* Stuttgart, 21. Aug. Der hier seit Montag tagende 8. Deutsche Esperanto-Kongreß schloß heute seine Arbeitssitzungen. Wie mitgeteilt wird, wird der nächste 10. Internationale Esperantokongreß in Paris abgehalten werden. Im Anschluß an den Kongreß tagte die Deutsche Post- und Telegraphen­vereinigung für Esperanto, die jetzt 350 Mitglieder umfaßt, sowie der Deutsch-akademische Esperanto­bund.

js Stuttgart, 21. Aug. (Vom Bahnhofs­umbau.) Die Um- und Erweiterungsbauten für die Bahnanlagen zwischen Stuttgart und Cannstatt werden gegenwärtig stark gefördert. Die alte Lud­wigsburgerstraße, die bisher den Fuhrwerksverkehr zwischen dem Hauptzollamt und der Retraitestraße vermittelte, wird nun auch aufgerissen. Die gro­ßen Eisenbetonwerke, die als Geleiseiüberführung über der Wolframstraße aufgeführt wurden, werden mit Erde eingeschüttet, ebenso die weiter unten liegenden Unter- und Ueberführungsünterlagen für die ver­schiedenen Linien. An der neuen Neckarbrücke sind alle Bögen fertiggestellt nnd für die 3 mittleren fehlt nunmehr noch der Geländeraufban. Die Vor­bauten für die Eisenbahnüberführungen über die Cannstatter Königsstraße sind so weit gediehen, daß ihre Oberfläche einer bausteinmäßigen Bear­beitung unterzogen werden kann. Zu beiden Seiten der Straße sind riesige Flankenpfeiler erbaut wor­den, an denen große Reliefarbeiten angebracht werden.

* Stuttgart, 21. Aug. Am Sonntag, den 31. August findet in Geislingen der Ob er schwä­bische Parteitag der Fortschrittlichen Volkspar­tei statt, auf dem Landtagsabgeordneter Schleef- Tübingen über den Landtag, Reichstagsabgeordneter Hähnle-Ulm über die Arbeiten des Reichstags, Landtagsabgeordneter Fischer-Heilbronn über Volk und Staat sprechen wird.

st Cannstatt, 21. Aug. (Kein Raubmord­versuch.) Es tauchten Zweifel auf über die Aus­sage des angeblich am Kernen überfallenen Feilen­hauers Joseph Kästner, der am Samstag abend 6 Uhr bis Sonntag mittag, bewußtlos im Walde gelegen sein will. Nunmehr scheint aus den Ver­nehmungen und einigen auffälligen Umständen her­vorzugehen, daß es sich um eine Räubergeschichte handelt, die der anscheinend hysterisch veranlagte und durch das Lesen von Kriminalgeschichten, viel­leicht auch durch allzu häufigen Besuch des Kinos in seiner Phantasie verwirrte junge Mann erfun­den hat.

st Ludwigsburg, 21. Aug. Im Alter von 83 Jahren ist hier der aus Murrhardt gebürtige, Generalarzt a. D. Albert v. Seeger gestorben. Er hat die Feldzüge von 1859, 1866 sowie von 1870 71 mitgemacht und war Ritter des Eisernen Kreuzes. In seiner aktiven Dienststellung war er 22 Jahre lang beim Dragoner-Regiment Königin Olga Nr. 25 und zuletzt Chefarzt des hiesigen Garnisonslazaretts. Im Jahre 1910 hat er seine goldene Hochzeit gefeiert.

st Heilbronn, 21. Aug. (Die Knabenleiche aufdenSchienen.) Die Persönlichkeit des Schü­lers, der auf den Eisenbahnschienen bei Böckingen tot aufgefunden wurde, ist jetzt als ein Sohn des Bauern Weber in Botnang bei Stuttgart ermittelt, der sich aus Furcht vor Strafe vom Elternhaus entfernt und bei seinen Großeltern in der Gegend

von Heilbronn aufgehalten hatte. Es steht immer noch nicht zweifellos fest, ob ein Unglücksfall oder Selbstmord vorliegt.

