! i Stuttgart, 2. Sept. (Der Königsprei s. Bei dem gestern auf dem Truppenübungsplatz Mün- 'singen abgehaltenen Königspreisschießen errang zum 3. Male die 12. Kompagnie des Inf.-Reg. Nr. 120 den Königspreis. Die Kompagnie hatte die höch­sten Treffergebnisse aufzuweisen, i j s Stuttgart, 2. Sept. (Die Arbeitslosi g - keit.) Die vereinigten Gewerkschaften Stuttgarts beschäftigten sich dieser Tage in einer Sitzung der Ortsverwaltungen und der Kartelldelegierten mit der gegenwärtigen Lage des Arbeitsmarktes. Bei der Besprechung über die Arbeitslosigkeit nahmen sie eine Erklärung an, worin es für die dringende Aufgabe der Gewerkschaften gehalten werden soll, rechtzeitig wirksame Maßnahmen gegen die Arbeits­losigkeit, durch Arbeitslosenzählungen, Schaffung von entsprechender Arbeitsgelegenheit und finanzielle Unterstützung der Arbeitslosen durch Staat und Gemeinde, zu treffen.

st Stuttgart, 2. Sept. (Eine Totenfeier.) Altem Brauche gemäß fanden sich gestern abend die hiesigen Krieger- und Regimentsvereine zu einer schlichten Gedächtnisfeier für die 1870 71 ver­storbenen und auf dem Fangelsbachfriedhof beer­digten Kriegsteilnehmer ein. An dem Zug, den eine Abteilung der Stadtgarde eröffnete, beteiligte sich in Vertretung des .Oberbürgermeisters Ge­meinderat Klein, Bürgerausschuhmitglied Dr. Wölz, zahlreiche Mitglieder der bürgerlichen Kollegien und eine große Anzahl aktiver und inaktiver Offiziere^ darunter Kriegsminister v. Marchtaler und der Kommandant von Stuttgart, Generalmajor von Steinhardt. Stadtpfarrer Pichler hielt die Gedächt­nisrede. Hierauf legte Hauptmann d. L. Kienzle namens des Stuttgarter Bezirkskriegerverbandsj, ebenso Hausverwalter Beck, der Vorstand des Krie- tzervereins König Wilhelm, einen von den bürger­lichen Kollegien Stuttgart gespendeten Kranz am Grabe nieder.

st Stuttgart, 2. Sept. (Todesfall.) Heute nacht ist in Carlsruhe in Schlesien die Herzogin AlexandrineMathildevonWürttemberg im Alter von 83 Jahren gestorben. Die Verewigtet durch deren Ableben der König und das gesamte Königliche Haus in Trauer versetzt worden sinhi. war geboren am 16. Dezember 1829 in Carlsruhe als Tochter des Herzogs Eugen von Württemberg und seiner zweiten Gemahlin, der Prinzessin Helene zu Hohenlohe-Langenburg. In stiller Zu­rückgezogenheit lebte die Entschlafene an ihrem Ge­burtsort. Als Aebtissin des adeligen Fräuleinstifts in Oberstenfeld b. Marbach a. N. hat sich Herzogin Alexandrine Mathilde während einer langen Reihe von Jahren durch umsichtsreiche Tätigkeit und un­ermüdliches Wirken große Verdienste erworben.

st Heilbronn, 2. Sept. (Zum Fall Burger.) Vom Stadtschultheißenamt geht dem Generalanzei­ger folgende Mitteilung zu:Gestern abend hat der aus dem Urlaub zurückgekehrte Stadtvorstand den Gemeinderat zu einer vertraulichen Besprech­ung der zur Zeit schwebenden Frage eingeladen. .Es wurde hiebei zunächst mit allseits lebhaftem Bedauern festgestellt, daß die in der letzten Zeit aufgetretenen Gerüchte über die Zahlungsschwie­rigkeiten des Stadtpflegers auf Wahrheit beruhen, insofern eine außerordentlich große Ueberschuldung vorliegt. Die Stadtverwaltung ist von den finan­ziellen Schwierigkeiten des Stadtpflegers jedoch nicht berührt, da sämtliche Kassen in vollster Ord-

M L«f«s»ucht. H

Hitz' im Rat,

Eil' in der Tat,

Bringt nichts als Schad.

Ein Geniestreich.

Nooelle von Rudolf Zollinger.

(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)

George Marshall versank in Nachdenken. Cr zweifelt« nicht mehr, daß Wyndham alle Einzelheiten seines kühnen Planes bereits bis ins kleinste erwogen habe, und wenn ihm auch noch lange nicht alles vollständig klar war, so fürchtete er doch, sich durch vieles Fragen als gar zu ein­fältig hinzustellen.

