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nicht fertig ist, vollends zu vollenden. Andererseits ist auch der Führer für die Ausstellung noch nicht erschienen, an Hand dessen die ausgedehnte, wirklich sehenswerte und hoch­interessante Ausstellung einen höheren Genuß und die An­nehmlichkeit bietet, den Besucher zu informieren und ihn das finden zu lassen, für das er am meisten Interesse hat. Nicht versäumen sollte man, die etwas abseits liegende Ausstellung für Friedhofkunst zu besichtigen. Die Bäder- und Luftkurorte sind in den Promenadehallen" rechts und links vom Haupteingang des Stadtgartens und der Aus­stellung in der Schellingstraße (auch vom Ausstellungseingang in der Kanzleistraße gleich rechts zu erreichen) untergebracht, was leicht zu übersehen ist. In dieser Abteilung der Aus­stellung ist der Schwarzwald ganz besonders gut vertreten. Darunter auch der Bezirk Nagold, der durch seine hüb­sche Zusammenstellung die Aufmerksamkeit der Besucher ganz besonders aus sich lenkt.

* Gehcimrat Mauser -st. Im Alter von 75 Jah­ren ist in Oberndorf a. N. am Freitag früh 3 Uhr Geh. Kommerzienrat vr. ing. Paul v. Mauser nach kurzer Krankheit an einem Herzschlag gestorben. Ueber die letzten Stunden des Entschlafenen, der die iveltbe- rühmte Waffenfabrik in Oberndorf begründet hat und der Erfinder des nach ihm benannten Gewehres ist, wird ge­meldet: Geheimrat v. Mauser war in den letzten Tagen bcttlägrig. Ein starker Katarrh, der von Fiebererschei­nungen begleitet war, zwang ihn, sich Schonung anfzu- erlegen. Tiie Fiebererscheinungen waren noch Donners­tag abend zurückgegangen und Geheimrat v. Mauser unterhielt sich in bester Stimmung mit Familienangehöri­gen. Als ihn nachts 11 Uhr sein Sohn, der praktische Arzt Dir. Mauser verließ, lagen keine Anzeichen vor, die eine Verschlimmerung des Zustandes erwarten ließen.

ss Calw, 29. Mai. (Preisliste für Handwerkerarbeiten.) In seiner gestrigen Sitzung hat der Gemeinderat der Fest­setzung einer Preisliste für die Handwerkerarbeiten der Stadt zugestimmt. Sie enthält grundlegende Einheitspreise für Taglöhne und Lieferungen und bietet Handwerkern und Bauenden einen Anhaltspunkt für Voranschläge und Nach­prüfungen.

(-) Stuttgart, 29. Mai. (Vom Deutschen Turn­fest 19l8.) Es ist anzunehmen, daß das Deutsche Turn­fest 1918 in Stuttgart abgehalten wird. Tier Geschäfts­führer der Deutschen Turncrschasr, Dr. Rühl, weilte die­ser Tage hier und hatte Besprechungen mit Vertretern der schwäbischen Turnerschaft und besichtigte auch den Wasen, der als Festplatz in Betracht kommen würde. Tie Entscheidung selbst fällt an Pfingsten.

si (-) Tübingen 29. Mai. (Begnadigung.) Ter König hat gegenüber dem Lustmörder Karl Maier von Unterscsingen, der vom hiesigen Schwurgericht am 28. April zum Tode verurteilt worden ist, von seinem Be­gnadigungsrecht Gebrauch gemacht und die Todesstrafe in lebenslängliches Zuchthaus umgewandelt.

js Lerrttirch, 29. Mai. (Schwerer Unfall.) In der Ge­meindekiesgrube von Haslach drohte ein sich loslösender Felsblock das sechsjährige Söhnchen des Polizeidieners Simma zu verschütten. Die in der Grube befindliche Mutter wollte den Knaben der drohenden Gefahr entreißen, es wurden jedoch beide von dem sich überschlagenden Felsen erfaßt und zu Tode gedrückt.

Die verhafteten Fliegeroffiziere entlassen.

* Berlin, 29. Mai. Nach einem Telegramm aus Graudenz werden die in Rußland festgehaltenen beiden deutschen Fliegeroffiziere heute abend entlassen werden und zurückkehren.

von der wir gestern kurz berichteten hat im St. Lorenz- Strom stattgefunden. Es wird darüber gemeldet:

* Quebec, 29. Niai. Ter DampferEmpe- reß of Jreland" ist im St. Lorenz-Strom auf der Höhe von Fatherpoint nach einem Zusammen­stoß mit dem KohlendampferJstorstad" gesun­ken. Zuerst war der kanadischen Regierung gemel­det worden, es sei der Tjampfer des Nvrddeut- schen LloydHannover". Gegen N/i Uhr morgens war von Fatherpoint aus auf der Unglücks­stätte der RegierungsdampferHeureka", umgeben von Rettungsbooten, sichtbar. Von dem unter­gegangenen Dampfer war nichts mehr zu sehen. !Tüe Kollision fand bei dichtem Nebel statt. Tier Dampfer sank binnen 10 Minuten.

