Deutsches Reich.

z Berlin, 17. Juli. DerReichsanzeiger" gibt die Errichtung eines O b e r s ch i e d s g. e r i ch t s für die Angestelltenversicherung mit dem Sitz in Berlin bekannt und veröffentlicht den Wortlaut des Besitzsteuergesetzes.

fs Berlin, 17. Juli. Mit dem Wrack des Tor­pedobootesS. 178" sind 16 Leichen geborgen wor­den. Die Trauerfeier findet morgen nachmittag statt.

ss Wilhelmshöhe, 16. Juli. Der Prinz von Wales, der sich gegenwärtig in Berlin aufhält« wird als Gast des Kaisers vom 16. bis 18. August auf Schloß Wilhelmshöhe weilen.

Unfall desSchütte-Lanz".

^ Wie wir noch gestern in einem Teil der Aus­lage unseres.Blattes berichteten, ist gestern mittag 11 Uhr das MilitärlustschiffSchütte-Lanz" in Schneidemühl von einer Windböe erfaßt und davongetrieben worden. Es trieb längere Zeit Führerlos umher und ging schließlich drei Kilome­ter von seinem Ankerplatz entfernt, bei Erpels, nieder. Das Gerippe soll vollständig zerbrochen sein. Bei seinem Niedergang entwurzelte das Luft­schiff Bäume und zerstörte Telephonleitungen.

lieber den Hergang des Unfalls wird aus Schneidemühl von gestern berichtet: Unter dem gestrigen starken Regen hatte das Luftschiff stark zu leiden. 250 Mann sind abkommandiert worden, um das Luftschiff abwechselnd zu bewachen und festzu­halten. Heute vormittag hatte sich durch starke Sonnenbestrahlung das Gas in der vorher schlappen Hülle stark ausgedehnt und diese, die gestern noch stark aus die Gondel drückte, wieder ausgerichtet. Plötzlich wurde kurz vor 11 Uhr das Hinterteil des Schisses von einer Nordwsstböe ergriffen und etwa 30 Meter in die Höhe geworfen. Bor Schreck lie­ßen die meisten Soldaten los und die in der Gon­del beschäftigten Arbeiter sprangen, hinaus. Das Luftschiff erhob sich nun mit großer Geschwindigkeit und riß auch die in dem ausgeweichten Boden nicht festsitzende Verankerung los. Zwei Soldaten wur­den in die Höhe gerissen. Der eine stürzte aus 20 Meter Höhe ab und wurde lebensgefjälhMch, verletzt, der andere aus 200 Meter Höhe; dieser war sofort tot.

(Das Luftschiff ,,Schütte-Lanz", das erste, das aus der Werft in Rheinau bei Mannheim her- Dorgegangen ist, gehörte dem starren System an. Das Gerippe bestand aus Holz. Das Schiff be­saß elf Ballonetts, die durch Schotten unter-geteilt waren. Der erste Aufstieg war am 17. Oktober 1911 erfolgt, anfangs dieses Jahres war das Schiff in den Besitz der Militärverwaltung übergegangen. D. Red. ,

Ausland.

* Bern, 16. Juli. Gestern ist die Löts'ch- bergbahn für Lokal- und Güterzüge eröffnet worden.

P Paris, 17. Juli. Wie aus Nancy gemeldet wird, hat das dortige Zuchtpolizeigericht den Stu­denten der Medizin Collet, der am 14. Juli den Eisenwarenhändler Konrad (Elsäßer) geschlagen hatte, zu 14 Tagen Gefängnis und 300 Francs Schadenersatz verurteilt.

« A«s«»»ucht. ^

Der Dienst der Freiheit ist ein strenger Dienst

Er trägt nicht Gold, nicht Fürstengunst . . .

Und doch ist dieser Dienst der höchste Dienst.

Ludwig Uhland.

Vatrizierlckrrt.

Roman von Reinhold Ortmann.

(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten'.

15. Kapitel.

In einer Automobildroschke, deren Lenker er zur größten Eile angetrieben, hatte Hubert Almröder den kurzen Weg bis zu dem vornehmen Hause der Prinz- Regentenstraße zurückgelegt, darin die Gräfin Wassilewska für die Dauer ihres Münchener Aufenthalts eine Flucht elegant möblierter Zimmer gemietet hatte. Die kokett ge­kleidete, hübsche Zofe, die auf sein Klingeln geöffnet, be­grüßte ihn zwar wie einen guten Bekannten, aber sie schien ungewiß, ob sie ihn melden sollte.

