gesteigerten Verkehr nicht mehr genügt unL nunmehr auf Kosten der K. Straßenbanverwaltung verbreitert wird, geht es rasch voran. Der Aushub des Nagoldbetts unmittelbar oberhalb der Brücke und der Gründung für die Erbreiterung des Mittel- Pfeilers der Brücke flußaufwärts ist in Angriff genommen: die vorübergehende Wasserbeseitigung erfolgt durch Zentrifugalpumpen von großer Förderkraft; auch ist die notwendig gewordene Verlegung des Schweinbachbettes zwischen der Oelmühle und dem Dr. Römer'schen Anwesen in die Wege geleitet. ^ 's-) ^Serrenverg, 18. Juni. (SägerAunfall.)' Mn einem hiesigen Sägwerk wurde dem 56 Jahre alten Säger Link an der Kreissäge der Zeigefinger der rechten Hand vollständig abgcschnitten und ztvei weitere Finger schwer zerrissen.
— (-) Mössingen, 18. Juni. (Hauseinsturz.) Häute Vormittag kurz nach 7 Uhr stürzte im benachbarten Oesch- ingen plötzlich unter lautem Krachen ein dem Bäcker An- kele und dem Bernhard Mauser gemeinschaftlich gehöriges Waschhaus mit Trockenraum in sich ^ zusammen, so daß nur die Grundmauern noch stehen blieben. Glücklicherweise befand sich zur Zeit des Einsturzes niemand im Gebäude, sodaß Menschen nicht zu Schaden kamen. Tie Bewohner der Nachbargebäude dachten zunächst an ein Erdbeben und sprangen entsetzt aus den Häusern, wo sich dann die Ursache bald aufklärte. Ten beiden Eigentümern des eingestürzten Hauses ist ein beträchtlicher Schaden entstanden.
s-) 'Gmünd', 18. Juni. (Tammrutsch.) Auf der Bahn vvn hier nach Göppingen ist zwischen Reitprechts und Lenglingen infolge der wolkenbruchartigen Regengüsse ein Dammrutsch entstanden. Tie Strecke kann nur mit größter Vorsicht befahren werden. Tie Wiederherstellungsarbeiten sind im Gange.
(-) Stuttgart, 18. Juni. (88 Jahre.) Der Reichs- ' gerichtsrat a. T. Karl v. Streich, das älteste noch lebende einstige Mitglied des ersten Deutschen Reichstags, wo er den 13. württembergischen Wahlkreis Aalen vertrat, feiert morgen seinen 88. Geburtstag. Dem württembergischen Landtag hat er von 1866 bis 1868 und von 1870 bis 1879 als Vertreter von Gmünd angehört. Er ist ein Mitbegründer der jetzigen Organisation des Deutschen Volksblattes in Stuttgart und war lange Jahre Vorsitzender seines Aufsichtsrats. Seit 1897 lebt er hier im Ruhestand.
(--) Besigheim, 18. Juni. (Ein übles Ende.) Vor etwa 30 Jahren hat der jetzt 70jährige Schneider Koch seinen eigenen Vater mit der Axt erschlagen. Er hatte dafür 12 Jahre im Zuchthaus zu verbüßen. Jetzt hat er sich in einer Weinberghütte erhängt.
(-) Brackenheim, 18. Juni. (Die Folgen des Unwetters.) Tas Unwetter, das am Dienstag nachmittag über Cleebronn und Botenheim niederging, hat insgesamt einen Schaden von über 400 000 Mark verursacht. In Botenheim wird der Schaden auf 100 000 Mark, in Cleebronn auf über 300000 Mark beziffert. Tie Fabrikanlagen von Hoffeuerwerkstechniker Fischer weisen bedeutenden Materialschaden auf. Große Magazine von fertigen Feuerwerkskörpern und die Pulverkammern sind gänzlich zerstört. Tie Straßen sind vollständig ausgewaschen und müssen erneuert werden. Tie Straße von Cleebronn nach Freudental und Bönnigheim ist zum Teil eingebrochen und vorerst für den Verkehr gesperrt. Heute früh sind 50 Mann Infanterie von Heilbronn und HO Pioniere aus Ulm zur Hilfeleistung eingetroffen.
