von 1800 Mark auf 2000 Mark erhöht. Die bei Privatleuten untergebrachten Armenkinder sollen einer schärferen Kontrolle unterzogen werden, da­mit für das leibliche Wohl dieser Kinder besser gesorgt werden kann. Dem Gasarbeiter Wacker wurde für 25jährige Dienste ein Geschenk von 25 Mark bewilligt. Zu Straßenbauten und zur Ver­größerung des Elektrizitätswerkes wird bei der Württ. Sparkasse ein Anlehen von 70000 Mk. zu 4 einviertel Prozent ausgenommen. Die Vergeb­ung der Winterschasweide hat in jedem Jahr große Gegner. Die Weide war bisher zu 600 Mk. verpach­tet, wobei die Pächter den Ertrag des Pferches für sich erhielten. Es soll nun versucht werden, die Weide mit oder ohne Pferch zu verpachten und eventl. wieder einen Pferchmeister wie früher anzu­stellen. Verschiedene Mitglieder der bürgerl. Kol­legien legten ernstliche Verwahrung tzegen die Schafweide ein, die Mehrzahl war aber für eine Verpachtung, um einen Ausfall in den Einnahmen der Stadt zu verhindern. Die Sommerschafweide ist aufgehoben. Nach dem Vertrag zwischen der Stadt Calw und der Gemeinde Hirsau soll die Gasleitung in Hirsau bis 1. Juli nächsten Jahres fertig gestellt sein.

* Beinberg, 18. Okt. (Brand.) Heute früh kurz vor 8 Uhr brach in der Brennerei des Gast­hauses zumRößle", Besitzer Adam Rentschler, Feuer aus, dem der Dachstuhl zum Opfer fiel. Der Brandschaden beträgt 23000 Mark.

st Balingen, 19. Okt. (Der Hundertjäh­rige.) Die Volkspartei hat den heute 100 Jahre alt gewordenen Martin Sämann in Ostdorf ^zu ihrem Ehrenmitglied ernannt. Es ist dies die erste Auszeichnung dieser Art, die die Partei bis jetzt verliehen hat.

js Stuttgart, 19. Okt. (Vom Roten Kreu z.) In der letzten Sitzung des Verwaltungjsrates bil­dete den wichtigsten Punkt der Tagesordnung die 50jährige Jubiläumsfeier des Landesvereins vom Roten Kreuz am 7., 8. und 9. November ds. Js. Tie früher beschlossene Schaffung eines Abzeichens für den Landesverein ist nunmehr Tatsache gewor­den und das wohlgelungene, in gefälliger Medail­lenform hergestellte Zeichen lag der Versammlung zur Genehmigung vor, die dann auch erfolgte. Ge­neralleutnant v. Bossert, Exzellenz, verlas den Ent­wurf der erforderlichen Bestimmungen für das Ber- einsabzeichen, wonach u. a. Mitglieder, die dem Verein schon 25 Jahre angehören, das Zeichen Mit der Zähl25" erhalten. Der Abgabepreis wurde auf 1 Mk. festgesetzt.

js Stuttgart, 19. Okt. (Rennen zu Weil.) Tie Herbstrennen des Schwäbischen Reitervereins fanden heute nachmittag auf der Weiler Rennbahn bei nebeliger Witterung statt. Der Besuch war ein guter. Die Felder waren fast durchweg schwach be­setzt.

Aus dem Gerichtssaal

js Tübingen, 17. Okt. Die Strafkammer hat den Hauptlehrer B., der im Sommer seine Stellung in O. verlassen hatte und mit seinem Dienstmäd­chen aus Reisen gegangen war, wegen Entführung des Mädchens zu 3 Monaten Gefängnis verurteilt.

raust sind? llebrigenssprechen Sie mit keinem Menschen von dieser Sache und von dem Weg, den Sie morgen Vorhaben! Ich sagte Ihnen ja schon von dem Herrn, welchen ich heute bei Markus traf! Ich möchte wetten, - er es war, der mich über den Graben und durch die Kärnthnerstraße verfolgte! Freilich sieht man fast nichts -urch diese schwarzen Schleier, aber ich glaube doch nicht, daß ich mich täusche. Und gerade vor diesem Mann soll dieser unglückselige Becher verborgen werden. Herbert schrieb mir gleich im allerersten Briefe: Felix fürchtet sich noch zu Tode. In seinen Phantasien taucht immer wieder die Gestalt von Doktor Werner Mertens auf. Felix besaß auch ein Bild dieses Herrn, das mir Herbert sandte."

Gnädige Frau," sagte der alte Mann.Wer ist das eigentlich, dieser Herr, den Sie da mehrmals erwähnen? Und wissen Sie denn selbst, warum der Herr Baron sich so vor ihm ängstigt?"