Die Frau Gräfin ist sehr beschäftigt," sagte sie,und ich habe den ausdrücklichen Befehl-"

Doch der Maler ließ sie gar nicht ausreden.

Der Befehl gilt jedenfalls.nicht für mich; denn ich bin sicher, daß die Frau Gräfin meinen Besuch erwartet."

Dagegen wagte die Dienerin keinen weiteren Wider­spruch. Sie verschwand in einem der Zimmer und kehrte schon nach Verlauf einer Minute mit der Meldung zurück, die Frau Gräfin lasse Herrn Almröder bitten. Er warf Hut und Ueberrock auf den nächstbesten Stuhl und trat in ungestümer Hast über die Schwelle des kleinen, zierlich ausgestatteten «alons, den er schon so gut kannte. Mit einem liebenswürdigen Lächeln auf dem schönen, charakte­ristischen Anilin kam ibm tnp Polin sntaeasn und bot :bm

Is Hüll, 17. Juli. 6000 Hafenarbeiter sind in den Ausstand getreten. Alle Docks sind in Mit­leidenschaft gezogen.

1s London, 17. Juli. Der Artilleriekomman­dant Hewstson ist heute früh bei einem Probeflug aus der Ebene von Salisbury aus einer Höhe von 100 Fuß abgestürzt. Er war sofort tot. Das Flug­zeug geriet in Brand.

ff Potropawlowsk, 17. Juli. Auf der Insel Karwinski landeten mit 7 Fahrzeugen 105Japaner u. zwangen in dem Dorfe Kagrago die Einwohner mit Gewalt sämtliche Vorräte an Pelzwaren auszu­liefern und erbeuteten für große Summen Blau­fuchs- und Zobelfelle. Die Japaner segelten sofort wieder ab.

Die Unruhen in China.

* London, 17. Juli. DerDaily Telegraph" meldet aus Peking, daß die Lage sich sehr verschlechtert habe. Das südliche Armeekorps habe die Eisenbahnbrücke bei Pukau gesprengt. Die Züge gehen daher nur bis Liucheng und der Vor­marsch nach Nanking stocke. Alle Städte vom Jangtsetal schlügen sich zum Süden.

* Schanghai, 16. Juli. Die Revolte im Janfftse- tal breitet sich augenscheinlich aus. Revolutionäre Proklamationen wurden heute in ganz Schanghai verbreitet. Sie besagen, daß eine starke Expedition unternommen wird, um Juanschikai zur Rechenschaft zu ziehen wegen der Ermordung, des früheren Un­terrichtsministers Sungtschiaoyen und wegen Verletz­ung der Verfassung. Die Proklamationen verspre­chen den Fremden Schutz.

ff Berlin, 17. Juli. DieNordd. Allg. Ztg." schreibt: Eine Meldung desReuterschen Bureaus" aus Peking, wonach das deutsche Konsulat in Nan­king von Ausständischen eingeschlossen sein s'oll, ist bisher noch nicht bestätigt. S. M. SchiffLeipzig" ist am 16. Juli in Nanking eingetrosfen und wird bis ans weiteres dort verbleiben.

Tie englischen Schiffsbauten.

ff London, 17. Juli. Marineminister Chur­chill brachte heute den Etat über die Schiffsbauten ein. Er behandelte zuerst die Frage der Oelseuer- ung und erklärte, daß gegenwärtig über 100 Schiffe vollendet oder im Bau begriffen seien, die aus­schließlich Oelseuerung hätten. Churchill betontes die Bedeutung der Oelseuerung für die Einstellung der Kriegsschiffe und der schnellen, leichten Kreuzer und sagte, daß diese bei dem ganzen Bauprogramm 1912 und 1913 in Anwendung komme und es werde in diesem Jahr wiederholt werden. Aber die 5 Kriegsschiffe des diesjährigen Bauprogramms würden Kohlen brennen und Oel nur zur Ergänz­ung brauchen. Letzteres sei nur erforderlich zur Erzielung einer außerordentlichen Fahrgeschwindig­keit. Churchill fuhr fort, er habe bereits zu An­fang der Session ausführlich über die deutsch-eng­lischen Beziehungen gesprochen und er habe keinen Grund, seine damaligen Ausführungen irgendwie zu modifizieren. Er müsse indessen auf die.Frage der überseeischen Verantwortung zurückkommen zum Unterschied von der Frage der Sicherheit in den heimischen Gewässern. Bezüglich des Mittelmeers habe er keine neuen Tatsachen zu berichten. Zwar würden in Italien und Oesterreich-Ungarn neue Programme erwogen, aber man müsse sich durch Tatsachen, nicht durch Gerüchte leiten lassen. Er kenne keine Tatsache, die eine Aenderung des eng-

mn rregucy geipiener Unbefangenheit die kleine, brillanten- ünkelnde Hand zum Gruße.

