i-t

?- -.1

. V

'- !i^

u. ßi

m

>Ä

.L ^

^4

' !?

Krone hier. Der in weiten Kreisen bekannte Mann war Veteran von 1866 und 1870.

ss Herrenberg, 28. Jan. (Ein armer Tropf.) In Oeschelbronn wurde vorige Woche die 39 Jahre alte Friederike Christein vermißt und darauf am Samstag von ihrem Dienstherrn in einem Heuscho­ber, wo sie über 8 Tage ohne jede Nahrung' sich aufgehalten hatte, wiedergefunden. Sie befand sich in so elendem Zustand, daß sie ins Bezirks­krankenhaus gebracht werden mußte, da beide Beine bis über die Knöchel vollständig erfroren sind und abgenommen werden müssen. Das Mädchen scheint in einem Anfall von Schwermut gehandelt zu haben. a

ss Cannstatt, 28. Jan. (Als Schmuggler verhaftet.) Durch Saccharinschmuggel suchte sich ein Zimmermann von Cannstatt aus Geldnöten zu helfen. Er logierte zu diesem Zweck einige Tage in eineni Gasthof in Konstanz und füllte sich da einen Koffer mit 25 Kilo Saccharin, das er in kleinen Mengen in der Schweiz holte. Als er je­doch am 24. ds- Mts. mit dem Koffer abreisen wollte, wurde, laut Cannstatter Ztg-, die Süßigkeit am Bahnhof entdeckt und der Schmuggler verhaftet.

Siibiiiissionswescn und Städte.

ls Stuttgart, 28. Jan. Die Oberbürgermeister von Stuttgart, Heilbronn, Reutlingen haben im Namen der Stadtvorstände der großen und mitt­leren Städte Württembergs beim Landtag eine Ein­gabe zum Snbniissionswesen eingereicht, wonach es eigentümlich berühre, daß zwar alle anderen Jn- terefsenten, nicht aber auch die Gemeinden vor der Einbringung des Gesetzentwurfs gehört werden sollen, deren Interesse an den einschlägigen Fra­gen doch auf der Hand liegt. Es fei unrichtig, daß gerade bei ihnen jede Regelung des Sub­missionswesens fehle. Die Zahl der begründeten Beschwerden auf dein Gebiete des Verdingungs­wesens sei außerordentlich gering und werde sich nach Einführung der Verdingungsordnungen noch weiter verringern. Ein Bedürfnis nach gesetzlicher Rgelung dieser Materie gegenüber den Gemeinden Bestehe in keiner Weise, viel weniger jedenfalls als gegenüber den staatlichen Behörden. Noch mehr verbiete sich eine zwar den Gemeinden, nicht aber den Staat bindende Regelung durch eine bloße Abänderung der Gemeindeordnung und Verweisung auf die jeweils für die staatlichen Behörden gelten­den Bestimmungen, deren Abänderung dem Belie­ben der Ministerien überlassen wäre, ohne daß den gesetzgebenden Körperschaften ein unmittelbarer Einfluß zukäme. Von einer die Gemeinden bin­denden Regelung des Verdingungswesens möge da­her Astand genommen werden.

ster des Innern v. Fleischhauer schilderte kurz die Entwickelung der Brandverficherung. Die Ausgabe des Gesetzes sei es, notwendige oder zweckmäßige Aenderungen, die sich ergeben hätten, vorzunehmen. Der Entwurf sei mit einer ungewöhnlichen Gründ­lichkeit ausgearbeitet worden und seine Geschichte gehe auf das Jahr 1902 zurück, wo der Entwurf erstmals veröffentlicht worden sei. Die Verzögerung sei durch die Rücksichtnahme auf das damals be­vorstehende Gesetz betr. den reichsgesetzlichen Ver­sicherungsvertrag entstanden, da man eine mög­lichste Uebereinstimmung habe erzielen wollen. In dem vorliegenden Entwurf werde dem Versicher­ungsprinzip ein breiterer Raum gewährt und ebenso sei eine weitere Abstufung der Beitragsleistung vor­gesehen. Die Ansschußanträge stellten zum Teil begrüßenswerte Verbesserungen des Entwurfs dar und er dankte dem Ausschuß für seine hingebende Arbeit. Das Haus trat sodann in die Spezialbe­ratung des Entwurfs ein. Es werhen einige Ar­tikel erledigt. Alsdann vertagt sich das Haus auf morgen. l

Württembergischer Landtag.

