und können gute Bögen anschneiden. — Für Cannstatt lauten die Aussichten ebenfalls recht gut. — Für Stuttgart: Wenn der Jahrgang sich so günstig weiter entwickelt, dürfen wir aus ein befriedigendes Ergebnis hoffen. — Für das Remstal: Durch den Hagelschlag der letzten beiden Jahre können wir höchstens auf einen Viertelherbst bei den günstigen Ergebnissen rechnen.^ — Für das Enztal: Die Fruchtansätze sind sehr befriedigend, die Aussichten lassen die Herzen der Weingärtner wieder höher schlagen. — Aus dem Zabergäu: ^.er Traubenansatz ist überall reichlich. — Aus dem Jagst- tal: Der Austrieb hat sich sehr reichlich gestaltet. Was den Traubenbehang anlangt, so kann Heuer auf einen Herbst gerechnet werden. — Aus dem Kochertal: Wir haben voraussichtlich einen kleinen Herbst zu verzeichnen, hoffen aber, daß diejenigen Augen, die noch nicht ausgetrieben haben, etwas ausgleichen werden. — Oekonmnie- rat Warth faßte die Ergebnisse der Aussprache dahin Zusammen, daß Nur einen teils befriedigenden, teils guten Weinberg erhoffen können. Des weiteren wurde dann beschlossen, daß der Weinbauverein bei dem Kriegsinini- sterium dahin vorstellig wird, daß die Söhne der Weingärtner, die zur Zeit ihrer Militärpflicht genügen, im Juli oder August Urlaub erhalten sollen, um die Bekämpfung der Rebschädlinae mit aller Energie betreiben zu können. Ter Kriegsmmister hat bereits in Aussicht gestellt, daß den Wünschen entgegengekommen werde, als es möglich fei.
Deutsches Reich.
* Präsident Kämpf. Ter Ausschuß des deutscher Handelstages tagte in Lübeck. Beim Festmahl brachte der Bürgermeister Dr. Eschenburg unter Anspielung aus die Schlußszenen im Reichstag einen Trinkspruch auf den Reichstagspräsidenten Kämpf aus, der bekanntlich auch Präsident des Deutschen Handelstages ist. Der Bürgermeister'verglich Kämpf mit dem Lübeckischen Bürgermeister und Admiral Wittenbora, der durch den Liebreiz einer dänischen Königin bezwungen, einen wesentlichen Erfolg aus der Hand gab und dafür in Lübeck hingerichtet wurde. Präsident Kämpf erwiderte humorvoll, der Vergleich hinke; er sei noch nicht hingerichtet. Anznnehmen sei aber, daß das noch geschehen werde.
sp. Ein Missionsansang in Kamerun. Nach der Besitzergreifung von Neukamcrun durch Deutschland ist in weiten Kreisen der Wunsch laut geworden, es möchte bald auch die christliche Mission im neuerworbenen Kolonialgebiet Fuß fassen. Dieser Wunsch ist nun nach dem evangelischen Missionsmagazin seiner Erfüllung näher gerückt, indem der deutsche Hil ssbund, welcher bisher unter der Leitung von Pastor Lohmann (Frankfurt), das Elend der durch die türkischen Mu;- sakres dezimierten Armenier hatte lindern helfen, sich entschlossen hat, nun im Gebiet van Adamana mit eigentlicher Missionsarbeit zu beginnen. Die Einwilligung des Reichskolonialamts hierzu ist bereits erfolgt. Der Hilss- bund gedenkt zunächst eine Station unter dein Lakastamm zu errichten, dessen Bedeutung kürzlich von Staatssekretär Tr. Sols im Reichstag hervorgehoben wurde. Tie Laka wohnen westlich vom Mittellauf des Logone, südlich vom Majo Kabi und werden auf 1 Million Seelen geschätzt. Sie haben noch ihre alte Volksreligion, aber ringsum steht das Land schon unter dem Einfluß des Islam. Für den Verkehr mit Mohammedanern hat die Leitung des deutschen Hilssbunds in Kleinasien Erfahrungen gesammelt. Sie sucht nun die nötigen Arbeiter und insbesondere Missionsärzte zu gewinnen. Bon den nächsten evangelischen Missionsstationen, denen der Basler Mission an den Südgrenzeu Adamanas, ist die künftige Station des deutschen Hilfsbundes etwa 40 Tagereisen entfernt. Man darf auf den Erfolg dieses kühnen
M Lerelrucbt.
Du stürmst dahin und hast kein Ziel — Weißt nicht wohin dein Leben will;
Prüfst nicht, wohin dein Werk soll gehn — Halt! — Einmal mußt du stille stehn!
Art läßt nicht von Art.
Roman von H. Hill.
