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desmal, bevor der Kauf ins Grundbuch übertragen werden sollte, sahen sich, wie der Vaterlands freund berichtet, die Gemeindebehörden veranlaßt, durch eine hübsche Abfindungssumme die zahlreiche Fa­milie fern zu halten. Die Besitzer hatten dadurch ihre Objekte schnell und recht gut an den Mann gebracht.

ss Friedrichshafen, 12. Febr. (Eine neue Lu f t s ch i f f h a l l e.) Im neuen Jahre wird die Militärverwaltung in allen Luftschifshäfen, die bis­her noch keine Militärhalle besitzen, aber von Luftschifsertruppen belegt sind, statt der in Aus­sicht genommenen drehbaren Doppelhallen soge­nannte Schleusenhallen bauen. Es wird dies der Fall sein in Friedrichshasen, Darmstadt, Düsseldorf. Graudenz, Hannover, Lahr, Mannheim und Schneidemühl, vielleicht auch in Dresden. Die Schleusenhallen sind die Kompination einer dreh­baren Halle als Einfahr-- und Ausfahrschleuse mit einer festen Halle derart, daß das Luftschiff zu­erst in die drehbare schmale Halle kommt und daun in die feste Halle bugsiert wird.

Pros. Tr. Gnnpp über den Fall Wagner.

Im Schwarzwälder Boten schreibt Prof. Dr. Gaupp, der Vorstand der Psychiatrischen Klinik an der Universität Tübingen, der Wagner untersucht und seinen Geisteszustand begutachtet hat, u. a. folgendes: Wagner ist seit dem Jahre 1901 gei­steskrank, und zwar leidet er seither an einer chronischen Geisteskrankheit, die niemals, auch nicht zur Zeit der Mordtaten akut geworden ist. Von dieser Geisteskrankheit hatte vor den Mordtaten niemand, weder seine Frau noch seiue Freunde auch nur die geringste Ahnung Das Wenige, was von seinen Schriften schon vor den Mordtaten bekannt geworden war, enthält nichts, was auf seine gei­stige Erkrankung Hütte Hinweisen können. ''Die Schriften mit auffälligen: Inhalt sandte er erst nach der Tötung seiner Familie und unmittelbar vor der Brandlegung in Mühlhausen an einige Personen; als sie in deren Hände kamen, waren sämtliche Gewalttaten Wagners schon ausgesührt. Es lag also völlig außer dem Bereich jeder Mög­lichkeit, Wagner vor Vollbringung! seiner Taten un­schädlich zu machen. Die Meinung, daß der Psy­chiater einen Geisteskranken erst dann als gemein­gefährlich einer Irrenanstalt überweisen öder in ihr festhalten kann, wenn er bereits gefährlich ge­worden ist, trifft nicht zu. Ich habe über diesen Punkt in meinem Gutachten über Wagner gesagt: Würden mir Wagners Schriften vor einem hal­ben Jahre vorgelegt worden sein, so hätte ich der Behörde umgehend mitgeteilt, daß hier zwei­fellos von einem geisteskranken Manne schwere Ge­walttaten zu befürchten seien." (Dann wäre Wag­ner auch zweifellos und zwar mit vollem Recht in einer Anstalt interniert worden.) Niemand war aber jemals auf den Gedanken gekommen, Wagner dem Psychiater vorzuführen. Deshalb :st in diesem Falle die Psychiatrie ganz unschuldig. Prof. Dr. Gaupp wendet sich dann gegen diejenige Presse, die den' Fall Wagner zu Ausfällen gegen die Psychiatrie veranlaßt hat und .schließt: Wag­ner wird, weil unheilbar krank, die Irrenanstalt nicht wieder verlassen. Außerdem darf wohl zur Beruhigung unseres Volkes darauf hingewiesen wer­den, daß der Kranke infolge des Verlustes seines linken Unterarmes und der völligen Lähmung von drei Fingern seiner rechten Hand ein fast wehr­loser Mann geworden ist.

Zweite Kammer.

Stuttgart, 13. Februar.

