mal auf Wunsch verschiedener Mitglieder in der Sitzung das Rauchen erlaubt.

p Oberndorf, 9. März. (Jubiläum.» Gestern feierte die hiesige katholische Stadtpsarrg^emeinde das 25jährige Hiersein ihres Vorstands, Stadtpfarrer Brinzinger, in festlicher Weise durch eine allgemeine Wersammlung im Bären. Dabei wurde dem Jubi­lar von der Gemeinde als Ehrengabe ein pracht­voller Meßkelch überreicht.

js Schramberg, 9. März. (Eva n A elisches ' S ch w e siern h e im.) Kommerzienrat E. Juughans hat das Anwesen der Witwe'Merz um'36 000 Mark augelauft. Es soll darin das Evangelische Schwestern­heim untergebracht werden.

js HerreuLerg, 9. März. (Der Alkohol.) Der dem Trünke ergebene 38 Jahre alte verheiratete Landwirt Baur in OeschelbrorM hat sich mit einem Gewehr erschossen.

ss Tübingen, 9. März. (Ein unglück licher Glückwunsch.) Aus Gomaringen wurde hier eine Bürgersfrau mit einem doppelten Beinbruch in die chirurgische Klinik eingeliefert. Sie hatte ihrer Toch­ter und Schwiegersohn zur Geburt eines Knaben Glück wünschen wollen, und ist dabei die Treppe hin- untergestürzt.

s s BöMingen, 9. März. (Vatermord.) In Döffingen wurde heute nacht der 48 Jahre alte Bürger Braun von seinem 22jährigen Stiefsohn Adolf Schmied, Goldschmied, erstochen. Der Täter befindet sich in Hast. Der Täter saß vor der Untat noch in fröhlicher Gesellschaft im Wirtshaus mit sei­nem Stiefvater beisammen. Aus dem Heimwege stach Schmied den Braun nieder, worauf alsbald der Tod eintrat. Schmied, der schon voriges Jahr zwei Män­ner von Maichingen durch Messerstiche verletzt und deswegen zu 5hs MonatewGefängjnis verurteilt wor­den war, versuchte sich der -Verhaftung durch Ossfnen der Pulsader zu entziehen. Er wurde mit dem Sani­tätswagen ins hiesige Krankenhaus verbracht.

ss Markgröningen, 9. März. (Bahnba üüNach langem Hoffen und Harren ist jetzt endlich der Bahn­bau in Angriff genommen worden. Die Arbeiten wurden einem von der Markgröning-er und Ludwigs­burger Stadtverwaltung ausgesprochenen Wunsche gemäß auf der Markgröninger Seite begonnen.

js Gmünd, 9. März. (Die Liebe.) Der Mus­ketier Widmann aus Jebenhausen, der bei der 12. Kompagnie des Jnf.-ReK 180 in Gmünd dient, war am 8. Februar durchgebrannt, wie es heißt, zu seiner Braut nach Göppingen. Er wurde wieder beigebracht und erhielt eine Arreststrase zudiktiert, die er am Samstag verbüßt hatte. Die Sehnsucht nach Göppin­gen war aber so mächtig in ihm, daß er gestern spornstreichs mit dem 'Nebenbähnle aus Gmünd ab- dampste und nun wieder gesucht werden muß. Wie länge wird äs dauern, bis ör wieder als reuiger Sün­der in die liebenden Arme seiner Kompagniemutter zurückkehren wird?

Hochwasser.

js Schörrmünzach, 9. März. (Hochwasse r.) Die Murg ist immer noch stark angeschwollen und teil­weise über die Ufer getreten. Sie führt viel Holz mit sich. Größerer Schaden ist nicht entstanden.

js KleinsachscnheimOA.Paihingen, 9. März. (Ertrunke n. > Von einem harten Geschick wurde am Freitag abend die Familie Karl Kimmich hier betrof­fen. Ihr 7 Jahre alter Sohn begab sich mit einem.

machte man sich aus die Suche. Die Eltern mußten zu ihrem großen Schrecken von dem Kameraden er­fahren, daß ihr Sohn ins Wasser gestalten und er­trunken sei. Ersterer war auch ins Wasser- geraten, konnte -sich aber noch retten. Dann begab er sich nach Hause und legte sich ins Bett, ohne von dem traurigen Vorkommnis jemand Kenntnis zu geben. Erst auf das Befragen der su­chenden Eltern schilderte er den Vorgang. Die Leiche konnte noch nicht gefunden werden.

