reichen Platz unter Den yeu ten zu sichern bemüht sind.
Was uns von Straßburgs vergangenen Glanztagen bemerkenswert ist, läßt sich schnell herzählen. In der alten Bischofsstadt am Oberrhein schuf Herr Gottfried von Straßburg seinen Sang von Tristan und Isolde, hier wirkte der Erbauer des Münsters, Meister Erwin von Steinbach, und Johannes Fischart schrieb die merkwürdige Begebenheit von dem glückhaften Schiff der Züricher nieder, das mit noch heißem Hirsebrei als Zeichen freundnachbarlicher Hilfsbereitschaft auf der Jll landete. Und im Jahre 1770 studierte der junge Joh. Wolfgang v. Goethe hier die Anfänge der Jurisprudenz. Schon damals reiste in dem für alles Schöne begeisterten Straßburger Musensohn der Gedanke zu manchem unsterblichen Lied, und der Sesenheimer Liebesroman warf den ersten großen Schatten in sein ereignisreiches Leben.
Hundert Jahre später wurde Straßburg wieder deutsch. Bis zum großen Krieg war die Hauptstadt des Elsaß eine stille französische Provinzstadt von unbestrittener Ruhe. Der edle Bau des ewig schönen Münsters, vornehme Patrizierhäuser und ihre große geschichtliche Tradition geben der Stadt den Reiz. Einiges Leben entstand durch verschiedene Industriezweige, etwas Kunstgewerbe und allenfalls durch die Garnison. Mit dem Jahre 1870 wuchs dann Straßburg ganz allmählich in die Rolle einer deutschen Großstadt hinein, Industrie und Handel entwickelten sich, die einengenden Festungswerke sielen nach und nach und es entstand die ansehnliche Neustadt mit stolzen Monumentalbauten und modernen Stratzen- zügen.
So bietet Straßburg das Bild zweier Zeitalter: aus der einen Seite die Stadt der französischen Zeit mit engen Gassen, aber teilweise noch heute schmuck anzuschauenden Patrizierhäusern und anheimelnden Platzanlagen, auf der andern Seite die neue Stadt mit großen freien Plätzen und breiten Straßenanlagen. Der Gegensatz zeigt sich am besten da, wo Alt- und Neustadt aneinandergrenzen. Da ist der alte Broglieplatz mit der prächtigen Fassade des Rathauses und dem die Längsseite abschließenden Stadttheater. Dicht dahinter beginnt Neu-Straß- burg mit dem weitausgedehnten blumen- und baumgeschmückten Kaiserplatz, der nur von Öffentlichen Gebäuden, dem in der Architekturgestaltung etwas mißratenen Kaiserpalast und den Häusern des Landtags, der Bibliothek und der Ministerien umrahmt ist. Ein Gang durch die Altstadt, oder an den ro-- mantischen Staden entlang — so heißen die Kais der in vielen Armen die Stadt durchziehenden Jll und der zahlreichen Kanäle — gehört zu den hübschesten Eindrücken alter Städteidylle. Besonders bas häufig im Bild verewigte sogen, „kleine Frankreich" fesselt durch seine Romantik. Mitten in der Altstadt schlägt jetzt der im Interesse der Wohnungshygiene und sanitären Fürsorge unternommene große Straßendurchbruch, ein Zwölfmillionenprojekt, das in seinem ersten Teil bereits vollendet ist, eine mächtige Bresche. Er schafft ein nöues Geschäftsviertel mit modernen Kaufhäusern und Wohnungen. Zum erstenmal t'st hier das Prinzip des Erbbaurechts in großem Maßstab angewendet.