So früh, mein Freund? Sie müssen es der Ueber- .-aschung zugute halten, wenn Sie mich noch in einem leinahe unmöglichen Aufzuge finden."

Der unmögliche Aufzug war ein mit den wunder­vollsten Stickereien bedeckter japanischer Seidenkimono, der Zen klassisch geformten weißen Hals der Gräfin unverhüllt, ieß, und aus dessen weiten Aermeln die herrlichen Arme bei jeder ihrer lebhaften Bewegungen mehr als zur Hälfte zervortauchten. Aber Hubert Almröder schien wenigstens n diesem ersten Moment derBegrüßung gar keine Auf­merksamkeit zu haben für den berückenden Liebreiz, der Ich da so verführerisch seinem Künstlerauge darbot. Er gab sich nicht die geringste Mühe, seine Aufregung zu ver­hehlen, und indem er die zarte Frauenhand mit leiden­schaftlichem Druck in der seinen behielt, erwiderte er in einem Tone schmerzlichsten Vorwurfs:

Wie Hütte ich nach dem Empfang Ihres Briefes auch nur eine Minute lang zögern dürfen, hierher zu eilen! Was Sie mir da geschrieben haben, Pola es war nur ein Scherz nicht wahr? Oder allenfalls eine flüchtige Laune, die Sie unter keinen Umständen zur Tat machen dürfen."

Statt aller anderen Antwort schlug sie mit der frei gebliebenen Hand den Vorhang zurück, der den Eingang zum Nebenzimmer verschloß, und eröffnet« dem Besucher damit den Blick in ein Gemach, auf dessen Fußboden zwei mächtige englische Reisekoffer standen, während eine Un­zahl von Kleidungsstücken, Wäsche und anderen Gegen­ständen weiblicher Toilette auf Stühlen und Tischen aus­gebreitet war.

Hubert hatte nur einen halb unwillkürlichen Ausruf des Erschreckens oder des unmutigen Erstaunens. Sie aber erhob mit schelmischem Ausdruck die Augen zu seinem be­stürzten Gesicht und fragte lächelnd:

Sieht das nach einer bloßen Laune aus, mein Freund? Oder werden Sie jetzt endlich daran glauben, daß es mir bitterer Ernst ist mit meinen Reiseabüchten!"

liscken Programms im Mittelmeer erforderlich mache, lieber die kanadischen Kriegsschiffe sagte Churchill, wenn die Lücke nicht ausgesüllt werde, so würden Ende des Jahres 1915 drei Schiffe zur Verteidigung des Reiches fehlen. England hätte 3 Schisse auf Stapel legen können, aber dieseck« Schritt sei unnötig. Es liege kein Grund vor zu der Annahme, daß Kanada keinen Beitrag zur Lan­desverteidigung liefern werde. Die Admiralität habe die Beschleunigung des Baues der drei Schiffe des diesjährigen Programms beschlossen. Im näch­sten Jahre werde sie besser in der Lage sein zu beurteilen, ob eine weitere Beschleunigung, oder eine Erweiterung des Programms notwendig sein werde.

Von Nah und Fern.

Ein Familiendrama. In Heidelberg hat sich die aus vier Köpfen bestehende Familie des Kauf­manns Meier Gernsheimer in der Rohrbacherstraße mit Leuchtgas vergiftet. Herr Meier Gernsheimer war der Inhaber einer Rohtabakhandlung und ge­noß allgemeines Ansehen.

Ein Fläeger-Unglück:. Auf dem Neuendorfer Exer­zierplatz wollte abends ein von Döberitz kommen­der Militärdoppeldecker mit dem Oberleutnant Dem- hayn und dem Leutnant Janow landen. Beim Nie­dergehen fuhr die Flu gm aschine in die an­gesammelte Menge hinein, riß einem zehn­jährigen Mädchen - den Arm ab und verletzte es an der Brust schwer. Das Kind starb bald darauf. Die Offiziere wurden nicht verletzt, die Flugma­schine blieb unbeschädigt.

