung des Ultimatums an Deutschland nicht gestellt worden. Umgekehrt ist dem japanischen Geschäftsträger in Berlin von deutscher Seite und zwar vor Ueberreichung des deutschen Ultimatums in Aussicht gestellt worden, daß das deutsche Geschwader in Ostasien Befehl erhalten werde, sich feindseliger Handlungen in den ostasiatischen Gewässern zuenthalten, falls Japan in dem deutsch-englischen Koflikt neutral bleibe. Hieraus ist von japanischer Seite eine Antwort überhaupt nicht erteilt worden. Hierdurch wird zugleich die nach englischen Meldungen von dem japanischen Minister des Aeußern, Kalo, in der außerordentlichen Sitzung des japanischen Parlaments vom 5. d. M. ausgestellte Behauptung widerlegt, wonach es die Abftcht Deutschlands gewesen sei, Kiautschou zur Basis seiner Kriegsoperationen im fernen Osten zu machen.
Nus Japan.
Tokio, 10. Sept. (W.T.B. Nicht amtlich.) Das Oberhaus bewilligte einstimmig die Kriegskredite in Höhe von 53 Millionen Jen.
Die Stimmung ich Aegypten.
Konstamtinopel, 10. Sept. Wie „Tasvir-i-Efkkar" erfährt, legen die Engländer in den letzten Tagen gegenüber der Bevölkerung Aegyptens großes Mißtrauen an den Tag. Einige Blätter besprechen den zwischen England, Frankreich und R'ußland abgeschlossenen Vertrag, dessen Wortlaut hier von der englischen Botschaft veröffentlicht worden ist; sie erblickenin diesem Vertrage ein Zeichen der S chwäche.
Eitle Hoffnungen.
Paris, 9. Sept. Der „Matin" versichert ins einem Petersburger Telegramm, Oesterreich werde binnen vierzehn Tagen gezwungen sein, um Frieden zu bitten, worauf 1 600000 Russen in Deutschland einsallen würden.
In Marseille sollen Z ehntausende von Kolonialmannschaften aus Algier, Marokko, und vom Senegal zusammengezogen worden sein ftttd weitere Truppensendungen aus Annäm und Tonkin erwartet werden. >
Zeichnet die Kriegsanleihen
Wir stehen allein gegen eine Welt in Waffen. Vom neutralen Ausland ist nennenswerte finanzielle Hilfe nicht zu erwarten, auch für die Geldbeschaffung sind wir auf die eigene Kraft angewiesen. Diese Kraft ist vorhanden und wird sich betätigen, wie draußen vor dem Feinde, so in den Grenzen des deutschen Vaterlandes jetzt, wo es gilt, ihm die Mittel zu schaffen, deren es für den Kampf um seine Existenz und seine Weltgeltung bedarf.
Die Siege, die unser herrliches Heer schon jetzt in West und Oft errungen, berechtigen zu der Hoffnung, daß auch diesmal wie einst nach 1870/71 die Kosten und Lasten des Krieges schließlich auf diejenigen fallen werden, die des Deutschen Reiches Frieden gestört haben.
Vorerst aber müssen wir uns selbst helfen.
Großes steht auf dem Spiele. Noch erwartet der Feind von unsrer vermeintlichen finanziellen Schwäche sein Heil. Der Erfolg der Anleihe muß diese Hoffnung zerstören.
Deutsche Kapitalisten! Zeigt, daß Ihr vom gleichen Geiste beseelt seid wie unsere Helden, die in der Schlacht ihr Herzblut verspritzen! Deutsche Sparer! Zeigt, daß Ihr nicht nur für Euch, sondern auch für das Vaterland gespart habt! Deutsche Korporationen, Anstalten, Sparkassen, Institute. Gesellschaften, die Ihr unter dem mächtigen Schuhe des Reichs erblüht und gewachsen seid! Erstattet dem Reiche Euern Dank in dieser schicksalsschweren Stunde! Deutsche Banken und Bankiers! Zeigt, was Eure glänzende Organisation, Euer Einfluß auf die Kundschaft zu leisten vermag!
