Volk" kündet.)
Ich will geköpft werden. Auf den freien Willen kann sich der Richter nicht einlassen. Ich habe meinen Kops verwirkt. Beschäftigen Sie sich mehr mit meinem Körper (bringt verschiedene kleine Beschwerden vor). Geisteskrank bin ich nicht. Ich begreife nicht, warum man mich so lange herumzieht.
Dieser kurze Auszug aus meinen Notizen während der Untersuchungshaft dürfte vielleicht auch dem Laien genügen, etwaige noch gehegte Zweifel an dem unerschütterlichen Wahnsystem dieses Geisteskran'.en fallen zu lassen, der mit kaum je erlebter Brutalität und Energie die letzte Konsequenz aus seinem Verfolgungswahn zog. Vernichtung der eigenen Familie, aller vermeintlichen Widersacher, dann Glorifizierung seiner Persönlichkeit und Untergang Sollte dieses schaudererregende Drama, dieses blinde Morden eines Wahnsinnigen noch einmal mit all seinem Detail den Geschworenen und der Oeffentlichkeit vorgeführt werden? Ich glaube, die „diskrete" Behandlung „hinter verschlossenen Türen" war die bessere, für diese sollten wir den maßgebenden Persönlichkeiten dankbar sein und die Worte des Herrn Vorsitzenden des Schwurgerichts dick unterstreichen: „Es ist eine Beruhigung, daß nur ein kranker Mensch zu solchem Handeln fähig ist."
Württembergischer Landtag.
Zweite Kammer.
Stuttgart, 14, Februar.
Die Zweite Kammer beendigte heute die Beratung des Gesetzentwurfs über die Pensionsrechte derKörper- schastsbeamten und ihrer Hinterbliebenen. Die noch nicht erledigten Artikel X - XXI gaben zu nennenswerten Debatten keinen Anlaß. Die Kommissionsanträge wurden durchweg angenommen, zum Teil allerdings trotz des Widerspruchs des Ministers des Innern, der sich namentlich gegen die Bestimmung aussprach, wonach die Pensionskasse in Krankheitsfällen von längerer Dauer als 6 Monate den Beamten die Hälfte des Gehalts zu ersetzen hat, weil sich der Beamte dadurch schwer entschließe, in sein Amt wieder einzutreten. Als Zeitpunkt für das Inkrafttreten des Gesetzes wurde der 1. April 19 !4 bestimmt. Man wandte sich dann noch der Beratung von Resolutionen zu dem Gesetzentwurf zu. Ein Antrag des Ausschusses verlangte eine Ergänzung der Gemeinde- und Bezirksordnung in dem Sinne, daß die Körperschaftsbeamten und Unterbcamten gegen Kündigung ohne wichtigen Grund einen ausreichenden Schutz erhalten und daß diese Ergänzung mit der Verabschiedung des vorliegenden Gesetzentwurfs zur Einführung gelangt. Eine Resolution der Sozialdemokratie wollte zunächst Erhebungen darüber, ob solche Fälle ungerechtfertigter Entlassung vorge- kommen sind und bejahendenfalls entsprechende Schutzmaßnahmen, ohne daß jedoch damit eine wesentliche Einschränkung des Selbstverwaltungsrechts der Gemeinden verbunden ist. An diese Anträge knüpfte sich eine längere Aussprache, in der die Abgg. Rembold-Aalen (Z.), Baumann (Nl.) und Mattutat (S.) die Notwendigkeit betonten, die Beamten gegen Willkür und Unrecht zu schützen, wodurch die Arbeitsfreudigkeit der Beamten nur gewinnen könne und womit dann auch dem öffentlichen Interesse gedient sei. Der Abg. Mühlberger (Nl.) äußerte lebhafte Bedenken gegen die beiden Resoluüonen. Man verlasse mit ihnen den Boden der Nüchternheit und müsse unterscheiden zwischen Entlassung und Kündigung. Das SelbstverwallungSrecht der Gemeinden werde hier an der empfindlichsten Stelle getroffen. Der Antrag Mattutat (S.) betreffend statistische Erhebungen sei praktisch undurchführbar. Auch der Abg. Haußmann (V.) sprach verschiedene Bedenken gegen die Resolutionen aus und erklärte, das bisherige Verhältnis sei und bleibe das bessere. Er stellte den Antrag, eine Ergänzung der Gemeinde- und Bezirksordnung in Erwägung zu ziehen. Minister v. Fleischhauer teilte diese
der Abg. Rembold-Aalen (Z.), Andre (Z.), Maier (Nl.), Hartenstein (V ), Mattutat (S.) und Graf (Z.) wurde die Abstimmung auf Dienstag verschoben und die Sitzung um '.2 2 Uhr abgebrochen. Am Dienstag außerdem Landespolizeizentrale, sowie Besteuerungsrechte der Gemeinden und Amtskörperschaften.
