r

Ä

rettet werden.

ff Göppingen, 14. März. (Ertrunkenes Kind.) Ein 4jähriges Mädchen des Bäckermeisters Hohenecker in Salach fiel am Donnerstag in die hochgehende Fils und wurde fortgeschwemmt. Die Leiche konnte bis jetzt noch nicht gefunden werdest

ff Jsny, 14. März. (Deserteurund Zig chu- ner.) Hier wurde ein Deserteur von der 6. Kompag­nie des Infanterie-Regiments 127 Ulm namens Franz Küfer von Buchen (Baden) durch den Landjä­ger verhaftet. Er zog seit November mit einer Zi­geunerbände von Ort zu Ort. Bei der Verhaftung! setzten sich die Zigeuner zur Wehr und nahmen eine drohende Haltung ein, sodaß der Landjäger mehrere- male das geladene Gewehr den Banditen Vorhalten mußte. Durch Hinzukommen eines zweiten Landjä­gers gelang es dann, den Deserteur festzunehmen, Und nach Wangen zu transportieren.

Würltembergischer Landtag.

Zweite Kammer.

Stuttgart, 14. März-.

Tie Zweite Kammer nahm heute die Beratung des Submissionswefens wieder auf und stimmte nach längerer Erörterung einem Antrag des Abg. Keil (S.) zu, wonach die öffentlichen Arbeiten nur solchen Uebernehmern und Handwerkern übertragen werden sollen, die ihren Arbeitern und Angestellten völlige Koalitionsfreiheit gewähren. Widerspruch gegen den Antrag wurde nur vom Finanzminister v. Geßkler erhoben, der betonte, daß der Antrag den Interessen der staatlichen Organe, die Submission zu verge­hen haben, nicht förderlich sein könne. Die Koalitions­freiheit wolle die Regierung an sich nicht erschweren. Andererseits machten mehrere Redner geltend, daß es die Pflicht der Regierung sei, auch hier die wirt­schaftlich Schwachen zu schützen. Ein Antrag des Abg. Hornung (S.), wonach bei Angeboten die Be­triebe mit günstigen Arbeitsbedingungen zu bevor­zugen sind, wurde gleichfalls angenommen. Sodann wurden noch einige Eingaben für erledigt erklärt und damit der Gegenstand verlassen.

Es folgte die debattenlose Annckhme eines An­trags zum Wassergesetz, worauf der Abg. Haag (BK.) einen Antrag auf Maßnahmen gegen Aus­land sw eine begründete. Der Antrag will, daß die Regierung im Bundesrat eintrete für die Unter­suchung der 'Weine auch durch Sachverständige und nicht nur durch Chemiker, die Verringerung der Zoll­eingangsstationen, die Aufhebung der Zollstundung, die Erhöhung der Zölle auf Weine und Trauben ge­legentlich der Erneuerung der Handelsverträge, die Aufhebung der Vorzugsstellung ausländischer Weine beim Umgeld oder der inländischen Weinbesteuerung.. Der Abg. Feuerstein (S.) sah in dem Antrag keinen Nutzen für den Weingärtnerstand, sondern nur einen Schaden für den Konsumenten und den Wirtestand. Die übrigen Redner erklärten sich für Ueberweisung des Antrags an den Volkswirtschaftlichen Ausschuß. Ein dahingehender Antrag des Abg. Betz (V.) wurde angenommen, mit einem Zusatzantrag Haußmann (V.), den letzten Teil des Antrags dem Finanzaus­schuß zu überweisen. Schluß 1 Uhr. Dienstag nach­mittag 1/24 Uhr: Schaffung einer Pensionskasse, für staatliche Arbeiter, Diätenregulativ, Verhältnis­wahlen.

Sinsheim (Baden,, 15. März. Infolge der Re­genfälle der letzten Zeit sind hier Verschiebungen in dem lehmigen Erdreich entstanden, die einen Erd­rutsch in dem staatlichen PorpHyvwerk zur Folge hatten. (Das Porphyrwerk und das' aus 12 Häusern bestehende Oberdorf wurden abgesperrt.