Nicht einmal ein Opfer ist es, was von Euch verlangt wird! Man -bietet Euch zu billigem Kurse Wertpapiere von hervorragender Sicherheit mit ausgezeichneter Verzinsung!
Sage Keiner, daß ihm die flüssigen Mittel fehlen! Durch die Kriegsdarlehenskassen ist im weitesten Umfang dafür gesorgt, daß die nötigen Gelder flüssig gemacht werden können. Eine vorübergehende kleine Zinseinbuße bei der Flüssigmachung muß heute jeder vaterländisch gesinnte Deutsche ohne Zaudern auf sich nehmen. Die deutschen Sparkassen werden den Einlegern gegenüber, die ihre Sparguthaben für diesen Zweck verwenden wollen, nach Möglichkeit in weitherziger Weise auf die Einhaltung der Kündigungsfristen verzichten.
Näheres über die Anleihen ergibt die Bekanntmachung unseres Reichsbank-Direktoriums, die heute an anderer Stelle dieses Blattes erscheint.
Amtliches.
D i e M u st er u n g d e r L a n d st u r m P s l i ch t i.g e n 1. Ausgebots im Oberamtsbezirk N c^gso ld.
Die Musterung und Aushebung der unausgebil- deten Landsturmpflichtigen ersten Aufgebots des! Oberamtsbezirks Nagold findet am 14. und 15. Sept. d. I. aus dem Rathaus in Nagold statt. Hierbei! haben zu erscheinen: die Mannschaften der Stadt Nagold und der Gemeinden mit den Anfangsbuchstaben A—H (Altensteig—Haiterbach) am Montag den 14. ds- Mts., die Mannschaften der übrigen Gemeinden (Jselshausen—Wildberg) am Dienstag den 15. ds. Mts- - * :
Die Vorstellung erfolgt jahrgangswerse, beginnend mit dem jüngsten Jahrgang. Die PflichKgen haben je vormittags pünktlich siebeneinhalb Uhr zu erscheinen und ihre Militärpapiere mitzubringen. ' Unterlassene Anmeldung zur Landsturmrolle entbindet nicht von der Gestellungspflicht.
Unentschuldigtes Ausbleiben oder unpünktliches Erscheinen kann neben Bestrafung die sofortige Einstellung zur Folge haben. »^
Wer durch Rankheit verhindert ist, zu erscheinen.
M rerekrucdt. Wl
Ob sie dem Licht den Sieg mißgönnen,
Die Nacht wird's nicht bezwingen können, Solang' der Feldruf der Jugend heißt:
Hie deutsches Gewissen und deutscher Geist!
Paul Heyse.
Art laßt nicht von Art.
Roman von H. Hill.
(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)
»Ich würde dich aus den ersten Blick unter Hunderten Medereftenne»." sagte sie etwa» geringschätzig. »Aber e» Mt wohl möglich, daß die Dummköpfe vo« der Polizei ««Niger scharfe Augen haben. Geh jetzt, damit auch ich
mich umkleiden kann. Ich denke, wir haben kein« Ursach mtt unserer Zeit allzu verschwenderisch umzugehen."
„Nein — sicherlich nicht. — Aber di« Komtefl« 7 Ist I »och immer ohnmächtig, daß du sie allein laßen konntest
-Ja, bi» jetzt hat sie sich nicht gerührt. ll»d ich Hai sie selbstverständlich eingeschloffen."
Der Diener musterte sie mit eine« argwöhnisch, isilick.'
.Sag« mir die Wahrheit I" fordert« er. ^v» hast sie
doch nicht etwa-7"
Sie lachte kurz auf.
„Sei unbesorgt! Ich habe ihr kein Haar gekrümmt. Ich werde mich hüten, mich mit dergleichen zu befallen. Lor dem Zuchtbau» fürchtet man sich ja nicht mehr allr»-
;eyr, wenn man es emmai rennen gelernt Hai. Mer, um mit dem Scharfrichter Bekanntschaft zu machen, habe ich einstweilen mein Leben doch noch zu lieb. Was da getan werden muß, ist deine Sache. Und du wirst ja hoffentlich selber wissen, was du deiner und meiner Sicherheit schuldig bist."
