Württ. GewerLevereine und Handwerterrereiniquu- gen, E. B. Es sei hiermit aus die vom Verbsand Württ. Gewerbevereine und Handwerkervereinigun­gen auf 1. April ds. Js. zu errichtende Kran­kenunterstützungskasse hingewiesen. Um Mißver­ständnissen vorzubeugen, sei darauf hingewiesen, daß diese Kasse keine Erwerbszwecke verfolgt, wie dies bei Versicheruugs'gesellschasten der Fall ist. Die Kasse kennt also keine Aktionäre und keine Dividenden sondern ein etwaiger Ueberschuß kommt lediglich den Versicherten selbst zu gute. Es wäre ja sonst nicht möglich, daß man bei einem Wochech- beitrag von 40 Pfg., 60 Psg!., oder 80 W., ein tägliches Krankengeld von 2 Mk., 3 Mk. bezw. 4 Mark erhalten könnte. Um zu zeigen, welch gute Kapitalanlage diese Kasse darstellt, sei erwähnch daß z. B. für eine Erkrankung in Klasse 1 bei 80 Pfennig Wochenbeitrag (oder 41,60 im Jahr) ein Krankengeld von 572 Mk. einem Jahr bezogen wer­den kann, also 13 dreiviertelmal so viel als in einem Jahr überhaupt einbezahlt wurde. Bei den beiden Klassen 2 und 3 ist das Verhältnis genau dasselbe. Handwerker, Gewerbetreibende, Kausleute! versäumt es nicht, der Kasse sofort beizutreten. Tie Kasse bewahrt Euch vor mancher Sorge und manchem Kummer!

* Ein neuer Titel ist gelegentlich des Geburts­tags des Königs für die weiblichen Verkehrsbeam- tinnen eingeführt worden. Während diese vor der Anstellung als Eisenbahn- bezw. Postanwärterinnen und nach der Anstellung als Eisenbahn- bezw. Postgehilfinnen ihres Amtes walteten, ist jetzt für die dienstälteren Beamtinnen der Titel Eisen­bahn- bezw. Postassistentin eingeführt u. zu­nächst an 2 von den 31 Eisenbahngehilfinuen und an 12 von den 420 Postgehilfinnen verliehen wor­den.

st Reutlingen, 26. Febr. (Ausstellung.) Da die bisherigen Garantiezeichnungen für die Ge­werbe- und Industrieausstellung Reutlingen 1915 bereits 70000 Mk. erreicht haben, läßt sich schon heute sagen, daß die Ausstellung gesichert ist.

st Tuttlingen, 26. Febr. (Brand.) In dem Wohn- und Oekonomiegebäude des Waldschützen Heni in Fridingen brach Feuer aus- Das Gebäude ist bis auf den Grund uiedergebrannt.

st Schramberg, 26. Febr. (Autoverbind­ung S ch r a m b e r gS t. Georgen.) Auf dem Rathaus fand die konstituierende Versammlung zwecks Gründung einer Kraftwagenlinie Schram- bcrgSt. Georgen statt. Die Tagesordnung wurde glatt erledigt und die Gründung vollzogen. Vom 1. Mai ds- Js. ab wird der Betrieb mit täglich 6 Fahrten eröffnet werden.

ff Weilderstadt, 26. Febr. (Pfeifend in den Tod.) Nach dem Essen pfiff der 15 Jahre alte Sohn eines hiesigen Bäckermeisters noch fröhlich zum Fenster hinaus, dann kroch er in den Kleider­kasten und hing sich auf. Der Arzt tonnte nur noch seinen Tod feststellen. Was den dramatischen Stimmungswechsel in dem jungen Menschen hervor­gerufen hat, ist nicht bekannt.

ff Stuttgart, 26. Febr. (Ehrendoktoren.) Bei der heutigen Königsgeburtstagsfeier der Tech­nischen Hochschule wurden 3 Ehrenpromotionen be­kannt gegeben. Sie wurden verliehen an 3 aus­gezeichnete Männner der technischen Wissenschaft, die an der hiesigen technischen Hochschule ihre Ausbildung erhalten haben. Die neuen Dr. ing.

