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H«rb, 25. Nov. Ein bedauerlicher Unglücksfall ereignete sich auf dem hiesigen Güterbahnhof beim Verladen eines schweren Fasses. Die Pritsche, auf der das Faß auf die Rampe gerollt werden sollte, gab nach. Das Faß samt dem Güterbodenarbeiter Henne stürzte zu Boden, wobei der Bedauernswerte an einem Fuge schwere Verletzungen erlitt. Nach Anlegung eines Notverbandes wurde er mittels Krankenwagens in das Hospital verbracht.
Tübingen» 25. Nov. In der gestrigen Gemeinde- Ratssitzung gab der Oberbürgermeister eine Statistik bekannt, nach der auch in Tübingen der Fleischverbrauch nicht unerheblich unter der Einwirkung der Teuerung zurückgegangen ist. Bei der Zusammensetzung der hiesigen Bevölkerung erscheint dies beachtenswert, denn die Tatsache zeigt wieder einmal, daß unter der Teuerung auch der Mittelstand und die in sogenannten gehobenen Stellungen Tätigen zu leiden haben.
Zuffenhausen, 25. Nov. Auf der hiesigen Bahnstation wurde gestern früh dem aus Löwenstein gebürtigen Ankuppler Eiuber von einem rangierenden Güterwagen der Brustkasten zerquetscht, so daß der Tod nach kurzer Zeit eintrat.
Ludwigsburg, 26. November. Das Bekleidungs- amt bedarf im Mobilmachungsfalle eine größere Anzahl von Offiziersstellvertretern, die allerdings eine Hebung von 4 Wochen oder zweimal 14 Tagen ableisten müssen. Für nicht mehr Dienstpflichtige können Löh- nungszufchüsse bis zu einer Höhe von täglich 3 -K in Aussicht gestellt werden. Das Bezirkskommando fordert alle Offiziersstellvertreter, die nur garnisondienstfähig, oder Feld- und Manöverdienstunfähig sowie alle nicht mehr Dienstpflichtigen auf, eine Hebung beim Bekleidungsamt abzuleisten.
Schelklingen, 25. Nov. Letzten Montag vergruben schulpflichtige Knaben eine Katze lebendig und überzeugten sich täglich, ob sie noch am Leben sei. Am Freitag kam nun eine Frau dahinter und hörte, wie sich die Buben freuten, datz das Tier noch nicht tot war. Sofort begab sie sich an den Tatort und grub das arme Tier, das nur die Schnauze herausstreckte, heraus und befreite es so aus der fürchterlichen Lage.
Aus Welt und Zeit.
Essen, 26. Nov. Auf der Schlackenhalde des Stahlwerks Hösch geriet ein Teil der glühenden Schlackenmassen in Bewegung und begrub fünf Arbeiter. Einer wurde getötet, die vier anderen konnten schwer, aber nicht lebensgefährlich verletzt geborgen werden.
Weilburg, 23. Nov. In Züschen wurde der erwachsene Sohn der Familie Bernhardt von einem wild gewordenen Ochsen zu Tode geschleift. Der Vater des jungen Mannes starb vor Schreck an einem Herzschlag.
Berlin, 25. Nov. Aus Deutsch-Neuguinea meldet ein Telegramm des Gouverneurs, datz die Pflanzer Gebrüder Weber auf Umboi, einer grötzern Insel zwischen dem Festlande von Neuguinea und Neupommern, von eingeborenen Bergstämmen ermordet worden sind. Die Familienangehörigen sind geborgen.
Rom, 25. Nov. In Apulien und Sizilien hat ein furchtbares Unwetter Felder und Ortschaften zerstört. Bei Foggia stürzte eine Eisenbahnbrücke ein. Bei Bari gingen mehrere Schifferbarken unter. Mehrere Dampfer erlitten starke Beschädigungen. Bei Messina wurde der Friedhof von einer gewaltigen Flutwelle aufgewühlt. Tausende von Opfern des Erdbebens vom Jahre 1908 ruhen auf ihm. Mehr als hundert Leichen wurden ins Meer geschwemmt.
