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Unabhängige Tageszeitung für die Oberamtsbezirke Nagold, Zreudenstadt und Lalw.

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Ausgabe iu Alteusteig . Stadt. ^ Dienstag» den 8. September. ^ Amtsblatt für Pfalzgrafeuweiler.

1914.

Der Krieg.

Keine Japaner auf dem europäischen Kriegsschauplatz.

Die Festung Maubeuge hat kapituliert.

Großes Hauptquartier, 8. Sept. (W.T.B.) Man- beuge hat kapituliert. 4« VVV Kriegsgefangene, darunter 4 Generale, 4VV Geschütze und zahl­reiches Kriegsgerät sind in unsere Hände gefallen.

Generalquartiermeister v. Stein.

Die Festung Maubeuge liegt im französischen Departement Nord. Sie ist von sechs neueren Forts und mehreren Bat­terien umgeben. Die Stadt kam 1678 durch den Frieden von Nimwegen zu Frankreich, wurde durch Vauban be­festigt, aber im Juli 18! 4 von den Preußen erobert. Jetzt, nach 100 Jahren, ist es wieder von den Deutschen ge­nommen worden.

Der deutsche Sieg bei Termond.

Amsterdam, 6. Sept. Einem Korrespondenten desNieuwe Rotterdamsche Courant" gelang es, als Fischer verkleidet, während der Schlacht von Termonde nach St. Nico­las nördlich von Termonde zu kommen. Ihm kamen so 'lautet sein Bericht gewaltige Scharen in voller Unordnung flüchtender belgischer Soldaten entgegen. Termonde selbst sah er von Ferne in Brand stehen. Die Deutschen hatten freien Durchzug durch Termonde verlangt. Der Bürgermeister und die Gemeindevertretung waren dafür, der Militärkommandant aber dagegen. Am letzten Freitag bei Tagesanbruch erschienen die Deutschen vor Termonde, das durch die Antwerpener Außen­forts Willebroek, Londerzcel und Lebbeke geschützt ist. (Die beiden letzteren liegen außerhalb des eigentlichen äußeren Fortgürtels von Antwerpen. D. Red.) Die Belgier, etwa sünfzehntausend Mann, verteidigten ihre Stellungen gut, doch mußten sie unter schweren Verlusten zurückweichen. Termonde wurde dann auch von den Deutschen genommen und die Belgier mußten so rasch zurück, daß sie keine Zeit mehr hatten, die Brücke über die Schelde bei Hamme zu sprengen das war der großeSieg", von dem eine Antwerpener offizielle Mitteilung sprach.

Kavalleriescharmützel vor Paris.

Berlin, 7. Sept. Wie das Berl. Tagebl. über Genf erfährt, sollen nördlich von Paris kleine Kavallerie­scharmützel stattgesunden haben. Der Auszug der Pariser nehme seinen Fortgang.

Ein deutscher Augenzeuge über Löwen.

Berlin, 7. Sept. (W.T.B.) DieNordd. Allg. Ztg." schreibt: Ein deutscher Augenzeuge über Löwen. Wir hatten Gelegenheit, den Direktor der Deutschen Bank, Dr. Helfferich, zu sprechen, der soeben aus Belgien zurückgekehrt ist.. Dr. Helfferich war u. a-, auch in Löwen. Er erzählt, daß von einer, totalen Zerstörung der Stadt nicht die Rede sein könne. Beschossen und. niedergebrannt sind nur die östlichen Quartiere, in denen nach der Uebergabe der Stadt unsere Truppen in heimtückischer Weise systematisch und anhaltend beschossen worden sind'. Vor allem die Straßenzüge, die vom Bahnhof und aus der Richtung von Tirlemont nach dem Stadtinnern führen. Eine grausame Ironie des Schicksals will, daß die Straße von Tirle.mont nach, dem Stadtzentrum den Namen .,kirre cies jo^eusus Lutrees" (Straße der freu­digen Einzüge. D. R/) führt, der noch auf den blau und weiß emaillierten Straßenschildern zu lesen ist. Alle Häuser und Wände sind ist diesen Straßen mit Kugelspuren dicht über­list, ein Beweis, wie jedes Einzelne Straßenviertel gestürmt werden mußte./, Dagegen ist hie ganze südliche Hälfte der Stadt und auch ein.Teil des Westens , unversehrt geblieben. Zahlreiche Häuser tragen hier Inschriften wieHier wohnen gute Leute, bitte schonen." Das Rjathaus, die Perle Löwens, ist völlig unversehrt. Es ist durch unsere Truppen gerettet worden. Offiziere, die an dem' Straßenkampf in Löwen beteiligt waren, erzählten, daß unsere Leute die DampffpritzM hservorholten, um den Brand der dem Rathaus'benachbarten Häu­ser zu löschen, um so dieses architektonische KleMod vor dem Untergang zu bewahren. Sie. führten das'

Rettungssterk durch, obwohl sie bei der Löscharbeit fortgesetzt von den Löweuer Bürgern beschossen wur­den' Leider gelang es nicht, die wertvolle Univer­sitätsbibliothek zu retten. Von Äer Kathedrale ist der Turm zerstört, das sSchifs ist erhalten.