Hoffnung-Hütte", Kommerzienrat Paul Reusch in Oberhausen, ferner der Vorstand der Bauabteilung bei der Generaldirektiou der Staatseisenbahn, Di­rektor Heinrich v. Neuffer-Stuttgart und der würt- tembergische Oberbaurat und kaiserliche Geh. Bau­rat Otto v. Kapp v. Gültstein, bekannt als Er­bauer der Anatolischen Eisenbahn.

ff Heilbronn, 26. Febr. (F ri e d h o fs P f l e g e.i Um das bisherige schöne Bild, das der neue Fried­hof bietet, nicht verunstalten zu lassen, hat der Gemeinderat eine Vorschrift erlassen, nach der Grabsteine aus Zement oder ähnlichen Stoffen vor dem Setzen der Friedhofverwaltung zur Begutach­tung vorznlegen sind. Außerdem dürfen nicht mehr als 10 Grabsteine derselben Form innerhalb eines Grabvierecks aufgestellt werden. Ter Verein für Heimatschutz wird, demnächst eine Musterbestat- tungscinlage im Friedhof machen, um den Sinn für schönen Gräberschmuck zu heben.

ff Ebersbach a. F., 26. Febr. (Großfeuer.) Gestern abend ist hier das fünfstöckige Anwesen von I. Langbein, in dem sich außer ; einer Kapselfabrik etwa 10 Arbeiterwohnungen befanden, vollständig niedergebrannt. Das Rathaus war schwer gefährdet und wurde zum Teil aus- geräumt. Auch der Göppinger LöschzuA mit der Tampfspritze mußte zu Hilfe gerufen werden. Das Feuer brannte bis in die Nacht hinein. Der Scha­den wird auf 80000 Mk. geschätzt.

Z" dem Grvßfeuer in Ebersbach wird noch geschrieben: Das Feuer bei Langbein kam in dem sechsstöckigen Wohngebäude unter dem Dach aus- Alle sechs Stockwerke waren bewohnt. Im ganzen Hause hatten zehn Familien ihre Wohn­ung, die ineist alles verloren haben. Aus den in den oberen Stockwerken gelegenen Wohnunppn war gar nichts zu retten, auch aus den unteren Wohn­ungen konnte nur weniges in Sicherheit gebracht werden. Die Langbein'sche Kapselfabrik ist ebenfalls vollständig zerstört worden, die Fabrik hatte erst in der letzten Zeit neue maschinelle Einrichtungen er­halten. Der Betrieb ist bis auf weiteres lahm­gelegt. Das Lanstbeiu'sche Haus war das höchste Gebäude Ebersbachs; es ist aus einer Kunstmühte in ein Wohn- und Fabrikgebäude rungebaut worden. Daraus ist seine große Höhe zu erklären. Die Brandgeschädigten sind versichert, zum Teil aber ungenügend. Erst vor eineinhalb Jahren ist dem Fabrikanten Langbein eine große Scheuer niederge­brannt. Tie Entstehungsursache des Feuers ist noch nicht bekannt; Brandstiftung erscheint nicht aus­geschlossen, da es in den letzten Jahren in Ebers- bach schon wiederholt gebrannt hat und in allen Fällen Brandstiftung angenommen werden kann

ff^Ulin, 26. Febr. (Der Kaiser in Korfu und Deutsche Philologen.) Wie man uns aus Heidelberg mitteilt, wird der Kaiser, her Ende März sich nach Korfu begeben wird, die um »die gleiche Zeit zu einer archäologischen Studienreise nach dem Süden abgehende Vereinigung: deutscher Philologen in Korfu empfangen und aus der In­sel ihr Führer sein. Die von Geh. Hofrat von Duhn-Heidelberg und von Pr. Dr. Thiersch-Frei- burg geführte Expedition wird von den verschiede­nen deutschen Bundesstaaten beschickt. Von Würt­temberg werden nach der Teilnehmerliste Rektor Dr Schermanu-Riedlinczen und Dr. Sontheimer­lilm teilnehmen

M Lerekrucbt. M

Schick nicht ins Leben spähend deine Blicks,

Das Glück erwartend mit der Sehnsucht Pein

Bau dir zum Glück mit eigner Hand die Brücke; Beglücke du, so wirst du glücklich sein! Blüthgen.

Schranken.

Roman aus dem Oifiziersleben von Marie Elisabeth Gebhard.

(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)

8. Kapitel. i

Nur einen kurzen Gruß erhielt Ilse in der nächsten Zeit von Gaston. Er hatte auf eine Ansichtskarte, die Hans Kurt vom Manöver aus schrieb, einige Worte beigefügt.

Diese Karte aber war der Anlaß zu einer Aenderunq in Ilses Leben.

Mochte nun Margot etwas haben verlauten lassen, oder errieten die Eltern durch jenen Gruß alles, sie be­schlossen plötzlich, Ilse solle schon im Herbst nach Berlin gehen, um sich zum Lehrerinnenexamen vorzubereiten.