Bilbao, 24. Nov. In einem hiesigen vollbesetzten Kinematographentheater entstand durch einen Ruf „Feuer!" eine Panik. Zwanzig Kinder, mehrere Frauen und Greise wurden erdrückt. — Das Unglück hat sich, einer späteren Meldung zufolge, nicht in einem Kinematographentheater, sondern in einem Eintrittspreises stark überfüllt war. Die Polizei war nutzer stände, die durch den Ruf „Feuer!" wildgewordene Menschenmasse zu beruhigen. Abgesehen von den Getöteten wurden viele Zuschauer, die sich 'hauptsächlich aus Frauen und Kindern zusammensetzten, verletzt. Ein Brand hat überhaupt nicht stattgefunden. — 44 Personen sind insgesamt umgekommen.
Rechtspflege.
Jugendstreiche und Publikum.
Die Erkenntnis, datz jugendliche Uebeltäter nach anderen Grundsätzen behandelt werden müssen als erwachsene Verbrecher, hat vor einigen Jahren die Einführung von Jugendgerichten gezeitigt. Eine allgemeine Regelung der Iugendgerichtshöfe sowie eine Reform des Verfahrens gegen Jugendliche soll aber erst durch das dem Reichstage vorzulegende Jugendgerichtsgesetz erfolgen. Zurzeit gilt also noch das allgemeine Recht, das in der Bestrafung zwischen Jugendlichen und Erwachsenen keinen Unterschied kennt. Aber das Publikum selbst könnte Unterschiede machen, indem es in seinen Abwehrmatznahmen gegen jugendliche Missetäter so viel als möglich den gerichtlichen Strafantrag ausscheidet. Wegen einer Jugendbosheit, die oft nur im Uebermut und überflüssigem Kraftgefllhl verübt wird, sollte eine menschlich denkender Bürger nicht sofort zur Polizei laufen und Strafantrag stellen. So mutz oft wegen einer geringfügigen Schuld ein Gerichtsverfahren eingeleitet werden, dessen Folgen dem jugendlichen Sünder dann sein ganzes Leben hindurch anhängen. Dem gewöhnlichen Mann ist meist unbekannt, datz ein Strafantrag nicht mehr rückgängig gemacht werden kann, und datz auch der Jugendliche — wenn die Polizei einmal „protokolliert" hat — wegen eines Dummenjungenstreiches vors Strafgericht mutz. Kleine Irrungen der Jugend sind menschlich, darum strafe man auch menschlich. Der gerichtliche Strafantrag zieht oft Folgen nach sich, die außerhalb des menschlichen Wohlwollens liegen.
Eerichtssaal.
Gmünd, 23. Nov. Die 23jährige, von hier stammende Kellnerin Berta Salvi, die unter falschem Namen in einer Münchner Pension abgestiegen war, kam am Morgen des 4. Oktober in den Laden des Juweliers Walther in der Theresienstratze und verkaufte ihm zwei Ohrringe. Mittags erschien sie wieder, verkaufte noch einen Ring und besichtigte ausgelegte Schmucksachen. Dabei zog sie den Vorhang an der Türe vor, um nicht beobachtet zu werden. Unter dem Vorwand, sie friere, ging sie an den Ofen und ersuchte den Juwelier, ihre Schuhbänder, die aufgegangen seien, zu binden. Als Walther sich dann bückte, ergriff sie einen Hammer und führte einen heftigen Schlag auf den Hinterkopf des Knienden. Der lleberfallene wollte sich aufrichten, erhielt aber sofort einen zweiten Schlag. Es entspann sich dann ein Kampf, in dessen Verlauf der Juwelier noch einige Schläge auf Stirn und Kopf erhielt. Endlich gelang es ihm, der Räuberin den Hammer zu entreißen, mit dem er nun so lange auf sie einschlug, bis sie um Gnade flehte. Auf seine Rufe kamen auch Nachbarn herbei und nahmen die Salvi fest. Der Juwelier, ein schon bejahrter Mann, hatte erhebliche