An Bevölkerungszahl wächst die Stadt nicht, sehr schnell, sie hatte bei der letzten Volkszählung 1910 178 000 Einwohner und wird heute nicht vielmehr Wie 285 000 Bewohner zählen, einschließlich ^twa 150000 Wann Garnison. Dieses langsame .Fortschreiten beruht erstens auf der sehr geringen Bevölkerungsvermehrung in Elsaß-Lothringxn überhaupt, dessen Geburtenziffer hinter der aller übrigen deutschen Bundesstaaten erheblich zurückbleibt und zweitens auch einer Anzahl Hemmender Faktoren,die durch den immer noch nicht ganz überwundenen nationalen Gegensatz innerhalb der Bevölkerung bedingt fand. Das Land hat insolgssdessen immer noch nicht den vollen wirtschaftlichen Anschluß an Altdeutschland gefunden und es leidet darunter. Doch gerade hier sind offenbare Anzeichen der Besserung vorhanden. Die Hauptindustriezweige sind die von alters her berühmte Gänseleberfabrikation? die Herstellung feiner Wäscheartilel, ferner Gerbereien und Lederfabrikation, sowie Brauereibetriebe. Schon heute hat Straßburg große Bedeutung, als Umschlaghafen für den Güterverkehr nach den oberrheinischen Gebieten. Die geplante Ausdehnung der Hasenanlagen, die früher zur Tatsache werden wird, als die in Aussicht genommene Kanalisierung des Rheins von Konstanz bezw. Basel bis Straßburg, dürste diesen Verkehr noch ganz gewaltig steigern.
Das Straßenbild der „wunderschönen Stadt" zeichnet sich durch einen Umstand saus, der jedem Besucher auffällt, nämlich durch den Chik und hie Grazie der Straßburger Frauenwelt. Es wird in Deutschland kaum eine Stadt geben, wo sich jdas weibliche Geschlecht in seiner Allgemeinheit so geschmackvoll anzieht wie hier. Und das mit verhältnismäßig einfachen Mitteln. Gewiß wird man z. B. in Berlin und Frankfurt a. M. in Gesellschaftskreisen auffallendere und prunkvollere Toiletten finden, aber in Straßburg verteilt sich der Chik fast gleichmäßig auf alle sozialen Schichten. Die elegante Dame der Gesellschaft entwickelt ihn fast ebenso wie die Verkäuferin oder die bessere Arbeiterin jede natürlich mit ihren Mitteln, Davon kann mau
Häusern überzeugen. Etwas in Straßburg gleichfalls besonders bemerkenswertes sind seine kulinarischen Genüsse. Eine Anzahl ganz erstklassiger Meiüre- staurants bieten wahre Dorados für Gourmeuts, und die hier weitverbreitete französische Küche entfaltet ihre Vorzüge auch in den Mittleren Restaurants.
Landschaftlich bietet die allernächste Umgebung der Stadt außer den herrlichen Parkanlagen der Orangerie nicht viel lockendes, obwohl die Spaziergänge vor den alten Wällen und im wasserreichen Rheinwald ihren eigenen Reiz haben. Aber in einer kaum halbstündigen Bahnfährt gelangt man in einen der schönsten Teile des nördlichen Schwarzwälds und in die burgengetrönteu Vogesen, an deren sonnigen Abhängen die Reben gedeihen. Mild und lieblich präsentieren sich die Mittel- und Nordvogesen mit ihrem abwechslungsreichen Waldbestand: geradezu alpinen Charakter tragen die gewaltigen Südvogesen. Leider sind in Altdeutschland diese prächtigen Gebietsformationen noch viel zu wenig bekannt. Straßburg ist der gegebene Ausgangsvunkt für alle diese schönen Ausflüge. Wenn man dann abends wieder nach der alten Festungs- und Universitätsstadt zurückkehrt und der scheidenden Sonne Strahlen den gotischen Zierrat am Münsterturm vergolden, dann fühlt man, daß diese Stadt den Namen der „Perle wohl verdient. D.
Vermischtes.
