Aus dem Gerichtssaal.

X Ravensburg, 24. Okt. (Lebenslängli­ches Zuchthaus.) Eines Verbrechens des Mords und des schweren Raubs, sowie eines Verbrechens des versuchten Mords angeklagt, saß der 21 Jahre alte Dienstknecht Franz Lader Greiner von Emis- halden OA. Biberach auf der Anklagebank vor den Geschworenen. Nach 2tägiger Verhandlung wurde Greiner wegen Totschlags und schweren Raubs zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe und dauerndem Ehrenverlust und wegen versuchten Totschlags!, 'zu 9 Jahren Zuchthaus verurteilt, auch wurde auf Zulässigkeit von Polizeiaufsicht gegen ihn erkannt.

Deutsches Reich.

Ans! unseren Kolonie«.

st Berlin, 24. Okt. Aus Neu-Kamerun wird gemeldet, daß der Oberleutnant der Schutztruppe v. Raven auf einer Dienstreise im Nolabezirk bei Nguku durch einen Lungenschuß gefallen Und be­reits in Nola beerdigt worden ist. Nähere An­gaben fehlen noch. Der Gefallene stand bis zu sei­nem Uebertritt zur Schutztruppe im November 191g im Infanterieregiment Graf Tauenzten von Wit­tenberg 3. brandenburglsches Nr. 20.

Räuber.

st Trier, 24. Okt. Gestern abend überfielen in dem luxemburgischen Grenzort Wasserbillig fünf vermummte Personen den Schriftsteller Wolf, der sich dort niedergelassen hat und raubten ihm eine Tasche mit 10 000 Mark. Die Räuber flohen so­dann ^rach Trier, wo sie von der Polizei in einer Wirtschaft entdeckt und verhaftet 'wurden. Unter den Verhafteten sind Mei Söhne des Wolf und die Frau des einen der Söhne. ' Es wurde bei ihnen sämtliches Geld bis aus 400 Mk. vorgefun­den.

Der Kaiser beim Erzherzog-Thronfolger.

Schloß Konopischt, 83. Okt. Ter deutsche Kaiser traf um 5 Uhr 40 in Beneschau ein. Die Begrüßung war über­aus herzlich. Der Kaiser umarmte den Erzherzog und küßte ihn. Darauf küßte er der Herzogin die Hand und begrüßte das Gefolge des Erzherzogs. Nachdem der Erzherzog das Gefolge des Kaisers begrüßt hatte, wurden dem Kaiser vom Erzherzog die Spitzen der Behörden vorgestellt. Dann be­gab sich der Kaiser an der Seite des Erzherzogs im Auto­mobil nach Schloß Konopischt, wo sich als Gäste des Erz­herzogs unter anderen sich eingefunden hatten: Fürst und Fürstin Lobkowitz, Fürst und Fürstin Fürstenberg und Fürst und Fürstin Staremhberg. In den Zimmern des Kaisers wurde der Tee eingenommen. Um acht Uhr abends wurde im großen Speisesaal des Schlosses ein Diner gegeben.

Wien, 23. Okt. Das »Fremdenblatt" schreibt zu dem Besuche Kaiser Wilhelms:

Die innige Freundschaft, welche die beiden erlauchten Familien, insbesondere auch Kaiser Wilhelm und den Erz­herzog Franz Ferdinand seit langem verbindet, kommt in diesem Besuche in innigem Kreise zum Ausdruck. Der familiäre Charakter verleiht der Zusammenkunft eine warme persönliche Note, wie sie dem gegenseitigen Verhältnis . zwischen Kaiser Wilhelm und dem Erzherzog Franz Ferdinand zwischen den hohen Häusern Habsburg und Hohenzollern, aber auch jenem zwischen den beiden Reichen und ihren

Bevölkerungen entspricht. Seit Kaiser Wilhelm das letzte Mal in Oesterreich weilte, sind schwere Stürme über Europa hmweggegangen. Daß die wirbelnden Funken nicht zündeten, daß Europa der große Weltbrand erspart blieb, ist in nicht geringem Grade der Erfolg des Dreibundes, seines Friedens­willens und seiner friedenserhaltenden Kraft. Wie auch in dem voraufgegangenen Jahre es sich zeigte, hat auch in den verflossenen Monaten, welche so oft schwere Verwicklungen in die Nähe rückten, das einige Vorgehen der Dreibund­mächte diese Gefahr beschworen. Erft bei dem jüngsten An­laß wieder, als Oesterreich-Ungarn auf die Räumung Albaniens durch die serbischen Truppen in Belgrad Schritte unternahm, fand es hierbei die rückhaltloseste Unterstützung seiner beiden Verbündeten. Das Bündnis hat nicht nur für Gesamteuropa sich von bestem Vorteil erwiesen. In dieser Erkenntnis wurde die Freundschaft zwischen Oesterreich und Deutschland neu bekräftigt und befestigt mit den Besprechungen der Staatsmänner, wie bei der Bevölkerung.

