anzusehen und wer gestern noch nichr die Gelegen­heit wahrnahm, der besuche heute abend die Aus­stellung, die für Jedermann besonders aber für unsere Hausfrauen innd Töchter von Interesse sind.

st Der Wehrbeitrag. Im Amtsblatt des Finanz­ministeriums werden jetzt die von uns bereits in mehreren Veröffentlichungen bekannt gegebenen Be­stimmungen und Verhaltungsmaßregeln für die Leistung des einmaligen außerordentlichen Wehr­beitrags bestätigt und ergänzt. Als Frist zur Ab­gabe der Vermögssnserklärung ist die Zeit vom '17.-31. Januar 1914 verfügt worden, die aber bis äußerstens zum 15. April verlängert werden kann, wenn der Beitragspflichtige seiner Vermö- genserklärung. den noch nicht festgestellten Abschluß auf 31. Dezember 1913 zugrunde legen will.

- Nagold, 6. Dez. Der Gemeinderatswahl, die heute hier vorgenommen wurde, g?ng ein ziem­lich lebhafter, zum Teil erregter Wahlkamps vor­aus- Derselbe drehte sich in der Hauptsache um den durch den Tod des Gemeinderats Fr. Buob er­ledigten Gemeinderatssih. Die Wahlvorschläge schon beließen die alten Gemeinderäte in ihrem Amt, und die Wahl selbst bestätigte sie, indem Landtagsab­geordneter Stephan Schaukle 375, K. Lehre zur Rose 357, Gärtner Raas sen. 328 und Kupfer­schmied Wacker 320 Stimmen auf sich vereinigte. Den erledigten 5. Gemeinderatsposten auf die Rest­periode von 2 Jahren erhielt Adolf Schnepf, Mö­belfabrikant mit 232 Stimmen. Privatier und Bür­gerausschußmitglied Joh. Schuon vereinigte 199, Elektrizitätswerkbesitzer Wohlbold 96 Stimmen auf sich.

* Nagold. 6. Dez. (M o st b e r ei t u n g und -Behandlung.) Einen recht lehrreichen Vor­trag hielt heute nachmittag im Gasthof z. Rößle Professor Dr. Meißner von der Weinbauversuchs­anstalt in Weinsberg über M o stb e r e i t u n g un d -Behandlung. In diesem wurde von der Ernte, des Obstes an bis zur Behandlung im Keller eine mustergültige Anleitung gegeben. Besonders be­tonte der Vortragende die Notwendigkeit, die Most- fässer bei ihrer Füllung nicht spundvoll zu ma­chen, sondern einen Gärraum zu lassen und den Most unter allen Umständen nach seiner Vergärung abzulassen, damit er von der Hefe, die Krank­heitserreger enthalte, wegkomme. Der Zeitpunkt, wo sich bei uns in Württemberg der Most kläre, sei der Dezember. In dieser Zeit sei der Keller kalt und zum Ablassen geeignet. Besonders Heuer, wo so viel, oft süßes Obst vom Ausland bezogen worden sei, sei der Most beim Ablassen dahin zu prüfen, ob er die nötige Säure habe. Sei dies nicht der Fall, so müsse Weinsteinsäure beigefügt werden und zwar rechne man pro Hektoliter Most 100200 Gramm Weinsteinsäure. Nachdem der Most abgelassen ist, sollen die Fässer bei der La­gerung 'spundvoll gehalten werden und kühl lagern. Um ersteres zu ermöglichen, empfehle es sich, den Most nach dem Ablassen in kleinere Fässer zu tun. Das was durch die Poren des Fasses verdunste, solle durch anderen Most nachgefüllt werden. Auf diese Weise erhalte sich der Most bei längerer Lage­rung tadellos- Obermeister Hennne von der Kü­ferinnung, welche den Vortrag veranlaßte, sprach die einleitenden Worte und dem Redner den Dank aus für seine Ausführungen, die sowohl bei den zahlreich erschienenen Küfermeistern, sowie bei den sonstigen Zuhörern großes Interesse fanden.

M rerekrucdt. M

Wenn jemand schlecht von deinem Freunde spricht,

Und scheint er noch so ehrlich, glaub ihm nicht! Spricht alle Welt von deinem Freunde schlecht, Mißtrau der Welt und gib dem Freunde recht.

Bodenstedt.

Die beiden Tubns.

