Fernsprecher Nr. 11.

1877.

Lie LeMsrrsgsbe ^stet sirNeljKhrlich e« B«r!r! Nagold und Aschdarsrtrverkehr Mk. 1L8

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: .SchnM-Mder SimlWblatt"

Nr. 186

Ausgabe in Altenstrlg-Stadt.

Dienstag» den 12. August

Amtsblatt für Pfalzgrafenweiler.

1913.

Me es im MM weiter geht.

Auf die künftige Entwicklung der Dinge am Balkan können die Völker Europas einen stärkeren Einfluß nach der friedlichen Seite hin ausüben, wie ihre Regierungen, wenn sie bei den bald zu erwartenden Anleihen die Taschen fest zuhalten. Ohne Geld kann mit Ausnahme von Rumänien keiner der Kriegs-Akteure etwas anfangew, und wenn auch die Berechnungen von den Menschen- und Geldverlusten, die neulich ein Kriegs-Korre­spondent ausstellte, weit übertrieben ist, so bleibt doch so viel richtig, daß die neuerworbenen ver­wüsteten Gebiete sehr viele Barmittel erfordern, die in verstärk geleerten Kassen nicht mehr zn sin- den sind. Und da alle Teilnehmer an den Feld­zügen wissen, daß das letzte Wort noch nicht ge­sprochen ist. so werden sie auch für die Verstärkung ihrer Armeen große Aufwendungen machen!) die ebenfalls aus neuen Anleihen genommen werden müssen. Es fehlt unter den Großmächten nicht an solchen, die bereit sind, Geld herzugeben, wenn sich .die Balkanstaaten ihnen verschreiben. Beson­ders Frankreich hat keinen dringenderen Wunsch, als hierin seine Tätigkeit zu entfalten) aber es muß ini Auge behalten werden, daß eine solche Finanz-Politik nicht nur für den Ehrgeiz der Völ­ker da unten, sondern auch für den Frieden Euro­pas, gefährlich ist. Plötzliche Ueberraschungssn sind auch noch leicht möglich.

Es liegt auf der Hand, daß die heutigpn Grenzen, wie sie der Frieden von Bukarest- geschaf­fen hat, nicht lange bestehen werden. Das neu zu schaffende Fürstentum Albanien ist ein schwäch­liches Kind. Serbien und Griechenland haben ihm zu viel abgezwackt, als daß es eine gedeihliche Entwicklung nehmen könnte. Serbien will seinen Zugang zum Adriatischen Meere dringender wie je, die Teilung der Küste des ägäischen Meeres, wie sie zwischen Griechenland und Bulgarien voll­zogen worden ist, ist nicht natürlich. Die türkische Herrschaft in Europa steht, auch wenn Adrianopel in ihrem Besitz bleiben sollte, auf schwachen Füßen, und so sind denn genug Tatsachen vorhanden, die die frommen Friedenswünsche sehr, gar sehr be­einträchtigen werden.

Die erste Macht auf der Balkanhalbinsel ist Rumänien geworden, das aber als Volk von allen übrigen Nationalitäten wenig respektiert wird. Girie- chen und Serbien haben früher die Bulgaren auf das bitterste gehaßt, und dieser Haß ist auch durch den ersten Balkankrieg nicht beseitigt worden: das zeigte die bestialische Weise, wie der zweite Bal­kankrieg geführt worden ist. Endlich sehen die Griechen wieder auf die Serben herab, und in Athen betrachtet man sich als den allein berechtig­ten ^rben für Konstantinopel. Und wie die grie­chische Politik trotz ihres früheren militärischen Miß­erfolges gegen die Türkei sofort wieder Ansprüche aus Kreta erhob, so wird sie auch Könstantinopel nicht außer Acht wsstn. Grimmig ist der Haß des Bulgaren gegen s . jetzigen Ueberwinder, und es ist schwer zu st""', wohin er nicht führen mag.