js Ulm, 9. März. (Hochwasser.) DieDonau ist gestern stetig bis auf 280 Zentimeter Pegelhöhe gestiegen. Das große Kraftwerk der Stadt Ulm bei Wiblingen mußte -aestern vormittag außer Betrieb gesetzt werden, da kein Gefälle mehr vorhanden war. An der Iller ist bei 'Jllerzell der Uferdamm an zwei Stellen gerissen, wodurch eine Ueberflutung des Ge­ländes bis Jllerzell eingetreten ist. Nur durch so­fort einsetzende Sicherheitsmaßnahmen wurde eine Ueberslutung des Jllerzellsr Schutzdammes verhü­tet und damit eine ähnliche Katastrophe wie im Juni 1910. Sonntag abend scheint das Hochwasser den Höchststand erreicht >zu haben.

jsUim, 9. März. (Opfer des Hochwassers.) Am bayerischen Donauuser ist gestern unterhalb des SchopperplatzeZ ein lljähriger Knabe des Tanzleh­rers Felk in Neu-Ulm in die hochgehende Donau ge­fallen und ertrunken.

j s Jsny, 9. März. (Hochwasser.) Infolge des ununterbrochenen Regens sind Flüsse und Bäche stark angeschwollen. Die Aach ist um mehr als 50 Zenti­meter gestiegen und ist am Stadtbach und gm Roß­markt über die User getreten und hat die Straßen überschwemmt, auch die Argen ist über die Ufer ge­treten. Von Friesenhosen bis Leutkirch war aus bei­den Seiten des Bahndammes alles unter Wasser; die Züge konnten die Strecke nur langsam befahren, da zu befürchten war, daß die am 8. März 1896, also genau vor 18 Jahren erfolgte DamMrüterspülung sich wiederhole. Sehr schlimm stand es auch in Groß­holzleute. In der Nacht vom Samstag mußten Bür­ger Wache halten, denn die Gefahr eines Dämmbru- ckses war sehr nahe. Die Argen glich einem reißenden Strom, die viel Bäume unldsStrüucher mit sich führte. Der Schaden, den das Wasser hier verursachte, ist ziemlich groß. Auf der Bahnstrecke Jsnh-KemPteu konnten die Züge infolge Dammrutsches glicht weiter­fahren. Der Verkehr mußte durch Umsteigen aufrecht erhalten werden. Bei Mooswnußten die Passagiere ungefähr 200 Meter lausen, um dann weitsrfahren zu können. Seit gestern geht das Wasser wieder zu­rück. Die Strecke Jsnh-Kempten ist wieder befahrbar.

Deutsches Reich.

F-amMeudrama.

Breslau, 9. März. Im Häufe Webskystraße 19 hat sich heute ein Familiendrama abgespielt. Der Arbeiter Flemming, der zur Zeit beschäftigungslos war, hat sich in der letzten Nacht, nachdem e^ gestern mit seiner Familie einen großen Streit gehabt hatte, mit seinen beiden Töchtern im Atter von 15 und 17 Jahren und einem ungefähr 16 Jahre alten Sohn vergiftet. Die Lüchen lagen sonntäglich gekleidet auf einem roten Tuch, das auf dem Fußboden ausgebrer- tet war, neben einander. Dis Mädchen hatten Pho­tographien mit Totenköpsen aus der Brust liegen. Die Entdeckung der schrecklichen Tat geschah durch die

n Woynung ver- , bracht hatte und früh wieder zurückkehrte.

Vom Kaiserpaar.

Berlin, 9. März. Auf der Reise nach Korfu wird das Kaiserpaar wie bereits gemeldet am 23. März vormittags dem Kaiser Franz Josef in Schön­brunn einen Besuch abstatten. Am Nachmittag ist das Kaiserpaar als Gast beim küm- berländischen Herzogspaar in Penzing. Ihre Antnnft in Venedig erfolgt am 24., worauf die Hoheuzollern nach Miramar geht, wo der Kaiser dem Erzherzog Franz Ferdinand einen mehrstündig gen Besuch 'abstattet.

Versetzungen in ZaLärn.

Zahern, 9. März. Nun sind auch die Festungs- gendarmeriewachtmeister Müller und Steiner von hier versetzt worden nach Lützelburg bezw. Großblit- tersdorf. Der bisher in Saarburg stationierte Gen- darmeriedistriksoffizier Hauptmann Schotte siedelt ' am 1. April nach Zäbern über.

