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erhielt einen Schlag ms Auge. Der Vater und die Kameraden ergriffen die Flucht. Wilhelm nahm sodann eine Reuthaue und brachte seiner Mutter, die neben dem Ofen saß, die schweren Verletzungen bei. Im Hause des Hasuermeisters- Tabler, dem er gleichfalls zu Leibe gehen wollte, schlug er Fenster und Läden ein, fand aber niemand mehr vor, da sein Schwager und seine Schwester vom alten Saußele gewarnt worden waren. Der Wein­gärtner Joos und der Landjäger überwältigten schließlich den Kranken. Im Befinden der Mutter ist eine Besserung eingetreten. Sie kommt allmäh­lich zu klarem Bewußtsein. Beim Vater ist eine schnelle Wiederherstellung zu erwarten.

st Schlierbach, OA. Göppingen, 9. Februar? (Brand.) Heute früh kurz vor 5 Uhr brach in dem Gasthaus zum Deutschen Kaiser auf bisher unaufgeklärte Weise Feuer aus. Ter Dachstuhl und der 1. Stock fielen dem Feuer zum Opfer- Das rasch um sich greifende Feuer sprang aus Nachbargebäude über und legte das dem Bauern Grünenwald gehörige Wohn- und Oelönomiegebäude mit angebauter Scheune, sowie die Scheune des Hirschwirts vollständig in Asche.

js Hohenheim, 9. Febr. (Erdbebe n.) In ver­gangener Nacht haben die Instrumente der hiesigen Erdbebenwarte einen leichten Erdstoß verzeichnet, dessen Herd wieder auf der Schwäbischen Alb liegt. Tie Aufzeichnungen, die um'10 Uhr 51 Minuten 04 Sekunden begannen, dauerten nur 7 Sekunden. In Ebingen und Balingen wurde dieses Erdbeben als leichter Stoß wahrgenommen.

js Kißlegg, 9. Febr. (Hütet die Kinder?) In dem benachbarten Höllenbach fiel das 2 Jahre alte Kind des Oekonomen Stitzenberger in sieden­des Wasser und war alsbald tot. Es war das einzige Kind der trauernden Eltern.

st Friedrichshofen, 9. Febr. (Z. 7.) Das Ende voriger Woche von hier nach Potsdam geflogene Militärluftschisf Z. 7 wird wohl das schnellste exi­stierende Luftschiff sein, jedenfalls hat es aus seiner großen Fahrt Schnelligkeiten von 75 und 80 Kilometer in der Stunde leicht erzielt. Es hat eine Länge von 132 Metern, ist also >8 Meter kürzer als die Passagierluftschiffe, die eine Kabine füh­ren. Der Durchmesser ist 14 Meter. Bug und Heck sind spitzer als bei den anderen Luftschiffen, die Steuer größer. Vier Haybachmotore von je 150 bis 175 Pferdekräften bilden den Antrieb. Die Schrauben sind wie gewöhnlich verteilt.

Z7 kann über 50 Stunden lang in der Lust bleiben und verfügt über einen Aktionsradius von 2500 Kilometer. Auch vermag sich das Luftschiff stun­denlang in einer Höhe von 2000 Metern zu halten.

Ter neue Statthalter aus Württemberg?

js Stuttgart, 9. Febr. Es verfaulet immer be­stimmter, daß Fürst Ernst zu Hohenlohe- Langenburg, dessen Vater von 1894 bis 1907 in Essaß-Lothringen als Statthalter wirkte, und der selbst schon vor dem Regierungsantritt des jetzigen Herzogs von Sachsen Coburg und Gotha das Herzogtum Sachsen-Coburg als Regent verwal­tete, außerdem später noch im Reichskolonialamt tätig war, als Statthalter für Elsaß-Lothringen ausersehen sei. Fürst Ernst ist auch in Württemberg schon als Mitglied der Ersten Kammer und der evangelischen Landessynode hervorgetreten. Er weilte in letzter Zeit in Berlin, verhandelte mit dem Reichskanzler und war auch beim Kaiser zu Tisch. Ter Fürst steht im 51. Lebensjahre und

mar^rrmw-^prrnzeiiru aus dem Hause Sachsen-Coburg und Gotha vermählt.