Die Persönlichkeit des anderen hatte ihn mit einem so schrankenlosen Vertrauen in seine geistige Ueberlegenheit erfüllt, daß er schon jetzt fest entschlossen war, blindlings z« tun, wa '''rtur Wyndham für möglich und ausführ­bar halten würde.

Ein einziges Bedenken nur glaubte er ihm nicht ver- fchweigen z» dürfen.

Tieg n vielleicht von der Voraussetzung au», Mister Wyndham, , ich mich von meiner Gesellschaft ganz nach meinem Belieben nach Mauritius schicken lassen kann. Das ist aber nicht der Fall. Man hat, wie ich bestimmt weih, schon einen anderen Techniker für die nächste Revisionsreise in die Südsee ausersehen, und man würde mich ohne allen Zweifel abschlägig bescheiden, wenn ich etwa darum er­suchte, mich statt seiner zu senden."

»Da, dürften Sie auch schon deshalb nicht tun, weil «» leicht Verdacht erregen könnt«. Wann soll denn Ihr Nachfolger feine Reise antreten?"

.2» UNgxMr f-ch, Mochso. wi« ich grdött -s-s."

nung sich befinden. Dagegen scheinen die von Burger aufgenommenen zahlreichen Darlehen und verschiedene von ihm verwaltete: Privatgelder voll­ständig seinen verunglückten Börsenspekulationen zum Opfer gefallen zu sein. Auch liegen schon Strafanzeigen wegen Betrugs geg.en ihn vor, so daß sich auch die Staatsanwaltschaft mit der Sache zu beschäftigen haben wird. Burger hat am Samstag sich von hier entfernt, angeblich um bei »ermöglichen Verwandten Geld zur Begleichung sei­ner dringendsten Verpflichtungen aufzutreiben, er scheint aber flüchtig gegangen zu sein. Die Verun­treuungen werden für Burger den Verlust seines Amtes zur Folge haben.

st Heilbronn, 2. Sept. (Der Fall Bu rger.) Die Staatsanwaltschaft erläßt heute einen Steck­brief hinter dem von hier verschwundenen Stadt­pfleger Burger. Der beantragte Konkurs über die Hinterlassenschaft Burgers wird nicht zur Durch­führung gelangen können, da keine Konkursmasse vorhanden ist. Er wurde deswegen vom.. Gericht abgelehnt.

st Heilbronn, 2. Sept. (Der Fall Burger.) Zu der Affäre Burger schreibt die Neckarzeitung unter anderem: Burgers Spekulationen waren seit Jahren in Heilbronn bei vielen Stellen und nicht bloß bei Banken bekannt, es war ihm^ wie uns versichert wird, darüber auch schon von der ihm Vorgesetzten Stelle vermahnender und war­nender Vorhalt gemacht worden, aber ohne Erfolg. Er hatte sich völlig verrannt in den Glaubens daß es ihm doch noch glücken müsse das ist der Glaube aller Spekulanten, und ebenso sicher teilte er in der Folge auch deren Schicksal: völliger finanzieller Zusammenbruch, wenn nicht noch mehri Lug und Betrug und Unterschlagung fremder Gel­der. Dieses Schicksal hat sich an ihm in geradezu erschreckender Weise erfüllt. Als seine eigenen Gel­der den Spekulationen zum Opfer gefallen waren, ging er an Freunde -und Bekannte mit dem Er­suchen um Darlehen; meist waren es 1500 Mk.; später auch mehr, die er sich ausbat und ange­sichts seiner Stellung auch erhielt. Er stützte diese Anleihegesuche, die er allmählich zu einem völligen System ausbreitete, schließlich auf die gewagtesten und unwahrsten Behauptungen. Man möchte fast glauben, daß Burger seine mißliche Gesang tlage selbst nicht recht überschaut hat. Darauf möchten wir auch die Tatsache zurückführen, daß er nicht sofort, als die Sache zum Zusammenbruch kam, und als sein Urlaub ihm verlängert wurde, das Weite gesucht, sondern bis zum letzten Augenblick sich an die Hoffnung einer Rettung geklammert hat. Ein solcher Optimismus ist gerade bei einem Mann nicht zu begreifen, der doch im Finanz­wesen Bescheid wußte. Daß die sämtlichen Kassen, die Burger für die Stadt in Verwaltung hatte) in Ordnung sind, ist ja erfreulich. Sehr bedauer­lich ist dagegen, daß unter den privaten Geschädig­ten auch viele sind, die um ihre Altersrücklagen oder sonst um sauer Erspartes kommen, und darin offen­bart sich die gemeine Gesinnung, die eine Begleit­erscheinung solch wilder Spekulationswut ist, daß ohne Unterschied alles diesem Moloch geopfert wird!, was erreichbar ist.

st Göppingen, 2. Sept. (Sturz vom Kirch­turm. Gestern stürzte der 30 Jahre alte Maler Anwärter vom Kirchturm in Zell ab und war nach einer Viertelstunde tot.

