Vermischtes.
8 Ein Urteil Blüchers über den Krieg. Jetzt, da die Schrecken eines Weltkrieges die Menschheit bedrohen, mag ein Urteil des alten Haudegens über den Krieg von Interesse sein. Es war nach der siegreichen Schlacht bei La Rothiere (1. Februar 1814), in der Blücher reiche Lorbeeren geerntet hatte, als dieser den König und den 19 jährigen Kronprinzen, den späteren König Friedrich Wilhelm IV., durch die nach der Schlacht von den Verbündeten besetzte Stadt Brienne geleitete. Aus die Trümmer hinweisend, sagte er — wie Blasendorff in seinem Werke „Gebhard Leberecht von Blücher* (Berlin 1887, Weidmann) erzählt — zum Kronprinzen sich hinwendend: „Hier sehen Sie, mein gnädigster Herr, die Folgen des Krieges. Wird indes der Krieg so gerecht geführt, als der unselige, so heiligt der Zweck die Mittel; wird er aber aus Habsucht, Herschsucht und andern Motiven geführt, dann wird jeder Tropfen Bluts der Gefallenen, spät oder früh, zum siedenden Oel auf dem Gewissen des Regenten.* Der König, welcher dicht vor ihnen ritt, wandte sich, als er dies hörte und sagte: Danke recht herzlich für die gute Lehre, mein Sohn wird sie gewiß nie vergessen.*
ß Das Problem des Doppellebens. In einer Studie zur Psychologie des Unterbewußtseins; die Dr. Assagioli in der von Professor Morselli heraus- gegebeyen Zeitschrift „Psyche" veröffentlicht, kommt er auch auf den interessanten Fall eines völligen Wechsels der Persönlichkeit zu sprechen, der bei einem jungen Mädchen mit Namen Mary Reynolds beobachtet wurde. Als Fräulein Reynolds nach einem zwanzigstündigen tiefen Schlaf erwachte, Hatte sie jede Erinnerung an die Vergangenheit verloren, erkannte weder Eltern noch Bekannte und fand alles neu, was sich ihren Augen darbot. Selbst di< Fähigkeit des Sprechens war soweit herabgemindert, daß sie nur kindische Laute zu stammeln vermochte. Nach und nach aber lernte sie den Gebrauch der Sprache wieder, sodaß es möglich wurde, mit dem Lese- und Schreibunterricht von neuem zu beginnen. Der Charakter der neuerstandenen Mary Reynolds unterschied sich indessen wesentlich von dem, den man früher an ihr gekannt hatte. Während sie ehemals schweigsam, traurig und schüchtern gewesen war, zeigte sich die neue Persönlichkeit lustig, redselig und gesellig. Dieser Zustand dauerte fünf Wochen, nach deren Verlauf das Mädchen aufs neue in einen tiefen Schlaf verfiel, um beim Erwachen wieder seine ursprüngliche Art anzunehmen. Sie erkennt nun ihre Familienangehörigen wieder und nimmt die gewohnte Beschäftigung von neuem auf, ohne für das, was in der Zwischenzeit geschehen war, die Spur einer Erinnerung zu haben. Die Erzählung von den Erlebnissen dieser Zwischenzeit versetzte Mary Reynolds in Schrecken und trug nur dazu bei, ihre
Neigung zur Melancholie zu vertiefen. Nach einigen Wochen stellte sich eine neue Schläsperiode ein, aus der sie in der zweiten Form ihrer Persönlichkeit wieder erwachte, um ihr neues -Leben dort wieder auf- zunehmen, wo sie es vor der Rückkehr zu dem plten Zustande verlassen hatte. An ihn konnte sie sich so wenig erinnern, daß sie nur glaubte, eine Nacht geschlafen zu haben. Als man sie über den wahren Stand der Dinge ausklärte, hatte dieser Bericht diesmal für sie gar nichts furchtbares mehr, sondern er gab ihr nur Gelegenheit zur Heiterkeit. >Dßese Wechselzustände ihrer Persönlichkeit fetzten sich von nun an 15 Jahre hindurch fort, und sie hörten sjerst auf, als das Mädchen 36 Jahre alt war. Vonl nun verharrte sie bis zu ihrem Tode, der 25 Jahres später eintrat, im Zustand ihrer zweiten Existenz und sie erfüllte u ntadelig ihre Pflichten als Lehrerin ohne jemals das geringste Zeichen einer geistigen Trübung erkennen zu lassen.
8 „Elfenbein" aus Pflanzenstoffen. Man findet in Geschäften oft Gegenstände, aus einem Material das man ohne weiteres- für Elfenbein hält. Es ist indessen nur ein Surrogat und nichts anderes als dSv Eiweißkörper der Frucht, eines der Familie der Palmen angehörenden Baumes. Das Fleisch dieser Frucht, das anfangs weich ist, erhärtet an der Lust rasch und nimmt das Aussehen des echten Elfenbeins an. Neuerdings ist erst wieder eine neue Quelle dieses pflanzlichen Elfenbeins in den Wäldern des französischen Sudans entdeckt worden, und Gaston Bonnier hat Gelegenheit genommen, der Landwirtschaftlichen Gesellschaft Frankreichs eine Anzahl aus diesem neuen Elfenbein gefertigter Gegenstände zu unterbreiten.