st Freudental, 18. Juni. (Ueberschweininungs- bilder.) Ein Rundgang durch das Ueberschwem- mungsgebiet zeigt traurige Bilder. Wir treten in ein Häuschen ein. Der Fußboden ist mit Schlamm bedeckt, Kästen, Stühle und Tische stehen wirr durcheinander, in den Schubladen ist Schlamm Und
I Wasser.. Die Besitzerin war auf Taglohn, als die Sturmglocke sie heimrief, war der Zugang, unmöglich. Später fand sie ihre zwei Ziegen und die Hühner tot im Stall. An einem tiefgelegenen Haus ergibt die Wassermarke eine Höhe ven 2,55 Metern! Im Stall liegen zwei prächtige Kühe tot mit'aufgedunsenem Leib. Und so ist es überall. Eingedrückte Gartenzäune, verschlammte Gärten und Höfe, abgeschwemmtes Holz. Neben 2 Kühen, 5 Ziegen upd 2 Schweinen wurden 100 Hühner als ertrunken f est- gestellt. Und welcher Schaden an Dpldfrüchten,! Häusern und Straßen! Ein Glück, daß nicht auch noch Menschen umkamen, in Gefahr waren mehrere.
(-) Ellwange«, 18. Juni. (Vom Unwetter.) Bei dem letzten schweren Gewitter hat der Blitz im hiesigen Oberamt nicht weniger als fünfmal Angeschlagen. Es waren lauter kalte Schläge, die nicht zündeten, aber teilweise beträchtlichen Schaden anrichteten. In Rosenberg schlug der Blitz in die Wohnhäuser des Zimmermanns Franz Köhler und der Witwe Paula Stöcker und beschädigte die Gebäude recht erheblich. In Tannenbühl, Gemeinde Rosenberg, traf ein Blitzschlag das Haus der Witwe Weinbrecht. Tie Beschädigungen werden auf 500 Mark geschätzt. In dem ebenfalls zur Gemeinde Rosenberg gehörigen Weiler Betzenhof schlug der Blitz in das Haus des Dauern Michael Ludwig und richtete am Giebel und Dach einen Schaden von einigen hundert Mark Ml. Ferner schlug der Blitz in Leinenfürst, Gemeinde Neuler, in das Haus des Bauern Melchior Bolsinger und verursachte einen Schaden von 20 bis 30 Mk. ^
Deutsches Reich.
Aus Elsaß-Lothringen. Der Statthalter von Dallwitz hat die Mitglieder der z. Z. tagenden Steuerkommission der 2. Kammer für einen der nächsten Tage zum Diner eingeladen, mit ostentativer Ausnahme des Abgeordneten Wetverle. In bestimmten Preisen von Abgeordneten erregt diese Nichtbeachtung eines Mitgliedes der Kommission Aufsehen und es finden darüber z. Z. Besprechungen statt.
* Der König von Württemberg Oxsorder Ehrendoktor. Am 24. Jüni wird die Universität Oxford dem Herzog von Koburg-Gotha und am folgenden Tage dem König von Württemberg den Grad eines Doktor des bürgerlichen Rechtes honoris causa verleihen.
* Vermählung des Staatssekretärs v. Fagott». Aus dem gräflich Solms-Laubachschen Schloß Arnsburg in der Wetterau fand am Donnerstag die Vermählung der Gräfin Luitgarde Solms- Laubach, einer Cousine der Großherzogin von Hessen und der Landgräfin Karoline von Helsen, mit dem Staatssekretär des Aeußern, v..Jagow, im engsten Familienkreise, statt.
* Drahtlose Telegraphie in den Kolonien. Wie aus Windhuck gemeldet wird, ist die Telefunkeu- verbindung zwischen Südwestafrika und Togo hergestellt und wird nach erfolgter Abnahmeprüfung in den öffentlichen Dienst eingestellt. Es gelingt bereits jetzt, Telefunkendepeschen von Südwestafrika über Togo nach Nauen bei Berlin zu senden, wobei 8300 km drahtlos überbrückt werden. Diese Entfernung entspricht der von Deutschland nach Siam.
Deutsch-englisches. Wie der Lokalanzeiger hört, wird die Angelegenheit der in Ena/and zurückgewiesenen deutschen Handlungsgehilfen" auf Verfügung der deutschen Regierung dem deutschen Generalkon
sulat in London zur näheren Untersuchung übergeben werden. .
Der Dampfer Bülow gestrandet.
* Bremen, 18. Juni. Ter deutsche Dampfer „Bü- Low, von Ostasien heimkehrend, ist bei Portland 33 Meilen westlich von Needles im dichten Nebel auf Grund geraten. Djas , Wetter ist, ruhig. u
js London, 18. Juni. Die Strandung des Dampfers Bülow vom norddeutschen Lloyd fand in der Blacknerbel westlich des Vorgebirges Hills of Scotland statt. Er sitzt am Fuße eines senkrecht abfallenden Riffs auf Klippen fest. Am Nachmittag befanden sich Regierungs- nnd andere Schlepper aus Weymouth bei dem Schiff, dessen Lage günstig ist und brachten die Fahrgäste an Bord. Die See ist ruhig. Ein leichter Wind weht aus Westen.
