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)ie Anerkeiinung zum ANsvrucr, für vre Dl aß nahmen der Regierung. Es wurde die Hoffnung ausgesprochen, daß die Weingärtner nicht entmutigt die Flinte ins Korn werfen, und die Notwendigkeit des Sprit- zens betont. Die Behauptung, daß die Weinberge degeneriert seien, wurde entschieden widersprochen. Redner alter Parteien erklärten sich bereit, an dem' Zustandekommen des Gesetzes niitzuarbeiten, das an den Finanzausschuß verwiesen wurde. Weiterhin befaßte sich das Hans mit einem Antrag des Abg. Gras (Z.) betreffend Neuordnung des Diätenregulativs- Ter Finanzausschuß beantragte hierzu folgende Richtlinien: Festlegung bestimmter, im allgemeinen gegen bisher nicht erhöhter Tagesvergütungen als Ersatz für die außerhalb des Wohnorts entstehenden Mehrkosten, in geeigneten Fällen Gewährung von Pauschalen, Ersatz der wirklichen Reisekosten unter Berücksichtigung der Kraftwagenlinien, eventuell auch hier Festsetzung von Pauscha.lvergütungen oder Kilometergeldern. Ter Ausschüßanrrag wurde gegen einige Stimmen des Zentrums angenommen. Um Hs? Uhr wurde die Sitzung geschlossen. Morgen Vormittag 9 Uhr: Verhältniswahlen, Einführung einer progressiven Reichsumsatzsteuer auf Getreide und Mehl, Aufhebung der württemhergischen Gesindeordnung.
Deutscher Reichstag.
js Berlin, 19. März.
Präsident Dr. Kämpf bittet um die Ermächtigung, dem Kaiser und der Kaiserin sowie dem Herzogspaar zu Braunschweig die Wünsche des Reichstages zur Geburt eines Thronerben auszusprechen. Kolonialetat 3. Tag. Die Aussprache über den Etat für Ostafrika wird fortgesetzt. Der Abg. Erzberger beklagt sich zunächst darüber, daß die Pflanzer unerhörte Forderungen an die Arbeiter stellen, um sodann zu einem, wie er sich ausdrückt, lustigeren Kapitel überzugehen. Er zieht den Erlaß des Majors Aon Wrvchem ins Lächerliche, wonach sämtliche Angestellte der Europäer, ebenso alle Farbigen, Inder und Griechen den Gouverneur und seinen Stellvertreter zu grüßen haben. Er fordert, daß dieser Erlaß, der bereits zu internationalen Verwickelungen geführt habe, sofort abgeschafft werde. Der Staatssekretär Dr. Sols erklärt dazu, daß dies er Erlaß überhapt nicht in die Sammlung der Verordnungen ausgenommen sei und erklärt sodann, auf den Kolonialetat übergehend, daß das Kolonialamt mit allen Kräften das Schulwesen in den Kolonien fördern werde. Ueber den Hafen von Dares Salam werde dem Haus eine Vorlage zugehen. Sklavenraub und Sklavenhandel seien dank den Maßnahmen der Regierung abgeschafft und kämen dort nicht mehr vor. Nachdem Abg. Noske (Soz.) für sofortige Abschaffung der Haussklaverei eingetreten ist und der Abg. Keinath (natl.) seine Bedenken dagegen geäußert hat, wird die Resolution der Budgetkommission, welche Mitteilungen über die Abschaffung der Haussklaverei und eine Uebersicht über die Besitz- und Pachtverhältnisse verlangt, angenommen, ebenso die Resvlunon, die Schutzbestimmungen für die Arbeiter fordert. Der Etat für Ostasrika ist damit erledigt. Der Abg. Hoch (Soz.) führt Klage über Mißstände in der Diamantregie und wirft der Kolonialverwaltung vor, daß sie betrügerische Manipulationen geduldet habe. Staatssekretär Dr. Sols erwidert in scharfem Tone und charakterisiert diesen Vorwurf als Verleumdung. Der Staatssekretär nimmt diesen Vorwurf wieder zurück, nachdem sich aus dem Stenogramm der Rede des Abg. Hoch überzeugt hat, daß der Passus der angeblichen Verleumdung nur hypothetisch gemeint war. Nachdem der Abg. Waldstein den Bankherrn in der Diamantregie die Entfaltung einer uneigen- nnützigen Tätigkeit bescheinigt hat, wird ein Nachtragsetat (Winterfeld Grundstückskauf), der eben eingegangen ist, ohne Debatte in erster Lesung angenommen und der Budgetkommission überwiesen. Das Haus vertagt sich auf 2 Uhr, pünktlich. Kurze Anfragen, Weiterberatung. Schluß 6 V? Uhr.