Eine Sekunde lang blieb alles still. Der Lauscher jenseits der Mauer horchte in einer Aufregung, welche ihm ein sonderbares Gefühl des Schwindels verursachte. Die Sprechenden standen, nur durch die hohe Umfriedigung getrennt, unweit von ihm. Deutlich vernahm er die schweren Atemzüge der Frau.

Lieber Gottfried," sagte sie endliches hat da etwas gespielt zwichen den zwei Männern vor langen Jahren. Als ich vor fünf Jahren Felix zum letzten Male besuchte, da stieg mir zuerst eine Ahnung auf, daß seine Krankheit sich wohl schon längst heimlich vorbereitet hatte, daß der Ausbruch aber durch ein furchtbares Erlebnis be­schleunigt wurde. Darüber sprechen, Gottfried, das kann und darf ich nicht. Und wenn nicht unter den in Verlust geratenen Wertgegenständen auch jener Becher wäre, den ich nie selbst sah, so würde wohl kaum jemals mehr irgend jemand an die Vergangenheit gerührt haben. Was tot ist, das soll man ruhen lassen. Ich bin die letzte, die es weckt. Ich habe Felix voll und ganz vergeben, und jetzt wünsche ich nur eines»: daß ein gnädiges Geschick ihn bald erlösen möge."

Der alte Mann begann plötzlich zu schluchzen.

Zur Katastrophe des Marinelustschiffes.

js Friedrichslhmfen, 18. Okt. (Ein Erklär­ungsversuch.) Das MarineluftschiffL. 2" hatte am Samstag, den 6. September, unter Führung von Gras Zeppelin seine erste Probefahrt angetre­ten und ist am 20. September nach Johannistal überführt worden, wo es vorläufig stationiert war. Es war, wie schon mitgeteilt, der größte, schnellste und leistungsfähigste Luftkreuzer, den Deutschland besaß. Seine Länge betrug über 160 Meter, der Durchmesser über 16 Meter, der Gasinhalt der Zel­len etwa 27 000 Kubikmeter. Die vier Maybach- Motoren entwickelten 700 PS., die vorderen zwei je 150, die Hinteren je 200. Vielleicht ist das Unglück des L. 2 folgendermaßen zu erklären: In­folge eines Fehlers am Maginetapparat entstand möglicherweise plötzlich eine Entzündung; die ent­zündeten Gase drangen aus dem einen LZylinder durch die Ansaugrohre in den Vergpser und setzten die etwa einen Liter betragende Benzinmasse rn Brand. Von hier pflanzte sich dann wahrscheinlich die Explosion in den über der Maschinengondel an­gebrachten Behälter mit 2000 Kilogramm Benzin fort. Dadurch wurden die Gaszellen in Brand ge­fetzt, und das Gerippe stürzte zu Boden. Vorkehr­ungen gegen einen derartigen Unfall bestehen bis' jetzt noch nicht. Man hat zwar mehrfach in die Benzinleitungen, die von dem Tank zum Vergaser führen, feine Drahtsiebe eingebaut, die jeden Flam­menrückschlag verhüten sollen, doch ist diese Ein­richtung natürlich nur bis zu einem gewissen Grade zuverlässig. Natürlich kann man einen Vergjaser- brand als Ursache der Explosion nicht zuverlässig als den Grund des Unglücks annehmen. Eben­so können elektrische Erscheinungen mitspielen. Be­kanntlich bildet sich bei Luftschiffen auf der Fahrt anv namentlich bei der Landung ein fogpnanntes Potentialgefälle, das unter Umständen bis zu 26S00S Volt erreicht. Da ist es nicht unmöglich, daß ein plötzlich entstehender Funke, erzeugt durch die Reib­ung der äußeren Verkleidung, irgendwo ^ausströ- mendes Gas zur Entzündung "bringt. Einem solchen Vorgang steht man vorerst machtlos gegenüber.

Von Nah und Fern.

Ein vegetarischer Bauernhof. Auf der dänischen Insel Fünen wird seit einiger Zeit ein Bauernhof bewirtschaftet, auf dem sich nicht ein Stück Vieh, kein Schwein und kein Kalb, kein Schaf und keine Kuh findet. Die Besitzer sind überzeugte Vegetarier und finden für sich und ihre Leute außer Brot alle Nahrung in ihrem Obst- und Gemüsegarten. Den Umfang des landwirtschaftlichen Betriebes bezeich­net immerhin die Angabe, daß täglich 200 Pfand Mehl für den Hausstand' zur Brot verarbeitet wer­den.

