fliegen können, doch blieb sie treu bei ihren Jungen, über die sie schützend die Flügel gebreitet hatte, und verbrannte so mit ihnen. Hilfe von Seiten der Zuschauer kam zu spät. '
ff Obertürkheim. 22. Juli. (U e b e r f a h r e n.j Auf einem Bahngleis der Maschinenfabrik Mettingen wurde gestern abend einhalb 6 Uhr der 62 Jahre alte Schmied Georg Schäfer aus Eßlingen von einer Rangierabteilung überfahren. Beide Füße wurden ihm unterhalb des Knies vollständig abgefahren. Der Verunglückte wurde nach Eßlingen ins Krankenhaus gebracht.
ff Schnaitheim a. B., 22. Juli. (Unfall beim Tu rnse st.) Als der Arbeiterturnverein seine Fahnenweihe beging, ereignete sich bei einer schweren Uebung ein Unfall dadurch, daß ein Turner aus Aalen vom Reck stürzte und so unglücklich fiel, daß er den Arm brach. Er wurde sofort in ärztliche Belwndlung gebracht.
st Eislingen, OA. Göppingen, 22. Juli. (Tödlicher L turz. Der verheiratete Gußputzer Reichart von Kleineislingen wollte in der landwirtschaftlichen Maschinenfabrik von W. Speiser in Göppingen einen herabfallenden Riemen wieder auf die Scheibe bringen. Er stürzte rückwärts von der Leiter ab und erhielt so schwere Verletzungen am Kopf, daß er ohne das Bewußtsein wieder erlangt zu haben, verstarb.
ff Geislingen a. St., 22. Juli. (Landeskirchengesangfest.) Am 11. Oktober wird der Verband der evangelischen Kirchengesangvereine Württembergs hier sein diesjähriges Landeskirchengesangsest abhalten. Es werden dazu 600 bis 700 Länger aus allen Teilen des Landes erwartet.
ff Vom Bodenfee, 22. Juli. (Seglerunsa l lf) Ein mit drei Konstanzer Schülern besetztes Segelboot ist in der Nähe von Waldhaus Jakob gekentert. Zwei der Insassen wurden von einem vorbeisahren- den Segler, der dritte durch das vom Dampfschiff Stadt-Ueberlingen ausgesetzie Rettungsboot gerettet.
-t- -P * -
Zu dem Mord auf den Fildern.
ff Plattenhardt, a. F., 22. Juli. 26 Jahre alt war der von den beiden Wilderern ermordete Forfk- anwärter Wilhelm Klingler und stammt aus Jm- merich bei Korb im Oberamt Waiblingen. Er ist der Sohn eines Forstwarts. Die nähere Untersuchung ergab, daß er selbst zweimal geschossen Hatz daß aber auch die Wilderer mehr als einmal schossen und ihr Opfer offenbar nicht gleich trafen. Mack und Ruck sprechen jetzt davon, beim Ringen mit dem Klingler sei das Gewehr losgegangen und sie seien an dem tödlichen Schuß nicht schuld. Der Leichensund ergab jedoch außerdem, daß Klingler von dem Schuß nicht sofort getötet wurde, weshalb die Mörder ihm mit einem Gewehr die Schädeldecke einschlugen und dabei sogar das Gewehr im Lauf abbrach. Der Schuß, den Klingler erhielt, sitzt in der rechten Brustfeite. Die Gewehre waren ungefähr 3 Kilometer vom Tatort unweit des Ortes Plattenhardt vergraben. Der Streifschuß, den Ruck erhielt, sitzt, wie gemeldet im Ellbogen. Die meisten Schrote dieses Schusses wurden in einem Baumstamm gesunden. Ruck kann den Streifschuß nur bei ausgehobenem, d. h. schußbereitem Arm erhalten haben. Er sowohl wie sein § Spießgeselle Mack waren als Wilderer bekannt. Die Leiche Kling-
lers befindet sich zur Zeit in Waldenbuch. — Der Vater des ermordeten Forstanwärters Klingler ist durch das schreckliche Ende seines hoffnungsreichen Sohnes wie gebrochen. Der Schlag trifft ihn um so härter, als er früher schon einen Sohn verloren hat, der durch unvorsichtiges Schießen aus dem Leben schied. Die Leiche des Erschossenen dürfte von den Behörden morgen zur Beerdigung sreige- geben werden.