Erste Kammer.

Stuttgart, 28. Jan.

Heute vormittag um 10 Uhr nahm die Erste Kammer ihre Beratungen wieder auf. Staatsmini­ster a. D. Dr. v. Pischek erstattete den Bericht des Ausschusses für innere Verwaltung über den Entwurf eines Gebäude brandversicher ungs-

Das Drama im Wiener Wald.

Am 30. Januar sind es fünfundzwanzig Jahre, seitdem in dem kleinen Jagdschloß Meyerling im Wiener Wald der Kronprinz Rudolph von Oesterreich, der einzige Sohn des Kaisers Franz Joseph und die Hoffnung seines Alters, tot aufgesundcn wurde. Der Kaiser hat diesen Schlag bis heute nicht vergessen, wenn auch seine Regentenpflichten ihn zwangen, seinen Schmerz in sich zu verschließen' die Kaiserin Elisabeth, die später in Genf von einem Anarchisten ermordet wurde, hat den Verlust ihres Sohnes nie überwinden können. Ruhelos reiste sie in der Welt umher, um ihren Kummer zu betäuben. Der Kronprinz Rudolvh (geboren 1858) war ein enger Freund unseres Kaisers, ein geistsprühender, hoch­gebildeter und volkstümlicher Mann, von dem man erwartete, daß er für die einander widerstrebenden Nationalitäten der habsburgischen Monarchie ein glücklicher Führer sein würde. Das Drama im Wiener Wald hat allen diesen Hoffnungen ein frühes Ziel gesetzt.

Der Schleier, welcher das Geheimnis von Meyerling umgibt, ist von Amts wegen bis heute nicht gelüftet worden, doch ist unschwer der Gang der Tragödie zu erkennen. Die 1881 geschlossene Ehe des Kronprinzen mit der Prinzessin Stephanie von Belgien, in zweiter Ehe wiedervermählt mit dem Grafen Elemer Lonyay, w r keine glückliche, denn der Charakter der beiden Gatten war zu verschieden. So war der Kronprinz einer jungen rumänischen Dame, Baronesse Maria Vetsera, nahe getreten, die von ihrer Familie veran­laßt war, ein Verlöbnis mit einem ungarischen Aristokraten einzugehen. Trotz aller Beeinflussungen hielt das Liebes­paar in schwärmerischer Leidenschaft aneinander fest; es hieß sogar, der Kronprinz wollte seine Ehe lösen lassen.

Der ganze Vorgang war dem Wiener Hof außerordent­lich peinlich, und als die Tragödie eingetreten war, bemühte

Zweite Kammer.

Stuttgart, 28. Jcm.

Die Zweite Kammer nahm in ihrer heutigen Nachmittagssitzung den bekannten Rechenschaftsbe­richt des Ständischen Ausschusses entgegen und ver­handelte dann in stundenlanger Debatte über die Eisenbahneingaben sowie die Denkschrift der Regier­ung wegen der Erschließung der Heidenheimer Alb durch Eisenbahn. An den Erörterungen beteiligten sich außer dem Ministerpräsidenten hauptsächlich die Abgg. Rembold-Aalen und v. Kiene (Ztr.), so­wie Wieland und Dr. Keck (Natl.) Die erneute Bitte der Gemeinde Abtsgmiind um eine Stichbahn Aalen-Abtsgmünd, sowie der Ausschußantrag; diese Eingabe zur Berichtigung zu überweisen wurde angenommen. Annahme fand ferner die Heiden­heimer Bitte um Fortsetzung der Linie Amstetten- Gerstetten nach. Herbrechtingen und Heidenheim samt dem Ausschußantrage auf Berücksichtigung. Dagegen stimmten das Zentrum und zwei Sozialdemokraten. Angenommen wurde weiterhin die Bitte von Gien­gen a. Br. um eine Linie Gerstetten-Herbrechtingen, sowie der Ausschußantrag auf Kenntnisnahme. Die Steinheimer Bitte um Weiterführung der Bahn von Weißenstein nach Heidenheim unter vorläufiger Beschränkung einer Stichbahn von Böhmenkirch nach Heidenheim samt dem Ausschußantrag auf wiederholte Erwägung wurde angenommen, indem das Zentrum geschlossen dafür, die Volkspartei ge­schlossen dagegen stimmte. Schließlich fand An­nahme auch die Bitte 'Göppingens um eine Neben­bahn nach Voll mit Fortsetzung nach Weilheim samt dem Ausschußantrag auf Berücksichtigung. Die­ses Projekt bezeichnet der Ministerpräsident, der sich im übrigen mit größter Zurückhaltung über die verschiedenen Pläne aussprach und bei allen die schlechte Rentabilität bemängelte, die später der Steuerzahler spüren werde, zwar gleichfalls als finanziell wenig empfehlenswert, doch als verhält­nismäßig bauwürdig. Morgen Fortsetzung.