Erzählung von Hermann Kurz.

Fortsetzung.

Eduard, nachdem er diese Höflichkeit mit einem dankbaren Lächeln erwidert, fuhr unermüdlich in seinen Geschichten fort. Er flunkerte zwar ein wenig. Er behauptete, er habe ein Eichhörnchen auf einem großen Schilfblatt über eine zum Ueberspringen zu breite Stelle eines Waldbaches schiffen sehen, wobei es seinen Schwanz als Segel aufgespannt, um den Wind zu fangen, und mit einem Fuße gerudert habe. Er erzählte ein wundervolles Beispiel von der Schlauheit eines Frosches, der, als eine Gans ihn habe fressen wollen, das Gegenteil von der bekannten Mechanik des Ulmer Spatzen angewendet habe. Dieser trug bekanntlich den Strohhalm im Schnabel den langen Weg durch das Tor, um den Bau­leuten zu zeigen, wie sie es angreifen müssen, um den Balken hindurchzubringen. Der Frosch aber habe in seiner Gefahr und Todesnot geschwind ein Stecklein aufgerafft, dasselbe quer im Maul gehalten und so fest darauf gebissen, daß die Gans nicht im Stande gewesen sei, ihren Verschlingungs­versuch zu vollenden. Nun wissen jedoch die Naturforscher,

- Nagokd. 6. Dez. Gestern abend hielten die

Freunde des Skisports im Traubensaal eine Ver­sammlung ab. Ein Lichtbildervortrag zeigte die Schönheiten und Vorzüge dieses Wintervergnü­gens. Der junge Skiverein, dem Gerichtsschreiber Stemmler vorsteht, hat durch diesen Abend eine erfreuliche Verstärkung erfahren. >

- Nagold, 7. Dez. Der hiesige Fußballklub I. Elf" veranstaltete heute mittag hier ein Wett­spiel mit I. Mannschaft F. C. Calw. Die Wette ha­ben die Calwer gewonnen.

- Nagold, 6. Dez. In nächster Zeit wird die schon von Anfang an im neuen Gewerbeschule Haus Projektierte und nun vollends ausgeführte Badeanstalt für sämtliche Schüler hier eröffnet werden.

st Freudenstadt. 7. Dez. (Diebstähle.) In den letzten Tagen sind hier mehrere raffinierte Diebstähle ausgeführt worden. Ein Bürger kam dadurch um 140 Mk., ein Geschäftsmann um 300 Mark. Es scheint sich um eine geübte Einbrecher­bande zu handeln, von der jetzt noch jede sichere Spur fehlt.

js Schwenningen, 6. Dez. (Besitzwechsel.) Das Kurhaus' und Salinenhotel Bad Dürrheim wird Dom Stuttgarter OrlZkrankenkassenverband dem­nächst gekauft und in ein Erholungsheim für weib­liche Erholungsbedürftige umgestaltet.

js Stuttgart, 7. Dez. (Landeskonferenz der freien Gewerkschaften.) Die Gewerkschaf­ten von Württemberg und Hohenzollern schreiben für den 11. Januar 1914 nach Cannstatt einp außerordentliche Landeskonferenz aus, die sich mit dem Ergebnis der Krankenkassenwahlen und mit der Frage der Arbeitslosigkeit und der Arbeitskosen- fürsorge befassen wird. Der sozialdemokratische- Landtagsabgeordnete Mattutat hat ein Referat über­nommen.

st Cannstatt, 6. Dez. (Neue Artilleriekä­se rne.) Auf dem städtischen Grundstück an der Waiblingerstraße wird die neue Kaserne sür die 1. Abteilung des Feldartillerie-Regiments Nr. 13 demnächst in Angriff genommen. Der Bau wird so beschleunigt, daß die Kaserne bereits im Früh­jahr 1915 bezogen werden kann.

j s Kirchheim, a. R., 7. Dez. (Im Steinbruch verschüttet.) In einem Steinbruch ans der Markung Gemmrigheim wurden durch Einsturz einer Wand der Sohn des Besitzers und der 23 Jahre alte Arbeiter Röser aus Gemmrigheim be­graben. Ersterer kam mit verhältnismäßig ge­ringen Verletzungen davon. Röser konnte nur als Leiche geborgen werden.