Die Zusammenkunft Kaiser Wilhelms mit dem Erzherzog Franz Ferdinand ist, heißt es am Schluß, unter diesem Gesichtspunkte nicht nur ein neuerlicher Beweis der herzlichen persönlichen Beziehungen zwischen Kaiser Wilhelm und dem Erzherzog Thronfolger, sondern auch von der herzlichen An­teilnahme der Bevölkerung und des festen und unerschütter­lichen Zusammenhaltens zwischen Deutschland und Oester­reich."

Gold- und Tilberfunde.

Straßburg, 24. Oktbr. In dem Gebiete des Hahn­berges bei Kestenholz sind größere Gold- und Silbersunde gemacht worden. Von 50 vorgenommenen Untersuchungen wurde sestgestellt, daß auf eine Tonne Gestein 300 Gramm Gold kommen. Einige Proben wiesen sogar einen Gehalt von 1100 Gramm Gold pro Tonne Gestein auf. Das Gold­lager hat nach den Mutmaßungen von Sachverständigen einen Umfang von 600 Hektar. Der Unterstaatssekretär Petri hat dieser Tage die Fundstätte besichtigt.

Bon Nah und Fern.

Die erste Diesellokomotive. Der kürzlich ums Leben gekommene Erfinder des Dieselmotors hat kurz vor seinem Tode noch die Inbetriebsetzung der ersten Diesellokomotive auf der Strecke Berlin PotsdamMagdeburg erlebt. Diese neue Schnell­zugslokomotive unterscheidet sich schon in den äuße­ren Umrissen sehr starr von einer Dampflokomotive. Sie läuft auf 12 Rädern und gleicht etwa einem gepanzerten D-Zug-Wagen. Wer der Räder, die auf zwei Achsen angeordnet sind, dienen als Trieb­räder. Je vier Räder auf Drehgestellen sind an jedem Ende der Lokomotive befestigt. Oben unter der Stirnwand der Lokomotive befinden sich drei Säugöffnungen, durch die die Dieselmotoren, die von der Luft leben", ihren Lebensstoff einatmen können. Ferner sind an den Seitenwänden Luft­löcher vorhanden. Die Diesellokomotive ist völlig unabhängig von der Drehscheibe gemacht; ein Füh­rerstand befindet sich an jedem ihrer beiden Enden, die Lokomotive kann also in jeder Richtung be­nutzt werden. Die Maschinenanlage umfaßt zwei Dieselmotoren. Der eine dient als Triebmotor, der andere als Anfahr- oder Hilfsmotor; er hat die Auf­gabe ,, mit Hilfe einer Pumpe sehr hoch gespannte Preßluft herzustellen. Dadurch wird ein besonderes Anlassen des Triebmotors überflüssig gemacht, die­ser wird durch die Umdrehungen des Anfahrmotors von selbst angekurbelt. Bei einer gewissen Geschwin­

digkeit schaltet sich dann der Hauptmotor auto­matisch ein und arbeitet allein weiter. Die Die­sellokomotive erreicht 100 Kilometer Geschwin­digkeit.

Abnorme Kälte in Amerika. In den Vereinig­ten Staaten herrscht eine abnorme Kälte. Eine Kältewelle, die von den Seen des westlichen Ame­rikas kommt, ist über das Land niedergegangen. Aus zahlreichen Städten werden große Schneefälle gemeldet, und auf den Flüssen ist die Schiffahrt durch den starken Eisgang lahmgelegt. Besonders stark ist die Kälte in den Städten an der neueng­lischen Küste. Von dort werden zahlreiche Todesfälle gemeldet. Die Temperatur ist eine so tiefe, wie sie seit vielen Jahren in den Vereinigten Staaten um diese Zeit nicht zu verzeichnen war.

Verantwortlicher Redakteur:J. V. EugenAbele. Druck und Verlag der W. Rieker'schen Buchdruckerei, Altensteig.

Durchgreifende Kure«

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HA lind LnnWleiden

ist der Titel eines in unserem Verlage erschienenen Büchleins, in welchem eine neue kombinierte Milch- und Pflanzen-Kur be­schrieben wird. Dieses Büchlein wird gratis an jeden Kranken versandt, der es verlangt. Jeder Hals- und Lungenkranke sollte es sofort verlangen, selbst wenn sein Leiden harmloser Art zu sein scheint. Denn jede schwere Erkrankung der Lunge, vor allem die mörderische Lungenschwindsucht, beginnt mit dembißchen Husten", mit demkleinen Katarrh" und vernichtet oft in wenigen Wochen ein blühendes Menschen­leben.

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Deutsche Gesellschaft für Pflanzenheilkunde

Berliu-Haleusee S.

