278. Amts- und Anzeigeblatt für den Oberamtsbezirk Calw. 87. Jahrgang.

AkscheinungSweise: Smal wöchentlich. Anzeigenpreis: Im OberanitS- krztrk Talw sür die einspaltige Borgiszeile 10 Pfg.. außerhalb desselben ILPsg.. Neümnen LS Pfg. Schluß für Jnseratannahmc 10 Uhr vormitiagS. Telefon 9.

2 )a§ 6 a/we/'

//r /rac^Lke^ 2er? erne auLLer-o^c/en?/rcZr r>r?e/VLLan?e, /o^a/Fese^r'e/r?/r'c^e KeFeöerr^er?,

c/en c/e/'^uZ/Ze^rn"

«/a/Fes?e//? an AZanc? Ferre/rZ/reHe^ ^ZcZen crrrck au/ §/-unt/ Fenauen ^rre//errL?rrrZr'u/NL, ö)/ent/rc^en.

T^ns/'e °^e§e^ erLe/rer? </owuL er'/rerr «'er'Zer-en Ker/rers uns^ sZeZerr Kemü^rrrrF, rZas Ar/wer ^«Fö/aZZ r'n serrre/n Ar/rcr/Ze Fa? unc/ öeFe/a eaL- «1«/°? ausruFe§?a/?en, aas/ r/reLe^erch/errZ/re^uriF </üil/?e, Zusammen mr? r/em wr'c^ZrFe/r anci rire/- Ler'ZrFen «//Femerrren <5?oA c/e?r rrrrs^e 2er?rrnF /KF?aF//c/r ör'eZeZ, a//en anL^en A?eanc/en srcZrer MMonrmen Lern.

Ä)e^ noc/r rrr'a^Z -^eser- cZes (^a/are^ ^«F- Z-/aZ?L /§?, c/er^ nrÖFe Ls/or-Z er'n ^öonne/nen? Z^r c/e/^ AosZ, öer c/er- §eLe/rä/?LL?e//e o«/e^ «Ze^ ^räFer-r'n Z»eL?e//en.

Amtliche Bekanntmachungen.

Bekanntmachung.

Die Maul- und Klauenseuche ist ausgebrochen in Schöckingen, Oberamt Leonberg.

Calw, den 25. November 1912.

K. Oberamt:

Amtmann Rippmann.

Handwerkerkurse.

Die K. Zentralstelle für Gewerbe und Handel beabsich­tigt, in den Monaten Januar, Februar und März des kom­menden Jahres folgende Handwerkerkurse abzuhalten:

1. für Bäcker:

in einfachen Garnierarbeiten, Dauer 10 Tage:

2. für Friseure:

Dienstag, de» 26. November 1912.

Bezugspreis: In der Stadt mit Trägerlohn Mk. 1.23 vierteljährlich. Post­bezugspreis für den Orts- und Nachbarortsncrkehr Mk. 1.20, im Fernverkehr Mk. 1.30. Bestellgeld in Württemberg 80 Pfg.. in Bayern und Reich 42 Pfg.

in Theater- und Damenfrisielen und Pcrückenmachen, Dauer 10 Tage;

3. sür Glaser:

a> im Aufreigen der verschiedenen Glaserarbeiten, Dauer 2 Wochen;

b) in Maschinenbehandlung, Dauer 1 Woche;

1. sür Installateure, Schlosser, Mechaniker usw.:

aj in der Installation elektrischer Schwachstrom- lcitungcn, Dauer 2 Wochen; b) in der elektrotechnischen Materialkunde und in der Ausführung einfacher Starkstrom - Jnstallations- arbeiten, Dauer 4 Wochen;

cf in der Installation von Gas- und Wasserleitun­gen, Dauer 2 Wochen:

5. für Maler:

a) in moderner Wandbemalung einschließlich Relicf- malerei, Dauer 2 Wochen;

b) im Lasieren von Hölzern, im Masericrcn und Mar­morieren, Dauer 2 Wochen;

c) im Schriftenmalen und Elasvergolden, Dauer drei Wochen;

6. für Sattler:

a) in der Herstellung gewöhnlicher Fuhrkummete, Dauer 1 Woche;

b) in der Herstellung englischer Kummete, Dauer eine Woche,

7. sür Schlosser:

in einfachen Kunstschlosserarbeitcn, Dauer 6 Wochen;

8. für Schneider:

a) im Musterzeichnen, Dauer 2 Wochen;

bj in praktischen Arbeiten, Dauer 2 Wochen;

9. für Damenschneider und Damenschneiderinnen:

im Musterzeichnen und in der Ausführung von Da­menkostümen (Jakette, Mäntel und Kostümröcke), Dauer drei Wochen;

10. für Schreiner, Glaser usw.:

af im Beizen und Färben von Hölzern, Dauer eine Woche;

b) in Maschinenbehandlung, Dauer 1 Woche;

11. sür Schuhmacher:

im Musterzeichnen, Zuschneiden und Schäftemachen, Dauer 3 Wochen.