st Aaken, 6. Dez. (Bon der Transmis­sion getötet.) Der erst 19 Jahre alte Mau­rer Max Pantleon von Neubronn wollte in der Roßnagelmühle ein Beil schleifen, kam der Trans­mission zu nahe und wurde von ihr getötet. Sein Vater, dem das Schleifen zu lange dauerte, wollte nach ihm sehen und fand ihn mit furchtbaren Verstümmelungen tot neben dem Schleifstein.

j l Friedrichshasen, 6. Dez. (Vom Luftschiff­bau.) Nach einer Blättermeldung soll das neue Potsdamer Unternehmen des hiesigen Luftschiff­baus, das unter der Firma Luftschiffbau Zeppelin Zweiganstalt Potsdam auf dem 4500 Quadrat­meter großen Gelände des Potsdamer Luftschiff- Hafens errichtet wird, den hiesigen Luftschiffbau nicht so weit berühren, daß der ganze Betrieb mit

daß die Gänse grundsätzlich keine Frösche fressen, folglich sie auch nicht zu Erfindungen in der Mechanik veranlassen. Die Ueberfahrt des Eichhörnchens sodann mochte wohl auch billig zu den vielen sabelhaften Seeabenteuern, woran die Geschichte der Schiffahrt so reich ist, gerechnet werden. Wil­helm jedoch war kein Naturkundiger und erfreute sich der Mitteilungen seines Freundes ohne alle Kritik.

Eduard erzählte, nicht eben was der Wald sich erzählt, aber doch, was im Walde vorgeht. Er kannte alle Kräuter, Halme, Sträucker, Stauden und Bäume, und letztere nicht bloß von der Wurzel bis zum Gipfel, sondern auch in ihren wohnlichen Beziehungen und Verhältnissen, sofern es nämlich keinen Baum gab, den er nicht erklettert hatte, um in die Vogelnester zu gucken. Von jedem Vogel wußte er zu sagen, wie viele und welcherlei Farbe Eier er lege, und wieer sein Nest baue, bis auf jenen Sonderling, der kein eigen Haus hat, sondern sich, auf fremde Unkosten jedoch und ohne Hauszins zu bezahlen, in der Miete behilft.

»Ist es denn wahr/ fragte Wilhelm hastig dazwischen, »daß dieser undankbare Kostgänger seine eigene Pflegemutter frißt?' Diese Frage enthielt alles, was er aus der Natur» geschichte wußte.

In der Geschwindigkeit mag's ihm mitunter passieren, absichtlich tut er's nicht,' belehrte ihn Eduard. »Es gibt nichts Heißhungrigeres als einen jungen Kuckuck, und wenn die Grasmücke, oder wer ihn just in Kost genommen hat, ihm beim Aetzen den Schnabel und Kopf etwas zu tief in seinen weiten Rachen steckt, so ist er wohl kapabel, aus Freß­gier das mütterliche Haupt mitzuschlucken, aber, wie gesagt, nur im unüberlegten Eifer und Geschäfte halber an nichts denkend.'

Am ausführlichsten erzählte er von dem Staatsleben der

dev Zeit nach Potsdam verlegt werden könnte. Direktor Dürr kommt an die Spitze des neuen Be­triebs, der eine Zentralstelle für das Binnenland und dem ganzen Osten des Reiches werden soll. Auf dem neuen Potsdamer Luftschiffbau soll dann auch der mit dem Zeppelinbau verbundene Hytro- planbau betrieben werden.

st Sig marin gen, 6. Dez. (Vom Hofe.) Das Befinden der Fürstin-Mutter, Antonia, Infan­tin von Portugal, hat sich weiterhin verschlechtert. Die fürstlichen Verwandten beginnen sich hier ein­zufinden. Fürst Wilhelm und Prinz Karl kamen bereits gestern an. Heute ist der Prinz-Thron,- folger von Rumänien gekommen. Es besteht we­nig Hoffnung, die Kranke am Leben zu erhalten.