Vormberg bei Sinsheim, 15. März. Zu den be­reits gemeldeten Erdrutschungen wird noch berichtet, daß bis jetzt 11 Häuser vollständig zerstört worden sind. Das ganze Oberdorf bis aus ein Haus mußte geräumt werden. 17 obdachlos gewordene Familien mit ihrem Fahrnis und ihrem Vieh wurden in be­nachbarten Gemeinden untergebracht. Das ganze Ge­biet der Rutschungen, die einen trostlosen 'Anblick bieten, wird in weitem Umkreise von G endarmen ab­gesperrt. Die Unglücksstätte war heute das' Ziel vie­ler Neugieriger, lieber die Ursache der Rutschungen verlautet noch nichts Zuverlässiges.

Der Erfinder Diesel nicht tot.

München, 14. März. Die Münchener Abendzei­tung giebt unter Vorbehalt die Sensationsnachricht wieder, daß der auf seiner Englandsahrt verschwun­dene Erfinder Diesel nicht tot sei sondern nach ein­gegangenen Briefen in Kanada eine neue Existenz gegründet haben soll. Man wird gut tun, diese Nach­richt solange mit Vorsicht aufzunehmen, bis bestimm­tere Angaben über Diesels eventuellen Aufenthalt vorliegen.

Exzellenz (Ehrlichs KV. Geburtstag.

Frankfurt, 15. März. Dem berühmten Forscher und Gelehrten sind anläßlich seines 60. Namensta­ges zahlreiche Ehrungen und Glückwünsche aus- allen Teilen der Welt zugegangen, lieber 500 Glückwunsch- telgramme waren eingelaufen, persönlich gratulierten u. a. der Oberbürgermeister und der kommandierende General. Am Nachfmittag fand im Frankfurter Hof ein Essen statt, an dem die Familie und die Mitar­beiter und Beamten der dem Forscher unterstellten Institute teilnahmen. Dabei wurden in mehreren Ansprachen Exzellenz Ehrlich und das Haus Ehrlich gefeiert. ^

Brand der Münsterkirche in Neuß.

Neuß a. Rh., 14. März. Heute morgen kurz nach 8 Uhr brach in der hiesigen Münsterkirche aus unbekannter Ursache Feuer aus, das bald einen ge­waltigen Umfang annahm und sich vom Hauptturm an der Westseite der Kirche auf den ganzen Bau aus­dehnte. Die Münsterkirche ist ein hervorragendes Denkmal spätromanischer Baukunst und wurde im Jahre 1209 begonnen. Den Bemühungen der Feuer­wehr gelang es nach großen Anstrengungen, das kostbare Mittelschiff des Münster mit seinen wert­vollen Schnitzereien zu retten. In der 9. Stunde stürzte der Glockenstuhl unter großem Getöse zusam­men. Wie es heißt, soll der Brand durch Kurzschluß am Läutewerk entstanden sein.

Eine unsinnige Meldung.

Berlin, 14. März. Die Nachricht des Antwe-r- pener Handelsblatts-, wonach das in der Rheinpro­vinz stehende 8. preußische Armee-Korps sich in­folge der Einziehung zahlreicher Mannschaften zu

wird dem Herold Telegraphen Bureau Von zuständiger Seite als' Heller Unsinn be­zeichnet. Das Blatt hatte diese angeblichen Maß­nahmen mit der gespannten politischen Situation und der Preß Polemik russischer und deutscher Blät­ter in Zusammenhang gebracht.

Tätlicher Flieg erstäSsturz.

Königsberg i. Pr., 14. März. Heute früh stürzte auf dem hiesigen Flugplatz Leutnant de Lesser vom Infanterie-Regiment 175, der zur Ausbildung ab-> kommandiert war, beim Landen ab und war sofort! tot.

Ausland.

Spionage-Affäre.