Dann müssen wir ihm also zuvorkommen. Sie wer» den Ihre Stellung aufgeben und einige Wochen vor dem anderen abreisen am besten schon in acht oder vierzehn Tagen, damit Sie unbedingt zur Stelle sind, wenn der Augenblick zum Handeln gekommen ist. Drüben müssen Sie natürlich so auftreten, als ob Sie noch immer im Dienst der Gesellschaft stünden. Da Sie den Beamten be­kannt sind, wird niemand daran zweifeln."

Es wäre kaum anzunehmen. Aber sowie der ander« einträfe, würde ich natürlich als Schwindler entlarvt sein."

Ach, bis dahin sind Sie längst wieder über alle Bergs und sind obendrein ein reicher Mann, der sich um die gut« oder schleckte Meinung der Leute keine Sorge zu machen braucht. Aber werden Sie denn auch wirklich zustande bringen, was ich von Ihnen erwart?"

Die Unterbrechung der Leitung meinen Oh, das wäre für jemand, der ungehindert und unbeo achtet arbeiten kann, gar nicht so schwer. Ich brauche nur di« beiden Hauptleitungsdrähte miteinander zu verbinden, daun kann der Strom, der sich zwischen ihnen ausgleicht, nicht mehr über diese Stelle hinausgehen und gelangt nicht in die Apparate. Ich kenne eine Stelle auf dem Telea chen- amt in Port Louis, wo das Kabel durch die Eroe in einen Keller hineinkommt und wo man eine solche Ver­bindung sehr leicht bewirken könnte, ohne daß eine Ent­deckung zu fürchten wäre."

Nun wohl, dann sehe ich kein Hindernis mehr, das uns abhalten könnte, die Sache in Angriff zu nehmen. Sie sind also bereit, gemeinschaftlich mit mir zu handeln 7"

Wenn Sie mir das nötige Vertrauen schenken ja."

Und Sie werden reinen Mund halten, auch gegen Mabel?"

Sie soll kein Wort von unserer heutigen Unterredung erfahren. Wie aber wird sie es aufnehmen, wenn sie hört, daß ich trotz meines ihr gegebenen Versprechens wieder nach Mauritius gehen will?"

Geloben Sie ihr, daß es das letztemal sein solle, und suchen Sie ihr klar zu machen, daß Sie um Ihrer Zukunft willen den Auftrag der Gesellschaft nicht ablehnen dürften."

! ^ Göppingen, 2. Sept. (Am Rande des Tv - des. Die Arbeiter Frank und Notdurft der Ma­schinenfabrik Schüler wurden, als sie an einem Gießofen beschäftigt waren, von Kohlengasen be­täubt. Gießmeister Allmendinger entdeckte die Be­täubung der beiden Arbeiter noch rechtzeitig, so daß sie durch Anwendung von Sauerstoffeinatmun­gen wieder ins Leben zurückgerufen werden konnten.

st Göppingen, 2. Sept. (Gut ab gelaufen.) Ein aufregender Vorgang spielte sich gestern am Sauerbrunnenübergang ab. Der Bahnwärter hatte die Schranken zur Hälfte herabgelassen, um einen Buben, der Enten zum Wasser führte, vollends! hinauszulassen. Zu gleicher sprang aber an der vorderen Schranke noch ein kleines Kind durchs Der Schnellzug nahte. Der Hütejunge brachte ras ch sich und seine Enten in Sicherheit, während das Kind mitten auf dem Gleis, auf dem dStz Schnellzug herankommen mußte, stehen blieb und sich über die Enten freute. Der Wärter hatte aber Geistesgegenwart genug, das Kind von seinem M- fährlichen Schauposten wegzureißen. Unmittelbar darauf fuhr der Zug durch. Auch in Maitis! ist noch in letzter Sekunde ein schweres UngWL verhütet worden. Der Schreiner Christ. Seitz von Hohenstaufen, ein schon älterer Mann, wollte das Gleis überschreiten, auf dem schon der Zug stand. Ein paar Schritte vor der Maschine kam er auf dem Gleis zu Fall, während das Zeichen zur Ab­fahrt des Zuges gegeben wurde. Der Zug war schon in Bewegung, als der Bahnhofvorsteher, der den Vorgang bemerkte, herbeisprang und den Seitz noch rechtzeitig, direkt vor der Maschine, auf den Perron hinüberzog.