Ausland.
Einen Dreimaster in den Grnnd gebohrt.
js Brüssel, 19. März. In Antwerpen ist heute morgen ein drahtloses Telegramm eingetroffsn, wonach der deutsche Passagierdampser „Kaiser Wilhelm der Große" heute nacht zwischen 1 und 10- Uhr in 53 Grad nördlicher Breite und 4 Grad westlicher Länge einen unbekannten Drei- master angerannt und in denGrundgedohrt hat. Der „Kaiser-Wilhelm der Große" hat drei Stunden nach den Mannschaften des untergegangenen Schiffes gesucht, ohne jedoch etwas zu finden. Er setzte darauf die Fahrt wieder fort.
jj Bremen, 19. März. Zu der Kollission des deutschen Dampfers „Kaiser Wilhelm der Große" mit einem Schoner wird uns mitgeteilt, daß der Dampfer „Kaiser Wilhelm der Große" sestsiellte, daß sich die Besatzung des angerannten Schoners nicht mehr an Bord befand. Nachdem der Schoner gesunken war, kehrte der Dampfer „Kaiser Wilhelm der Große" an die Unfallstelle zurück. Mit größter Wahrscheinlichkeit dürfte die Besatzung, da die See ruhig war, von in der Nähe befindlichen Dampfern ausgenommen worden sein Zur Mordtat der Frau Caillaux.
jj Paris, 19. März. Frau Caillaux sprach gegenüber einem Besucher erneut ihr Bedauern über ihre Tat aus. Sie erklärte, sie sei über die Preßsehde wahnsinnig aufgeregt gewesen. Sie habe jetzt erkannt, daß sie schwere Schuld auf sich geladen habe, als sie siÄ willenlos einen Augenblick der Verwirrung hingegcben habe.
js Paris, 19. März. Marineminister Monis hat das erwartete Entlassungsgesuch eingereicht, das vom Ministerrat anstandslos genehmigt wurde. Es heißt, daß der Senator des Departements Bouches du Rhone zum Nachfolger von Monis ernannt werden soll.
Wie die „Liberte" erfährt, ist der Entschluß Monis keineswegs freiwillig gewesen. Er glaubte, daß er sein Portefeuille beibehalten könne, trotzdem er in der Rochette- Affäre stark belastet erscheint. Seine Ministerkollegen, die heute morgen einen Ministerrat abhielten, waren jedoch anderer Ansicht und ließen ihn wissen, daß seine Stellung im gegenwärtigen Kabinett infolge des Rochette-Skandals stark erschüttert sei. Darauf gab Monis seine Demission.
Offiziersmaugel iu Frankreich.
js Paris, 19. März. Der Kriegsminister hat einen Ge- setzentwurf'in der Kammer eingebracht, wonach die im Oktober 1913 in die Kriegsschule von St. Cyr eingetretenen Zöglinge ausnahmsweise schon am 1. Oktober 1914 zu Unterleutnants ernannt werden sollen, um dem Mangel an Jn- fanterieosfizieren abzuhelfen.
Der rumänische Thronfolger in Berlin.
js Bukarest, 19. März. Der rumänische Thronfolger Prinz Ferdinand ist mit Gemahlin heute früh nach Berlin abgereist.
Aus dem neuen Albanien.
Is Durazzo, 19. März. Wie der Korrespondent des B. T. aus zuverlässiger Quelle erfährt, wird die albanische Regierung nach drei Monaten beginnen, die Rekruten auszuheben. Man glaubt, daß die Aushebung auf keinerlei Schwierigkeiten bei der Bevölkerung stoßen wird, da die Albaner immer willig waren, im Heimatlande zu dienen und dies umsomehr, als die Kommandosprache und alles andere albanisch ist Es verlautet auch, daß die Regierung sofort mit dem Bau eines weit verzweigten Straßennetzes beginnen wird.
Nene Kämpfe in Albanien.
js Athen, 19. März. Nach einem Telegramm aus Go- ritza nehmen die blutigen Kämpfe zwischen den Albanern im Norden und den Anhängern Essad Paschas ihren Fortgang. Diese an Zahl überlegen und besser bewaffnet, gewinnen allmählich die Oberhand. Die christliche Bevölkerung ist dem Vernehmen nach allerorten schweren Ausschreitungen und Mißhandlungen seitens der Mohammedaner ausgesetzt.
Ein Dampfer-Unglück in Venedig.