Tos Erdbeben
vom letzten Sonntag hat, wie aus verschiedenen Nachrichten hervorgeht, doch auch nennenswerten Schaden verursacht und es hätte nicht viel gefehlt/ so wäre dys sonntägliche Erdbeben zu einer Katastrophe geworden. Bon Lorch wird gemeldet, daß die dortige Klosterkirche bedeutenden Schaden genommen hat und daß auch sonstige Gebäude, wie das Kameralamt u. a., Schaden genommen haben. In Truchtelfingen sind in der Kirche, die schon beim letzten Erdbeben gelitten hatte, am Turm weitere Risse entstanden und ein Teil der Wand fiel herunter. Dieser Kirchturm befindet sich jetzt in einem Zustande, daß er einem 2 , ebenso starken Erdstoß nicht mehr standhalten kann. Die in der Kirche befindlichen Leute eilten panikartig hinaus. In Voll bei Hechingen wurden viele Häuser zerrissen, Dächer und Schornsteine beschädigt. Auf dem Friedhofe zu Maria Zell am Fuße der Zollerburg sind mehrere Reihen Grabsteine nach der westlichen Seite gedreht worden. In Rammin gen OA. Ulm wurde die Kirckie während des Gottesdienstes in ihren Grundfesten derart erschüttert, daß das ganze Gebäude ins Wanken kam und eine Panik entstand. Alles drängte nach den Kirchentüren, wo ein allgemeines Stocken und Drängen erfolgte. Mehrere Frauen kamen zu Fall und erlitten leichtere Verletzungen.
Deutsches Reich.
ff Köln, 22. Juli. Zu der Meldung des „Petit Parisien", daß am letzten Sonntag in Nancy 12 Fahnenflüchtige verschiedener Regimenter eingetroffen seien, die in die Fremdenlegion eingereiht zu werden wünschten, erfährt der Berliner Korrespondent der „Kölnischen Zeitung", daß an amtlicher Stelle von dieser angeblichen Massensahnenflucht nicht das Mindeste bekannt sei.
ff Bremen, 22. Juli. Wie die „Weserzeitung" meldet, ertranken gestern infolge Kenterns des Fahrbootes, das mit 15 Arbeitern besetzt war, 2 Arbeiter im hiesigen Jndustriebezirk.
Ein schweres Grubenunglück.
st Köln, 22. Juli. Die „Köln. Volksztg." meldet aus Aachen: Heute mittag um 12 Uhr ereignete sich aus der Zeche „Carolus Magnus" in Ubach bei Geilenkirchen ein schweres Grubenunglück. Die neuen Schachtanlagen des Steinkohlenbergwerks stürzten ein. 1 Steiger und 14 Bergleute wurden verschüttet: 1 Bergmann konnte sich retten. Die Verschütteten dürsten sämtlich verloren sein, da etwa 40 Meter Erde eingestürzt sind. Die Rettungsarbeiten wurden unverzüglich ausgenommen. Die Grubenverwaltung glaubt, daß der Einsturz eine Folge eines Wolkenbruchs ist, der vor kurzer Zeit dort niederging und dessen Wassermafsen große Löcher in den Schacht gerissen haben.
Tie Folgrn des Falles Krupp.
st Berlin, 22. Juli. Der Reichsanzeiger veröffentlicht folgende Bekanntmachung des Kriegsministers vom 15. Juli 1913: Es wird hiermit zur allgemeinen Kenntnis gebracht, daß den Unteroffizieren und Mannschaften der Armee dienstlich verboten ist, innerhalb ihrer eigenen oder einer fremden Truppe oder Behörde Zivilpersonen oder den Handwerksmeistern der Truppen und der militärischen Anstalten usw. zur Ausführung des Gewerbebetriebs Beihilfe zu leisten, insbesondere durch Vermittelung oder Erleichterung des Abschlusses von Kaufgeschäften, Versicherungsverträgen und dergleichen. Den Unteroffizieren und Mannschaften ist befohlen, von jeder an sie ergehenden solchen Aufforderung den Vorgesetzten Meldung zu machen.