Milchinteressentenversammlung.

js Stuttgart, 9. Febr. Auf einer heute hier abgehaltenen Versammlung der württembergischen Milchinteressenten erstattete der Landtagsabgeord­nete Körner Bericht über die gegenwärtige La,gp der Milchwirtschaften und Molkereien in Württem­berg, besonders aber über die Stellungnahme zum Reichsviehseuchengesetz. Seit dem letzten Sommer sei die württembergische Milchwirtschaft in eine un­günstige Lage geraten. Ter württembergische Land­wirt könne bei den Preisen, die heute er (nicht der Händler) bekomme, einen gerechten Verdienst nicht mehr erzielen. Besonders schwierig erwiesen sich die gesetzlichen Vorschriften des Reichsviehseuchen­gesetzes bezüglich der Erhitzung der Milch. Man müsse für den Bestand der Genossenschaft fürchten und habe außerdem finanzielle Mehrbelastung zu gewärtigen. Namens der Zentralstelle für Ge­werbe und Handel erklärte Oberregierungsrat Bayer, die Vorschriften über den Erhitzungszwang, von dem die Zentralstelle gleichfalls nichts lvissen wolle, ständen nicht im Gesetz, sondern in den Aussührungsbestimmungen, sodaß ihre 'Aushebung wohl zu erhoffen sei, dagegen müsse das Tuber­kulose-Tilgungsverfahren zur Anwendung kommen. Tie Versammlung beschloß, an das Ministerium des Innern die Bitte um Berücksichtigung ihrer Wünsche zu richten.

Aus dem Parteileben.

Maifeier, Parteigewcrkschasten.

st Stuttgart, 9. Febr. Das städtische Komitee der sozialdemokratischen Partei hat bekanntlich be­schlossen, dies Jahr am 1. Mai reine Feier zu veranstalten, sondern des Tages nur in Abend­versammlungen zu gedenken, weil der Tag aus einen Freitag fällt, der in den meisten Betrieben den Zahltag bildet. Dazu haben nun auch die Ver­einigten Gewerkschaften Stellung genommen, wobei noch besonders auf die gegenwärtige Wirtschafts­lage hingewiesen wurde, an den Vorschlag, von einem Demonstrationsnmzug Abstand zn nehmen, schloß sich eine sehr lebhafte und teilweise er­regte Diskussion, in der neben der Zustimmung auch der gegenteilge Standpunkt zürn Ansdruck kam. Für den Umzug stimmten 26 Delegierte, die 6041 Mitglieder vertraten, gegen den Umzug« 34 De­legierte als Vertreter von 10 233 Mitgliedern. Der Antrag des Vorstandes, die Maifeier durch Ver­anstaltung von Tagesversammlnngen für die Feiernden und von Abendfeiern für die Arbeiten­den zu begehen, wurde angenommen.

Von Feuerkuß und Rauchfreiheit.

Man hat jüngst .die Jahrhundertfeier der Zigarre be­gangen, aber dabei nicht der merkwürdigen Umstände gedacht, unter denen sich der uns heute so selbstverständliche Glimm­stengel in Deutschland einbürgerte. Während man sich näm­lich in den romanischen Ländern viel rascher an die zusammen­gerollten Tabaksblätter der Cigarros, die ja schon die ersten Eindecker des Tabaks bei den Wilden kennen gelernt hatten, gewöhnte, lehnte man sich in dem klassischen Lande der Pfeife, in Deutschland, entschieden gegen die neue Rauch­mode auf.Wenn mein Pfeifchen dampft und glüht, / Und der Rauch von Blättern, / Kräuselnd sich in Wölkchen zieht, / O, dann tausch' ich nicht mit Göttern* diese De­vise des 18. Jahrhunderts ist auch noch auf lange hinaus das Leitmotiv des 19. Jahrhunderts gewesen. Zigarren kamen vor den napoleonischen Kriegen nur nach Norddeutsch­land, wo sie durch die Matrosen, die das Vorbild fremder Länder nachahmten, in die Hafenstädte eingesührt wurden.

Im übrigen Deutschland

man die merkwürdige Sitte

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zunächft öfters bei den spanischeg Truppen Napoleons, die durchmarschierten, und dann verbot ja die strenge Kontinental­sperre von selbst die Einwanderung dergedrehten Tabaks­stange*, wie Gerstenberg einmal voll Entsetzen das neue Rauchinstrument nennt. Erst nach 1813 begann sich die Zigarre langsam bei uns einzubürgern. In Sachsen war sie 1818 bereits so bekannt, daß nach dem Bericht Klemms in seinen kulturgeschichtlichen Briefen in Chemnitz jeder Kauf­mann, der überhaupt mit Tabak handelte, auch Zigarren führte. In Kassel dagegen waren sie nach den Angaben Bährs auch um 1824 noch wenig verbreitet. Zigarrenrauchen galt als ein gefährlicher, unpassender, ja sogar politisch be­denklicher Luxus. Vor 1806 hatten nur die norddeutschen

Deutsches Reich.