12. für Steinbildhauer:

im Schriftzeichnen und Schriithauen, Dauer 1 Wochen;

13. sür Tapeziere:

af in der Ausstellung von Möblierungsplänen, im Entwerfen und Zuschneiden von Siosfdekorationen, in der Anordnung von Festdekorativnen, Dauer 2 Wochen:

bf im Linoleumlegen, Dauer 1 Woche; cf in modernen Polsterarbeiten, Dauer 3 Wochen.

Die Abhaltung weiterer .Kurse bleibt Vorbehalten.

Die angegebenen Kurse finden in Stuttgart statt. Im Fall genügender Beteiligung können jedoch Kurse für Tape­ziere im Linoleumlegen und in Polsterarbeiten, für Sattler im Kummetmachen, für Schreiner im Beizen und Färben von Hölzern, für Maler im Schriftenmalen und Glasver­golden, im Lasieren, Maserieren und Marmorieren, sowie Kurse für Schneider, Schuhmacher und Bäcker auch an an­deren Orten abgehalten werden, wenn an dem betreffenden Ort geeignete Unterrichtsräume samt Heizung, Beleuchtung und Reinigung unentgeltlich zur Verfügung stehen. Der Unterricht in sämtlichen Kursen ist ganztägig. Die Teilneh­mer haben während der ganzen Unterrichtszeit anwesend zu sein.

Zu den Kursen werden im Lande ansässige, selbständige Handwerker und ältere Gesellen, in erster Linie solche, welche sich selbständig zu machen im Begriff sind, zugelassen. An dem Vorbildungskurs für Installation von Starkstroman- lagen loben Nr. 1 lit. b) können in der Regel nur Schlosser, Mechaniker, Flaschner und Schmiede teilnehmcn, die eine praktische Tätigkeit in der elektrischen Installation schon durchgemacht haben; sie haben bei der Anmeldung hierüber den Nachweis zu erbringen.

Für die Teilnahme an den Kursen wird ein Unter­richtsgeld nicht erhoben. Außerhalb des Kursortes wohnen­den minderbemittelten Teilnehmern wird auf Ansuchen ein Beitrag zur einmaligen Her- und Rückreise an den Ort der Abhaltung des Kurses gewährt. Besonders bedürftigen, nicht am Kursort oder seiner näheren Umgebung wohnhaften Kursteilnehmern kann außerdem noch eine Unterstützung zu ihrem Mehraufwand, sür den Aufenthalt am Kursort ge­reicht weiden, wenn ihre besondere Bedürftigkeit nachgewie­sen wird und der Kurs länger als eine Woche dauert. Ge suche um Unterstützungen sind gleich bei der Anmeldung an­zubringen: nachträglich vorgebrachte Gesuche können in der Regel nicht mehr berücksichtigt werden.

Anmeldungen zur Teilnahme an den Kursen sind durch Vermittlung der Gemeindebehörde des Wohnorts oder durch Vermittlung des Vorstands einer örtlichen gewerblichen Vereinigung bis spätestens 15. Dez. 1912 an die K. Zentral­stelle für Gewerbe und Handel in Stuttgart einzureichen. Die Gemeindebehörden und die Vorstände der gewerblichen Vereinigungen werden ersucht, die Anmeldungen für jeden Kurs gesondert vorzulegen und bei der Vorlage sich darüber zu äußern, ob die Angemeldeten nach ihrer Ausbildung und ihren Fähigkeiten voraussichtlich in der Lage sind, mit Er­folg sich an den Kursen zu beteiligen, und ob ihre Zulassung befürwortet werden kann. Soweit die Angemeldeten wegen besonderer Bedürftigkeit um Beiträge zu den Kosten des Aufenthalts am .Kursort nachsuchen, wäre bei Vorlage der Anmeldungen auch Auskunft über die Vermögens- und Fa­milienverhältnisse der Gesuchsteller bezw. auch ihrer Eltern zu geben.

kichtenstem.

89- Romantische Sage von Wilhelm Haus'.