Die Pauik iu Antwerpen.

Rotterdam, 7. Sept. Von einem aus Antwerpen geflüchteten Holländer wird erzählt, daß die Panikstimmung dort aus das höchste gestiegen sei. Bei jedem verdächtigen Laut flüchten die Einwohner in die Keller aus Furcht vor einem neuen Zeppelinbesuch. Es herrscht eine nervöse Spi- onenfurcht. Die Belgier haben den Löwsn'schen Kanal durch­stochen, um eine Ueberschwemmung herbeizuführen.

Neue Aushebungen i« Frankreich.

Paris, 7. Sept. (W.T B. Nichtamtlich.) Gestern wurde ein amtliches Dekret veröffentlicht, das bestimmt, daß die Jahreskiasse 1914 ausgebildet und nach Verlauf von einigen Monaten mobilisiert und sofort durch die Jahresklasse 1915 ersetzt werden soll, die ihrerseits in der Weise ausgebildet werden soll, daß sie, sobald es irgend möglich ist, ohne Ver­zug ins Feld rücken kann.

Poiuear«.

Rom, 6. Sept. (G.K.G.) Giornal' d'Jtalra meldet aus Bordeaux: Die Ankunft des Präsidenten der Republik mit den Mitgliedern der Regierung und des diplomatischen Korps erfolgte in aller Stille. Auf dem Bahnhof war eine Kom­pagnie ohne Fahne und Musik ausgestellt, Trommler schlu­gen den Generalmarsch, die Soldaten präsentierten, sonst unterblieb jede Feierlichkeit. Die Einfahrt in die Stadt ging ebenso so still von statten, kaum daß ein Hochruf auf Frankreich ertönte. Poincare sah bleich und gedrückt aus, er erwiderte den stummen Gruß der Menge mit müder Handbewegung. Der Präsident und die Minister fuhren in .die Präfektur, wo sie sofort eine Sitzung hielten. In später Abendstunde sind auch die Redaktionen desTemps", desRadikal", desJournal", derAgence Havas" und derIllustration" eingetroffen.

Ein engl. Passagierdampfer auf eine Mine gelaufen und gesunken.

London, 7. Sept. (W.T.B. Nicht amtlich.) Die Admi­ralität gibt bekannt, daß der Passagierdampfer Runo der Wilsonline am 5. September nachmittags nahe der englischen Ostküste auf eine Mine gelaufen und gesunken sei. Die Bemannung und die Passagiere seien gerettet bis auf etwa 20 Russen, die aus Paris geflüchtet waren.

Ein Opfer einer österreichische» Mine.

Berlin, 7. Sept. Dem Berliner Lokalanz. wird aus Athen telegraphiert, es' verlaute, mit großer Bestimmtheit, daß der große englische Kreuzer Warrior im trdriatifchen Meerbusen in der Nähe ver montenegrinischen Küste das Opfer einer österreichischen Mine ge­worden sei. Zahlreiche Rettungsgürtel, sowie havarierte Rettungsboote seien vorgefunden worden., Leichen englischer Matrosen wurden an der montenegrinischen Küste an das Land gespült.

Ei» Perkaufsverbot von Spirituosen in Rußland.

Petersburg, 7. Sept. (W.T.B. Nichtamtlich.) Der Ver­kauf von Spirituosen in Rußland ist für die Dauer des Krieges verboten worden.

Warum Japan mitmacht.

Rotterdam, 7. Sept. Aus Tokio wird gemeldet: Die außerordentliche Sitzung des Parlaments wurde am Samstag eröffnet. Der Minister des Aeußern gab eine Uebersicht der Ereignisse,, .die zum Abbruch der diplomatischen Beziehungen Japans mit- Deutschland und Oesterreich-Ungarn geführt hätten. Anfang August, sagte der Minister, riefEngland kraft der Bedingungen des Bündnisses Japans Unter­stützung an, weil deutsche Kriegsschiffe Englands und Japans Handel bedrohten und Kiautschou sich zu kriegerischen Operationen oorzubereiten schien.

Berti», 6. Sept. LautLokalanzeiger" erklärte der japanische Gesandte in Stockholm, die Meldung sei durch­aus falsch, daß Japan Truppen nach Europa senden werde. Japan habe nicht die Absicht, seine Heere einer anderen Regierung zur Verfügung zu stellen, weder in Europa noch anderswo.