Deutsches Reich.
Reichsragswahl-Ergebnis.
Baden-Baden, 15. Febr. (Vorläufiges amtliches Wahlergebnis.) Bei der gestrigen Reichstagsstichwahl im Wahlkreis Baden 7 erhielt bei 27 278 Wahlberechtigten Professor Dr. Wirth-Freiburg (Zentrum) 13137 Stimmen und Stadi- rat Kaufmann Leopold Köleon-Karlsruhe (Natl.) 13050 Stimmen. Wirth ist somit gewählt.
Der Gesuudhertszustand iui deutschen Heere.
Berlin, 14. Februar. Der Berliner Korrespondent des in Paris erscheinenden „Journal" hatte seinem Blatte gemeldet, daß der Gesundheitszustand in der deutschen Armee, namentlich in den Armeekorps 4, 5, 6, 14, 15 und 16 ein sehr schlechter sei, und daß insgesamt gegen 12 000 Mann in den Lazaretten der deutschen Garnisonen krank darniederlägen. Demgegenüber wird von zuständiger Stelle darauf hingewiesen, daß der Gesundheitszustand der deutschen Armee zurzeit besser als je zuvor sei.
Die deutsch-französische Abmachung.
Berlin, 16. Febr. Der Entwurf zu der deutsch-französischen Abmachung über türkische Eisenbahn- und Finanzsragen ist heute mittag im Auswärtigen Amt von den beiderseitigen Unterhändlern paraphiert worden. Die deutsche und die französische Regierung beabsichtigen, nach endgültiger Prüfung des Abkommens von dessen Inhalt durch einen Notenwechsel offiziell Akt zu nehmen. Voraussetzung für das Inkrafttreten der Abmachung ist die Einigung der beiden Parteien mit der türkischen Regierung über die z. Zt. noch schwebenden Fragen.
Die Z^beru-Kommission.
Berlin, 14. Febr. Die sogenannte Zabern-Kommission des Reichstages, die mit der Vorberatung der Anträge über das Recht des militärischen Waffengebrauchs betraut worden ist, wird am nächsten Mittwoch zusammen treten. Einer Berliner Korrespondenz zufolge wird sich das Kriegsministerium in dieser Kommission vertreten lassen.
Deutscher Reichstag.
js Berlin, 13. Februar.
Aus der Tagesordnung stehen zunächst kurze Anfragen. Auf eine Anfrage des Abg. Freiherrn von Richthofen (natl.) wegen SchutzesderdeuschenJntere ff en in Mexiko, besonders des Lebens der dortigen Deutschen gibt Unterstaatssekretär Zimmermann beruhigende Zusicherungen ab. An bedrohten Punkten würde den Deutschen geraten, sich in Sicherheit zu bringen. Zwei Kriegsschiffe seien nach Mexiko gesandt, um etwaige Flüchtlinge aufzunehmen und wenigstens die Deutschen an der Küste zu schützen. — Ministerialdirektor Lewald gibt auf eine Anfrage Auskunft über Zweck und Ziele des Zen lra lin stit uts für Erziehung und Unterricht. Dieses sei seiner Gründung nach zwar ein preussisches, werde aber seine Wirksamkeit nicht auf Preußen allein beschränken. Auf eine Anfrage wegen der Unfälle auf dem Flugplätze Johannisthal wird die Regierung später antworten.
lr"Mak des RetchSamtS des Inneren weiterberaten. Die Resolutionen zum Reichsversicherungsamt werden angenommen, die Denkschrift über die Rücklagen der Berufsgenossenschaften wird einer Kommission von 14 Mitgliedern überwiesen. Beim Titel Privatversicherungen liegt eine Resolution Dorrmann Volkspartei vor, welche die öffentlich rechtlichen Versicherungsunternehmungen, deren Geschäftsbetrieb sich über mehrere Bundesstaaten erstreckt, dem Aussichtsamt unterstellen will. Eine weitere Resolution Dorrman verlangt, daß die Lebens- und Volksversicherungen bei ihrer Propaganda die Grundsätze beachten sollen, die für Privatversicherungen aufgestellt sind, lieber das Kapitel Versicherung entspinnt sich eine längere Debatte, nach deren Beendigung die Abstimmung über die Resolutionen wiederum ausgesetzt wird. Samstag Weiterberatung.
Berlin, 14. Februar.