Höret weiter," fuhr er fort; ich sah herab auf das schöne Neckartal. Der Fluß zog wie sonst in schönen blauen Bogen hin, aber das Tal und die Berge schienen mir lieblicher, glänzender, die Wälder auf den Höhen waren verschwunden, die Wiesen waren nicht mehr, sondern von Berg zu Berg zog sich ein großer Garten voll grüner Reben, und im Tal sah man Obstbäume und schöne blühende Gärten ohne Zahl. Ich stand entzückt und schaute immer wieder hin, denn die Sonne schien freundlicher, der Himmel blauer und reiner, das Grün der Reben und Bäume glänzender als je. Und als ich mein trunkenes Auge erhob und hinüberschaute über den Neckar, da ge­wahrte ich auf einem Hügel am Fluß ein freundli­ches Schloß, das im Glanz der Morgensonne sich spiegelte, es lag so friedlich da, daß sein Anblick mei­ner Seele wohl tat, denn keine Gräben und hohe Mauern, keine Türme und Zinnen, keine Fallgatter, keine Zugbrücke erinnerte an den Zwist der Völker und das unsichere, wechselnde Geschick der Sterblichen.

Und als ich verwundert über den tiefen Frieden des Tales und jenes unbewachten Schlosses mich Um­satz, waren auch die Mauern meiner Burg ver­schwunden, doch hier wenigstens log mir der Traum nicht, denn ich sah gestern die Zinnen stürzen und

den Wartturm sinken. Kein Stein von Württemberg war mehr zu sehen, aber ein Tempel stand dort mit Säulen und Kuppel, wie man sie in Rom und Grie­chenland findet. Ich dachte nach, wie dies alles auf einmal so habe kommen können, da gewahrte ich Männer in fremder Kleidung, die nicht weit von mir standen und auf das Land hinabschauten.

Der eine dieser Männer zog vor den übrigen meine Aufmerksamkeit auf sich; er hatte einen schö­nen Knaben an der Hand, dem er das Tal zu seinen Füßen und die Berge umher und den Fluß und die Städte und Dörfer in der Nähe und Ferne zeigte. Ich betrachtete den Mann, er trug die Züge meines Bruders Georg und es war mir, als müsse er zum Stamm meiner Ahnen gehören und ein Württem- berger sein, er stieg mit dem Knaben den Berg hin­ab ins Tal und die anderen Männer folgten ihm in ehrerbietiger Entfernung; den letzten hielt ich auf und fragte ihn: wer jener gewesen sei, der dem Knaben das Land gezeigt habe? Das war der Kö­nig, sagte er und stieg den Berg hinab."

Der Herzog schwieg und sah die Ritter forschend an, als wollte er ihre Meinung hören; sie schwiegen lange, endlich nahm der Ritter von Lichtenstein das Wort und sprach:Ich bin fünfundsechzig Jahre alt und habe viel gesehen und gehört auf Erden und manches, worüber der menschliche Geist erstaunte, und wo ein frommer Sinn den Finger der Gottheit sah. Glaubet mir, auch die Träume kommen von

Gott, denn nichts geschieht auf Erden ohne Ursache. Es hat in alten Zeiten Seher und Propheten gege­ben, warum sollte nicht auch in unseren Tagen der Herr seiner Heiligen einen herabsenden, daß er einem Unglücklichen im Traume die dunkeln Pfor­ten der Zukunft öffnen und ihn einen Blick in künf­tige, schönere Tage tun lasse? Drum seid getrosten Mutes, Herr! Eure Feste hat der Feind verbrannt. Ihr habt an einem Tage ein Herzogtum verloren, aber dennoch wird Euer Name nicht verlöschen, und Euer Gedächtnis wird nicht verloren sein in Würt­temberg."

Ein König" sprach der Herzog sinnend,ist es nicht vermessen, jetzt, wo ich hinaus muß ins Elend jetzt an einen König meines Stammes zu denken? Kann nicht auch die Hölle solche Träume vorspiegeln, um uns nachher desto bitterer zu täuschen?"

Was zweifelt Ihr an der Zukunft?" sagte Schweinsberg lächelnd.Hätte einer Eurer ritter­lichen Ahnen , die auf Württemberg hausten, hätte einer wissen können, daß seine Enkel Herzoge sein, daß das weite schöne Land ihren Namen Württemberg tragen werde? Nehmet Euren Traum als den Wink des Schicksals hin, daß Euer Name in ferner, ferner Zeit auf diesem Lande blei­ben, daß die späteren Fürsten Württembergs die Züge Eures Etammes tragen werden".

Wohlan, so will ich hoffen," erwiderte Ulerich