Die Zweite Kammer nahm heute zunächst die Abstimmungen über die Frage der Arbeitslosenfürsorge vor. Der Antrag Wieland betreffend gleichmäßige Berücksichtigung der organisierten und Nichtorganisierten Arbeiter bei Gewäh­rung von Staalsbeiträgen wurde mit 78 gegen 4 Stimmen, der Antrag Kiene, betreffend die Gewährung von Staats­beiträgen an Gemeinden zur Unterstützung unverschuldet arbeitslos Gewordener mit 59 gegen 33, der weitere An­trag Kiene betreffend Berücksichtigung des Kleingewerbes bei der Vergebung von Lieferungen für Heer und Marine ein­stimmig, der Antrag Hiller betreffend Gewährung von Staats­beiträgen an Wohltätigkeilsvereine zur Unterstützung der Arbeitslosen mit 45 gegen 33 Stimmen be> 3 Enthaltungen angenommen. Sodann wurde die in der vorigen Woche abgebrochene Beratung des Gesetzentwurfs übecdie Pension s- rechte der Körperschaftsbeamten und ihrer Hin­terbliebenen fortgesetzt. Ein Ausschußantrag, wonach das Witwengeld und die Waisenaussteuer von den Pensionen nicht abgezogen werden dürfen, wurde trotz des Widerspruchs des Ministers und unter Ablehnung eines Antrags des Bauernbunds angenommen. Zu Art. VIII, der dis Beitrags­leistungen der Kassenmitglieder regelt, lag eine Bitte des Vereins der Körperschaftsbeamten vor, die Eintrittsgelder zu erlassen. Das Haus beschloß entsprechend dem .Ausschuß­antrag ein zehnprozentiges Eintrittsgeld. Nach Erledigung einiger weiterer Ziffern des Arnkels wurde die Weiterberatung auf morgen 9 Uhr vertagt, außerdem Landespolizeizentrale.

Deutsches Reich.

Eins Rede von BethMarm-Hollmeg auf dem deutschen LLndwirLschafLsrar.

js Berlin, 12. Febr. Beim Festessen des deut­schen Landwirtschaftsrat hielt der Reichskanz­ler eine Ansprache, in der er aussührte:

Wir alle, die wir den heimischen Boden be­bauen, sind es zufrieden, daß die Zeiten vorüber sind, wo die L an d w i r t s ch a f t scharf um die An­erkennung ihrer Bedeutung im Wirtschaftsleben Deutschlands zu kämpfen hatte. Die Besserung der Zeiten hat die deutsche Landwirtschaft um so offe­ner anerkannt, als sie dabei gewiß sein wird; daß darum die Regierung in ihrer Fürsorge für die Landwirtschaft nicht Nachlassen wird. Im Ge­genteil, der Erfolg der Maßregeln zur Förderung innd zum Gedeihen der landwirtschaftlichen Arbeit bestärkt sie nur in dem Vorsatze, auf dem be­währten Wege weiterzuarbeiten. (Lebhafter Beifall.) Aus das politische Gebiet übergehend, fährt der Reichskanzler weiter fort: Ich will die Schwie­rigkeiten unserer inneren Zustände nicht geringer darstellen, als sie sind. In einem, in dem Haupt­punkte, sind wir jedenfalls alle einig. Das ist der durch große Wahlersolge gesteigerte Hochmut einer Partei, deren Bestrebungen darauf hinausgehen^ die Fundamente des Reichs und unserer Monarchie zu unterhöhlen. Da gibt es kein Paktieren, son­dern nur ein Kämpfen. Ich nehme die entschieden mutigen und siegesbewußten Worte des Grafen Schwerin-Löwitz zum Pfände dafür, daß die deutsche Landwirtschaft in diesem Kampfe immfer in der vordersten Reihe stehen wird. Wir leben in einer Zeit der Unlust au den: Gange de r innerPolitischen Geschäfte. In solchen Zei­ten Pflegen wir Deutschen uns leider besonders

gern :n unsere eigenen Schwächen zu vertiefe«^ und so haben sich auch jetzt wieder, ebenso wie es bei schlechtem Wetter alle Leibesschäden und vernarbte Wunden tun, die alten deutschen Sün­den des deutschen Partikularismus neu gemeldet. Mit staatlicher Sonderung und Verein- j zelnung legen wir nur die Kräfte, die wir ge­sammelt brauchen, in unfruchtbaren Gegensätzen fest. In diesem Kreise wird es denn auch richtig ver­standen werden, wenn ich frage: Sollen wir gegen die Ausartung demokratischer Einrichtungen, die die Schöpfer des Reiches in der ausgesprochenen Ab­sicht geschaffen haben, die partikülaristischen Neig­ungen der deutschen Stämme niederzuhalten, sollen wir gegen sie Hilfe und Abwehr suchen in der Neubelebung ebensolcher partikularistischer Tenden­zen? Erinnern wir uns doch an das, was uns in den letzten Jahrzehnten auch über die poli­tischen Gegensätze hinweg geeinigt und stark ge­macht hat und uns auch in der Gegenwart einig und stark erhält und erhalten muß. Das ist die- Arbeit, in der die Gesamtheit der 'wirtschaftlichen und politischen Kräfte der Nation feigeworden ist. Welche neue Aufgaben jeder neue Tag bringt, dar­über brauche ich mit Ihnen nicht zu sprechen. Die gewaltigen Fortschritte der deutschen Landwirtschaft sind ein beredtes Zeugnis dafür, mit neuen Er­findungen, mit neuen Entwicklungen, mit neuen Zuständen sich nicht abzufinden, sondern sie aus­zunutzen, sie zu meistern. Das ist die täglich uns neu erwachsende Aufgabe. Der Geist solcher Arbest, der auf allen Gebieten des wirtschaftlichen und kul­turellen Lebens schaffend und neuaufbauend wirskt, der wird im Zusammenschluß aller besorgten und bom Staatsbewußtstem getragenen Elemente im ganzen Reiche auch stark genug sein, um Kräfte niederzuhalten, die in der gährenden Entwicklung unserer Zeit das Gefüge unseres staatlichen Baues nicht festigen, sondern lockern und niederreißen wollen.