Wien, 14. März. Eine Spionage-Affäre, die selbst in dem an Spionagefällen so reichen Oester­reich das größte Aufsehen zu erregen geeignet ist, wird aus Lemberg gemeldet. Dort hat es die größte Sensation hervorgerufen, daß von Paris aus gegen den Beamten des kaiserlichen Landwsirtschaftsvereins und Privatsekretär des Herrenhausinitglsiedes, Ge­heimrat Grafen Tarnowskh, Dr. Stanislaus Ritter von Jasinski, Anzeige erstattet wurde, zu Gunsten Rußlands Spionage getrieben zu haben. Dr. von Ja­sinski ist vorläufig noch auf freiem Fuße belassen! worden, da die sofort eingeleitete polizeiliche Unter­suchung gegen ihn noch nicht abgeschlossen ist. Er wird jedoch polizeilich überwacht, um einen Flucht­versuch zu verhindern.

Graf Witte zur politischen Lage.

Budapest, 14. März. In einer Unterredung, die ein Redakteur des' Azvest mit dem Grafen Witte über das augenblicklich zwischen Rußland, und Deutsch­land herrschende gespannte Verhältnis hatte, äußerte letzterer u. 'A.:, daß sowohl die deutsch-österreichische wie die russische Presse den Stand der politischen Lage in vieler Hinsicht übertrieben haben. Das sei der Hauptgrund für das gegenseitige Mißtrauen. In den Absichten Rußlands und seiner Regierung fän­den diese Auslassungen keine Begründung. Die Lage sei zwar wegen der verschiedenen noch schwebenden Fragen nicht ganz geklärt, das könne er rundweg erklären, daß der Zar und seine Regierung vollkom­mene friedliche Absichten haben.

Schwarze Pocken in Italien.

Rom, 14. März. In einem kleinen Dorfe in der Nähe von Bergamo sind 10 Fälle von Schwarten Pocken vorgekommen. Jsolierungsmaßnahmen sind erlassen worden.

Schwerer Eisenbahnunfall. >

Temora, 14. März. Ein Postzug stieß im Ne­bel mit einer Rangierlokomotive bei Moß zusam­men. 13 Personen wurden getötet, drei schwer und 12 leicht verletzt. Ein Reisender, der mit seinen zwei Kindern, den Sarg, in dem sich seine Frau befand, begleitete, war mit seinen kleinem Töchterchen un­ter den Toten. Ein Sohn, der einzig Ueberlebende der Familie, wurde schwer verletzt. i ^

Buntes Feuilleton. Z si

Z Pariser Allerlei. Tie Franzosen nennen ihre Hauptstadtdie Lichtstadt". Der Name hindert aber nicht im geringsten, daß man oft genug auf den Stra­ßen und in den Häusern noch recht viel Schmuddelei fehen kann, die sich keine tüchtige deutsche Polizejif Verwaltung und kein seine Miete pünktlich zahlender Hausinsasse bei uns gefallen lassen würden. Dafür kann Paris aber den Ruhm für sich in Anspruch neh­men, daß nirgendswo sonst so auf weiße Wäsche ge­achtet wird, und daher die Wäscherinnen eine ganz respektable Stellung besitzen. Es L.ibt auch historisch bekannt^ WäscheripMn^ wie die Madame Lefeborej die l 792 als Sergeantenfrau dem jungen, fast stets zahlungsunfähigen Artillerie-Leutnant Bonaparte die Hemden wusch und fünfzehn Jahre später als Marschallin von Danzig in den Tuillerien wegen ihrer derben Offenheit eine Rolle spielte, die ihr den Spitznamen Madame Sans-Gene gab.

Die Pariser Waschanstalten Haben feit alter Zeit das Priviliginm, aus dem Korps ihrer unverheira­teten Mädchen alljährlich zur Fastnacht eine Vertre­terin zu wählen. Tie Gesamtheit dieser Abgesandten wählt zwölf Wäscherin-Königinnen, und diese Zwölf fodann unter sich dieKönigin der Königinnen." Die letztere ist die Heldin des am Tage der Mittfasten stattsindenden großen Festzuges, in dem sie, umgeben von ihren Kameraden, stolz auf einem Thron-Sessel sitzt. So geht es zu Wagen, unter lustigem Hoch­rufen durch die Stadt, und damit es-an nichts fehle, findet ein feierlicher Besuch im Elysee-Palaste statt, wobei der Präsident der Republik der jungen Dame

väterlich die Hand drückt und ihr gratuliert. Herr Felix Faure, der so gern den liebenswürdigen Onkel markierte, gab der hübschen Besucherin einen Kuß.