Tagesordnung: Etat des Reichsamts des Innern. Die zurückgestellten Entschließungen über die Stellung der öffentlich rechtlichen Landesoersicherungen werden angenommen. Die Debatte geht weiter bei dem Titel: Einmalige Ausgaben. Mehrere Abgeordnete treten dafür ein, größere Mittel zu Gunsten der internationalen Biographie für soziale Wissenschaften bereit zu stellen. Ministerial-Direktor Dr. Lewald tritt der Befürwortung einer Erhöhung des Fonds bei. Ein Beschluß wurde nicht gefaßt. Den Hauptgegenstand der heutigen Debatte bildete die von der Budgetkommission gestrichene erste Rate iür die Vorbereitungen der olympischen Spiele in Berlin 19!6. Die Konservativen, Nationalliberalen und Fortschrittler beantragen die Wiederherstellung des Postens. Von den Rednern der Antragsteller wird diese Forderung eingehend begründet und auch Ministerialdirektor Lewald befürwortet dies dringend. Die Abg. Hansen (Däne) und Heine (Soz.) sprechen gegen die Bewilligung des Postens, wobei letzterer betont, daß nur die nationalliberalen Turner an diesen Spielen beteiligt sind, und die Arbeiterturnoereine von diesen Spielen ausgeschlossen würden. Auch über sonstige Chikanen der Arbeiterturnoereine führt er Beschwerde. Damit schließt die Aussprache über die Olympia-Spiele. Die Abstimmung findet am Dienstag statt. Der Etat des Reichsamts des Innern ist in zweiter Lesung erledigt. Der Gesetzentwurf über die weitere Zulassung von Hilfsmitgliedern beim Patentamt wird angenommen. Montag 2 Uhr Reichsjustizamt. Schluß 2 Uhr.
Ausland.
Eine Dsuipffähre auf Grund geraten.
Kopenhagen, 14. Febr. Die große Dampffähre Sterbelt, die den um 12.30 Uhr von Kopenhagen abgehenden Südland-Expreßzug von Kordör über den großen Belt führt, ist kurz vor ihrer Ankunft in Myberg auf Fünen im dichten Nebel auf Grund geraten. Trotz aller Versuche gelang es nicht, die Fähre auf der sich 65 Passagiere 2. Klasse und 150 Passagiere 3. Klasse des Erpreßzuges befanden, wieder frei zu machen. Die Passagiere mußten mit den Rettungsboten der Fähre und zufällig vorüberfahrenden Fischerboten an Land gebracht werden, wo sie in einem Extrazug weiter befördert wurden.
Die politische Keife Ln Schweden.
Stockholm, 14. Febr. Aus der Tatsache, daß der König nun zum zweitenmale versucht, der liberalen Mehrheit des Reichstages die Regierung zu übertragen muß natürlich gefolgert werden, daß er einen offenen Konflikt mit dem Reichstage vermeiden will. Eine Klärung der Lage nach dieser Richtung kann aber nur einen Rückzug des Königs bedeuten, denn nach dem gestrigen Manifest der liberalen Parteien sind sie sonst zur Bildung eines Kabinetts nicht zu haben.
Lerelrucbt.
Wohl dem, der seiner Väter gern gedenkt,
Der froh von ihren Taten, ihrer Größe Den Hörer unterhält ryid still sich freuend Ans Ende dieser schönen Reihe sich Geschlossen sieht. Goethe.
Schranken.
Roman aus dem Offiziersleben von Marie Elisabeth Gebhard.
(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)
3. Kapitel.
Doch so schön sich Hans Kurt auch die Erneuerung der Iugendfreundschaft gedacht hatte, und so große Anstrengungen er auch zuerst machte, den Verkehr aufrechtzuerhalten, indem er allerlei Bestellungen seiner Schwester ersann, oder auch tatsächlich von dieser übernahm, er mußte doch bald einsehen, daß die Verhältnisse sich verschoben hatten.
Zwar wurde er bei seinen Besuchen im Cardel- lanschen Hause freundlich und höflich ausgenommen, aber es blieb doch eine gewisse Reserve bemerkbar. Und wenn er dann und wann Ilse bei den Konzerten auf dem Marktplatz oder in einem der Kaffeegärten begrüßte, so ärgerte ihn das Aufsehen, das jedesmal entstand.