Gnadengesuch des Gistmördecs Hopf.

st Frankfurt a. M., 9. Febr. Der zum Tode verurteilte Giftmörder Hopf hat ein Gnadenge­such eingereicht, in welchem er in erster Linie um Wiederaufnahme des Verfahrens .bittet.

In den Ruhestand getreten, js Berlin, 9. Febr. Der frühere Gouverneur von Deutsch-Ostafrika Freiherr von Rechenberg ist, > wie dieNordd. Allg. Zig." meldet, aus den einst- ! welligen in den dauernden Ruhestand übergetreten I u. ans diesem Anlaß unter Verleihung des Charakters

Journale Gelegenheit gehabt, gegen dis neue Sitte zu zetern und anzukämpfen.Modisch und schmutzig, ekelhaft und ge­wissermaßen gefährlich", heißt es in der ZeitschriftHamburg und Altona*,ist die Mode unserer jungen Herren, mit brennenden Zigarren im Munde in Zimmern, auf Promenaden, kurz überall sich zu produzieren.*

Später brachte man die Gründe gegen das Zigarren­rauchen in ein ganzes System. Zunächst einmal sollten sie sehr gesundheitsschädlich sein, und 1822 behauptete ein Arzt in einer längeren Abhandlung, daß dieser neumodische Brauch am Zunehmen der Brustkrankheit die Hauptschuld trage. Dann wurden die Zigarren, weil sie sehr teuer waren, als der Ruin des gesunden Mittelstandes angeklagt und schließ­lich sollten sie überhaupt verderblich auf die Sitten einwirken und jene gefährliche Verwischung der Standesuntsrschiede begünstigen, die der Reaktion als ein so schlimmes Zeichen erschien.Hat wohl der leidenschaftliche Raucher je gezögert, den Feuerkuß jedem abzuvsrlangen, mochte der Spendende auch der schäbigste Lump sein?" so fragt einmal Holtet, der als unentwegter Verteidiger der guten alten Zeit ein Feind jeder neuen Einrichtung und natürlich auch der Zigarren war, und dieserFeuerkuß* spielte nun bei den Demokraten keine geringere Rolle als bei den Zigarrenrauchern. Feuerzeuge oder Streichhölzer, die heute einem jeden die Unabhängigkeit von seinem rauchenden Nachbar ermöglichen, gab es ja damals noch nicht, und die Streichfeuerzeuge, jene entsetzlichen Zünd­maschinen, die in den 30er Jahren aufkamen, bargen ja immer die Gefahr der unfreiwilligen Entzündung in sich, wenn man sie in der Tasche trug. So wurde derFeuer­kuß* der Zigarre zum Symbol der Gleichheit und Brüder­lichkeit, und das tolle Jahr 1848 erhöhte diesen Nimbus, indem es ihn erst so recht zur Geltung brachte. Bis dahin war nämlich das Rauchen auf der Straße polizeilich verboten und wurde streng bestraft. Der Deutsche rauchte also nur

als Wirkt. Geh. Rat mit dem Titel Exzellenz ausge­zeichnet worden. Hiermit findet die erfolgreiche Tätigkeit eines der hervorragendsten Männer, die an der Entwicklung unserer Schutzgebiete gearbeitet haben, eine wohlverdiente Anerkennung.

Kurze Anfragen im Reichstage.

st Berlin, 9. Febr. Im Reichstage brachten die Abgeordneten Bassermann und Richthofen eine kurze Anfrage wegen Aufhebung des Verbots' der Waffeneinfuhr nach Mexiko ein. Die Regierung wird angefragt, ob ihr mit Rücksicht auf die durch die andauernden Unruhen schwer geschädigten deut­schen Interessen Mitteilung über diese Maßregel seitens der mexikanischen Regierung gemacht Wor­den sei.

i Berlin, 9. Februar.