Deutscher Reichstag,

Berlin, 9. März.

Zunächst stehen WahlprüsunMn auf der Tagesordnung, dann folgt der K olonial - Et ckfft.

Abg. von Böhlendorfs (kons.). Erfreulicherweise sind die bürgerlichen Parteien in den Fragen der Kolonial-Eiseübahnen einig. Die Fortschritte in un­seren Kolonien sind unverkennbar. Die Kolonien soll­ten die Absatzgebiete für die heimische Produktion werden. Leider -fehlt es an Arbeitern. Der Baumwoll­bau hat den erwarteten Erfolg noch nicht gjehabt, der Anbau von Tabak dagegen hat Fortschritte gemacht. Abg. von Morawski (Pole) fordert die sofortige Ab­schaffung der Haussklaverei. Staatssekretär des Reichskolonialamts Dir. Sols: Bei meiner letzten In­spektionsreise durch unsere Kolonien ist mir klar ge­worden daß wir die Kolonien in 2 Klassen scheiden müssen: tropische und Ansiedlüngs-Kolonien. Zn den letzteren gehört der Süüwesten, vielleicht noch die Insel Samoa, die ja an sich tropisch ist, aber dank ihrer ozeanischen Lage ein milderes Klima hat und den Weißen in den höheren Gebieten Aufsnthalts- ßstationeu bietet. Aber auch den tropischen Kolonien möchte ich nicht jede AnsiedtungsfähigkeiL absprechen. Für Südwestafrika, das sich ja allmählich glücklich, weiter entwickelt, ist die wichtigste Aufgabe die der Wasser-Erschließung. Davon hängt es ab, in welchem Umfange Südwest für uns eine Wie Kolonie wird. Ein Antrag liegt ja dem Reichstage für diese Aus­gabe bereits vor. Auch Ostafrika hat sich bWheüo entwickelt. Hauptaufgabe wird es nun sein, für die fern gelegenen Landschaften durch Bahnverbindung Anschluß an den Außenhandel zu schaffen. Kamerun wird sich wohl zur besten Kolonie entwickeln.

Mg. Henke (Soz.). Wenn man den Staatssekre­tär hört, möchte es scheinen,'als ob die Kolonien nun einmal bloß für die Unternehmer da sind. Na­türlich sind in Militär- und Koloniat-Fragen alle bürgerlichen Parteien einig. Auch die Missionen ste­hen unter kapitalistischem Einfluß. Mehr Schulen sind notwendig. Die schlimmste Kritik an der Kolo­nialpolitik üben nicht wir sondern die Rechtsanwälte, chie im Verwaltungsrat der Kolonial-GWAchaft sitzen. f

! Dienstag 2 Uhr pünktlich: Kurze Anfragen, Wei- ' terberatung. Schluß 6PZ Uhr.

Schranken.

Romen aus dem Oifitzerslebcu von Marie Elisabeth Gebhard.

(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)

7. Kapitel.

In der ersten Zeit vsn Gastons Aufenthalt in Jäger- Hof schritt die Genesung nur sehr langsam vorwärts. Der Hausarzt meinte:Der Körper an sich würde wohl rascher die Krankheit übern . »er der Gemütszustand läßt mich für unseren Fr^-,io furchten. Es ist, als wehre er sich dagegen, gesund zu werden. Könnten wir ihm den Willen zur Genesung einflößen, es würde rasch bergauf gehen." . >

Der Oekonomierat kannte ja den Grund von Gastons Lebensüberdruß. Gern hätte er ihm gesagt, daß er Ilse kennen und schätzen gelernt, und daß sie ihn noch zu lieben scheine, aber er fürchtete, dem Neffen durch die Aufregung zu schaden. Er sollte erst stärker, widerstands­fähiger sein. Und so schob er die Mitteilung von Tag zu Tag auf.

Da kam ihm der Zufall zuvor.

Wieder einmal, wie schon öster, war Herr von Roden- becg herübergekommen, um nach dem Ergehen des Patienten zu fragen. Diesmal hatte er seine Töchter mitgebrucht. Sie durften den Kranken begrüßen und brachten ihm Blumen aus ihrem Garten mit. Ja, als die beiden Herren auf den Wirtschaftshof gingen, um allerlei Ge­schäftliches zu besprechen, wurde ihnen erlaubt, dem Kran­ken Gesellschaft zu leisten.

Gaston ruhte auf einem bequemen Liegestuhl auf der Veranda. Renate und Ida bemühten sich recht lieb und freundlich um ihn.