Italien bleibt weiter neutral.

Kol», 6. Sept. Einer Züricher Depesche der Köln. Ztg. zufolge beschloß der italienische Ministerrat nach Er­klärungen San Giulianos, aus der neutralen Haltung unter keinen Umständen herauszutreten. Die Ereignisse, die sich in den letzten Tagen auf dem Balkan und in Albanien ereigneten, feien nicht geeignet, die bisherige Haltung Italiens irgendwie zu ändern. Der Ministerpräsident verfügte, die bisher aufgebotenen italienischen Truppen seien zur Aufrecht­erhaltung der italienischen Neutralität genügend. Die all­gemeine Mobilisation habe nicht stattzufinden.

Ein Steckbrief.

Straßburg, 6. Sept. Die Staatsanwaltschaft in Kol- mar ließ gegen den in französische Heeresdienste übergetre­tenen Bürgermeister Blumenthal in Kolmar einen Steckbrief wegen Betrugs und Unterschlagung zum Schaden der Stadt- hauptkaffe. (Blumenthal hat, wie verlautet, u. a. vor seiner Flucht noch widerrechtlich einen Monatsgehalt erhoben. Red.)

Verzicht aus englische Auszeichnnngeu.

Berlin, 7. Aug. (W.T.B. Nicht amtlich.) Eine größere Anzahl von Professoren der verschiedensten deutschen Universi­täten veröffentlicht eine Erklärung, wonach sie in dankbarem Nationalgefühl auf die ihnen von englischen Universitäten, Akademien und gelehrten Gesellschaften verliehenen Auszeich­nungen und die damit verbundenen Rechte verzichten. In der Begründung dieses Entschlusses wird ausgeführt, daß England die Völker gegen uns aufgkwiegelt hat und stch insbesondere mit Rußland und Frankreich verbündet habe, um unsere Weltmacht zu vernichten, und unsere Kultur zu erschüttern. Der brutale Egoismus Englands habe ihm eine unerhörte Schuld aufgeladen.

Unsere Vertreter in Japan.

Berlin, 7. Sept. (W.T.B. Amtlich.) Die Mitglieder unserer Botschaft in To io und unserer Konsulate in Japan sind am 31. August aus dem amerikanischen Dampfer Minne­sota nach den Vereinigten Staaten abgereist.

Eine Kundgebung des Reichskanzlers au Amerika.

Berlt», 7. Sept. (W.T.B.) DieNordd. Allg. Ztg." bringt folgende Mitteilung des Reichskanzlers an die Ver­treter derUnited Preß" und derAssociated Preß":

Großes Hauptquartier, 2. Sept. Ich weiß nicht, was man in Amerika über diesen Krieg denkt. Ich nehme aber an, daß dort inzwischen der Telegrammwechsel Sr. Maj. des Kaisers mit dem Kaiser von Rußland und dem König von England bekannt geworden ist, der unwiderleglich vor der Geschichte Zeugnis dafür ablegt, wie der Kaiser bis zum letzten Augenblick bemüht.gewesen ist, den Frieden zu erhalten. Diese Bemühungen mußten aber vergeblich bleiben, da Rußland unter allen Umständen zum Krieg ent­schlossen war und England, das durch ein Jahrzehnt hindurch den deutschfeindlichen Nationalismus in Rußland und Frankreich ermutigt hatte, die glänzende Gelegenheit, die sich ihm bot, die so oft betonte Friedensliebe zu bewäh­ren, unbenutzt vorübergehen ließ, sonst hätte wenigstens der Krieg Deutschlands mit Frankreich und England vermieden werden können. Wenn sich einmal die Archive öffnen werden, so wird die Welt erfahren, wie oft Deutschland England die Freundeshand entgegengestreckt hat. Aber England wollte die Freundschaft mit Deutschland nicht. Eifersüchtig auf die Entwicklung Deutschlands und in dem Gefühl, daß es durch deutsche Tüchtigkeit und deutschen Fleiß auf manchen Gebie­ten überflügelt werde, wünschte es Deutschland mit- roher Gewalt niederzuwerfen, wie es seinerzeit Spanien, Holland und Frankreich niedergeworsen hat. Dissen Moment hielt es jetzt für gekommen und so bot ihm denn der Ein­marsch deutscher Truppen in Belgien einen willkomme­nen Vorwand, am Krieg teilzunehmen. Zu diesem Einmarsch aber war Deutschland gezwungen, weil es dem beabsichtigten französischen Vormarsch zuvorkommen mußte und Belgien nur auf diesen wartete, um sich Frank-