Venedig, 20. März. (Tel.) Hier hat sich gestern nachmittag ein schweres Dampferunglück zugetragen. Einer der kleinen Personendampfer, welcher den Verkehr zwischen dem Markusplatz und dem Lidoplatz herstellt, stieß mit einem Torpedoboot zusammen und wurde in den Grund gebohrt. Von den 80 Passagieren konnten nur 22 gerettet werden. Die Passagiere waren durchweg Touristen, welche zur Ankunft des deutschen Kaisers nach Venedig gekommen waren. Nur wenige Leichen konnten bis jetzt geborgen werden, darunter die eines italienischen Leutnants und seiner Frau uud die des russischen Vizskonsuls Marzinsky. An den Rettungsarbeiten beteiligte sich in hervorragendem Maße ein österreichischer Schlepper, der 'e Unglücksstätte nach Eintritt der Dunkelheit mit Schemwsrstrn absuchte.
Von Nah und Fern.
'67 678 Feuerbestattungen
sind bisher im großdeutschen Kulturgebiet vorge- nomtnen worden.' Im Februar ds- Js'. erfolgten 1066 Einäscherungen, einschließlich derer der Schweiz, davon in Berlin 96, in Leipzig, das in dieser Beziehung an 'der Spitze aller deutschen Städte marschiert, 101. Da sich die Verbrennung heute raum teuerer stellt als die Beerdigung, so ist! anzunehmen, daß die von den Aerzten empfohlene, aus Gründen der Pietät vielfach jedoch abgelehnte neue Bestattungsmethode immer mehr in Brauch kommt.
Verdiente Abfuhr.
Die Erhotungsfahrt des Prinzen und der Prinzessin Heinrich von Preußen'nach Südamerika war von dem bekannten Pariser Hetzblatt „Le Temps" politischer Ziele verdächtigt worden; die Fahrt beweise, hatte das Blatt geschrieben, daß der Kaiser ein Protektorat über Südamerika im Gegensatz zu dem Grundsatz der Monroedoktrin „Amerika den Amerikanern" erstrebe. Diese Behauptung wurde nun von dem führenden argentinischen Blatt „La Nacion" als ein als ein gehässiger Versuch bezeichnet, den willkom-» menne Gast zu verdächtigen.
Die drahtlose telegraphierte Zeitung. Der Dampfer „Cap Trafalgar", mit dem Prinz und Prinzessin Heinrich von Preußen nach Südamerika unterwegs sind, erhall täglich sunkentelegraphische Meldungen über die wichtigsten Ereignisse der Tagesjge- schichte und. zwar so ergiebig, daß zweimal täglich eine Bordzeitung herausgegeben werden kann. Es ist für diesen Nachrichtendienst eine besondere Abteilung auf der Telefunkenstation Nauen eingerichtet worden.
Z Tie Eröffnung des Londoner Blindeninsti- tuts'. Als ein stolzes Denkmal hochherziger Menschenfreundlichkeit ershebt sich das soeben vollendete englische Nationalinstitut für Blinde, dessen feierliche Einweihung durch den König erffolgeN wird, Die innere Einrichtung des großen Baukonpptexes steht zwar noch in den Anfängen; noch fehlen die großartigen Druckmaschinen für Blirchenbücher, die hier ausgestellt werden sollen, die sinnreichen UHrterrichts- nnttel, durch sie den ins ewige Dunkel Verstoßenen das Licht des Geistes angeznndet werden soll. Aber den 34 000 Blinden, die das Vereinigte Königreich ja, auch der Million Blinder, die in dein britischen Kaiserreich außerhalb der Inseln wohnen, ist damit eine Hochburg des Trostes und der Hilfe errichtet. Seitdem im Jahre 1868 Dr. T. R. Armitage, selbst em Blinder, die englische Gesellschaft für Blindenhilfe gründete, ist von dem Bureau dieses Wundes eine segensreiche Tätigkeit ausgegangen; das Unternehmen wuchs immer mehr, bis es "nun seine mächtige Krönung in dem Nationalinstitut in Great Port- Portland-Street gesunden hat. Das Institut wird, wie sein Vorsteher C. Artur Pearson in einem Interview mitteilte, seine bisherigen Ausgaben in größerem und wirksamerem Maßstabe weiterverfolgen. Vor allem hat es sich die Verbreitung von Büchern in Blindenschrift zur Aufgabe gefetzt, und zahlreiche Dichtungen in Brailleschrift werden von nun an die Pressen des Blindeninstitutes verlassen, Werke von Scott und vonD ickens, die einen unversiegtichjen Quell des Entzückens und der Unterhaltung in die Herzen der des Augenlichtes Beraubten tragen. Auch Musikwerke werden für Blinde gedruckt werden, und die Schüler des Institutes erhalten Musikunterricht. Ebenso werden die Besucher in der Braille-Steno-i graphie für Blinde unterrichtet werden können, durch die der Blinde in den Stand gesetzt wird, 160 Worte in der Minute zu schreiben. Als Mittelpunkt desli- schen Blindenunterrichtes ist das Institut der Sitz des Kollegiums der Blindenlehrer, das wiederum die Ausbildung und Prüfung von Lehrern für Blindenschulen übernimmt. Sodann enthält das Institut Räume für Versammlungen von Blinden und Lesezimmer, die mit reicher Lektüre aus der Bibliothek des Institutes aüsg-estattet sind. In der Verbreitung von Büchern aber erblickt das großartige Unternehmen feine Hauptaufgabe: „Bücher, mehr Bücher, das ist es, was die Blinden brauchen^ Bücher, die sie unterhalten^ unterrichten und unabhängiger machen,' von den anderen Menschen. Wer sein Augenlicht verloren hat, kann erst wirklich schätzen, was-' das Lesen, das Lesen von guten Büchern für' den Menschen bedeutet!"