Ausland.
Die französische« Radikale« «nd das ne«e Kabinett.
Der Vollzugsausschuß der Radikalen Partei hielt unter dem Vorsitz des Deputierten Franclin Bouillon, eine Sitzung ab, in der die Haltung der Geeinigten Radikalen gegenüber dem neuen Ministerium erörtert wurde. Franclin Bouillon erklärte, Ribot sei nicht, wegen seines Programms, sondern wegen seiner Vergangenheit gestürzt worden. Bi- viani dagegen habe eine Vergangenheit, die den Radikalen alles Vertrauen einflößen könne. Darauf entspann sich eine lebhafte Debatte über die Frage der dreijährigen Dienstzeit. Ter Mg. Magniaudtz erklärte, er habe für das Ministerium Biviani gestimmt, weil er gemerkt habe, daß die Mehrheit der Kammer für die dreijährige Dienstzeit sei. Vi« Viani nnd Angagneur, die früher das Treijahrgesetz entschieden bekämpft hätten, müßten wohl ihren Irrtum Angesehen haben, da sie nunmehr dieses Gesetz verteidigten. Äas Votum der Radikalen Partei sei deshalb nur klug, gewesen. 'Der Vollzugsausschuß nahm schließlich auf Antrag Franclin Bouillon mit großer Mehrheit die einfache Tagesordnung an, wobei hervorgehoben wurde, dies geschehe in der Zuversicht, daß die Regierung das von dem Kongreß von Pan aufgestellte Programm verwirklichen werde.
Ei« Anschlag auf Sen Zug dös Zaren?
Tie B. Z. am Mittag meldet aus Petersburg: Kürz nachdem die beiden Sonderzüge mit der Familie des Zaren und dem Gefolge auf dem Wege von Kischinew nach Petersburg die Station Kosatin verlassen hatten, wurde von dort aus An gewöhnlicher Postzug abgelassen. Unweit der Station Techudnow erfolgte eine gewaltige Explosion. Tie Lokomotive wurde umgeworfen, mehrere Wagen entgleisten. Eine Anzahl Passagiere wurde schwer verletzt. Tie Ergebnisse der Untersuchung werden streng geheimgchalten, doch unterliegt es keinem Zweifel, l>aß es sich um einen Anschlag ans den Zarenzug handelte, der nur durch die verspätete Explosion der auf den Schienen liegenden Sprengkörper unbeschädigt davonkam. (Notiz des W. T.-B.: Eine amtliche Bestätigung dieser Meldung liegt nicht vor.)
* Petersburg, 18. Juni. Zu dem angeblichen Anschlag auf den Zug des Zaren meldet die Petersburger, Telegraphen-Agentur, daß bei Kasatin.Ane Lokomotive entgleist sei, wodurch der Lokomotivführer schwer und An? Heizer leicht verletzt wurde. Tie Untersuchung hat er-, geben, daß das Gleis unbeschädigt war und der Unfall- nur durch den schlechten Zustand der Lokomotive verursacht worden ist. 'Tie 'Behauptung, daß es sich um An Attentat ans den Zaren gehandelt habe, beruht ans reiner Erfindung.
M Lere,ruckt. W
Die Freundschaft ist die heiligste der Gaben;
Nichts Heiliger's könnt uns em Gott verleihn:
Sie würzt die Freud' und mildert jede Pein.
Und einen Freund kann jeder haben,
Ter selbst versteht, ein Freund zu sein.
Christoph August Tiedgs.
Art läßt nicht von Art.
Roman von H. Hill.
(Fortsetzung.) (Nachdruck .-erboten.)
D r Juch' "e in seinem Beruf gelernt, die schwere Kurm der ^yerrschung auch in kritischen Augen
blicken zu ubeu, und io blieb seine Haltung vollkommen korrekt, obwohl es in seinem Innern durchaus nicht so nthig aussehen mochte, wie aus seinem unbewegten Gesicht.
„Ich verstehe vollkommen, Herr Graf — urtd ich werde nicht ermangeln, nach Ihren Wünschen zu verfahren. Die gewünschte Aufstellung soll in meiner Kanzlei sofort in Angriff genommen werden, und sie soll Ihnen sofort nach ihrer Fertigstellung zugehen."
„Sehr wohl — ich rechne darauf, daß Sie sich beeilen werden. Dafür, daß Ihre Mühewaltuna entioreckienh honoriert wird, werden Sie schon selbst zu" sorgen willen.
