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. 247

Ausgabe in Altevsteig.Stadr.

Mittwoch, den 22. Oktober.

Amtsblatt für Pfalzgrafeurveiler.

1S13.

Was will Churchill?

-ea.- Altensteig. 22. Oktober

Es ist nicht das erstemal, daß Winston Spen­cer-Churchill, der erste Lord der englischen Admi­ralität, über Einschränkung der Flottenrüstungpn gesprochen hat. Im letzten Winter im Februar war es wollte der englische Marineminister ein Gesamtverhältnis von 16:10 für die beiden Flot­ten festsetzen. Seltsam genug- daß er jetzt andere Vorschläge vom Stapel läßt. England soll jähr­lich vier, Deutschland aber nur zwei Schiffe auf Kiel legen. Dabei bleibt Churchill aber keineswegs stehen, wie der arglose deutsche Michel etwa denken könnte. John ' Bull ' will wohlgemerkt bei der Berechnung des Kontingents die Schiffe nicht mitrechnen, die Kanada dem Mutterland schenkt. Da hinkt die Sache schon ganz gewaltig. Wir Deut­schen haben keine Kolonien, die uns Kriegsschiffe zum Neujahrsgeschenk, sei es für 1914 oder 1915, machen könnten. Die Kontingentierung soll nach Churchill nur zwischen Deutschland und England erfolgen. Anscheinend hat der englische Marine­minister nur die Nordseeflotte im Auge. Oesterreich und Italien werden weiterrüsten. England wird es für selbstverständlich halten, seine Mittelmeer­flotte zu verstärken. Jetzt schon hat England die Uebermacht im Mittelmeer, die es gsswiß stets auf­recht zu erhalten bestrebt sein wird. England schickt im Ernstfall aus dem Mittelmeer Schiffe nach der Nordsee. Keine Macht der Erde wird ihm das verwehren können. Den Schaden davon aber hat Deutschland.

Kein Deutscher ist so naiv, daß er glaubt, Churchill mache feine Vorschläge aus reiner Men­schenliebe. Dafür ist der Engländer viel zu prak­tisch. Er hat immer einen Nutzen im Augp. Eng/- land kann einfach nicht mehr anders. Es ist am Ende feiner Kraft angelangt. Seine finanziellen und schisfbautechnischen Hilfsmittel sind erschöpft. Der Trieb der Selbsterhaltung ist's, der England gebieterisch ein Halt zuruft. Unsere Vettern wollen ihre soziale Versicherungsgesetzgebung ausbauen, die auch jenseits des Kanals grüße mummen Ver­schlingt.

Das deutsche Volk ist zu einer Verständigung bereit. Die Orientkrise hat mit erschreckender Deut­lichkeit gelehrt, daß der Krieg, niemand Nutzen bringt, auch dem Siegjer nicht. Im modernen Krieg kämpfen die Beteiligten bis zur Erschöpfung. Die wirtschaftlichen Schäden eines Krieges vollends unter den Großmächten sind unübersehbar. Aus einem Krieg zieht einzigj die Waffenindustrie Nut­zen, von der sich Churchill nicht einschüchtern las­sen will und auf die auch sonst niemand hören soll.

Hat Churchill privatim oder im Namen sei­ner Regierung gesprochen? Das wird sich bald zeigen, wenn die deutsche Regierung den engli­schen Marineminister beim Wort nimmt. Unser Bot­schafter in London soll sich beim Auswärtigen Amt in London erkundigen, wie sich die englische Re­gierung das Nähere denkt.

Der Rüstungen zu Wasser und zu Land sind es nun wahrhaftig gssnug. Die Völker brechen un­ter der Last des bewaffneten Friedens beinahe zu­sammen. Erlösende Worte sind es, die Churchill gesprochen hat. Aber mit Reden allein ist's nicht getan. Den Worten müssen Taten folgen. Fanatiker gibt es hüben und drüben, Schreier, denen man leider nur allzugern Gehör schenkt. Das muß an­ders werden. Die Einschränkung der Rüstungen ist eine Forderung der Vernunft, die endlich doch, so hoffen wir, den Sieg davontragjen wird.