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* Allerlei. In Lorch wurde gestern früh auf dem Bahngleis die Leiche des früheren Bahnar­beiters Pfeiffer entsetzlich zugerichtet aufgefunden. Man vermutet Selbstmord. In Weingarten wurde am Samstag abend ein Knabe namens Den- ner von einem Fohlen geschlagen. Er erlitt am Kopfe bedeutende Verletzungen, denen er jetzt er­lag, ohne das Bewußtsein wieder erlangt zu haben. In Wehr lang bei Großholzleute wurde der 13 Jahre alte Sohn eines Oekonomsn im Stalle von einer Kuh derart auf den Unter­leib gestoßen, daß er, ohne das Bewußtsein er­langt zu haben, tags darauf den erlittenen in­neren Verletzungen erlag.

Ausland.

Vom Friedenskongreß.

st Haag, 21. Aug. Der Friedenskongreß hat heute auf Vorschlag seiner Kommission den Ent­wurf einer internationalen Polizei, der von einem holländischen Delegierten unterbreitet worden war, für unpraktisch erklärt und beschlossen, daß diese Frage auf der Tagesordnung des folgenden Kon­gresses bleiben soll. Das Bureau in Bern soll ersucht werden, eine Untersuchung einzuleiten über die möglichen Folgen der Maßnahmen zur fried­lichen Vollziehung insbesondere eines wirtschaft­lichen Boykotts sowie eine Zusammenstellung von Mitteln zur Vollstreckung von Schiedssprüchen aus­zuarbeiten.

Luftverbindung zwischen Heer und Flotte.

* London, 20. Aug. Zur Verstärkung der Lan­desverteidigung Großbritanniens werden demnächst neue Maßnahmen durchgeführt werden. Sämtliche Küstenbefestigungen und befestigten Häfen des Ber­einigten Königreiches sollen Luftschiffstationen er­halten. Zum Schutz der Admiralitätsdocks werden Flugstationen in Plymouth, Portsmouth und Mil- fordhaven gebaut werden. Eine besondere Kommis­sion von Offizieren der Armee und Flotts ist be­reits damit beschäftigt, die geeigneten Plätze für die Anlagen auszufechten. Jede Flugstation soll ein lentbares Luftschiff sowie Land- und Wasserflug­zeuge erhalten. Auf diese Weise soll im Kriegs­fälle eine ununterbrochene Verbindung zwischen den Landstreitkräften und der Flotte hergestellt wer­den. Die Küstengeschwader werden dv.rch die Re­serveflugzeuge des königlichen Flugkorps verstärkt werden, und diese werden unabhängig von den acht Geschwadern sein, die den Landtruppen zur Verfügung stehen sollen. Die übrigen Geschwader des Armeeflugkorps werden, sobald das notwendige Bedienungspersonal ausgebildet ist, zusammenge­stellt; zu diesem Zweck werden Flugschu'en in Upanon und East Church errichtet werden.

Die Vereinigten Staaten und Mexiko.

st Washington, 21. Aug. Senator Penrose brachte eine Resolution ein, in der Präsident Wil- ! son ersucht wird, die nächsten notwendigen Schritte ! zu tun, um amerikanische Trnppen zum Schutze >

MMtiüMkr »IN einer Szeansa-rt.

Am Tage vor der Abreise war der Schiffskoloß von kleinen Schleppern, die ihn wie Hunde das stolze Rennpferd umschwärmten, im Hafen gewendet worden, mit vieler Mühe, denn viel Raum steht trotz der gewaltigen Abmessungen der Bassins nicht zur Verfügung und mit jedem Nieter muß gerechnet werden. Die letzten Eisenbahn-Sonderzl.ge, die den großen deutschen Schiffahrtsgesellschaften von der Eisen­bahnverwaltung zur Abfahrt der großen Schnelldampfer bewilligt werden, sind eingelaufen, ein elegantes Publikum entsteigt ihnen und begibt sich die Ueberfahrt-Karten sind schon in Berlin, Wien, Budapest, Petersburg oder sonstwo eingekauft worden sofort an Bord. Letzte Nachzügler, die noch in der Hafenstadt ein Andenken an die alte Heimat oder ein Geschenk für liebe Angehörige, die sie drüben er­warten, kauften, treffen eilends ein, denn die dumpfbrausende Dampfpfeife hat bereits das zweite Abfahrtssignal gegeben. Weit ins Land hinein Hallen diese mächtigen Pfeifen und geben den Hafenstädten ihr eigentümliches akustisches Charakteristikum. Der ganze Dampfer bietet jetzt das Bild eines wimmelnden Menschenhamens. Nur wenige nach­denkliche und ernste Gesichter sind darunter, Kajüts- wie Deckpassagiere sind fröhlich und winken unausgesetzt mit weißen Tüchern den an Land Stehenden zu, die die Grüße der Scheidenden freundlich erwidern. Ta tönt Musik. Die Bordkapelle intoniert: »Muß i denn, muß i denn zum Städtlein hinaus* und wiederholt es immer und immer wieder, und immer wieder singt alles mit. Aber jetzt: .Achterlin' los* brüllt ein an Land befindlicher Arbeiter seinen Kameraden zu, und eilige Hände werfen die letzten den Dampfer haltenden Stahltroffen los. Sie plantschten schwerfällig ins Wasser und werden an Bord geholt. Da geht ein leises, kaum merkbares Zittern durch den gewaltigen