Soll ich etwas vorlesen?" fragte die Aeltere.

Ach nein, plaudert nur, oder spielt. Ihr stört mich nicht."

Die kleine Ida begann da plötzlich ün ihrer Tasche zu

kramen und brachte eine arg zerdrückte Photographie zum Vorschein.

Da, Onkel Leutnant! Ich will dir das Bild von unserm lieben Fräulein Ilse schenken."

Gaston hatte gleichgültig das etwas defekte Geschenk empfangen. Bei dem NamenIlse" aber stutzte er und warf einen Blick auf das Bild.

Plötzlich schnellte er in die Höhe.

Wer, wer ist das, Kind? Wo hast du das Bild her?"

Ida wurde ängstlich und fing an zu weinen. Renate nahm für sie das Wort:Das ist unser voriges Fräulein. Ida, wo hast du das Bild her?"

Mama hatte es doch neulich aus dem Album in den Papierkorb geworfen. Da Hab' ich's gefunden. Ich mag Fräulein Ilse so gern!"

Seit wann ist Fräulein Ilse fort?"

Oh, schon lange, es war noch Winter."

Und wo ist sie jetzt?"

Ich weiß nicht, will mal Papa fragen." Damit stürmte Renate hinaus, um den Vater zu holen. Der war schon auf dem Wege.

Aengstlich vernahm Jäger das Vorgefallene. Wenn ihm das nur nicht schadete! Er fand den Neffen zwar sehr erschöpft und bleich, aber doch besser, als er ge­fürchtet.

Onkel, Onkel! Was weißt du von Ilse? Herr von Rodenberg,- wo ist sie jetzt? Ich muß es wissen. Mein Leben hängt daran!"

Fräulein Cardellan ist Lehrerin in einer Töchter­schule Westdeutschlands. Ich weiß den Namen der Stadt nicht, will aber meine Frau danach fragen, vielleicht kennt sie ihn."

Rasch nahm er mit den Kindern Abschied, und Onkel und Neffe blieben allein. Jäger erzählte nun alles, was er von Ilse wußte. Als er zu dem plötzlichen Verlassen Rodenbergs kam, sagte Gaston erregt:

Wieder Niemannl Ich will ihn zwingen, seine Aus­sagen zu widerrufen und wenn ich ihm den letzten Atem­zug dazu Herauspressen.soll. Der Schurke! So nabe

war mir das Glück und ich zog in die Ferne. Jetzt kehre ich heim, da ist's wieder fortgezogen. Wer weih wohin?"

Ach, da Hab' keine Angst, das Vöglein wird ein­gefangen. Dein Freund Brandts weiß durch seine Schwester gewiß mehr von ihr, wenigstens, wo die Mutter wohnt."

Ja, ich will selbst hin und Nachfragen."

Werde nur erst gesund, lieber Junge." Der Alte vollendete seine Beichte und verschwieg auch den ver­unglückten Heiratsantrag nicht.-

Und es kam, wie der alte Hausarzt gesagt hatte. Der Wille zum Leben half besser als alle Tränke und Pflege. Schon wenige Wochen später fuhr Gaston in Be­gleitung des Onkels nach Berlin, denn Hans-Kurt hatte ihm mitgeteilt, daß er zur Luftschiffsr-Abteilung übe» gegangen sei und demgemäß in der Hauptstadt weile.

Doch sein Weg war vergeblich, Hans-Kurt wußte nichts von Ilse, Frida ebensowenig.

Ach, sie hat mir nicht mal zu meiner Verlobung gratuliert."

Kind, das war Neujahr, also gerade in der Zeit großer Aufregung für das arme Mädchen. Du hörst ja, daß sie plötzlich durch des edlen Niemann Schuld von Rodenberg fortging. Wer weiß, ob sie die Anzeige übe» Haupt erhalten hat," tröstete Schwalbe, der glückliche Bräutigam Fridas, diese.

Den Niemann ziehe ich noch zur Rechenschaft für seine Verleumdung."

Aber in jener Weit, Gaston. In dieser ist's nicht mehr möglich."

Wieso, ist er tot?"

Ja, man fand ihn, anscheinend erschlagen mit einem Knüttel, tot auf. Er hatte sich mancherlei Uebe» grisse in die Familien seiner Leute erlaubt Der Hauptver­dächtige konnte sein Alibi beweisen, und so wird er wohl ungerächt bleiben,"