Warum lesen wir Zeitungen? Tie Frage:
Warum lesen wir Zeitungen? wurde unlängst in einer Volksschule im Zabergäu Kindern im Mter von 13 Fahren zu völlig freit* Beantwortung gestellt. Tie Antworten, so drollig sie in Einzelheiten sein mögen, geben in ihrer Gesamtheit beredtes Zeugnis von der hohen Wertschätzung, der sich die Zeitung bei den Schulkindern schon erfreut. „Heutzutage kann man nicht mehr ohne Zeitung leben", erklärt uns ein solcher Schulbankphilosoph.. Ein anderer kommt zu dem Schluß: „So ist die Zeitung sehr unentbehrlich für alle Leute". Ein dritter formuliert seine Gedanken also: „In allen Erdteilen wird die Zeitung gelesen", und ein vierter wird noch deutlicher und schreibt: „Auf der ganzer: Welt werden Zeitungen gedruckt, versandt und gelesen". Tie einfachste und bündigste Antwort auf die Frage seines Themas gibt ein Schüler mit dem Satze: „Wir Menschen lesen die Zeitung hauptsächlich, daß man etwas weiß von der Welt", und ein anderer drückt die Binsenwahrheit so aus: „Wenn wir die Zeitung nicht hätten, so würden wir die Neuigkeiten von Stadt und Land nicht wissen". „Viele Leute können ohne Zeitung gar nicht mehr auskommen, und andere können's kaum erwarten, bis der Briefträger kommt und die Zeitung bringt". Das ist ein ernstes Kapitel, das immer wiederkehrt; man könnte cs „Ter Schrei nach der Zeitung" überschreiben. „Tie Leute warten auf die Zeitung und manche werden zornig, wenn sie sie nicht gleich bekommen", erklärt uns ein kleiner Beobachter, und ein anderer, der die Sache noch genauer kennt, verrät sie uns folgendermaßen: „Bleibt einmal das Blatt aus, so sind die Leute mürrisch und schreiben sofort an die Redaktion". Alle Sparten und Abteilungen erregen die Aufmerksamkeit der Kleinen. Dem Anzeigenteil widmen alle ihr Interesse. Ter eine ist Börsianer und schreibt sachverständig: In der Zeitung steht „aber auch, wie die Wertpapiere im Steigen und Fallen begriffen sind". Zwei von den ca. 25 Schülern erwähnen den „Gottesdienst, der im Blatt mitgeteilt wird". Einer schreibt: „Tie Leute wollen aber auch mancherlei gerichtliche Sachen, lesen". Ein paar wenden dem Modeteil ihr Interesse zu, und der eine tadelt, daß es Zeitungen gebe, die „schier jedes Jahr" eine neue Mode brächten. (Der Aufsatz stammt vom Land.) Als Politiker entpuppt sich, der schreibt: „Auch kommt es, was im Landtag gesprochen wird und was für Kandidaten gewählt sind". Auf die technische Herstellung der Zeitung geht so ein Bursche ein und er entwirft folgende Skizze: „Tie Leute tragen es in die Buchdruckerei, dann wird es hineingedruckt, man kann es fein und dick drucken, denn da sind verschiedene Maschinen da". Als Kritiker entpuppt sich, der sich also vernehmen läßt: „An den Zeitungen machen die Leute die meisten Erfahrungen, die aber für die Jugend nicht immer passen." So verschieden in den Einzelheiten, keiner spricht von der Zeitung anders als kindlich ehrfurchtsvoll, und keiner vergißt die „Geschichte". „In manchen Zeitungen kommt auch ein Roman, den die meisten Leute mit Spannung lesen." .
s Hungerstreik und Zwangsernährung. Zsu diesem durch die Hungerrevolten der in StrasHaft befindlichen englischen Suffragetten aktuellen Thema ergreift ein Londoner Arzt im „Standard" das Wort. Er bezeinchet dile populäre Anschauung, daß freiwillig Hungernde im Interesse der Lebenserhaltung gewaltsam gefüttert werden müssen, als laienhaften Grundirrtum. „Man liest heute in den Zeitungen so viel von „Hungerstreik und Zwangsernährung", schreibt der Londoner Arzt. „Beide Bezeichnungen beruhen auf einem völligen Verkennen der Verhältnisse. Sich für zwei oder drei Wochen des Essens zu enthalten, ist nicht ungesund, sondern es ist auch als Kur bei gewissen chronischen Störungen, die der gewöhnlichen Behandlung trotzen, geradezu angezeigt. Ein Ding, wie einen Hungerstreik gibt es überhaupt schon aus dem einfachen Grunde nicht, weil nach dem zweiten oder dritten Fasttage von Hungern garnicht mehr die Rede sein kann. Ich hatte Gelegenheit, mich mit
Speise berührt hatte. Die Vorstellung, daß das eine schreckliche Pein darstellen muß, entbehrt jeder Berechtigung. Erst eine Woche später erwachte bei dieser Dame das Hungergefühl. Und das ist der Normalstand bei allen, die sich einer Fasttur unterziehen. Tie Gefahr besteht in "derartigen Fällen nur darin daß, man mit der Darreichung von Speisen beginnt ehe sich der normale Appetit wieder eingestellt Hatz Mit der Zwangsernährung setzt man den Patiesten der Möglichkeit verhängnisvoller Zwischenfälle aus, namentlich wenn die Gewebe und das Blut mit den Substanzen, die sich im Verlaufe der Fastkur bilden gesättigt sind." Tie Zwangsernährung ist bei Leuten' die sich einer freiwilligen Hungerkur unterwerfen, somit absolut nutzlos und gefährlich obendrein. Ich zweifle keinen Augenblick, daß die Führeriunckn der Frauenstimmrechtsbewegung mit der Physiologie der Fastenkur völlig vertraut sind, und daß sie sich infolgedessen über die Ignoranz, die die Männer gemeinhin in dieser Frage an den Tag legen, w eidlich lustig machen."