Körper des Schiffes, ein dumpfes Stoßen wird hörbar, in stürzendem Strahl stößt das Wafferloch an der Seile weißen Gischt von sich die Maschine arbeitet, der Dampfer fährt! Erst ganz langsam, kaum merklich gleitet er hinaus, vorsichtig hindurch zwischen den kleinen Fahrzeugen. Oku a auf der Brücke, im kostbar eingerichteten Karten- und Steuerhaus, spähen durch spiegelblanke Scheiben die klugen Gesichter des Kapitäns und seiner Offiziere. Jetzt :winnt der Dampfer frereres Fahrwasser, das Tempo wird eiliger, langsam ver­sinkt die Küste, nur die Kirchtürme grüßen noch ade denn Heimat, ade Europa!

Ter Kapitän, derSchiffer", wie er sich mit bescheidenem - mtitel selber am liebsten nennt, macht jetzt die Honeur- Runde. >ü fabelhaft, welch ausgedehnte Bekanntschaft der Mann k Man glaubt, er kenne das gesamte inter­nationale R.' .Publikum. Er kennt den Industriellen aus Deutschland- Westen, achtungsvoll grüßt er den hohen Staatsbeamten, mit dem amerikaist m Millionär, der ver­gnügt die " wmeidl stL stirze Pfeife raucht, tauscht er shake-handsst er kennt die Künstler und Künstlerinnen, oie drüben goldnen Lohn einheimsen wollen.

Und st - Zwischendeckspaffagiere, st- >- der Ferne das Glück zwinge'.. begrüßen ihn ehrerbietig wie

treuherzig-zutraulich.Herr Kavitän*, sagt ein Jüngling, den alles an Bo-d st höchstem interessiert,wie dick

ist denn eigentlich so'n Schornstein?" lacht, aber als

der Kapitän jovial antwortet:Tja m junge, da wird

woll eine Lokomotive bequem durchfahren rönnen", da ver­stummen sie plötzlich und blicken staunend zu den gewaltigen qualmenden Schloten auf.

Der Dampfer rast jetzt durch die Flut, die schäumend am hohen Bug sich aufwühlt. Westen Nerven es vertragen können, stattet mit Erlaubnis des Offiziers dem Maschinen­raum einen Besuch ab! Der erste Eindruck ist überwältigend.

der Ausländer nach Mexiko zu senden. Dies soll jedoch, wie die Resolution ausführt, kein unfreund­licher Akt gegen Mexiko sein. Die Resolution sieht die Bewilligung von 25 000 000 Dollars für die geforderten Schritte vor. Tie Debatte, die sich an diese Resolution anschloß, zeigte die Geneigtheit beider Parteien, die Politik des Präsidenten gut- zuheihen.

Marokko.

st Madrid, 21. Aug. Ein amtliches Telegramm meldet aus Larasch: Eine Erkundungsabteilung traf auf der Höhe von Meyebeh mit Eingeborenen zusammen. Es entspann sich ein Kampf, in dem ein Spanier getötet und elf verwundet wurden) darunter ein Leutnant.

Tie Unruhen in China.

* Peking, 21. Aug. Die Lage in Mittel- und in Südchina bessert sich täglich, doch verschlimmert sie sich in Szechuan. Auch Cheqgtu ist bedroht und auch die Aussichten für Westchina sind schlecht.

Bom Balkan.