§ Ter Gewehrfisch von Queensland. In Pen
Gewässern des nördlichen Queensland (Australien) existiert ein Fisch, der etwa 10 Zoll längs ist tjund gegen anderthalb Pfund wiegt, und der die bemerkenswerte Kraft besitzen soll, seine Beute zu erschießen. Der „Gewehrsisch", wie man ihn nennt, schwimmt im Wasser leise ein paar Zentimeter unter der Oberfläche und wartet darauf, daß sich die Fliegen oder andere Insekten auf die umhertreibenden Blätter und Zweige setzen. Sobald er dies be- ÄterN, schießt er auf sein Opfer einen Wasserstrahl ab, der es in die Strömung wirft, wo es von dem glücklichen Schützen ergriffen wird.
8 Das Land der ehrlichen Leute. Finnland darf sich der seltenen Auszeichnung rühmen, daß seine Gefängnisse nahezu leer stehen, da schwere Verbrechen und besonders Diebstähle dort seltene Ausnahmeerscheinungen bilden. Auch dem Reisenden, deck Finnland zum ersten Male besucht, wird es nicht entgehen, daß er sich in einem Lande befindet, bas in mancher
Hinsicht von allen anderen Gegenden der Welt völ'ia verschieden ist. So bleiben beispielsweise die Buffets in den Bahnhofrestaurants, vor denen die Züge fast ausnahmslos nur wenige Minuten halten, völlig unbeaufsichtigt. Der Weisende trifft unter den ausgestellten Speisen seine Wahl, legt den auf einem Zettel verzeichneten Betrag auf den Tisch, und er geht sodann mit dem erstandenen Imbiß zum Zuge zurück um ihn unterwegs in aller Ruhe zu verzehren. Es' scheint keinem Finnländer auch nur in den Sinn zu kommen, daß man die Zahlung „vergessen" oder einen geringeren Preis, als den vermerkten, hinterlassen könnte. In Finnland schläft man auch jn unverschlossenen Zimmern und bei unverschlossenem Hause. Ja, die Tore zu den Herrenhäusern Pep großen Gutsherrn weisen öfters als einzigen Verschluß nur eine einfache Klinke auf, die man von außen, wie von innen öffnen kann.
8 Japanische Selbstmordmoden. Djie in Tokio erscheinende Zeitung „Koküming Shimbun" konstatiert an der Hand der Selbstmordstatistik des vergangenen Jahres, daß die Zahl der männlichen Selbstmörder die der weiblichen um rund 100 Proz. übersteigt, was das Blatt auf den größeren Mut der Vertreter des starken Geschlechts zurücksühren zu dürfen glaubt. Die Männer wählen mit Vorliebe den Tod durch Erhängen, während die Frauen zumeist den Tod im Wasser suchen. Das gefährliche Selbstmordaller liegt bei beiden Geschlechtern zwischen dem 20. und 30. Lebensjahre. Die jüngeren Leute zeigen dabei eine ausgesprochene Vorliebe dafür, sich durch den Sprung in den Krater eines Vulkans ins Jenseits! zu befördern. Am höchsten steigt die Selbstmordzisfer in den Monaten Juli und August und eine steigende Tendenz zeigen auch die Fälle von „Joshi" des 'Doppelselbstmordes zweier Liebender, die sich (aneinander'festbinden und so irische See springen oder sich von den Rädern eines Eisenbahnzuges zermalmen lassen.
Konkurse.
Johannes Schimpf, Bäckermeister in Schönaich. — Nachlaß des Maurermeisters Friedrich Kusel in Jagstheim.
Voraussichtliches Wetter
am Mittwoch, den 5. August: Vorwiegend bewölkt, Gewitter und Gewitterregen, nachher Abkühlung.
Verantwoitlicher Redakteur: Ludwig Lauk.
Druck und Verlag der W. Rieker'schen Buchdruckerei. Altensteig.
Niemand
kann in den kriegerischen Zeiten die Zeitung entbehren
Die zum militärischen Nachrichtendienst benutzten Brieftauben tragen die ihnen anvertrauten Depeschen in Aluminiumhülsen, die gn den Schwanzfedern oder an den Ständern befestigt sind.
Trifft eine Taube mit Depesche in einem fremden Taubenschlage ein oder wird sie eingefangen, so ist sie ohne Berührung der an ihr befindlichen Depesche unverzüglich, falls eine Fortifikation am Orte, an diese, andernfalls an die oberste Militärbehörde auszuhändigen. Ist auch eine Militärbehörde nicht ätn Orte, so ist die Taube an den Ortsvorsteher zu übergeben, der für die Weiterbeförderung der Depesche an die Militärbehörde oder an den Befehlshaber der nächsten Truppenabteilung sorgen wird.
Die Durchführung dieses Verfahrens erheischt die tätige Mitwirkung der gesamten Bevölkerung. Von ihrer patriotischen Gesinnung wird erwartet, daß jedermann, der in den Besitz einer Brieftaube gelangt, bereitwillig den vorstehenden Anordnungen entsprechen wird.
Nagold, den 31. Juli 1914.
K. Oberamt:
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§ 3. Wurster.
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Morgen Mittwoch, den 5. August abends 6 Uhr Kriegsbetstunde in der Kirche.
Landkarte« vom öftere.-ferb. Kriegsschauplatz
sind wieder eingetroffen und zu haben in ver
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