Die Landtagsersatzwahl in Tuttlingen.

st Tuttlingen, 6. Dez. Bei der heutigen Land­tagsersatzwahl wurden von 8155 Wahlberechtigten 6365 Stimmen abgegeben. Es entfielen aus Schüt­zenwirt und Weinhändler Stengelin (F. V.) 2487, aus den Gewerkschastsbeamten Schwald (Soz.) 2216, auf Schultheiß Haselmaier-Jrrendors (Ztr.) 1282 und auf Rechtsanwalt Schott-Stuttggrt (B.K.) 358 Stimmen. Es hat also eine Nachwahl stattzufinden. Will man das heutige Ergebnis mit einer früheren Wahl vergleichen, um daraus die Verschiebungen in den Stärkeverhältnissen der Parteien zu erkennen, so eignet sich hierzu am besten die Hauptwahl von 1912, wo sich Kan­didaten derselben Parteien gegenüberstanden. Da­mals fielen der Volkspartei 2499, dem Zentrum -1263, der Sozialdemokratie 2344 und dem Bauernbund 347 Stimmen zu. Daraus folgt, daß nur bei der Sozialdemokratie eine beachtenswerte Veränderung, nämlich ein Verlust von 128 Stim­men eingetreten ist. Bei dieser Sachlage läßt sich die Wahl Stengelins im zweiten Wahlgang Voraus­feh en.

Aus dem Gerichtssaal.

st Stuttgart, 6. Dez. Die Strafkammer ver­urteilte den Taglöhner Martin Bauer von Hall­wangen wegen Vornahme unzüchtiger Handlun­gen an kleinen Kindern zu 1 Jahr Gefängnis. Es ist nicht das erstemal, daß er wegen solcher Geschichten vor Gericht steht.

Deutsches Reich.

st Hamburg, 7. Dez. Wie die Firma Johannes Thode und N. Ebeling mitteilt, hat der Fisch­dampferLauenburcstH bei Helgoland fischend, das

Wrack des MarinekuftschifsesL. 1" gesunden.

Eine Notlandung derSachse»".

ff Quickborn. 7. Dez. Das LuftschiffSacr- sen" verlor,- von Hamburg kommend, im Nebel die Orientierung, erschien über Quickborn und land?te unbeschädigt. Als das Luftschiff über Quickborn war, glaubte man Fuhlsbüttel unter sich zu haben. Das Luftschiff ging zur Orientierung in geringere Höhen und landete dann unbeschädigt auf einem Acker. Mannschaften des Lustschifferkommandos! von Fuhlsbüttel sind an der Landungsstelle ang,e- kommen. Sobald die Luft sich ausklärt, hofft man das Luftschiff na ch Fuhlsbüttel überführen zu können.

Ameisen in Wald und Feld. Er beschrieb, mit welcher Auf­opferung sie für die Zivilliste ihres königlichen Hauses sorgen, wie uneigennützig jeder einzelne für die Gesamtheit arbeite, wie tapfer jeder Soldat den Staat verteidige. Er konnte kaum aufhören, den industriellen Ehrgeiz dieser kleinen Arbeiter zu schildern, wie sie Lasten schleppen, die im Verhältnis zu ihrem Körper alles übertreffen, was der zweibeinige Last­träger sich auflade; wie sie sechsmal darunter zusammenbrechen und immer wieder von neuem angreisen, bis endlich andere dem erliegenden Arbeitsgenossen zu Hilfe kommen; wie der einzelne, wenn er kein eßbares Körnlein gefunden habe, wenigstens ein trockenes Blättchen oder ein Stückchen dürre Erde zum Boden der Speisekammer herbeischleppe, weil er sich schämen würde, mit leeren Händen heim zu kommen. Zu geschweige« von ihrem Witterungssinn, der sie lehre, ihren gemeinschaftlichen Vorrat, den sie bei gutem Wetter täglich zum Trocknen in die Sonne heraustragen, vor einem Regen stets jo sicher ins Nest zurückzubringen, wie jene Reichs­bürger ihre Spritzen immer acht Tage vor einer Feuers­brunst probierten, hatte er einst einen Zug von Klugheit an ihnen belauscht, der seinen Zuhörer, unter Mitwirkung der dritten Flasche, bei welcher sie angelangt waren, bis zu Tränen rührte. Eine Ameisenrepublik war nämlich einmal aus den Einfall gekommen, ihr Korn zu monden, statt es zu sonnen. Als er sich nach der Ursache dieser seltsamen Maß­regel umsah, entdeckte er, daß sich den Tag über Tauben in der Nähe aufhielten, welche den Körnerfrüchten gleichfalls nicht abhold sind. Er verjagte sie, und sobald die plagia- rischen Vögel entfernt waren, brachten die Ameisen ihren Vorrat wieder bei Tage auf den Trockenplatz.

Fortsetzung folgt.