Schließlich sagte ihm Leutnant Schwalbe einmal geradezu: „Lieber Brandts, wir wissen ja alle, daß Sie die junge Dame von früher her kennen, und ein gelegentliches Begrüßen wird Ihnen keiner verdenken. Aber Sie dürfen nicht allzu häufig hingehen, schon um der Dame selbst willen. Denn es gibt immer unsaubere Patrone, die da in den Verkehr etwas hineinzulegen suchen, was nicht drin ist und die wohl gar denken: Na, was der kann, können wir auch. Also, etwas mehr Reserve." —
Hans Kurt sah das bald selbst ein, besonders als er
ungesehen Zeuge eines Gesprächs zwischen Niemann und Fellmer war, die sich gegenseitig die Ansicht aussprachen, er lege da eine Bresche, durch welche sie dann später die Festung einnehmen könnten.
Mit der Einstellung der neuen Rekruten und deren Ausbildung gab es auch für ihn mehr zu tun. Im Cardellanschen Hause mehrte sich mit dem Winter die Arbeit. Zwar war die ältere Tochter, Margot, von einem sommerlichen Aufenthalt bei dem Bruder, der in einem Dorfe Schlesiens Geistlicher war, heimgekehrt, aber es häuften sich durch das herannahende Weihnachtsfest die Bestellungen, und noch um ein Uhr nachts saßen die Frauen oft fleißig arbeitend beisammen, während der Vater aus einem guten Buche vortas. So beschränkten sich Ilses Ausgänge auch auf die notwendigen Besorgungen für den Haushalt und dann und wann auf einen kurzen Spaziergang mit den Ihren am Sonntage.
Etnes Abends im November, die Familie Cardellan saß gerade beim Abendbrot, erscholl das langgezogene, ängstliche Geheul des Feuerborns. Dazwischen erdröhnte dumpf das Anschlägen der Sturmglocke.
Feuer im Städtchen!
Ilse sprang auf und eilte ans Fenster des nach dem Hofe zu gelegenen Wohnzimmers. Langsamer folgten die anderen. Als der Vorhang aufgezogen wurde, sah man schon in nicht allzu großer Entfernung das Aufsteigen einer Feuersäule.
„Das ist auf dem Damme," meinte der Vater.
„O weh, bei dem Winde kann das böse werden. Me alten Häuser, und gewiß nur gering versichert," sagte Frau Cardellan. „Aber da fährt schon eine Spritze. Mußt du auch hin, Mann?" —
„Ja, an den Wasserwagen." —
„Ich gehe auch," sagte Margot und griff nach Lut und Mantel.
„Hast wohl Angst um Joseph, der wohnt ja auch da?" —
„Laß den Unsinn, Ilse. Kommst du mit?" —
«Wir kommen auch mit," riefen die Pensionäre, und
ehe sich's Frau Cardellan versah, stand sie allein bei dem nur halb verzehrten Abendbrot. .
In C. war noch keine WassWitung, infolgedessen muhte das Wasser bei FeuersbrüWen in großen, fahrbaren Tonnen von den LaufbrÜnnen geholt werden. Dazu muhten alle Bürger mithelfen. Hier konnte man einen Teil der Schläuche direkt in einen solchen nahebei befindlichen Laufbrunnen legen und hoffte um so rascher des Feuers Herr zu werden.
Fast schien diese Hoffnung in Erfüllung zu gehen. Aber die herumfliegenden Späne und Holzteile waren in ->n offenes Stallfenster einer Schlächterei geflogen, und
züngelten aus dem Heu und Stroh neue Flammen empor.
Immer lauter und ängstlicher rief das Horn. Dazwischen das Geschrei und Gejammer der Bewohner der brennenden oder gefährdeten Häuser, das Gebrüll des zum Schlachten bestimmten Viehes, das nur widerwillig sich aus dem Stalle ziehen ließ.
Jetzt, ein kurzes, trappähnliches Geräusch!
Soldaten rücken im Laufschritt zur Hilfeleistung heran. An ihrer Spitze Schwalbe und Brandts. Einige andere Offiziere, unter ihnen Latur und auch Niemann, folgten freiwillig.
Fast wie von selbst übernahm Latur das Kommando über die Löscharbeiten. Wie eine Katze kletterte er die Leitern empor, führte selbst die Axt, um die brennenden Balken abzuschlagen, dazwischen kommandierte er mit lauter Stimme, wohin die Wasserstrahlen geleitet werden sollten.
Alle Hände mußten Mitarbeiten und helfen. Wer das nicht konnte, wurde von Schwalbe und Brandts energisch entfernt. Bald langte das Wasser des einen Brunnens nicht aus. Mes, was an Gefäßen vorhanden war, mußte zum Herbeischaffen des notwendigen Nasses dienen. Frauen und Kinder standen, sich abwechselnd, an den Pumpen. Auch der nahe Strom mußte Wasser liefern.
Me und, Margot halsen auch mit. Margot gmg