Von den rumänischen Truppen und Verluste».

st Bukarest, 21. Aug. Um die Einschleppung der Cholera durch die zurückkehrenden Truppen zu permeiden, werden umfangreiche Maßregeln getrof­fen. Das Gros der Truppen befindet sich bereits in der Nähe von der Donau, die sie bei Korabia, Zimnioca nnd Magurelle überschreiten. Die Trup- venkörper, in denen Cholera festgestellt wurde, sol­len eine 5tägige Quarantäne an der Donau ein- halten, bevor sie in die Friedensgarnisonen ab­rücken. Einem amtlichen Bulletin zufolge, hat die Zahl d er Todesfälle in der Armee 6 Offiziere und 867 Mann betragen.

Die Serben.

st Belgrad, 21. Aug. Kronprinz Alexander ist heute früh aus Uesküü angekommen, um am Sonn­tag an dem feierlichen Einzug der Truppen teil­zunehmen. Das Amtsblatt veröffentlicht einen kö­niglichen Erlaß, durch den das Moratorium bis einschließlich 10. November verlängert wird. Die Demobilisation hat heute begonnen. Dis Post- und Telegraphenzensur ist aufgehoben worden. Im Ein­vernehmen mit der Regierung hat das Präsidium der Skupschtina die nächste Sitzung aus den 8. Ok­tober festgesetzt.

Bulgarische Meldung.

st Sofia, 21. Aug. Die griechischen Truppen^ die sich aus bulgarischem Gebiet zurückzogen, zwangen die Bevölkerung, ihnen zu folgen, indem sie die Besitzungen der Bulgaren in Melniki plün­derten und die Stadt in Brand steckten. Die Grie­chen nahmen Bulgaren als Geiseln mit sich fort.

Ein Balkan-Postvereiu.

* Athen, 21. Aug. Wie hier jetzt bekannt wird, i st in Bukarest zwischen den Vertretern Griechen­lands, Serbiens, Rumäniens und Montenegros "oie Idee eines Postvereins dieser Balkanstaaten nach dem Muster des zwischen Deutschland und Oester ­reich-Ungarn bestehenden im Prinzip angenommen worden. Gegen die spätere Zulassung Bulgariens würden die Balkanstaaten nichts einzuwenden ha-

Der Laie bekommt keinen Sinn in dieses gewaltige Durch­einander schlagender und greifender Kolben und Stangen. Der rasende Lärm macht jede Verständigung unmöglich. Die Maschinisten erhalten ihre Anweisung durch scharfe Klingelzeichen und optische Signale. Was die riesigen Ma­schinen zu leisten haben, davon bekommt man einen Begriff, wenn man bedenkt, daß 'täglich etwa 10 Waggons Kohle verfeuert werden! Der Antrieb durch Explosions-Motore» bei der Oel- und Petroleum-Feuerung zur Verwendung ge­langt, ist vorläufig noch ein Problem; es gibt erst einen einzigen Motor-Ueberseedampfer in Deutschland,Rolands­eck", der derHansa"-Linie in Bremen gehört und Australien-Fahrten macht.

Der rasende Lärm der gewaltigen Maschinen dringt nicht hinein in die eleganten Gesellschaftsräume der Kajütspaffagiere. Hier herrscht Ruhe, wie im erstklassigen vornehmen Hotel. Ein mondaines Leben entwickelt sich, nichts deutet darauf hin, daß man auf der Reise ist. Aber auch manche Tra­gödie entwickelt sich hier die häufigste ist immer die gleiche: ein sorgloser, junger Mann, dem ein Falschspieler das halbe Vermögen abgenommen hat, entpuppt sich plötzlich als Ge­heimpolizist von eisiger Ruhe, der das Nötige sofort veran­laßt ...

Was! Diese kleinen Klötze sind die gefürchteten Eis­berge?*

Der erste Offizier aber antwortet dem ärgerlich-enttäuschten Berliner:Vielleicht nur ein Zehntel der Größe des Eis­blocks sehen Sie, das andere ist unter Wasser. Und in dem einen Block da, der Ihnen nicht größer als ein Zweimaster erscheint (wir sind drei deutsche Meilen von chm entfemt) können Sie bequem zwanzigmal das Reichstagsgebäude neben­einander stellen.*

Das beliebteste Gesprächsthema, sowohl bei dm Kajüts- wie bei den Deckspassagieren, bildet immer der Unter-