Und nun, va oas Geschäftliche glücklich erledigt ist, darf ich Sie wohl einladen, eine Flasche Wein mit mir zu trinken. Ich spüre nach dem vielen Reden eine verdammte Trockenheit im Halse."
So weit aber ging die Selbstüberwindung des alten Herrn doch nicht, daß er es über sich gewonnen hätte, eine solche Einladung anzunehmen. Er antwortete mit einer ebenso höflichen als bestimmten Ablehnung und bat um die Erlaubnis, sich zu verabschieden, da er den Wunsch habe, der Frau Gräfin seine Dienste zur Verfügung zu stellen, sofern sie geneigt sei, ihn zu empfangen.
Der Graf hatte nichts dagegen einzuwenden, aber mit einer gewissen Hast setzte er hinzu:
„Selbstverständlich werden Sie keinem Menschen ein Wort über das Mitteilen, was hier zwischen uns verhandelt worden ist — der Gräfin ebensowenig wie meinem Onkel, dem Major Brandenfels. Es braucht niemand etwas davon zu wissen, daß ich den Wunsch habe, das Borvermögen so bald und so vollständig als möglich in die Hand zu bekommen. Es hat doch auch wohl niemand ein Recht, sich darum zu kümmern, wenn ich etwa die Absicht hätte, mir einen Rennstall einzurichten oder in Monte Carlo die Bank zu sprengen."
Der Iustizrat versicherte, daß Unterredungen, die er mit einem Klienten führe, stets vollster Verschwiegenheit gewiß sein dürften, und zog sich nunmehr rasch zuruck als fürchte er. daß das Benehmen dieses Erben ihn s .ckeß- lich doch noch um seine Haltung bringen könnte, sich s lbst^ auf dem Korridor war, sprach er bei
„Ich werde den Polizeirat darauf aufmerksam machen, ob der Mörder des alten Grasen nicht viell ^ drinnen zu suchen sei. Diesen brutalen Gesellen halte ich
wohl für fähig, seinen eigenen Vater umgebracht zu haben, nur um sich in den Besitz seines Vermögens zu bringen. Nie habe ich so viel Nichtswürdigkeit und Ver- worsenorit aus einem menschlichen Gesicht gelesen wie auf dem ieinigen." '
Aber als er zwei Stunden spärer diesen Vorsatz wirklich aussührte und dem Polizeirat in dem Eisenbahnabteil erster Klasse, in dem sie gemeinschaftlich die Rückfahrt nach der Hauptstadt machten, seine Eindrücke mitteilte, schüttelte der erfahrene Kriminalist den Kopf.
„Ein fauler Bursche, das gebe ich Ihnen ohne weiteres zu; aber die Anzeichen weisen nach einer anderen Richtung hin. Er war, wie ich zweifelsfrei feststellen konnte, gestern so schwer betrunken, daß er die Tat nicht hätte ausführen können, selbst wenn er den besten Willen dazu gehabt hätte. Ich sprach mit dem Arzt, der ihn behandelt hat, und dessen Gutachten wohl keinen Zweifel zuläßt. Auch hatte ich eine längere Unterredung mit dem Freiherrn von Reckenburg, dessen Urteil für" mich ebensoviel wiegt wie das meiner tüchtigsten Beamten. Auch er war anfänglich sehr geneigt gewesen, den jungen Grasen zu verdächtigen, aber er ist davon bald abgekommen zugunsten einer anderen Annahme die :mch chsinem Dafürhalten manches für sich hat. Er wird die gefundene Spur gemeinsam mit den örtlichen Polizeiorganen weller verfolgen, und ich habe Grund zu glauben, daß er zu einem Ziele gelangen wird. Es trifft sich sehr gut, daß von Reckenburg gerade jetzt im Schlosse war."
„Ich fürchte aber, daß seines Bleibens dort nicht mehr lange sein wird," warf der Iustizrat ingrimmig ein. „Die Äußerung^ des Herrn ^ ifen ließen keinen Zweifel dar- über, daß er diesen unbc.. -men Ben:, sobald als möglich loszuwerden wünscht."
„Sagte er das?" fragte der Polizeirat nachdenklich. „Nun, wir werden ja sehen, wie die Dinge laufen. Daran, daß der Freiherr ganz und gar das Feld räumen wird, ist wohl nicht zu denken. Und wenn er sich entschließt. statt im Schlosse im Dorfgasthof Wohnung zu nehmen, so wird damit den Zwecken der Untersuchung vielleicht sogar noch besser gedient sein."
(Fortsetzung folgt.)