man sich, die Tatsachen zu verdecken. Erst hieß es, der Kron­prinz sei auf der Jagd verunglückt, dann, er sei vom Schlage gerührt worden. Als schließlich doch die näheren Verhältnisse in die Oeffentlichkeit drangen, wurde behauptet, der Kronprinz sei mit seiner Freundin freiwillig aus dem Leben geschieden, um sich nicht trennen zu müssen. Bei dem heiteren lebens­frohen Charakter des jungen Kaisersohnes war indessen diese pessimistische Anwandlung ganz unwahrscheinlich. Als Tat­sache ist anzunehmen, baß ein Zusammenstoß mit dem Bräu­tigam der Baronesse Vetsera erfolgte, und im Handgemenge der Kronprinz Rudolph sein Leben eingebüßt hat. Das er­gibt sich auch schon daraus, daß bei der Aufbahrung die Stirn und das Haupt des Toten verhüllt waren.

Das letzte Menschenalter ist von mancherlei Fürsten- Tragödien ausgefüllt gewesen, und das Drama von Meyer­ling ist eins von den menschlich erschütterndsten unter ihnen. Nach zwei Seiten hin: Dem Kronprinzen Rudolph fehlte das Glück im Hause, es fehlte ihm auch die rechte Betätigung seiner Kräfte. Sein lebensfrohes Wesen ließ ihn daher nach Ersatz suchen. Seinem Vater war der Zwiespalt im Wesen seines Sohnes nicht verborgen geblieben, der Kronprinz, der dem Soldatenleben kein besonderes Interesse abgewinnen konnte, wurde zum Generalinspekteur ernannt. Auch dies Kommando füllte seine Zeit nicht aus. Er hatte viel Ge­schmack für Volksbelustigungen, von seinem Leibfiaker Brat- sisch und anderen Volkskünstlern ließ er sich oft Vorträge in den Abendstunden halten, und es ging dann in dem ab­gelegenen Meyerling recht fidel zu.

Viel fröhliches Gemüt ist an diesem 30. Januar 1889 zu Grunde gegangen, und in Wien, wie in Budapest weiß man, daß der jetzige Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand, der Neffe des Kaisers, einen festen Willen hat, der sich mit einer straffen Hand verbindet. Verschiedene Aeußerungen des Thronfolgers sprechen dafür. Aber wer will sagen, wie

Eine Ministerkrise in Elsaß-Lothringen.

st Straßlmrg, 28. Jan. In der heutigen Kom­missionssitzung des Landtages gab auf eine An­frage des Abg. Hauß Staatssekretär Frhr. Zorn v. Bulach die Erklärung ab, die Gesamtregierung von ElsaßpLothringen habe die Konsequenzen ans den Zaberner Vorfällen gezogen. Demnach ist der Rücktritt des gesamten Kabinetts zu erwarten.

Drahtloses Telegramm des Kaisers.

st' Berlin, 28. Jan. Nach einer Mitteilung der Hoch-Frequenz Maschinen Aktiengesellschaft hat ihr der Kaiser ein an den Präsidenten Wilson gerichte­tes Telegramm zur drahtlosen Beförderung nach Amerika übergeben. Die der Gesellschaft gehörige Station in Eilvese bei Hannover hat diese De­pesche direkt drahtlos weiter gegeben und die Empfangsstation Tuckerton in Amerika hat den feh­lerfreien Eingang bestätigt. Die Entfernung zwi­schen Ausgabe- und Empfangsstation beträgt 6500 Kilometer.

Venizclos reift nach Men. !

ss Berlin, 28. Jan. Der griechische Minister-, Präsident Venizelos ist, heute abend um 11 Uhr nach Wien äbgereist.