Handel und Verkehr.

r. Nagold, 16. Okt. Auf den heutigen Vieh markt waren zugeführt: 47 St. Ochsen, 12 St. Stiere, 40 St. Kühe, 38 St. Jungvieh und 20 Kälber, was gegen letzten Markt bei den Ochsen ein Mehr um 23 Stück, bei den Stieren ein weniger um 3 Stück, bei den Kühen ein Weniger um 40 Sück, bei dem Jungvieh ein Weniger um 5 Stück und bei den Kälbern ein Weniger um 12 Stück bedeutet. Der Verlauf des Marktes war sehr flau. Erlöst wurde für ! einen Ochsen 565790 Mk., für einen Stier 265285 Mk.,

für eine Kuh 240620 Mk., für ein Stück Jungvieh 250420 Mk. und für ein Kalb 140195 Mk. Auf den Schweincmarkt der sehr belebt war, waren zuge­führt: 336 Länferschweine und 320 Milchschweine. Erlös pro Paar Läuferschweine 62135 Mk. und pro Paar Milchschweine 2956 Mk.

* Nagold, 18. Okt. (Liegenschaft.) Wie verlautet, ist die Apotheke des verstorbenen Herrn Schmid, von dessen Neffen Herrn Theodor Schmid käuflich erworben worden; die Uebergabe wird voraussichtlich auf 1. November d. I. stattfinden.

js HerrenLerg, 18. Okt. (Zuckerrübenernte.) Die Landwirte sind bei uns gegenwärtig mit der Zucker­rübenernte beschäftigt. Täglich kommen mehrere tausend Zentner Zuckerrüben auf die Einladestationen. Die Ernte kann Heuer als gut bezeichnet werden, da vom Morgen durchschnittlich 200 Zentner geerntet werden. Bezahlt wird dieses Jahr für den Zentner Mk. 1.10 gegen Mk. 1.20 im vorigen Jahr.

js Stuttgart, 18. Okt. (Vom Markt.) Auf dem Kartoffelgroßmarkt war der Preis für runde 2.502.80 Mk. per Zentner. 100 Stück Filderkraut kosteten 1216 Mk.

Mitteilungen der Zentcalvermittlungs stelle für Obst­verwertung in Stuttgart, Eßlingerstraße 15. Ausgegeben am 18. Oktober.

Tafelobstp reise

auf dem Stuttgarter Engros-Markt am 18. Oktober:

Aepfel 1430, Birnen 1030, Weintrauben 1726, Himbeeren 50, Brombeeren 4045, Preiselbeeren 3235, Quitten 2425, Zwetschgen 1418, Hagebutten 1012 Mark per 50 Kilogramm. Zufuhr genügend, Verkauf lebhaft.

js Stuttgart, 18. Okt. (Schlachtviehmarkt.) Zugetrieben: 151 Großvieh, 113 Kälber, 378 Schweine.

Erlös aus (/g Kilo Schlachtgewicht: Ochsen 1. Qual, a) ausgemästete von 100 bis 105 Pfg., 2. Qual, b) fleischige und ältere von bis Pfg., Bullen (Farren) 1. Qual, s.) vollfleischige, von 87 bis 90 Pfg., 2. Qualität d) älter« und weniger fleischige von bis Pfg., Stiere und Jungrinder 1. Qual, a) ausgemästete von 102 bis 105 Pfg., 2. Qualität d) fleischige von 98 bis 101 Pfg., 3. Qual, o) geringere von bis Pfg.; Kühe 1. Qual, a) junge gemästete von bis Pfg., 2. Qualität b) ältere gemästete von bis Pfg., 3. Qualität o) geringere von bis Pfg., Kälber: 1- Qualität a) beste Saug­kälber von 108 bis 112 Pfg., 2. Qualität b) gute Saug­kälber von 100 bis 107 Pfg., 3. Qualität o) geringere Saug­kälber von bis Pfg., Schweine 1. Qual, a) junge fleischige von 79 bis 80 Pfg., 2. Qualität d) jüngere fette von 77 bis 78 Pfg., 3. Qual, o) geringere von bis Pfg.

js Brackenheim, 18. Okt. (Vom Herbst.) Die Weinlese ist nun im Zabergäu in vollem Gange. In einigen Orten fällt das Ergebnis reichlicher aus, als zuerst geschätzt wurde. Es gibt hier Weingärtner, die durch sorgfältige Behandlung ihrer Weinberge kleine Glücksherbste von 14 Eimern machen. Auch in den Nachbarorten Dürrenzimmern, Cleebronn, Haberschlacht, Horkheim ist ähnlich. Die Quali­tät ist besser als die des vorjährigen.

Verantworrlicher Redakteur: Ludwig Lauk.

Druck und Verlag der W. Rieker'schen Buchdruckerei, Altensteig.