Er nickte wohl zustimmend, aber er vermied es, sie anzusehen. Und er wollte sich eben schweigend zum Gehe» wenden, als sie ihn noch einmal aushielt.
„Wo ist — du weißt schon, was ich meine. Ich erwartete, ihn auf der Treppe zu finden. Aber es ist gut, daß du ihn gleich beiseite geschafft hast."
„Es war ein schweres Stück Arbeit," erwiderte Weigelt, während es seinen Körper schüttelte. „Nicht um all« Schätze möchte ich das noch einmal machen."
„Du weißt bestimmt, daß er tot ist?"
Der andere bejahte stumm. Die Arh wie er sich schwer auf ein« Stuhllehne stützte, ließ erkennen, daß ihn diese Erörterungen angriffen.
„Schwächling!" sagte die Hausdame vor sich hin, halblaut nur und wie zu sich selbst, aber doch immerhin deutlich genug, daß er es verstehen konnte. Da raffte er sich gewaltsam zusammen.
„Die Hauptsache ist, daß wir das Geld haben," erklärte er in verändertem, forciert leichtfertigem Ton, indem er sich mit der flachen Hand auf die Brust klopfte, dahin, wo er vermutlich die Brieftasche des Ermordeten verwahrte. „Damit Hilst man sich schließlich über alles weg, sogar über unbequeme Gewissensregungen."
„Und du hast auch ganz sicher alles? Du hast nicht» übersehen von dem, was er bei sich trug?"
„Nichts. Wenigstens nicht, soweit es sich um Bank- noten und um Wertpapiere handelte, die sich ohne Gefahr zu barem Geld machen lassen. Auf den größeren Teil der Summe freilich müssen wir schweren Herzens verzichten. Denn die hatte er sich in Form eines Schecks aushändigen lassen. Und den dürfen wir natürlich nicht zu verwerten suchen, wenn wir uns nicht wie rechte Tölpel selbst ans Messer liefern wollen."
„Schlimm genug. Aber ich sehe ein, daß sich nichts dagegen tun läßt. Und nun laß mich alleinI"
Als er hinaus war, starrte sie sekundenlang mit finsterem Blick auf die Tür. durch die er verschwunden war. . ^
„Ich weih, daß er ihr nichts antun wird," murmelte sie in sich hinein. „Sie dauert ihn, weil er in sie verliebt ist. Aber es ist gut, daß ich auch noch da bin."
Ehe sie daran ging, sich in das bereitliegende vornehme Reisekostüm zu kleiden, nahm sie eine andere, seltsam anmutende Verrichtung vor. Aus einer Ecke brachte sie zwei große, anscheinend vollständig gefüllte Blechkannen zum Vorschein, denen, als sie die Deckel abhob, ein intensiver Petroleumgeruch entströmte, und mit dem Inhalt dieser Kannen benetzte sie in allen Zimmern des untersten Stockwerks die vorhandenen Möbel, Vorhänge und sonstigen Einrichtungsstücke in so reichlichem Motze, daß sie bei der Berührung mit einem Feuerbrand notwendig in Helle» Flammen auflodern mußten.
Dann erst ließ auch sie sich vor dem Toilettentisch ieder und verwandelte sich mit einem Geschick, das nicht eringer war als das ihres Komplicen, binnen kürzester rift in eine sehr vornehm aussehende Dame der große» Velt. —
Weigelt war der erste, der eine Viertelstunde später ie Stätte des Verbrechens verließ. Nach Verlauf von ngefähr zehn Minuten folgte ihm, der getroffenen Abrede emäß, seine Mitschuldige, um ihn an einem vorher oer- inbarten Platze wieder zu treffen. - ,
Sie hatte, ehe sie dem unheimlichen alt«« Haufe M nmer den Rücke« lehrte, alle» getan» «a» sie P» «eer
(Fortsetzung folgt.) ! i