Die Erklär, ist bisher für den bulgari­

schen Sturz gegebe.. sind, befriedigen noch immer nicht, ebensowenig )e, weshalb die Großmächte bei der Theorie stehen geblieben sind. Die Ge­rüche, daß König Ferdinand nbdanken wolle, sind für ui. 'chtig erklärt, aber doch wieder aufge- tauch-t; kein Mensch weiß, was sich eigentlich hin­ter den Kulissen zugetragen hat. Der König hat im ganzen Verlar" " '--r Regierung einer uferlosen Politik seiner Min.,^ ehr wirksam vorzubeugen gewußt: es ist selts>- daß ihm dies gera^, in der kritischen Zeit vor Anfang des zweiten Balkan- kricges nicht )en 'st. Da müssen sich Dinge im eueren politischen Leben Bulgariens abgespielt haben, die die Willenskraft oder die Selbständig­keit Ferdinands gelähmt haben. Wir wollen ab- warten. wie lange die Ruhe in Sofia dauert) und die Lichtung des Dunkels einst zu Ereignissen führt, welche die Großmächte zwingen, aus ihrer Zurückhaltung herauszutreten.

Wenig bekannt ist, da tz es für die dem Könige Ferdinand nicht geneigten Kreise einen besonderen bulgarischen Thronkandidaten gibt. Das ist der Sohn des Fürsten Alexander, des 1866 verratenen ersten Herrschers von Bulgarien. Dieser, der in der steiermärkischen Hauptstadt Graz in seinen be­sten Jahren gestorben ist,, nahm nach -seltner Thron­entsagung den Namen eines Grafen Hartenau ast, heiratete die Opernsängerin Loisinger, trat in öster­reichische Dienste und war bei seinem Tode Re­giments-Kommandeur. Da die Bulgaren das Thronsolgerecht nicht von ebenbürtigen Heiraten ab­hängig machen, so stände an sich einer Thron­folge des jungen Grafen Hartenau nichts iw Wege. Das Wahrscheinliche ist allerdings, daß der heu­tige Kronprinz Boris einmal der Nachfolger seines Vaters Ferdinand werden wird.

Landesnachrichten.

* Vortrag. Der von der Leitung der -Stutt­garter Feriensahrer angekündigte Vortrag, war ge­stern abend sehr gut besucht und die "Turnhalle dicht gefüllt. Einer der Ferienfahrtleiter, Sekre­tär Haußman n aus Stuttgart, hielt einen zeitge­mäßen Vortrag über das',was die Pfadfinder wol­len." Er schilderte die Entstehung der Pfadsinder- oewegung in England, ihre Ausbreitung und Ziele re. Kinematographische Vorführungen ergänzten den Vortrag. Mit großem Interesse verfolgten die zahlreichen kleinen und großen Besucher, sowohl die Ausführungen des Redners, als auch die Vorführ­ungen über das Pfadfinderleben, die von Inter­esse unterhaltend waren.

* Uebertragcn wurde eine wissenschaftliche Hauvtlehrstelle an hem Lehrerseminar in Nagold dem Seminaroberlehrer Bauser daselbst!, unter Verleihung des Titels eines Professors.

* Aufnahmeprüfung für die Lehrerseminare. Auf

Grund der im Juli abgehaltenen Aufnahmeprüf­ung für die Lehrerseminare sind u. a. nachstehende Zöglinge als ordentliche Schüler in die Lehrer­seminare in Heilbronn und Nagold, sowie in die private Lehrerbildungsanstalt sin Backnang ausge­

nommen worden: Beutler, Karl, von Nagold, Braun, Gottlieb-,- von Beihingen OA. Nagold, Buob, Philipp, von Altensteig, Dürr, Gotthilf, von Sulz OA. Nagold, Hitler, Gustav, von Walddorf, Kel­ler, Philipp, von Agenbach, Schleeh, Wilhelm, ovn Creßbach. Stahl ,Gottlieb, von Pfalzgrafenweiler, Waidelich, Georg, von Oberkollwangen, Werner, Hermann, von Altensteig, Wizemann, Friedrich, von Altensteig und Kempf, Wilhelm, von Rotselden.