Tagesordnung: Weiterberatung des Etats für das Reichsamt des Innern. Die Abstimmungen zur Ausführung des Kaligesetzes werden wegen der schlechten Besetzung des Hauses .aus morgen ver­tagt. Eine längere Debatte entspinnt sich über das Kapitel Statistisches, wobei der Abg. Rühl (Soz.) den Minister fragt, warum die Ergebnisse der seit 10 Jahren schwebenden Erhebungen über die Be­schäftigung von Kindern noch nicht veröffentlicht worden sind. Der Staatssekretär Delbrück er­widert, die Veröffentlichung könne deshalb nicht er­folgen, weil noch die Ergebnisse aus zwei Ein­zelstaaten fehlten. Weiter werden verlangt eine Statistik auf dem Gebiet des Schulwesens, .über die Verhältnisse in Handel, Industrie und Gewerbe, über die Streikvergehen etc. Beim Titel Reichs­gesundheitsamt fordert der Abg. Antrick (Soz.) gesetzliche Regelung des Hebammenwesens und be­gründet eine dementsprechende Resolution. Ferner verlangt er gesetzliche Regelung des Arbeit^ und Rechtsverhältnisses des Krankenpflege-Personals. Staatssekretär Delbrück sagt Beseitigung! der Uebel- stände in Krankenhäusern zu. Das Krankenpflegeper- sonal der Gewerbeordnung zu unterstellen, sei sehr be­denklich. Die Arbeitgeber seien meistens öffent­liche Behörden, die schon von Aufsichtswegen ein- jschreiten könnten. Für die Anstellnngsverhältnisse Haben wir Grundsätze aufgestellt, die gegenwärtig! geprüft werden. Nach weiterer Diskussion über dieses Thema vertagt sich das Haus auf Dienstag 1 Uhr. Fortsetzung der Etatberatung.

Ausland.

In Rußland gelandeter Flieger.

st PültnSk (Gouvernement Warschau), 7. Febr. Ter deutsche Flieger Mtschewski aus« Leipzig ist im > Amtsbezirk Moslowo gelandet. Ter Flieger ist gestern abend 9.20 Uhr in Leipzig aüfgestiegen, um sich um einen Preis der National-Flugspende zu bewerben.

Tie Türkei und Griechenland.

st London, 9. Febr. Ter Athener Korrespon­dent der Times will aus- bester Quelle erfah­ren haben, daß der türkische Geschäftsträger in Athen am Samstag die griechische Regierung! noch­mals anfgesordert habe, die Inseln Chios^ und Mytilene an die Pforte zurückzngeben, falls Grie­chenland in Frieden mit der Türkei leben wolle. Die Türkei werde nicht davor zurückschrecken, sich gegebenenfalls die Inseln zurückznholen, da die-

in seinen vier Pfählen und zog deshalb im allgemeinen dis gemütliche Pfeife vor, die so gut zu Schlafrock und Pantoffeln paßte. Nur Dandys und Dichter huldigten eifrig dem Kult der Zigarre; die Salonlöwen balancierten einen möglichst großen Glimmstengel in graziöser Lässigkeit zwischen den Fingern, und schwärmende Lyriker, wie Chamisso und Lenau, ließen sich am liebsten aus schönem Mundeden Feuerkuß einer Havanna kredenzen*. Nun brachte die Revolution auch dieRauchfreiheit", die die Berliner später als die einzige Errungenschaft des tollen Jahres priesen. Die Straßen und der Tiergarten wimmelten zuerst von Rauchern, die nun nach Herzenslust in die schöne Luft pafften, undgleich einer Sintflut brach der ungeheure Qualm herein*, wie es in einem zeitgenössischen Bericht heißt. In ganz Deutschland rauchte man auf der Straße, und natürlich hauptsächlich Zigarren, denn die alte Pfeife paßte dazu nicht. Ungeniert bat man den ersten besten Raucher, dem man begegnete, um den Feuerkuß, und dieser mußte stets bereitwillig gewährt werden, wenn man den andern nicht schwer beleidigen wollte. Durch die Erfindung des schwedischen Feuerzeuges wurde je­doch dieserfreiheitliche* Zug des Zigarrenraucheas beseitigt. D e Streichhölzer aber machten dem Zigarrenrancher das Anzünden nun so bequem, daß de« Glimmstengel erst jetzt wirklich die allgemeine Form des Rauchens wurde.

Ein ganzes Parlament auf der Wintersportfahrt.

Die Mitglieder der zweiten sächsischen Kammer bes gaben sich in einem von der Regierung zur Ver­fügung gestellten Sonderzug aus den Kamm des Erzgebirges, um den Wintersportbetrieb kennen zu lernen. Der Zweck war die Beratung von Maß­nahmen zur Hebung des Sportsbetriebes.