Tie wichtigste Stelle der Churchillsrhen Rede

lautet folgendermaßen:

Nach der Feststellung- daß die gegenwärtigen Flottenausgaben nur durch ein internationales Ab­kommen erleichtert werden könnten, fuhr der Red­ner fort: Sie erinnern sich meines Vorschlages eines sogenannten Schiffbau-Feiertages. Seit da­

mals hat der deutsche Reichskanzler geäußert, oaß seine Regierung detaillierte Vorschläge erwarte. Wir haben nicht die Absicht, in die Materie einzu­treten, außer wenn die deutsche Regierung dies für angebracht hält. Es ist sehr wichtig, daß von unserer Seite in solcher Sache keine Schritte getan werden, die nicht vollständig ' fair gegenüber Deutschland wären, oder die so aussehen könnten, als ob wir versuchten, für uns den guten Anschein zu erwecken, als ob wir friedliche Vorschläge mach­ten, dabei aber der Gegenseite das Unrecht einer Ablehnung zuzuschieben suchten. Unsere Bezieh­ungen zu Deutschland haben sich wesentlich gebessert, ohne daß wir unsere Freundschaft mit anderen Län­dern verloren, hätten. Deshalb ist der Augenblick nicht ungünstig- die freundliche Bezugnahme auf die Frage eines Schiffbau-Feiertages auizunehmen, welche in der Rede des deutschen Reichskanzlers zu finden ist. Redner fuhr fort: Wir scheinen einen Punkt erreicht zu haben, wo die Beziehungen der .Großmächte, so freundlich sie werden mögen, keine Wirkung auf die Rüstungen ausüben.

--»-

Rundschau.

Zur Welfenfrage.

Tie nationalliberale Fraktion des preuß. Ab­geordnetenhauses war aus Sonntag zu einer außer­ordentlichen Sitzung einberufen. Sie beschloß ein­stimmig eine Erklärung, in der es u. a. heißt:

Die Abgeordnetenhausfraktion spricht unter Zu­stimmung zu dem Beschluß der Reichstagsfraktion in der braunschweigischen Frage ihr schärfstes Be­dauern darüber aus, daß die Preuß. Staatsregier­ung in einer die preuß. Landesinteressen so tief berührenden Angelegenheit, wie sie die Aufhebung der Bundesratsbeschlüsse von 1885 und 1907 dar­stellst. ohne jede Fühlung mit der Volksvertretung vorgegangen ist. Wenn nicht jetzt noch ausrei­chende Garantier- dafür geschaffen werden, daß das Haus Braunfchweig-Lüneburg jeden Zusammenhang mit der welfischen Agitation in unzweideutiger Weise löst, so trifft die Verantwortung für die sich hier­aus ergebenden Folgen ausschließlich die königliche Staatsregierung.

Ter mecklenburgische Verfassungsstreit.

Der außerordentliche mecklenburgische Landtag wurde am Montag in Schwerin eröffnet. Am Vor­mittag fand ein Empfang von Ständemitgliedern beim Großherzog statt, der aufs neue dringende Ermahnungen an sie richtete, das Verfassungs- Werk endlich zum Abschluß zu bringen. Nachmit­tags um einhalb 3 Uhr begannen die Plenarver- handlungen. Zur Verlesung kamen die Reskripte der Regierungen und das ablehnende Votum des Ratzeburger Landtags. Aus den Reskripten ergibt sich, daß noch eine Reihe wesentlicher Diffe­renzen zwischen Ständen und Regierung besteht. Vor allem hat sich die Stretitzer Regierung nicht dazu verstehen können, ihren Entwurf im Sinne des Schweriner zu verschlechtern. Die Stände an­dererseits gehen nicht von ihrem Beschluß ab, die Landtage auch zukünftig, in Sternberg und Malchin abzuhalten, da man in Schwerin die Beeinflussung durch die Nähe des Hofes fürchtest übrigens, wie die Ansprache Ms Großherzogs von heute morgen zeigt, nicht ohne Grund. Schließlich ist auch über den Wahlmodus, ob öffentlich oder geheim, noch keine Einigung erzielt. Außerdem besteht noch eine ganze Reihe von Disferenzpunkten, denen man aber nicht große Bedeutung zumißt. Die ziemlich besuchte Plenarsitzung, die im Hoftheater stattfand, ergab das übliche Durcheinander. Hinzu kam, daß sich die Ständemitglieder in dem ungewohnten Raum nicht zurecht finden konnten: Landschaft und Ritterschaft liefen mehrmals zu gesonderten Be­ratungen auseinander. So verging eine geraume Weile, bis in dem Stimmengewirr die Aufforderung! zur Abstimmung vernommen wurde. Es wurden Komiteen gewählt, die mit den Regierungskom­

missären in Beratungen eintreten sollen. Aber die Zusammensetzung der Komiteen läßt erwarten, daß man auch hiermit zu reiner Einigung gelangen wird. Die kommissarisch-deputatischen ^Beratungen beginnen Dienstag Vormittag.