* Die spanischen Schatzschwindler sind fortge­setzt an der Arbeit und suchen Leutes die ihr Geld los werden wollen. Dieser Tage erhielt ein hiesiger Bürger ein Schreiben, warin die alte Ge­schichte erzählt wird, es lagere ein Koffer auf einem franz. Bahnhof mit 800000 Franken, der Brief­schreiber sei Gefangener und bitte um Hilfe zur Erlangung des Koffers. Der Briefschreiber ver­spricht als Belohnung den dritten Teil der Summe- und bittet um telegr. Antwort nach Barcelona und um die Hinreise, damit durch Bezahlung der Pro­zeßkosten das mit Beschlag belegte Gepäck mit den 800 000 Franken ausgelöst werde usw. ... Da die Schwindeleien immer wieder auftauchen, scheinen sie auch immer wieder Leute derjenigen Gattung zu finden, die nicht alle werden.

st Rottweil, 11. Aug. (Wilderer.) Gestern kursiertep hier die widersprechendsten Gerüchte von der Erschießung eines Wilderers bei Dunnin- gen. Wahr scheint an der Sache nur zu seinh daß von einem Rottweiler Jagdpächter drei Per­sonen mit Gewehr aus seinem Revier bemerkt wurden und der Pächter in Gegenwehr geschossen hat, ohne daß jedoch ernstere Verletzungen vorge­kommen sind. Die Staatsanwaltschaft leitete noch am Samstag abend die nötigen Schritte ein.

st Schwenningen, 11. Aug, (Der sozial­demokratische Kandidat.) Wie der Baarzeit- ung von sozialdemokratischer Seite mitgpteilt wird, hat eine gestrige Vertrauensmännerversammlung der Partei in Rottweil einstimmig den Schwennin- ger Gemeinderat Flaig wieder zum Kandidaten in der LandtaHsersatzwahl aufgestellt.

st Stuttgart, 11. Aug. (Der neue Ver­band s s ekr e tär.) Mit 126 gegen 6 Stimmest hat der alte Eisenbahnerverband den Parteisekre­tär der Bolkspartei und Landtagsabgeordneten Fi- scher-Heilbronn zum Sekretär als Nachfolger Eugen Roths gewählt.

st Stuttgart, 11. Aug. Im Untersuchungsge­fängnis des Kgl. Amtsgerichts sitzen etwa 2 5 Zu­hälter, die ihrer Aburteilung harren. In letz­ter Zeit wurden beinahe jede Woche 3 oder 4 Zu­hälterprozesse geführt und trotzdem tut das dem Zuhälterunwesen in Stuttgart keinen Abbruch.

st Heilbronn, 11. Aug. (Organistenkurs)) -Das Ev. Konsistorium beabsichtigt, während der Zeit vom 25. August bis 18. September dieses Jahres hier unter der Leitung des Seminarober­lehrers Schiäffer einen Kurs zum Zweck der theo­retischen und praktischen Weiterbildung im Orgel­spiel zu veranstalten. Die Zahl der Teilnehmer ist auf 12 festgesetzt. In erster Linie kommen Leh­rer in Betracht, die gegenwärtig ein Organistenamt bekleiden. Die Kursteilnehmer erhalten ein Tag- geld von 4 Mk. und Ersatz der Reisekosten. Or­ganisten , die an dem Kurs teilzunehmen wünschen, haben ihre Gesuche, über deren Inhalt das Amts­blatt .des Konsistoriums nähere Mitteilung macht, bis 10. August durch den Vorsitzenden des Kirchen­gemeinderats und das Dekanat bei dem Konsistorium einzureichen.

st Eltwangen, 11. Aug. (Unteroffiziers­schule.) Das K. Ministerium hat als Sta" der in Württemberg neu zu errichtenden Uin^ zier-Bildungsanstalt Ellwangen bestimmt.

st Reichenbach, OA. Geislingen, 11. Aug. (Der Würgengel.) Vor 6 Jahren sind der hiesigen Küsersfamilie Schur innerhalb weniger Tage 4 Kin­der infolge Diphterie gestorben. Gestern wurde ihr durch die gleiche Krankheit das einzige 6- jährige Töchterchen entrissen.