8 Die Zwarrgssrnährung der Suffragetten. Mary Richards»», die Londoner Bilderstürmerin, die ihr Kunst- Attentat jetzt mit wohlverdienten sechs Monaten Gefängnis büßt, ist mit englischen Frauengefängnissen bereits von Grund aus vertraut. Sie hat jetzt in der „Suffragette" eine Art Gesängnistagebuch veröffentlicht und beschreibt darin aufs anschaulichste die Zw angssütterung, wie sie in England gehandhabt wird: „Die Zwangsfütterung wird im Holloway-Gesängnisse täglich wenigstenszweimal vorgenommen. Ich selbst habe diese Folter erduldet und ich bitte alle, jdie an die Kraft ms Gebetes glauben, zu den beiden Stunden des Tages — nur hslO und um HZ5 — zu beten, daß die weiblichen Gefangenen sobald wie möglich befreit werden und daß unser Volk Verzeihung für das große Verbrechen erlangt, das es begeht, wenn es an Frauen diese barbarische und schreckliche Folter vollzieht. Einige Leute behaupten, die Opfer der Zwangsfütterung hätten weniger auszustehen, wenn sie sich nicht wehrten. Man wehrt sich, weil einen die Schmerzen außer sich bringen und weil die Nerven der Augen, derjOhren uno des ganzen Gesichtes solche Schmerzen verursachen, daß es unmöglich ist, nicht wenigstens Widerstand aus allen Kräften zu versuchen. Man wehrt sich auch aus einem anderen Grunde: eine Zwangsfütterung erdulden, heißt einen schändlichen Eingriff in die Persönlichkeit gleichzeitig mit einem entsetzlichen körperlichen Schmerz dulden, und widerstandslos eine solche Behandlung hinnehmen wäre ein Verbrechen. Die Zwangsfütterung beginnt mit einem Kampfe gegen acht oder neun Wächterinnen. Meistens erliegt man der Ueberzahl, man fällt zu Boden, dann wird man aufgehoben und auf ein Bett geworfen, die Wächterinnen ergreifen einen an Armen und Beinen, drei d-r Frauen legen sich einem über die Beine und pressen einen mit solcher Gewalt, daß fast die Knochen brechen, dann werden einem die Schuhe ausgszogen und es krallen sich Hände in die Knöchel- gelenke ein. Zwei weitere Wächterinnen packen einen bei den Schultern, vier Hallen die Arme und zwei weitere bohren einem die Knie in die Hüftengegend, sodaß man fast erstickt. Dann wird man in ein Tuch gewickelt, das Kopf und Stirn umschlingt, und eine Wächterin bohrt einem dabei die Daumen in die Schläfen. In diesem Augenblick kommt der Arzt. Man sieht mit halb geschlossene» Augen seine Hände sich bewegen, er führt vorsichtig einen Gummischlauch in die Nasenlöcher ein, dann stößt er ihn kräftig bis zum Schlund vor, was zu Zerreißungen und Entzündungen führt, und nun wird das fast ein Dieter lange Rohr durch den Schlund in den Magen geführt. Langsam fließt die Arznei, oder was einem sonst verabfolgt wird, in den Magen. Man kann nicht erkennen, was es ist, denn das Gefäß ist undurchsichtig. Jetzt kann man nicht mehr widerstehen, man erstickt fast und hustet furchtbar, bis der Vorgang vorüber ist. Wider Willen rinnen einem die Tränen aus den brennenden Augen. Schließlich zieht der Arzt das Rohr mit einer kräftigen Be-