Kopfverletzungen erlitten und die Folgen eines Nervenchocks machten sich noch lange bemerkbar. Die Salvi wurde zur Beobachtung ihres Geisteszustandes der Psychiatrischen Klinik überwiesen, dort aber für zurechnungsfähig erklärt und nun wegen versuchten Raubs und schwerer Körperverletzung vor das Münchener Schwurgericht gestellt, wo gestern unter starkem Andrang des Publikums die Verhandlung begann. Die Angeklagte war in ihrer Jugend, da sie ihre Pflegeeltern mehrfach bestohlen hatte, Erziehungsanstalten überwiesen worden und hatte dann zeitweise ein Dirnenleben geführt. Von zwei unehelichen Kindern war das eine bald gestorben, während sie den Aufenthalt des zweiten nicht anzugeben weih. Gegenwärtig sieht sie wiederum der Niederkunft entgegen. Sie gibt an, sie habe den Juwelier nicht töten, sondern nur betäuben wollen; es habe ihr bei der Tat gegraut, aber sie habe in Not gehandelt und sich nicht anders zu helfen gewußt. Die Verhandlung wurde am Samstag zu Ende geführt. Die Psychiater und Ee- richtsärzte stellten fest, die Angeklagte sei zweifellos eine moralisch minderwertige Person und infolge ihres Berufes als Bardame eine Alkoholikerin. Daß sie ethisch und moralisch nicht hoch stand, daran seien wohl auch zum großen Teil die Männer schuld, unter deren Einfluß sie geraten war. Der Staatsanwalt erklärte, sie sei so geworden teils infolge unglücklicher Familienverhältnisse und verkehrter Erziehung, teils aus eigener Schuld. Sie sei zwar keine Dirne, aber auch nicht viel besser als eine Dirne, so häufig habe sie den Liebhaber gewechselt. Von Stufe zu Stufe gesunken, habe sie erst gestohlen, dann einen schweren Raubanfall verübt, der
eine große Ähnlichkeit habe mit einem.Raubznordoer- such. Zweifellos liege ein schwerer Räubversuch, nicht bloß eine Körperverletzung vor. Der Verteidiger be- zeichnete Not und Hunger als die Triebfedern der Tat. Es liege eine geminderte Zurechnungsfähigkeit vor, die strafmildernd wirken müsse. Die Geschworenen bejahten die auf erschwerten Raub gerichtete Schuldfrage, und billigten der Angeklagten mildernde Umstände zu. Der Staatsanwalt beantragte eine Gefängnisstrafe von vier Jahren und volle Anrechnung der Untersuchungshaft, der Verteidiger eine bedeutend mildere Strafe. Das Urteil lautete auf vier Jahre Gefängnis, wovon sechs Wochen Untersuchungshaft in Abrechnung kommen. Die Angeklagte erklärte sofort, daß sie die Strafe annehme.
Landwirtschaft und Märkte.
Stuttgart, 25. Nov. Landesproduktenbörse. Die Stimmung auf dem Getreidemarkte hat sich in abgelaufener Woche wiederum ruhiger gestaltet, da sämtliche Ausfuhrländer mit dringenden Angeboten herauskamen und dieselben auch ihre Preise ermäßigten. Außerdem verstimmten die großen Abladungen nach Europa und die starken Zufuhren von inländischer Ware. Die heutige Börse war gut besucht und es zeigte sich bei den billigeren Preisen mehr Kauflust, insbesondere auch deshalb, weil nach heute vorliegenden Nachrichten die politische Lage wieder kritischer angesehen wird. Wir notieren:
Weizen, württ.
SO —
bis
22. -
-^7
„ fränk.
21 —
„
22.—
„ bayr.
21.—
„
23.—
Weizen Rum.
23.50
24.—
., Ulla
23.50
24.—
„ Saxonska
23.50
24.—
„ Azima
23.50
„
24 —
„ Laplata
22.50
„
23.50
„ Kansas 11
23.75
„
24.25
Kernen, neu
20.—
„
22.—
Dinkel, nom.
14 —
„
16.—
Roggen
16.50
19.—
Geffte, pfälz.