Eine entfernte Verwandte leitete ein Privatseminar und wollte versuchen, Ilse in eineinhalb Jahren auszu­bilden. Auch in Pension wollte sie das Mädchen nehmen.

Ehe aber noch der Zeitpunkt herangerückt war, an dem Ilse C. verlassen sollte, trat ein die Lage der ganzen Familie völlig veränderndes Ereignis ein.

Herr Cardellan war Rendant einer Privatarbeiterkasse. Die Beiträge wurden durch einen Böten abgeholt und Ihm übergeben.

Schon seit einiger Zeit war die Stimmung, des Ren- ,

oanren, entgegen seiner sonstigen humoristischen Art, ziem­lich aufgeregt. Selbst ein noch so harmloses Wort veran- laßte seine maßlose Heftigkeit. Frau Cardellan h.atte des­halb bereits Rücksprache mit Doktor Simon genommen und dieser auch einige Beruhigungsmittel verordnet.

Es war eines Sonnabends, Ende September. Das Kassenbureau befand sich mit in der Cardellanschen Woh­nung und war mit dem Wohngemach durch eine Tür ver­bunden. Eben war der Bote gekommen und die wöchent­liche Abrechnung begann.

Da hörten die Frauen, die sich im Wohnzimmer auf­hielten, ein heftiges Gespräch. Plötzlich ertönte ein lautes Stöhnen und ein dumpfer Fall.

Sie eilten ins Nebenzimmer und fanden Herrn Ear- dellan am Boden liegend, den Boten dabei, ihn auf- zurichten. Der Mann half auch den Bewußtlosen noch ins Bett legen. Dann nahm er seine Bücher zusammen und ging fort mit dem Versprechen, Doktor Simon zu holen.

Dieser kam sofort und stellte einen Schlaganfall fest, den er, wie er sagte, schon lange befürchtet habe.

«schwere Wochen kamen nun für Frau Cardellan und ihre Töchter. Zwar konnte der Kranke bald wieder die Glieder gebrauchen, aber Sprache und Gedächtnis ver­sagten.

Unter diesen Umständen wurde es Ilse doppelt schwer, die Heimat zu verlassen, aber die Mutter drang darauf, da es ein volles halbes Jahr verlieren hieß, wenn sie noch zögerte. Und wer wußte denn, wie bald ein fester Er­werb für sie notwendig wurde?

Margot behielt vorläufig bis zum Januar die Ver­waltung der Kaffe, da sie bereits oft den Vater vertreten hatte. Frau Cardellan und Margot hatten nun die Pflege» die Hausarbeit und auch die Anfertigung der im Weih- Nachtsvierteljahr besonders häufigen Handarbeiten. Die Pensionäre wurden bereits zum Herbst entlassen.

Lange jedoch hatten sie den Kranken nicht mehr zu pflegen. Doktor Simon, der den beiden Frauen ein treuer Helfer war, sagte ihnen bald, daß ein erneuter Schlag- anfall wohl das Leben neh men würde.

Duell mit lötlichem Ausgaug.

ff Metz, 26. Februar. Heute morgen fand im Walde bei Metz ein Duell zwischen den Leutnants La Valette und Haage vom 99. Infanterie Regiment statt, wobei der Letztere fiel. Anlaß zu dem Zweikampf gaben Beziehungen, die während der Karnevalstage zwischen Leutnant von La Va­lette St. George und Frau Haage ausgenommen worden ; waren und zu einer so schweren Ehrenkränkung des Leutnants - Haage führten.

Eine Schlägerei zwischen Militär und Zivilisten. :

jf Straßburg, 26. Febr. Ueber den durch die Presse ^

verbreiteten Zwischenfall zwischen Unteroffizieren und Zivilisten, !

der sich hier in der Nachl zum Montag ereignete, wird von f zuständiger Stelle mitgeteilt: Auf dem Heimweg zur Kaserne ; wurden 3 Unteroffiziere vom Infanterieregiment Nr. 126 ^

am Ausgang der Langenstraße von einer Gruppe Zivilisten mit den Worten:Ihr Sauschwoba!" beleidigt. Als ein Unteroffizier die Beleidiger zur Rede stellte, holten diese aus ; einem nahen Wirshaus 10 bis 12 junge Burschen herber ' und gingen zum Teil mit offenen Messern gegen die Unter­offiziere vor, die zur Abwehr blank zogen. Dabei erhielt einer der Zivilisten einen Hieb über das Gesicht. Bei dem Versuch, zwei der Burschen festzuhalten, erhielt ein Unter­offizier einen leichten Messerstich am Hinterkopfe. Die Menge, , die die Unteroffiziere verfolgte, war schließlich auf 40 bis i 50 Köpfe angewachsen. Die herbeigeeilte Polizei stellte mehere Namen der Erzeventen fest. Die weitere Untersuchung ist I im Gange. ^