(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)
5. Kapitel.
Graf Rö'" ^-dow - Donnersberg war in seinen jüngeren gewaltiger Jäger vor dem Herrn ge
wesen und er yutre viele Jahre auf Reisen in allen mög- lichen fremden Ländern zugebracht. So glich sein Arbeits- o!mm.'r mit der Fülle der darin aufgestellten und auf- gehängt-' " 'gdtrophäen fast einem kleinen naturhistorischen Mustn am meisten in die Augen fallenden Stücke
waren in bengalischer Tiger, der — meisterhaft ausgestopft — in liegender Stellung den Türeingang flankierte, und ein gewaltiger amerikanischer Grizzly-Bär, der, zu feiner ganzen, imponierenden Größe aufgerichtet, zwischen dem Schreibtisch und dem Kaminplatz stand, mit seinem geöffneten Rachen und seinen ungeheuren Pranken ein wahrhaft Furcht einflößender Anblick für solche, die zum ersten Male Kes Sanktuarium des Schloßherrn betraten.
Den übrigen Schmuck des Zimmers bildeten m der Hauptsache Geweihe, ausgestopfte Vögel von seltener Art «nd zu geschmackvollen Trophäen vereinigte Waffen der verschiedensten Völkerschaften. Nirgend verweilte der Graf lieber als in diesem Raume, in den er sich nach jeder
Vorstoßes ins Innerste der Kolonie gespannt sein und muß ihm kräftige Unterstützung aus der deutschen Heimat wünschen.
* Hetzerei. Der Matin erzählt, daß der französische Automobil- und Luftschifferzeuger Clement Bayard am vorigen Freitag mit zwei Mitarbeitern namens Nicolas und Sabathier sowie einem Dolmetscher, als sie sich nach einer nach Deutschland unternommenen Studienreise aus der Rückkehr nach Paris befanden, in der Nähe des Flugfeldes von Rickendorf bei Köln, wo sie die Landung eines Zeppelinluftschifses mitansehen wollten, unter dem Verdacht der Spionage verhaftet worden seien. Er sei wie ein gemeiner Missetäter durchsucht, gemessen, photographiert und 36 Stunden im Kölner Gefängnis in einer elenden Zelle ohne genießbare Nahrung in Haft gehalten worden. Erst am Samstag abend seien er und seine Gefährten ohne ein Wort der Entschuldigung sreigelassen worden. Er wisse noch nicht, welche Haltung er beobachten werde, aber es sei möglich, daß er sich aus diplomatischem Wege beschweren werde. — Derartige Meldungen zu veröffentlichen, gehört zu der Spezialität des „Matin". Man nimmt diese offensichtlich aufgebanschten Nachrichten in Deutschland längst nicht mehr ernst, hoffentlich auch nicht in Frankreich.
- Aus Paris wird dazu gemeldet: Herr Clement Beyard, hat sich in das Ministerium des Aeußern begeben, wo er eine Rücksprache mit dem Kabinettsches des Ministerpräsidenten hatte. Aller Wahrscheinlichkeit nach hat er die Regierung aufgeforderr, auf diplomatischem Wege eine Beschwerde über die ihm zu teil gewordene Behandlung bei der deutschen Regierung zu erheben.
Trauerfeier für deutsche Matrosen.
js. Konstautinopel, 25. Mai. Die Trauerseier für die beim Kasernenbrande in Psra umgekommenen drei deutschen Matrosen des Göben machte einen höchst ergreifenden Eindruck. Die Feier ging in Anwesenheit des deutschen Botschafterpaares, des deutschen Generalkonsuls, des türkischen Marine- und des Krieg-Ministers, sowie der ganzen deutschen Militärmission, weiter Kreise der deutschen Kolonie in Konstantinopel und zahlreicher Vertreter der fremden Stationäre vor sich. Der Botschaftsprediger pries in bewegten Worten die deutsche Treue und das deutsche Pflichtgefühl. Vor der Botschaft hatte sich eine nach vielen Hunderten zählende Menge eingesunden. Unter dem Vorantritt einer militärischen Abordnung in. der Stärke eines Regiments bewegte sich dann der Trauerzug nach dem protestantischen Friedhof, wo die Beisetzung erfolgte. — Man hofft, die zwei anderen schwer verletzten Matrosen zu retten.
Die Lage in Albanien.
Die Kämpfe in Durazzo.
Tire „Agenzia Stefans" meldet: Am Sonntag morgen j wurde bekannt, daß in dem Kampf an dem vorhergehenden ' Tage 20 Mann gefallen und 10 verwundet i worden sind. Die Aufständischen hatten noch mehrere ; Gefangene, darunter einen holländischen Offi- ! zier und den rumänischen Militärattache ! Prinz Sturdza. Mährens der Nacht langte ein ! österreichisch-ungarisches Geschwader mit 5 : Torpedobooten an. Eins davon brachte einen Teil der zum Schutz des Palastes hier eingetroffenen. MaÄs- svren nach Sem Giovanni di Med na. In der italienischen Schule wurde eine Schntzwache, die unter dem Befehl von Marineoffizieren steht, eingerichtet.