Gros-seuer.

* Mannheim, 12. Febr. Gestern abend gegen 11 Uhr brach in den Mannheimer Jsolierwerken und Korksteinfabrik in der Düsseldorferstraße in .Rheinau, wo es in der vorigen Woche gebrannt hatte, abermals Großfeuer aus, das den größten Teil des Anwesens zerstörte. Der Gesamtschaden wird auf 165000 Mark geschätzt. Nach den Fest­stellungen der Polizei dürfte Brandstiftung vor­liegen. Ein Taglöhner aus Maudach wurde ver­haftet.

Befinden der Prinzessin Wilhelm von Badem

ss Karlsruhe, 12. Febr. Das Befinden der er­krankten Prinzessin Wilhelm hat sich derart ver­schlimmert, daß Prinz Max während der ganzen letzten Nacht am Krankenlager der Mutter blieb. Die großherzogliche Familie fand sich im Palais ein. Das Ableben der Prinzessin wird stündlich erwartet.

Ein Flugverbot auf dem Flugplatz Johannistal.

jj Berlin, 12. Febr. Wie wir von zuständiger Seite erfahren, verbot die Generalinspektion des Militärverkehrswesens wegen der erneuten Un- glücksfälle auf dem Flugplatz Johannistal, den aus den Flugplatz kommandierenden Offizieren das Flie­gen auf diesem Platze solange bis Maßnahmen ge­troffen sind, die die Gewähr geben, daß sich solche Vorkommnisse nicht wieder ereignen.

rerekrucdt.

Nie stirbt ein großer menschlicher Gedanke; Wie tief ihn auch des Lebens Wust begräbt, Stets kann er brechen seines Lebens Schranke.

Schranken.

Roman aus dem Osfiziersleben von Marie Elisabeth Gebhard.

(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)

2. Kapitel.

Auch in Ilse lebte das Ereignis des Abends nach. Schien Gaston eine Begegnung mit ihr zu suchen, so wich sie ihm völlig aus. Das war aber in dem Städtchen, wo die Garnison die Hauptrolle spielte und sich alles um u ore Soldaten" drehte, fast unmöglich. Wenigstens höccu mußte Ilse von ihm.

Gaston Latur war seit vier Jahren in C., und er war in dieser Zeit nicht nur der Liebling und Held der Damen jeglichen Genres geworden, sondern auch di« Ntanner schätzten den frischen, schneidigen Offizier, der mit jedem freundlich zu reden wußte, stets höflich grüßte. Seins Kameraden, bis auf wenige, liebten ihn. Seine Unter­gebenen gingen für ihn durchs Feuer, und seine Vorgesetz­ten achteten seine Arbeitskraft und Freudigkeit. Mit einem Wort, er war der Abgott des Städtchens, dem selbst die Geldverleiher lieber etwas vorstreckten, als seinen Kame­raden, und dem man allen Uebermut nachsah.

Und so sehr Ilse sich sträubte, er zog sie mit in seinen Bannkreis.

Aber was gab er sich auch für Mühe um sie. Kein Tag verging, daß er nicht seineBella" an ihrem Fenster vorüberritt. Er faßte eine heftige Freundschaft für Schwalbe und luchte ihn fast täglich auf, trotzdem er nur

ym unü wieder ihre,Stimme vom overen Ftur yorre, abgeschlossene Korridore gab es in C. nämlich noch nicht.