Ausland.
st Lissabon, 22. Juli. Es wurden neue Verhaftungen vorgenommen und mehrere Bomben beschlagnahmt. Wie die Blätter melden, wurde ein neues Komplott entdeckt, durch das mehrere Unteroffiziere des 1. Artillerieregiments kompromittiert sind. In Lissabon und in den Provinzen herrscht vollkommene Ruhe.
st Jacksno (Mississippi), 22. Juli. In Oakleh, 20 Meilen von hier entfernt, brach gestern nacht auf einer Sträflingsfarm Feuer aus, wobei 3,5 Ne- gerstp'äflinge den Tod in den Flammen fanden.
Das Wetter in der Schweiz.
* Aus der Schweiz, 18. Juli. In den Bergen herrscht seit vier Wochen schlechtes Wetter. Seit dem 19. Juni hatten wir in der Schweiz nur drei Tage ohne Niederschläge: 30. Juni, 1. und 13. Juli. Die meteorologische Zentralanstalt in Zürich hat seit dem 19. Juni eine Regenmenge von 200 Millimeter registriert. Der Bodensee hat in den letzten Tagen infolge der starken Regengüsse einen ungewöhnlich hohen Wasserstand erreicht, und aus dem Vorarlberg wird auch bereits Hochwasser gemeldet. Auf den Alpen sieht es bös aus. Bis aus 1500 Meter herab ist Schnee gefallen; Bergün bot am 16. Juli das Bild einer vollständigen Winterlandschaft; in Davos blieb am gleichen Tage der Schnee auch auf den Straßen liegen, und auch im Engadin hatten sie Schneegestöber wie im November. An vielen Orten im Bündnerland mußte das Vieh wieder von den Alpen Heruntergetrieben werden, weil die Weiden mit Schnee bedeckt sind und die hungernden Tiere kein Futter finden können. Die Bauern in den Bergen leiden schwer. Eine Masse von gemähtem Gras liegt aus dem Boden und kann nicht gedörrt und eingebracht werden; das noch stehende Gras ist überreif und verfault. Das Bergheu wird vollends fehlen. Es sieht recht trübselig aus auf der vielbesungenen „Alm", und mit der Poesie des Aelplerlebens ists nichts in diesem Sommer. Die meteorologische Station aus dem 2500 Meter hohen Säntis meldet am 12. Juli eine Schneehöhe von 245 Zentimeter, ein Fall, der seit dem dreißigjährigen Bestand der Station noch nie zu verzeichnen war. Sogar im scheußlichen Sommer 1910 war die Schneemenge um diese Zeit einen halben Meter niedriger. Als Kuriosum, das für den Sommer 1913 sehr bezeichnend ist, mag erwähnt werden, daß am 13. Juli der kleine Suvrettasee im Engadin, der auf einer Höhe von 2400 Metern liegt/
Für jeden Menschen kommt der Augenblick,
In dem der Lenker feines Sterns ihm selbst Die Zügel übergibt. Nur das ist schlimm,
Daß er den Augenblick nicht kennt, daß jeder Es sein kann, der vorüberrollt!
Friedrich Hebbel.
Patristerblut.
Roman von Reinhold Ortmann.
(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten^
„An uns sur sich scheint die Vorstellung, daß es mit mir ein plötzliches Ende haben könnte, ja nicht gerade viel Erschreckendes und Aufregendes für dich zu haben."
„Findest du nicht, daß es müßig ist, diese Frage noch weiter zu erörtern?"
„Oh, durchaus nicht. Man kann niemals wissen, was geschieht. Und es hat schon mancher, der ebenso robust schien wie ich, in noch jüngeren Jahren ins Gras beißen müssen. Außerdem ließen sich ja auch noch andere Eventualitäten denken. Kurzum, ich will, daß du diese dir rechtmäßig zustehende.Summe behältst, und ich verweigere einer etwa beabsichtigten erneuten Hergabe an deinen Bruder oder an sonst jemanden rundweg meine Zustimmung."
„So werde ich eben ohne deine Zustimmung handeln müssen. In dieser Sache, bei der es sich vielleicht um die Ehre meines Bruders handelt, kann ich mir von niemandem Vorschriften machen lassen als-oon meinem eigenen Gewissen."
„uno wenn oaruoer yier aues zujammenbrache, würdef du die Rücksichten auf mich auch dann deinem Familien dünkel opfern?"
„Ich weiß nichts von solchem Dünkel. Aber was dr do von einem Zusammenbruch sagst, kann wohl unmöglick ernsthaft gemeint sein."