2V.—
„
21.50
„ bayr.
21.50
„
22.50
„ Tauber
22.—
22.50
„ fränk. Futtergerste
22 —
22.50
16.50
„
17.25
„
Hafer, mürtt.
16.—
„
19.25
„ amerik.
20.25
20.50
„
„ russ.
20.50
„
21.75
Mais, Laplata
15.50
„
15.75
Tafelqries
34 —
„
34.50
„
Mehl 0
34 —
„
34.50
1
33.—
33.50
2
32 —
32.50
3
30.50
31 —
„
4
27.50
28.—
.Kleie
9.50
10.—
„
netto Cassa ohne Sack.
Pforzheim, 23. Nov. Der heutige Schweinemarkt war befahren mit 41 Ferkelschweinen. Verkauft wurden alle. Preis per Paar 36—42 Mark.
Nagold, 23. Nov. Dinkel neuer 7.30 7.10 7.—, Weizen 13.— 11.45 10.—. Roggen 11.— 10.23 9.50, Gerste 9.— 8.90 8.80, Haber 8.30 7.64 7.—. Viktua- lienpreise : 1 Pfund Butter 1.25—1.30 -4l. 1Ei 10 L.
Herrenberg, 23. November. Auf den heutigen Schweinemarkt waren zugeführt: 75 Stück Milch schweine: Erlös pro Paar 49—52 Mark. 42 Stück Läuferschweine: Erlös pro Paar 60—100 Mark. Verkauf: flau.
Freudenstadt, 23. Nov. Der heutige Markt war mit Kartoffeln, Kraut und Obst gut befahren. Für Kartoffeln wurden bezahlt 2.25—2.40 -4t per Ztr., für Rundkraut 5—7 ^, Blaukraut 8—10 ^ per Kopf, Taseläpfel 6—8 H per Pfund, Butter (kleine Ballen von 1 Pfd.) 1.W -4t, Btter (großer Ballen von mehreren Pfd.) das Pfd. 1.15 -4t, frische Eier 10 per Stück, Kisteneier 2 Stück 17 ^.
Ulm, 22. Nov. Der Pferdemarkt am 19. und 20. November war mit 617 Stück Pferden befahren, die durchweg ein gutes Material darstellten. Insbesondere waren schwere Arbeitspferde sehr preiswert vertreten. Der Handel war recht lebhaft und es konnten rund 350 Verkäufe festgestellt werden. Bei 1910 Mark höchstem und 90 Mark niederstem Preis wurde eine Gesamtsumme von 360 000 Mark erzielt. Mehrere Posten Schlachtpferde wurden in die Schweiz verschickt.
Für die Schriftleitung verantwortlich: Paul Kirchner. Druck und Verlag der A. Oelschläger'schen Buchdruckerei.
Amtliche und Privatanzeigen.
K. Grundbuchamt Calw.
Verkauf eines Hausanteils.
In der Nachlaßsache der ft Friederike Kirsch, ledig hier, kommt deren Hausanteil, bestehend in:
> an Geb. Nr. 308 l s 0.9 qm. Wohnhaus und Hofraum an der Metzgergasse
angekaust zu 1200
am Montag, den 2. Dezember d. 2., vormitt. 11'/, Ahr,
auf dem hiesigen Rathaus zum zweiten- und letztenmal öffentlich zur Versteigerung. Liebhaber sind eingeladen.
Den 25. November 19l2.
Grundbuchbeamter:
Bezirksnotar Krayl.
Hektaren
ging am Sonntag von der Lederstraße bis zur unt. Marktstraße eine
Damenuhr.
Der ehrl. Finder wird gebeten, dieselbe gegen Belohnung in der Geschäftsstelle ds. Bl. abzugeben.
Ein tüchtiger, jüngerer
^ann
zu 2 Pferden per sofort gesucht.
Unteres Bad,
Liebenzell.
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8okort ein Inserat im „Lalvver TaZblatt" erscheinen ru lassen, clenn 8ie sickern sich ciaäurcli ein Zutes V/eilrnacktSAescliäst.