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Sie sind ein Engel, gnädige Frau," sagte er, mühsam mit seiner Erschütterung kämpfend.Immer waren Sie gut und haben sich bemüht, alles Schwere von den anderen abzuhalten. Immer haben Sie sich geopfert für alle. Aber Ihr Herr Vater Gott Hab' ihn selig hätte das Opfer nicht annehmen dürfen, und der Herr Baron Felix, der hätte sollen glücklich sein, daß er so eine Frau bekommt. Und anstatt dem"

Still, Gottfried," unterbrach ihn die junge Frau energisch.Das ist alles längst vorüber. Wir müssen an die Gegenwart denken. Alles andere ist ganz wertlos. Also vor allem: Hüte dich vor jedem verratenden Wort.. Diesen Herrn Mertens will ich dir genau beschreiben."

Werner Mertens hatte sich unwillkürlich ein wenig emporgerichtet, um besser zu hören. Da klang vom Zaun des Nachbargartens her ein wütendes Gebell. Knapp neben Werner, da wo die Gärten nebeneinander stießen, hob sich der Kopf eines riesigen, gelben Hundes aus der Finsternis: ein Paar böser Augen funkelten ihn an, starke, weiße Zähne blitzten.

Tyras!" rief der alte Mann im Garten.Tyras! Was hat denn der Hund! Da muh jemand Verdächtiges um die Wege sein! Warten Sie noch einen Augenblick, gnädige Frau! Ich sehe erst nach. Dann begleite ich Sie bis zum Wagen. Am besten, Sie nehmen einen Ein­spänner. Es ist schon spät und die Gegend da herum nicht recht sicher."

Als der alte Mann vorsichtig, den Nachbarhund immer beschwichtigend, über die Mauer seines eigenen An­wesens hinaus in das freie Feld lugte, das hier schon be­gann, konnte er nicht das geringste Verdächtige entdecken. Nur einen Ton vernahm er aus der Ferne durch den Nebel, der klang wie verhallende, eilige Schritte.

Kopfschüttelnd trat der Alte zurück, der Hund aber beruhigte sich noch immer nicht, sondern blieb mit wildem Gebell auf seinem Posten.

Eine Stunde später saßen Werner Mertens und Doktor Ernst Rasmer in ihrem Hotelzimmer beisammen. Vor iknen stand auf dem weibaedeckten Tischchen ein Abend­

imbiß, aber keiner der beiden Herren längte ordentlich zu. Der ältere neigte sich über sein Notizbuch und schrieb eifrig allerlei Schlagworte auf. Werner saß mit blassem Ge­sicht und fieberhaft glänzenden Augen daneben. Er hatte berichtet und erzählt. Nun war er zu Ende.

Mit einem Ausdrucke vollständiger Abspannung lehnte er sich in den tiefen Faut^nl zurück. Mit einem besorgten Blick sah Rasmer zu ihm hinüber.

Nun also," sagte er endlich, nochmals seine Notizen überprüfend,da sind wir ja seit gestern um ein schönes Stück vorwärts gekommen. Aber mein lieber, alter Junge, zum Polizisten taugst du nicht! Ich fürchte, dir wird die Sache zu viel! Das ist's ja eben! Bei dir spricht das Herz zu laut mit. Ja, das ist's!"

Doktor Rasmer schüttelte kummervoll den Kopf. Werner Mertens lächelte gezwungen.

Laß sein, Onkel! Daß mich die Sache angreift, das ist doch natürlich. Ueberdies finde ich keinen Weg zur Klar­heit, sondern nur ein Chaos von Vermutungen, eine Menge neuer Namen, von denen ich nie hörte kurz, eher eine göhere Verwicklung. Und meine Christa, dieses unerfahren« Kind, welches noch so wenig von der Welt und den Men­schen kannte, meine Christa soll im Mittelpunkt eines Ge­schehnisses gestanden haben, bei dem alle diese, mir völlig fremden Menschen mitspielten. DieserHerbert", von dem jene fremde Frau sprach, dieserFelix", der sich so wegen des Becherverlustes aufregt, der sich so fürchtet vor mir: endlich vielleicht diese schöne junge Frau selbst, die mir einen so sympathischen, liebenswerten Eindruckmachtet Wer, um Himmels willen, kann da je zur Klarheit kommen, zu einem Verständnis? Ich werde nur immer verwirrter"

Der alte Herr hatte noch immer sein Notizbuch vor sich. Er schien etwas sagen zu wollen, aber er zögerte eins ganze Weile, ehe er sprach. Endlich begann er, und jetzt klang keine Stimme sehr weich, es lag etwas darinnen wie Mitleid: ..

Fortsetzung lotgr. -