st Ulm, 2. Sept. (Vieheinfuhrverbot.), Nachdem die Maul- und Klauenseuche in der öster­reichischen Bezirkshauptmannschaft Reutte ausge­brochen ist, wird die Erlaubnis zur Einfuhr von Rindvieh zu Nutz- oder Zuchtzwecken in die Ober­amtsbezirke Leutkirch, Ravensburg, Tettnang, Wald­see und Wangen für Herkünfte aus der genannten Bezirkshauptmannschaft bis auf weiteres zurückge­nommen, so daß nunmehr die Einfuhr von Rind­vieh zu Nutz- oder Zuchtzwecken aus dem ganzen österreichischen Kronland Vorarlberg untersagt und nur noch aus Tirol nördlich des Hochkamms der Alpen, übrigens mit Ausnahme der Bezirkshaupt­mannschaften Innsbruck-Land und Reutte gestattet ist.

st Friedrichshafen, 2. Sept. (Der Gast des Königs.) Der Prinz von Wales ist heute vormit­tag 11.17 Uhr mit dem' fahrplanmäßigen Eilzuge von Berlin zum Besuch des Konigspaares hier eingetroffen. Zum Empfang waren am Bahnhof der König mit dem Flügeladjutanten Major v. Rom anwesend. In Begleitung des englischen Thron­folgers befand sich Stallmeister Major Cadoganj sowie Polizeioberinspektor Hefter. 'Vom Bahnhof fuhr der Prinz mit hem König im offenen Wagen nach dem Schloß, wo die Königin den Prinzen begrüßte. Morgen vormittag 8.51 Uhr begibt sich der Prinz zu den Hochzeitsfeierlichkeiten nach Sig­maringen.

st Hechingen, 2. Sept. (Zurückziehung der Burgkompagnie.) Allerneuesten Entschließun­gen zufolge wird die Burgkompagnie auf dem Hohenzollern doch schon zum 1. Oktober zurück­gezogen und durch ein Wachkommando von 20 Mann ersetzt.

; Der Gedanke an die Trennung von dem abgöttisch ge«' liebten Mädchen fiel dem jungen Manne schwer auf di«

! Seele, aber er kam trotzdem nicht in Versuchung, das ge- ! gebene Wort zurückzunehmen. Die Begierde nach dem ! Reichtum hatte ihn zu mächtig erfaßt, als daß er sich ' ihrem dämonischen Einfluß wieder hätte entziehen können, i Mochte es immerhin eine unehrenhafte und zugleich ein«

! gefährliche Handlung sein, zu der er sich hergab, sein Ent- ! sch', sie zu "ollbringen, stand nichtsdestoweniger unum- ! stofflich fest. - wollte keiner von den blöden Narren sein, die das Glück an sich vorüberstreifen lassen, ohne es fest­zuhalten. Mit beide,n Händen wollte er zugreifen, und nicht seine Schuld sollte es sein, wenn es ihm etwa dennoch entschlüpfte.

Mit dem Versprechen, ihn an einem der nächsten Tage über die weiteren Einzelheiten seines heute in großen Zügen dargelegten Planes zu unterrichten, entließ Artur Wyndham seinen mehr vom Goldfieber als von dem schweren Wei' berauschten Gast, und er war Menschenkenner genug, uni zu wißen, daß der junge Techniker fortan vollständig in feinem L..:nn stehen und ein gefügiges, willenloses Werk- z >ig in seinen Händen sein würde.

4. Kapitel.

Zwei Tage später erschien Artur Wyndham als freudig begrüßter Mi6 ' " im Pensionat der Mistreß Grey und

erbat sich die E^auoi -, während der nächsten Wochen al» regelmäßiger Kostgänger kommen zu dürfen, da er voraus­sichtlich Hg. h hier in der Nähe zu tun habe. Er aing diesmal nicht George Maishall zusammen, sobald dieser durch seine V -chten zum Aufbruch genötigt wurde» sondern blieb im ^.traulichen Geplauder mit Mutter und Tochter zurück. Die kranke Dame, die gewöhnt war, nach Tisch ihr Schläfchen zu machen, gab indessen bald so deut­liche Zeichen einer unwiderstehlichen Müdigkeit, daß es Wyndham als eine Pflicht der Höflichkeit erscheinen mußte» siu> ebenfalls zu empfehlen. Er äußerte eine dahingehende Absicht, aber «r stieß damit auf Mabels entschiedenen Widerspruch.