Denn hübsch sind natürlich alle diese Königinnen aus der Plätt- und Waschstübe, wenn auch nicht im­mer in unserem Sinne. Wir verehren mehr die ru­hige und regelmäßige Schönheit, während in Paris die apparte Eigenart überwiegt. Sonst könnten die tollen neuesten Moden auch garnicht an der Seine getragen werden, wo es eine Universal-Mode über­haupt nicht gibt, sondern von jeder weiblichen Per­sönlichkeit nur getragen wird, was sie kleidet. Die ;,Königin der Königinnen" erhält 5000 Franks als Festgeschenk und somit auch regelmäßig bald einen Mann. Paris wird die modernste Stadt genannt, aber sie ist noch recht konservativ. In Berlin würde diese Wäscherin-Zeremonie bald zum Ulk, in Paris hält man darauf große Stücke.

Z Wie einer um feine Frau kam. Ein norwe­gischer Landwirt namens Christianson Asked ist jüngst durch die Schuld einer Bienenkönigin und dreier Bienen niederer Ordnung um seine Frau ge­kommen. Er saß heiter und guter Dinge im Eisen­bahnzuge und hatte in der Hosentasche eine kleine Schachtel mit den vier erwähnten Insekten. Der Eisenbahnwagen war vollbesetzt. Christianson verließ auf einer kleinen Station den Zug, um irgendetwas zu trinken, und setzte sich, als er wieder einstieg, auf einen Korb mit Eiern, den eine dicke Bäuerin auf dem Schoße hielt. Nachdem er schweren Herzens seinen Beutel erleichtert und der Frau den Schaden ersetzt hatte, suchte er die Spuren der Katastrophe von seinen Hosen zu entfernen ; in diesem Augenblicke fühlte er, daß ihn etwas heftig ins Bein stach. Mit

einem Satz und einem Schmerzensschrei sprang Chri­stianson von seinem Platze auf, riß die Unglück­selige Schachtel aus der Tasche und sah im nächsten Augenblick, wie die befreiten Bienen summend und drohend um die Köpfe der wild um sich schlagenden Mitreisenden flogen. Zwei Bienen kehrten in dem allgemeinen Gewühl zu ihrem Herrn zurück und setzten sich ihm liebevoll aufs Bein; das Gebrüll und die Gliederverrenkungen des unglücklichen Christian­son brachten den ganzen Wagen in Aufregung, und die Fahrgäste, die den tragischen Vorfall nicht von Anfang an beobachtet hatten, gelangten zu der Ueber- zeugung, daß der Mann verrückt oder schwer betrun­ken sei. In seiner Verzweiflung zerschlug der Land­wirt mit der Faust eine Fensterscheibe, um die Bie­nen hinauszujaaen. Auf der nächsten Station mel­dete ihn der Schaffner dem Zugführer, der ihn, da er ihn gleichfalls für verrückt hielt, in einen feeren Abteil stecken ließ. Hier entdeckte der arme Mann, daß ihm noch immer zwei Bienen an den Beinen saßen; um sich ihrer zu entledigen, zog er die Hofen aus; sein Unglück aber wollte, daß, während er ho- fenkus dastand, d er Zug schon wieder auf einer Sta­tion hielt und der Bahnhofsvorsteher in den Abteil trat. .In der festen Meinung, daß es sich tatsächlich um einen Jrrsinnßgen handle, übergab der Bahnhofs­vorsteher den Pechvogel der Polizei, die ihn zur Be­obachtung ins Irrenhaus schickte; hier mußte er zwei Tage lang bleiben. Damit war jedoch das. Maß sei­nes Unglückes noch nicht voll: seine Frau ließ sich von ihm scheiden, indem sie erklärte, daß sie mit einem Manne, der von allen verspottet werde, nicht mehr zusammenleben könne. Also erzählt der Daily- Citizen"..