Schwere Kessel-Explosion.

js Berlin, 26. Febr. In der Anikinfabrik ßn Rummelsburg erfolgte heute Vormittag, eine ge­waltige Kessekexplosion, die große BerheerunMu anrichtete. Verschiedene Fabrikanlagen stürzten zu­sammen und gerieten in Brand. Das Lener nahm sehr schnell infolge der vielen leicht brennbaren Stoffe einen großen Umfang an, sodaß eine große Anzahl Berliner Löschzüge herbeigerufen werden mußte. Bis jetzt wurden 12 Todesopfer gebor­gen. Außerdem wurden noch 10 Personen mehr oder weniger schwer verletzt ins Krankenhaus in Rummelsburg gebracht. Einzelne der Verletzten ge­hören zu dem Personal der Fabrik, anders find Privatleute, die zufällig an der Unglücksstelle vor­übergingen. Außerdem werden noch 5 Personen vernrißt, die unter den Trümmern des eingestürzten Fabrikgebäudes liegen und zweifellos den Tod ge­funden haben .

Berlin, 26. Februar, ,

Titel Reichseisenbahnamt. Abg. Stolle (Soz. > rügt die Betriebssicherheit. Der Abg. List (Natt.): Das Eisenbahnwesen bedarf weiterer För­derung hinsichtlich der Einheitlichkeit. Damit würde man dem Reichsgedanten zum Siege verhelfen. Es> sprechen zu dem Kapitel eine ganze Meiste von Abgeordneten, die allexlei Wünsche Vorbringen. Der Präsident des Reichseifenbahnamts sagt möglichste Berücksichtigung zu. Nach weiterer Debatte wird ein Schlußantrag angenommen. Damit ist der Etat des Reichseisenbahnamts erledigt. Es folgt der Etat der Verwaltung der Reichseisenbahnen. ES werden eine Reihe Arbeiterwünsche geäußert. Wei­lerberatung am Freitag.

»" . i- SÜLN . >>! .»

Kurz vor dem Weihnachtssesle wuroe ein anoerer Kassenrendant gewählt. Nun sollte die Kasse übergeben werden. Vorher erfolgte die Revision derselben. Da stellte sich zum Entsetzen der Frauen ein Fehlbetrag von einmen hundert Mark heraus. So klein an und für sich bis Summe war, so war doch der Verdacht der Unterschlagung sogleich vorhanden.

Tagelang saßen Margot und mit ihr Doktor Simon in seinen Freistunden über den Büchern. Es blieb dabei, die Summe fehlte. Natürlich erbot sich Frau Cardellan sofort, das Fehlende mit ihren geringen Ersparnissen zu decken. Aber der Verdacht blieb.

Hatte der Kranke etwas von diesem, ihm sorgfältig verschwiegenen Ereignis gemerkt, oder was es sonst war» er zeigte erneute Aukreauna und an dem Taae. bevor

Ilse zu den Weihnachtsferien heimkam, endete ein wieder­holter Schlaganfall sein Leben.

Ilse kam völlig unvorbereitet in diese Ereignisse hinein. Es hatte wohl kaum ein traurigeres Weihnachtsfest gegeben, als dieses für die Frauen war. Nur ein kleiner Lichtstrahl fiel in die Dunkelheit.

Als Doktor Simon den Frauen nur den Tod des Familienvertreters hatte bestätigen können, da bot er ihnen auch alle Hilfe an, die er zu leisten imstande war.

Ich danke Ihnen, lieber Freund," sagte Frau Car­dellan.Treuer wie Sie hätte auch mein Sohn mir nicht beistehen können."

Ich wollte, ich wäre Ihr Sohn, aber ich bin ja nur ein Jude."

Was tut das dazu? Nicht was wir glauben, son­dern wie wir diesen Glauben betätigen, ist die Haupt­sache."

In das Doktors Antlitz leuchtete es auf. Zwar war er zu zartfühlend, jetzt am Totenbette von seinen Wünschen weiter zu sprechen, als aber im Rate der Familie von Margots Zukunft die Rede war, da zeigte es sich, daß er dieser gegenüber endlich den Mut zu einer Erklärung gefunden hatte. Der Bruder-Pastor war freilich nicht sehr einverstanden damit, obgleich er das liebevolle