Mm Sonntag vormittag begab sich Fürst Wil-
Mahlzeit zurückzuziehen pflegte, um zu rauchen, zu lesen oder wohl auch ein kurzes Schläfchen zu tun. Auch an diesem Abend vor dem großen Feste hatte er sich ziemlich frühzeitig von den übrigen Schloßbewohnern verabschiedet, um hier seinen Gedanken nachzuhängen. Er hatte sich in einen der großen Klubsessel niedergelassen und eine Zigarre angezündet. Aber sie war schon wieder erloschen, noch ehe er mehr als ein paar Züge getan hatte. Die Vorstellungen, die seinen Geist beschäftigten, waren offenbar von recht unerfreulicher Art; denn um seine Mundwinkel lag ein sorgenvoller Zug, und tiefe Falten hatten sich in seine Stirn eingegraben.
Da wurde an die Tür geklopft, und auf das erstaunte „Herein!" des Grafen, der es nicht gewöhnt war, hier gestört zu werden, schob sich die Gestalt des Majors Brandenfels über die Schwelle.
Seit der kleinen Szene im Park waren schon beinahe anderthalb Stunden vergangen; aber man hätte fast glauben können, daß die Aufregung über jenes Erlebnis noch immer in dem alten Herrn nachwirke. W-"ttgstens waren seine frischen Wangen noch etwas höher gerötet als sonst, und in seinen blauen Augen lag ein ganz eigener Glanz.
„Ich bitte wegen meines Eindringens um Entschuldigung, verehrter Herr Graf," sagte er in seiner angenehmen Weise, die immer etwas unwiderstehlich Bestechendes und Einschmeichelndes hatte. „Ich weiß wohl, daß es schon ziemlich spät ist, und daß Sie es nicht lieben, um diese Zeit einen Besuch zu empfangen. Aber es lag mir sehr viel daran, Sie noch an diesem Abend zu sprechen. Es handelt sich um meinen Neffen — und wenn die Sache nicht dringend wäre, würde ich mir gewiß nicht herausgenommen haben. Sie damit z" behelligen."
Die weitschweifige Barre' , . An nicht sonderlich nach dem Geschmack des Grafen; aber seine Erwiderung war doch so artig und zuvorkommend, wie seine Erziehung es dem Schlotzherrn zur Pflicht machte.
„Bitte — ich freue mich. Sie zu sehen, lieber Herr Major! Wollen Sie die Güte haben, Platz zu nehmen und sich mit einer Zigarre oder einer Zigarette nach Ihrem Belieben bedienen. — Wenn Sie wegen meines Sohnes
Helm nur in Begleitung des Hofmarschatts von Trotha und des Offiziers Ekrem Bey, sowie zweier Diener zu den Vorposten und besichtigte die Verschanznngen. Darauf kehrte er zurück. Auf dem ganzen Wege war der Fürst Gegenstand freundlicher Kundgebungen. Nach einigen Verhandlungen haben die Aufständischen die Gefangenen und Verwundeten ausgelicfert, die mit Automobilen nach Dnrazzo gebracht wurden. Am Sonntag kehrte der Ministerpräsident Turkhan Pascha an Bord eines österreichischen Torpedobootes nach Dnrazzo zurück. Die Stadt war am Sonntag abend ruhig.
Die Forderungen der albanischen Aufständischen.
* Dnrazzo, 25. Mai. (Ag. Stef.) lieber die Unterhandlungen der Mitglieder der internationalen Kontrollkommission mit den Insurgenten, die am Sonnabend nachmittag stattgefunden haben, wird noch mitgeteilt: Tie von den Aufständischen ausgestellten Forderungen betreffen den Schutz der muselmanischen Religion und des Muselmanentnms, sowie die Wiederherstellung der muselman (scheu Herrschaft. Jnsbesonders deswegen, weil die gegenwärtige Regierung die Muselmanen mit Kanonenschüssen angegriffen hat. Falls die Rückkehr zur Türkei nicht möglich sei, müsse das Land sein Schicksal wieder in die Hände der Mächte zurücklegen. Unter den Insurgenten, die keinem bestimmten Führer zu gehorchen schienen, chatte vor den Vorgängen zwischen dem 18. und 19. Mai die Meinung geherrscht, daß Essad von ihnen als Betrüger anzusehen sei. Die Beschießung des Hauses! Essad Paschas hatte jedoch einen vollkommenen Umschwung herbeigeführt. Jetzt betrachten viele dieser fanatischen Bauern, die, wie Essad von den Nationalisten und den holländischen Kanonen angegriffen worden sind, Essad als unschuldiges Opfer und wünschen ihn zurückzurufen. Die Forderungen der Bauern, die von ihnen in verworrener, tumultuarischer Weise vorgebracht wurden, waren in einem Schriftstück zusammengefaßt, über das eine lange Diskussion stattfand. — Ten italienischen Unterhändlern glückte es, die Freilassung der ge-' fangenen Holländer und Italiener von den Aufständischen zu erreichen. Der Aufstand ist jedoch noch nicht: erloschen und die Unzufriedenheit dehnt sich in Mittel alb anien aus.