§ Die dicke Dame in der engen Badewanne.
Tie Berliner Feuerwehr hat schon Spatzen, die sich in Dachrähren sestgeklemmt hatten, befreit, sie hat wimmernde Kätzchen aus den Schornsteinen geholt, sie hat Bienenschwärme vom Straßenbahnleitungs- mast genommen und ausgerissene Hammel leinge- fangen, aber daß sie eine dicke Dame aus der zu engen Badewanne befreit hat, das hat man bisher nicht gehört, das blieb dem Juli 1914 Vorbehalten. Tie „Tgl. Rdsch." verbürgt sich dafür, daß die dicke Dame sich ün der Badewanne derart sestgeklemmt hatte, daß sie sich nicht rühren konnte. Und ein Stöhnen entrang sich der gepreßten Brust, bei dem der Minna, der treuen Küchenfee draußen, endlich bange wurde. Sie sprengte die Tür zum Badezimmer und sah das Unglück. Kurz entschlossen alarmierte sie die Feuerwehr. Handfeste Männer drangen ins Badezimmer der Gnädigen — Not kennt lein Gebot
— und nach einigem Gezerre konnte die Dame mit einem tiefen Aufteuszeu die wiedergeschenkte Freiheit begrüßen.
Z „Jedem die Hälfte!" Von dem berühmten Schweizer Chirurgen Ceiar Roux in Lausanne, der trotz seinen großen Erfolgen äußerst anspruchslos ist, und der schon häufig mit besonderem Vergnügen einem allzugewinnsüchtigen Kollegen einen Streich gespielt hat, wird die nachstehende reizende Anekdote erzählt. Roux wurde eines Tages telegraphisch zn einem besonders schweren Fall nach Paris berufen, und er fuhr sofort mit dem Nachtzug-e ab. Als, er am nächsten Morgen ins Krankenzimmer trat, empfing ihn der Hausarzt, der ihm ins Ohr flüsterte: „Vous savez, Part a deux!" Roux tat, als habe; er nichts gehört und ging gleich an die Untersuchunz des Patienten, die er seiner Gepflogenheit nach mit großer Sorgfalt ausführte. Dick dann vorgenommene Operation gelang vollständig, und als die Angehörigen bei der Abreise des Chirurgen nach dem geschuldeten Honorar fragten, erwiderte Roux: „Die Reisekosten Lausanne-Paris und zehn Francs für die Behandlung und Operation!" Tie Familie bezahlte mit Freuden das unglaublich niedere Honorar. — Als der Schweizer Chirurg das Zimmer verließ, erwartete ihn der Pariser Hausarzt mit fragendem WHck an der Tür. Dr. Rour reichte ihm fünf Francs mit den Worten: „Jedem die Hälfte!'' Er war bereits verschwunden, bevor der Pariser Zeit hatte, Ihm aus diesen Streich mit einem Wutausbruch zu begegnen. " , >
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Vielseitigkeit. — Wie geht es dem Schulze?"
— „Brillant! Der besitzt eine große, gutgehende Schnapsbrennerei und eine Trinkerheilanstalt."
Brr^ntrssrlRcher Redakteur: Wilhelm Schmtb.
Druü urb Nerlas der W. Rieker'i'chen Buchdruckrrei, MtenM-
Li« gmer Appetit.
Es will mir nicht schmecken, sagt mancher in der heißen Jahreszeit, ich habe keine Lust zum Essen. Diesen wird Scotts Emulsion eine Wohltat sein, denn, angenehm schmeckend wd leicht verdaulich, regt sie die Eßlust kräftig an, so daß auch an heißen Tagen das Essen wieder schmeckt. Es ist der Hauptvorzug von Scotts Emulsion, daß sie im Sommer ebenso leicht genommen wird, wie in der kühleren Zeit.
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