Ueberhaupt war Schwalbe jetzt der Anziehungspunkt für viele Kameraden. Sie schienen seine Wohnung als Observationsposten zu benutzen, denn Ilse gefiel nicht nur Gaston, und solange der nicht reüssierte, hielten es die anderen für erlaubt, die Festung ebenfalls zu belagern.

Schließlich wurde es dem mitbelagerten Schwalbe aber zu bunt und er sagte ihnen in aller Kamerad­schaft, sie möchten die undankbare Sache nur aufgeben, denn wie er glaube, hätte keiner, auch Gaston nicht, irgend Aussicht auf Erfolg.

Nanu, bist du der Glückliche?" riefen die Käme- raden.

Nein, denn zu einer Spielerei ist sie mir zu gut, dazu gibt sie sich auch nimmer her. Heiraten könnt ihr sie aber doch auch nicht. Also, seid vernünftig, und ver­schont mich und sie mit euren allzu häufigen Besuchen."

Heiraten kann er dich doch nicht, also sei vorsichtig und laß dich nicht durch süße Worte betören. Denke, was du deiner Familie schuldig bist."

Es war Frau Cardellun, die so zu Ilse sprach.

Vorhin war eine Bekannte dagewesen und hatte unter dem Schein der Entrüstung über solche Lügen er­zählt, die ganze Stadt sage, daß Ilse sich des Abends mit Latur auf den: kleinen Exerzierplätze träfe.

Frau Cardellan hatte darauf mit Würde erwidert, ihre Töchter wären nicht so wie die meisten Mädchen in C., und allein ginge Ilse des Abends fast nie au s.

Wir haben ja, Gott sei Dank, auch so viel Aufträge, daß wir bis spät sticken und arbeiten müssen, um nur alles fertig zu bekommen. Da bleibt uns selten Zeit spa­zieren zu gehen, und dann gehen wir alle zusammen."

Da nun Frau Cardellan gar keine Miene machte, Ilse, die in der Küche beschäftigt war, zu einem Verhör in Ge­genwart der guten Bekannten hereinzurufen, mußte diese abziehen, ohne ihre Neugier befriedigt zu sehen und in innerlicher Wut über dieeingebildete Prise", die Car­dellan, die ihre Mädel für besser hielt, als andere Bürger­töchter.

Frau Cardellan ließ auch das Mittagesten vorüber­gehen und wartete die Zeit ab, da die Pensionäre zur Schule gegangen waren, Ilse ihre Hausarbeiten besorgt hatte und sich nun an das Fenster zu ihrem Stickrahmen setzte, denn die weiblichen Glieder der Familie halfen das schmale Einkommen, welches die Rendantur dem Vater einbrachte, durch Anfertigung feiner Handarbeiten für Ge­schäfte und Private vergrößern.

Diese Zeit des Ungestörtseins nun benutzte die Mutter, Ilse von dem Klatsch zu erzählen. Ilse war natürlich heftig entrüstet über diese Verdrehung der Umstände und erzählte nun erst der Mutter den wahren Zusammenhang.

Aber ich weiß schon, es ist kein anderer als Nie­mann, der dies aufgebracht hat. Er will sich bloß rächen."

Hast du denn den Leutnant Latur schon seitdem ge­sprochen? Es ist überhaupt verkehrt, daß du mir nicht gleich von dem Vorfall erzähltest, dann hätte ich der Klatschbase heute früh reinen Wein einschenken können."

Mama, ich ich wollte nicht, daß du dich erst ärgerst. Und dann war ja Latur sehr höflich und zurück­haltend. Gesprochen habe ich ihn natürlich nicht. Ich gehe auch gar nicht mehr vorbei an seinem Haus, denn neulich hat mich Fellmer da so vertraulich gegrüßt. Latur will mich auch immer grüßen, ich sehe aber gar nicht hin."

Das ist auch am besten, denn Offizier und armes Bürgermädchen, die Rechnung stimmt nicht, trotzdem an unserer Familie und Herkommen keinerlei Hindernis be­stände. Also, nimm dich doppelt zusammen, Ilse, gerade weil du nichts hast, als deine Ehre."

Gaston war fast in Verzweiflung. Der Sommer ging hin und noch war er scheinbar um keinen Schritt weiter gekommen. Scheinbar! Denn allen Ermahnungen zum Trotz brannte Ilses junges Herz lichterloh. Sie glaubte freilich, es wäre Haß oder Abneigung. Sie wich ihm auch immer noch aus und erwähnte nie seinen Namen.

Es war einige Tage nach dem Wiedereinrücken der Truppen, als Ilse sich auf dem Markte beim Namen rufen