Wien, 25. Mai. Ans Dnrazzo wird gemeldet, daß ;eute früh Fürst Wilhelm in das Lager der Ausständigen geritten ist, um mit ihnen zu verhandeln. In Dnrazzo herrscht vollständige Ruhe.
Essad Pascha schuldlos.
js Rom, 25. Mai. Essad Pascha ist heute vormittag 11 Uhr vor der Konsul:« vorgefahren, um mit dem Minister des Aeußern, di San Giuliano zu konferieren. Hier verkantet: die Schuldlosigkeit Effads sei enviesen und der General werde alsbald nach Albanien zurückberusen werden.
Militär in Bereitschaft.
Mailand, 25. Mai. Dem Sccolv wird aus Ndine gemeldet: Das hier liegende Alpenjäger-Bataillon Cividale hat Befehl erhalten, sich zum Abgang nach Albanien bereit zu halten.
Amerika und Mexiko.
Aus Niagarafall wird gemeldet: Es wird erklärt, daß die Forderung der amerikanischen Delegierten, genaue Entwürfe fü r eine Regelung der Landfrage in Mexiko in die Regelung der mexikanischen Lage einzubeziehen, für die Vermittler unannehmbar sei. Falls darauf bestanden würde, würde dies für die mexikanischen Delegierten ein Grund zum Abbruch der Verhandlungen sein. Trotzdem erklärte ein amerikanischer Delegierter, daß die Verhandlungen günstig fortschreiten.
kommen, so stnv sich unsere Gesunken begegnet; Venn auch ich habe mich eben im Geiste mit ihm beschäftigt. Hoffentlich ist es nichts Unerfreuliches, was Sie mir von ihm zu berichten haben."
Sein Gesichtsausdruck bewies zur Genüge, wie wenig zuversichtlich diese Hoffnung war, und sie wäre ja auch schon durch die ersten Worte des Majors zerstört worden; denn mit einer Offenheit, die den Grafen eigentlich hätte in Erstaunen setzen müssen, sagte er:
„Ich fürchte, daß mein Neffe wenig oder gar keine von den Eigenschaften besitzt, die seine gegenwärtige und künftige gesellschaftliche Stellung von ihm fordert."
Mit einem leichten Stirnrunzeln erhob Rüdiger von Bredow-Donnersberg den Kopf.
„Wohl möglich, lieber Freund," erwiderte er etwas kühler als zuvor. „Aber, wenn es sich wirklich so verhalten sollte, entbinde ich Sie gern von der peinliche» Notwendigkeit, sich irgendwelche Sorge darüber zu machen-
„Sie wollen sagen, es ginge mich nichts an. Aber Sw müssen schon verzeihen, wenn ich dieser Auffassung nicht ganz zustimmen kann. Die Verantwortlichkeit für seine Erziehung fällt doch in erster Linie auf mich, und es kann mir nicht gleichgültig sein, wenn der junge Mann mich durch sein Benehmen bloßstellt. Es mckg ja sein, daß seine angeborenen Eigenschaften dabei die größte Rolle spielen 7 » Eigenschaften, die auch durch die allerbeste Erziehung nW zu beseitigen gewesen wären. Aber man wird ihm doch nachdrücklichst klar machen müssen, daß er sich eifriger als bisher in der Kunst der Selbstbeherrschung zu üben hat.
Jetzt machte der Graf kein Hehl mehr aus seinem Erstaunen. Dieser liebenswürdige, geschmeidige Gentleman, der ihm ganz unfähig erschienen war, irgendeinem Mensche» ernstlich zu widersprechen, hatte sich ja mit einem Male auf eine höchst sonderbare Weise verwandelt. Er trat beinahe herrisch aus, und aus seinen Augen blitzte eine fast »och stärkere Energie als sie in seiner Rede zum Ausdruck kam.
„Sie sind sehr kategorisch, Verehrtester," erwiderte er. „Ich leugne keinen Augenblick, daß es auch mir um Vieles angenehmer wäre, wenn meinem Sohne einige von Eiaenicbakten feblten. die er an den Tag lest; aber vte