„O ja, verzweifelt ernsthaft sogar. Die Kätastroph, droht vielleicht nicht iür heute oder morgen, denn vor> läufig verschafft mir mein künstlerisches Renommee Kredo genug, um mich noch für eine Weile durchzuwursteln Eines Tages aber werde ich unfehlbar mit meinen Hilfsmitteln zu Ende kein. Und es war doch wohl kein Verbrechen, wenn ich für diesen Tag meine'Hoffnungen au dein Vermögen gesetzt hatte."
„Du hattest kein Recht dazu. Und es wäre jedenfall- deine Pflicht gewesen, mich früher zu unterrichten."
Sie hatte es ganz kalt gesagt, wie wenn sie zu einen Fremden spräche. Ihm aber fiel es wie eine Bergeslaf von der Brust.
„Reden wir in solchem Ton miteinander, Helga? — Nun wohl — wenn du mich jetzt auf den Knien anflehtest, dein Geld anzunehmen, so würde ich dir's vol Verachtung vor die Füße werfen. Du sagst, ich hatte keir Recht, dein Eigentum auch als das meine an.mieben. Mi! inderen Worten: du betrachtest die Gememschaft zwischei «is als gelöst. Es ist gut, daß ich das weitz. Vielleich bin ich durch deine dankenswerte Offenheit vor einer große» Narrheit bewahrt geblieben."
Er hatte es herausgesprudelt, fast ohne zu wissen, ww -r sprach. Denn er war ganz beherrscht von der befreien den Empfindung, daß der Bruch nicht von ihm, sonderi oon Helga herbeigeführt worden war, daß sie ihm ohn sein Dazutun einen Grund geliefert hatte, seine Fessel, abzustreifen. Und er dachte an nichts anderes als darar daß sie unter allen Umständen verhindert werden mußt« ihn durch einen Schritt versöhnlichen Entgegenkommens ff das alte Joch zurückguzwingen.
Aber die junge Frau war von einer solchen Absich offenbar sehr weit entfernt.
„Es steht bei dir, welche Deutung du meinen Worten geben willst," sagte sie ruhig. „Wünschtest du mir sonst noch etwas mitzuteilen?"
„Nicht in diesem Augenblick. — Doch ja: ich wollte dich noch fragen, ob Pu an dem heutigen Feste teilzunehmen gedenkst oder nicht."
„Eine seltsame Frage! Hast du schon vergessen, daß ich in tiefer Trauer bin?"
„Um eine Großtante? Nun meinetwegen! Ich habe sicherlich nicht den Wunsch, dich zu zwingen. Aber du verlangst hoffentlich nicht, daß ich deine Trauer teile."
Sie antwortete nur mit einer Kopfbewegung und wandte sich zum Gehen. Als sie fast schon die Tür erreicht hatte, hielt ein Zuruf Huberts sie noch einmal zurück.
„Ich muß ins Künstlerhaus, um die letzten Vorbereitungen zu überwachen. Und es kann leicht geschehen, daß ich keine Möglichkeit finde, vor dem Beginn des Festes noch einmal nach Hause zu kommen. Du verübelst mir das nicht — nicht wahr?"
„Gewiß nicht! Aber es ist dann wohl zweckmäßig, daß wir uns schon jetzt Lebewohl sagen. Vielleicht, ja, wahrscheinlich werde ich noch heute abend mit Margarete und Cäsar nach Hamburg fahren."
„Ah! Vor einer Viertelstunde warst du darüber noch ganz im ungewissen. Aber auf eine Unbegreiflichkeit mehr oder weniger kommt es ja jetzt kaum noch an. Seit dem heutigen Morgen ist dein Benehmen für mich nur noch eine einzige Kette von Ueberraschungen."
„Ich glaube mich noch in keinem Augenblick anders benommen zu haben, als die Umstände es mir zur Pflicht machen."
Ein lästiges Gefühl der Unsicherheit und Unentschlossenheit, das plötzlich wieder über ihn gekommen war, trieb ihn, sie zu einer Erklärung zu reizen.
„Die Umstünde? Welche Umstände? Was ist denn eigentlich seit dem gestrigen Abend so Ungeheuerliches geschehen, daß du dich verpflichtet glaubst, mich wie einen wildfremden Menschen zu behandeln? Sage doch endlich