Eine Unterredung mit Jüanschikai.

Der Präsident Jüanschikai in Peking empfing vorgestern den Redakteur Georg Schweitzer aus! Berlin. Er hob hervor, daß sich die Beziehungen zwischen China und Deutschland andauernd befe­stigten und, daß er davon für beide Teile zu nehmende politische und wirtschaftliche Vorteile er­warte. Die chinesischen und deutschen Kaufleute hätten durch die Revolution gelitten. Nunmehr sei ein Wiederaufblühen des Handels zu erwarten. Er schätze die deutsche Industrie hoch. Eine Auf­hebung des Likinzolles sei beabsichtigt und zum Ersatz eine Erhöhung der Einfuhrzölle. Er er­warte, daß die Verfassung etwa im April in Kraft gesetzt werde. Die Regierung breite eine allmäh­liche Einteilung Chinas in mehrere Militärbezirke zur Stärkung der Zentralverwaltung vor. China bedürfe für die Hebung, seiner Bodenschätze den Ausbau des Eisenbahnnetzes mit fremdem Gelde. Jüanschikai erhofft dabei die Hilfe Deutschlands. Zur Deckung der Kosten der inneren Verwaltung sei zunächst keine Anleihe notwendig, dagegen für Industrie und sonstige Zwecke.

Tie deutsche Bücherei

in Leipzig, zu der am Sonntags in Anwesenheit des Königs von Sachsen der Grundstein gelegt wurde, wird 5 Millionen Bände aufzunehmen im­stande sein. Der Bauplatz liegt zwischen dem deut­schen Buchhändlerhaus und. dem Völkerschlachtdenk­mal.

Landesnachrichten.

Rltenrteig, 23. Oktober 1813.

* Märkte. Die Viehmärkte im November 1913 beginnen um 8 Uhr, die Schweinemärkte um 7 ein­halb Uhr.

* Schweineseuche. In Sulz ist in den Gehöf­ten des Taglöhners -Jakob Beutler und des Zim­mermanns Jakob Wörner und in Gültlingen im Gehöft des Joh. Gg. Niethammer die Schweineseuche ausgebrochen.

js Tailfingen, 21. Okt. (Großfeuer.) In dem Hause des Wagners Joh. Bitzer brach mitten in der Nacht Feuer aus. Die Feuerwehr hatte-Mühe, die beiden angrenzenden Häuser des Sattlers Con- zelmann und die Trikotfabrik von Jakob Maute zu schützen. Mitten in der Löscharbeit brannte plötz­lich auch das gegenüber liegende Wohn- und Gast­haus zur Sonne und gleichzeitig das angebaute Haus des I. G. Maute. Auch diese beiden Häuser wurden ein Raub der Flammen. Die in der Nähe stehende Trikotsabrik von A. Maute beim Schul­haus war stark gefährdet. Die Entstehungsursache ist unbekannt.

ff Tübingen, 21. Okt. (Hundertjahraus­stellung,) Die von der Leitung, der Universi­tätsbibliothek (Oberbibliothekar Dr. Geiger) ver­anstaltete, vorzüglich gelungene Ausstellung von ,'Literatur aus der Zeit und über die Zeit von 1813/14 begegnete bereits am Eröffnungstag freundlichem Interesse. Die Ausstellung, die je­weils Sonntag von 1112 einhalb Uhr geöffnet ist, muß als eine verdienstvolle Tat angesprochert werden.

ff Mönsheim, OA. Leonberg, 21. Okt. Wie über den schauerlichen Leichenfund im Wald weiter verlautet, tauchte zuerst die Vermutung auf, daß es sich um den vermißten Viehhändler Preßburger, der seit einem halben Jahr abgängig ist, handle. Das Skelett war vollständig entkleidet. Die Kleider lagen 20 Meter weit weg im Wald. Die Behör­den bleiben aber dabei, daß das bei dem Skelett Vorgefundene Wanderbuch nur auf den 62 Jahren alten Lampert aus Neibsheim bei Breiten schließen läßt.