Anfrage über die verlegte Zaberner Garnison.

st Berlin, 28. Jan. Der Reichstagsäbgeordnete Sittart (Ztr.) hat an den Reichskanzler folgende Anfrage gerichtet: Infolge der Vorgänge in (Za- bern ist das 99. Infanterieregiment aus seiner Garnison in die Baracken von Hagenau-Bitsch ver­legt worden. Diese Verlegung des ganzen Regi­ments und insbesondere die Fortdauer der Verleg­ung wird, zumal sie in einen so harten Winter fällt, als eine schwere Strafe empfunden und zwar nicht nur vou den Beteiligten, sondern von dem Volk und in erster Linie von den Ange­hörigen derjenigen Offiziere und Mannschaften des 99. Infanterieregiments, welche keinen Anlaß zu der Verlegung des Regiments gegeben haben. Ich richte an den Herrn Reichskanzler die Anfrage^ ob und wie lange die bitter empfundene Bestrafung des ganzen Regiments ausgedehnt werden soll, bezw. ipann das Regiment wieder seiner früheren oder einer anderen Garnison überwiesen werden wird.

Eine Anfrage den Wehrbeitrag Äetr.

stst Berlin, 28. Jan. Der Reichstagsäbgeord­nete Dr. Trendel (Ztr.) hat an den Reichskanzler folgende Anfrage gerichtet: In weiten Kreisen der Bevölkerung und der Steuerbehörden herrscht trotz der Erklärungen des Herrn Schatzsekretär vom 16. Januar noch Unklarheit darüber, ob das nach dem Wehrbeitragsgesetz nach dem Stand vom 31. De­zember 1913 sestgestellte Vermögen, mag es nach dem Ertragswert oder nach dem gemeinen Wert (Berkaufswert) festgestellt sein, unverändert gemäß den ZZ 19 und 20 des Besitzsteuergesetzes bei der Feststellung des Vermögenszuwachses im Jahre 1917 zugrunde zu legen ist,, oder ob im Jahre 1917 die Grundbesitzer von neuem eine nachträg­liche Bewertung ihrer Grundstücke nach dem Er­tragswert oder Berkaufswert rückwirkend auf das Jahr 1914 beantragen können. Eine bestimmte Auskunft über die Ansicht der Reichsleitung würde im Volk beruhigend wirken und eine Unzahl von Berufungen hintanhalten. Ist der Herr Reichs­kanzler bereit, hierüber Auskunft zu erteilen -

sich der Kronprinz Rudolph unter den schweren Erfahrungen des Lebens entwickelt hätte?

8 lieber ein französisches Buch,Die Teilung Deutsch­lands" benannt, urteilen dieLeipziger Neuesten Nachrichten":

Die Teilung Deutschlands", so hat ein französischer Schriftsteller, der unter dem Buchstaben R. de D. schreibt und der sich als Oberstleutnant bezeichnet, ein kleines, etwa 90 Seiten zählendes Büchlein benannt. Auf dem Titelbild bringt es in prangenden Farben als Karte das Ergebnis des demnächst zu erwartenden Entscheidungskampfes. Mangel an Einbildungskraft kann man dem Herrn Verfasser nicht vorwerren. Vom Deutschen Reich läßt er nur einen aus Thüringen, dem Harz und Braunschweig bestehenden Mittel­staat übrig, der dem früheren König von Württemberg zu­fällt. Bereits in den ersten Tagen des Krieges fällt der deutsche Kronprinz einer auf sein Schloß geworfenen Bombe eines französischen Flugzeuges zum Opfer. Sein kaiserlicher Vater ist nicht gleich glücklich, er muß die vollständige Niederlage der deutschen Heere auskosten und findet erst in der letzten Schlacht den Heldentod unter dem Seitengewehr eines elsäßischen (!) Unteroffiziers der Fremdenlegion. Die Rheinprovinz, Elsaß Lothringen, Baden, Württemberg und die bayerische Pfalz werden französisch, Nordostdeutschland englisch, Bremen, ein Teil von Hannover, Hamburg, Schles­wig, Holstein usw- dänisch. Dem braven russischen Bundes­genossen fällt ein Teil Deutschlands zu, der Wismar, Wittenberg, Magdeburg, Leipzig, Plauen noch umfaßt. Bayern kommt an Oesterreich, das zwar Deutschlands Bundes­genosse war, das aber durch innere Wirren behindert war, in den Kampf einzugreifen. Das Buch kann man auf deutsch nur als Blödsinn bezeichnen, man hat das Recht, in ihm eine Großmäuligkeit festzustellen, die den Franzosen oft ebenso > zu eigen ist wie sogenannte Fanfaronaden.