Als die Hauptursache der Katastrophe wird der starke Sturm angegeben, der vorgestern längs der nordatlantischen Küste wütete. Als der Embreß of Jreland den Hafen von Quebec mit dem Ziel Liverpool verließ, herrschte in Kanada eine ungewöhnlich hohe Teperatur, die gegen Abend rapide fiel.

Ueber den

^ Verlaus -er Katastrophe

wird ans Qüebec gemeldet:

Tie letzte Nachricht von der Empereß of Jreland brachte ein auf der Funkenstatton Fatherpoint um drei Uhr morgens aufgenommener Funksprüch. Danach hatte der Tlampfer 30 Meilen östlich von Father­point einen Zusammenstoß mit einem anderen Schiff ge­habt und zu sinken begonnen. Ans das Signal 3 0 8, das der Empereß of Jreland aussandte, antwortete ein Regiernngsschiff. Tas plötzliche Mu fhören der drahtlosen Verständigung scheint anzüzeigen, daß der Empereß of Jreland gesunken ist. Das Schiff «rar mit 1200 Personen einschließlich Besatzung «yr Bord am 28. Mai nach Liverpool in See gegangen.

js Paris, 39. Mai. Der Zusammenstoß der Empreß of Jreland mit dem norwegischen Kohlenschiff Storstad erfolgte in dichten, Nebel heute früh 2 Uhr an einer Stelle, wo der St. Lorenzstrom 18 Km. breit und 200 Meter tief war. Während der 10 Minuten, die zwischen dem Zusammenstoß und dem vollständigen Sinken des Schiffes lagen, konnten 350 Personen in den Rettungsbooten in Sicherheit gebracht werden. Sie erreichten woh behalten das Dorf Rimouski. Sie erzählten, daß sich furchtbare Szenen an Bord abge­spielt hatten. Nicht weniger als 600 Personen sind mit dem Schiff untergegangen.

Kapitän Kevdall über die Katastrophe.

Montreal, 29. Mai. Kapitän Kendall telelegraphierte kurz: Das Schiff ist untergegangen. DieEmpreß of Ir­land" war ein prächüges Schiff, das mit allen modernen Einrichtungen versehen war und für alle Personen Rettungs­boote besaß. Nach dem Zusammenstoß hatte das Schiff Schlagseite nach Backbord, was das Herablassen der Ret­tungsboote hinderte. Berücksichtigt man dies und die herr­schende Finsternis, so grenzen die Rettungen, von denen man bisher hörte, ans wunderbare. Der DampferStonstad rettete ebenfalls mit großer Aufopferung viele Schiffbrüchige und dampft jetzt langsam nach Quebec. Die beiden Beamten, die den Dienst für die drahtlose Telegraphie versehen, sind gerettet worden, ebenso der erste Ingenieur derEmpreß of Jckand". Die DampferLady Evelyn" undHeureka" brachten hauptsächlich Frauen und Kinder nach Rimouski und kehrten dann an die Unglücksstelle zurück, um diese weiter abzusuchen. DieEmpreß cf Irland" war für 580 000 Pfund Sterling versichert. Man hat noch keine zusammen­hängenden Berichte über das Unglück.

Quebec, 29. Mai. Der Kommandant des Dampfig Empreß of Jreland, Kapitän Rendal, der sich unter den Geretteten befindet, gab bei seiner Ankunft in Rimouski fol­gende Erzählung über die Katastrophe: Seck gestern abend befanden wir uns in einem äußerst dichten Nebel, wodurch unsere Fahrgeschwindigkeit erheblich verzögert wurde. Um 2 Uhr gab ich Befehl, die Geschwindigkeit noch weiter zu verringern. Wir befanden uns in diesem Augenblick auf der Höhe von Father Point. Plötzlich, während ich mich auf der Kommandobrücke befand, sah ich auf der Seite meines Schiffes einen großen Dampfer auftauchen, der mit voller Geschwindigkeit zu fahren schien. Ich versuchte, die Empreß zu wenden, aber es war keine Zeit wehr dazu. Der Dampfer traf uns mit großer Gewalt in die Flanke in der Höhe des Maschinenraumes. Unser Dampfer wurde fast in zwei Teile zerschnittrn. Ich ließ sofort die Rettungsbote herunter, aber alle Passagiere konnten darin nicht mehr Platz finden und 10 Minuten nach dem Zusammenstoß sank die Empreß.

*

Die uns noch vorliegenden neuesten zahlreichen Mel­dungen widersprechen sich total. Nach der letzten tele­graphischen Meldung wird doch befürchlet, daß das Unglück gegen tausend Menschenleben gekostet hat. Die Geretteten haben unter der herrschenden Kälte so furchtbar gelitten, daß damit gerechnet werden muß, daß manche davon nicht durchzubringen sind.

Voraussichtliches Wetter

am Sonntag, den 31. Mai: Mehrfach Aufheiterung, kein wesentlicher Niederschlag.

Verantwortlicher Redakteur: Ludwig Lau!

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