Ostjaken, Dalganen und Tungusen, die von Fi­schen in den Flüssen und Seen leben und der Jagd auf Eichhorn, Zobel und Elche obliegen und ab und zu einem Bären den Garaus machen. Hier und da treffen wir auf ihre Zelte aus Birkenrinde längs der Ufer des Jenissei, wo sie im Sommer Fischfang treiben, und manchmal auch Wohnstät­ten von Russen, doch verhältnismäßig wenige; nur hier etwas südlicher sind manchmal mehr Dörfer angebaut und Pferde und Kühe an den Ufern. An einigen Stilen hat man auch mit Ackerbau be­gonnen.

Es ist ein gewaltiges Land mit unübersehbaren Möglichkeiten, die noch zum erheblichen Teil un­genützt liegen und auf die Zukunft warten. Die Ausdehnung des Landes ist so gewaltig, allein die Entfernung, die wir jetzt auf diesem Flusse bis Jenisseis! durchreist haben, ist gleich der vom Nord- kap bis Kristiania, und von Jenisseisk nach Krasno­jarsk sind noch 330 Kilometer, also etwa noch so.weit wie von Kristiania bis Hambürg, .... In zwei Tagen sind wir hier nach Krasnojarsk über Land gefahren, Tag und Nacht, 330 Kilometer in einer Troika mit drei und manchmal vier Pfer­den davor. Es war eine wilde Fahrt im Galopp aus diesen löcherigen, aufgeweichten Wegen und ich wurde durchgeschüttelt, wie nie zuvor. Sowohl in Jenisseisk wie in Krasnojarsk sind wir großartig empfangen worden. Unsre Reise hat ja insofern viel Interesse hier, Mj sich daran große Zukunfts- Hoffnungen hinsichtlich einer jährlichen Seeverbind­ung zwischen dem Jenissei und Europa durch das Eismeer knüpfen. Das würde von großer Bedeut­

ung für dieses unermeßliche Land mit seinen vielen Möglichkeiten und vielen Naturreichtümern sein, die jetzt wegen des teuren Transportes wenig Wert haben."

Von Nah und Fern.

Tie Toten der GrubeUniversal". Die Ret­tungsmannschaften auf der englischen GrubeUni­versal", die von drei verschiedenen Stellen aus Vordringen, sind durch eine undurchdringliche Gas­schicht aufgehalten worden. Sie sind jetzt etwa eine zweidrittel Meile von der Stelle entfernt, wo ohne Zweifel die Leichen der Mehrzahl der Vermißten liegen. Jede Hoffnung, noch irgend je­mand am Leben zu finden, ist endgültig. aufge- geben worden. Es wird Wochen dauern, bis alle Leichen geborgen sind.

T-er Pair im Sketch. Das Londoner Varietee Colosseum", das erst vor acht Tagen das Königs­paar als Gast in seinem Zuschauerraum sah, brachte neulich einen regelrechten lebenden englischen Pair auf die Bühne, und zwar war es der Earl von Carryck, der in einem für ihn speziell geschriebenen Sketch auftrat. Was' seine Lordschaft, der als Ama- teurschauspieler in Gesellschaftskreisen bekannt ist, veranlaßte, sein Talent zu Geld zu machen, ist bis> jetzt noch ein Geheimnis. Der Sketch ist eine etwas rührselige Geschichte von einem alten kranken Oberst, seiner Tochter, einem Arzt und einem Ho­norar von 1000 Mark. Der Earl spielte seine Rolle sehr richtig und das Publikum bereitete ihm lauten Beifall.

Berliner Unterhaltungen. Wie die Berliner Blätter melden, will der -Zirkus Busch in Berlin mit Ende dieser Spielzeit seine Vorstellungen been­digen und seinen Bestand auflösen. In Berlin leiden augenblicklich Zirkus und Varietee unter der Ungunst der Zeiten, während Ballett, Operette und Tanz eine fröhliche Wiederauferstehung feiern, da­gegen macht das Kino eine von Kennern längst vorausgesagte Krise durch. Die Zirkusse es gibt in Berlin nur zwei, Busch und Schumann be­klagen sich längst, daß ihre Einnahmen ständig zurückgehen. Das Varietee ist in Berlin gänzlich zurückgedrängt;- von den einstigen großen Varietee- Theatern ist nur noch der Wintergarten vorhanden. Dafür hat man jetzt ein Mittelding, das Kino- Varietee, bei dem den Zuschauern ein gemisch­tes Programm vorgpsetzt wird. DieKino's" wen­den sich vomliterarischen Film" bereits wieder ab. Er langweilt Und ist zu kostspielig. Ein gu­tes Publikum haben immer noch jene Vergnügungs­paläste, die ihr Hauptprogramm im Ballett und in Sportübungen suchen. Das sind der Admirals- Palast und der Eispalast.

Literatur.

Meines Wilhelm Busch-Mbum. Sammlung lustiger Bildergeschichten mit etwa 450 Bildern und far­bigem Selbstportrait von Wilhelm Busch. Soeben erschienen. Ausgabe in Halbleinen gjeb. Mk. 3.85 in Ganzleinen zu Mk. 5. Zu beziehen durch die W. Rieker'sche Buchhandlung, L. Lauk, Al- , tensteig. ^ ,