Vier Soldaten vom Blitz getroffen. Auf einer Alp bei Flums im Kanton Sankt Gallen schlug der Blitz bei Nacht in ein Berggasthaus ein, in dem 70 Mann der Jnsanterie-Schießschule Wallenstadt einquartiert waren. Vier Mann wurden vom Blitz getroffen, kamen indes mit Verletzungen davon. Der durch den Blitz verursachte Brand des Hauses konnte bald gelöscht werden.

Ein gewaltiger Woltenbruch verwandelte vor­gestern abend dis Bäche in der Umgegend von Te­ichen (Oesterreichisch-Schlesien) in reißende Ströme und setzte die Vorstädte Brandeis und Ellgoth un­ter Wasser In Karmin richtete der Wolkenbruch einen Schechen von ungefähr 1 einhalb Millionen an. Die Ortschaften Andersdorf und Steinau sind überschwemmt. In Steinau steht die Kirche 25 Zentimeter unter Wasser. Tie Ernte ist voll­ständig vernichtet.

Französische Werber in Westfalen. Nach einer Mitteilung der Polizeiverwaltung Rünthe im Kreise Hamm sind dort zwei französische Agenten festge- nommen worden, die in mehreren Orten im Jndu- striebszirr Familien für französische Zechen sowie einzelne Personen für die französische Fremdenle­gion angeworben haben sollen.

Vergiftung durch Genuß von Kochkäse. In Hersfeld erkrankten etwa 40 Einwohner der Stadt unter Vergistungserscheinungen. Diese Erkrankun­gen werden auf den Genuß von Kochkäse zurück- gesührt, der auf den dortigen Markt gebracht wor­den war. Bei mehreren Einwohnern sind die Fälle sehr schwer und mit Fiebererscheinungen und Ma­genkrämpfen verbunden. Man bermutet, daß der Käse in einem kupfernen Kessel zubereitet wurde, so daß er Grünspan enthielt.

Er gal> ihre Hand frei und runzelte finster die Stirn.

Und warum tun Sie das, Pola? Nur um mir in echt weiblicher Grausamkeit einen tödlichen Schmerz zu be­reiten ?"

Oh Oh!" wehrte die Gräfin in unveränderter Heiterkeit ab.Dieser Schmerz wird Sie gewiß nicht töten. Und ich gebe Ihnen die heilige Versicherung, daß ich nicht einen Augenblick den Wunsch hatte. Ihnen Kummer zu machen."

Ich schrieb Ihnen doch schon, daß eine kranke Freundin mich dringend gebeten hat, sie so rasch als möglich an der Riviera zu besuchen, und da ich ohnedies in zehn wer vierzehn Tagen dorthingesahren wäre, hatte ich keinen Irund, ihr die Erfüllung dieses Wunsches zu verweigern."

Sie hatten keinen Grund? Wirklich Sie hatten keinen? An mich also dachten Sie überhaupt nicht?"

O doch ich habe an Sie gedacht. Der Umstand, daß ich sofort nachAbsendung meineszusagendenTelegramms an Sie schrieb, muß es Ihnen doch bewiesen haben."

Nichts hat er mir bewiesen, denn in Ihrem Briefe ist von nichts anderem die Rede als von dem Porträt, dessen Vollendung Sie auf unbestimmte Zeit hinausgeschoben wissen wollen. Was aber liegt mir an dem Porträt? Die Ver­wirrung und Aufregung, in die Sie mich durch Ihren Ent­schluß gestürzt haben, ist für Sie offenbar ohne alle Be­deutung."

Aber ich verstehe Sie nicht, verehrter Freund! Sie haben mich doch hoffentlich nicht mißverstanden, indem Sie fürchten, daß ich Sie bei Ihrem heutigen Feste im Stiche lassen könnte? Davon ist selbstverständlich nicht di« Rede, denn ich weiß wohl, daß es Ihnen schwerfallen würde, jetzt, im allerletzten Augenblick, einen Ersatz für mich zu finden. Ich werde Ihre Kleopatra sein, wie ich es versprochen habe. Bis zum Abgänge des Nord-Süd- Expreß bleibt mir ja noch Zeit genug, mich umzukleiden und meine letzten Reisevorbereitungen zu treffen."

Es gefällt Ihnen, sich über mich lustig zu machen. Und ich muß es wohl hinnehmen. Denn am Ende habe ich kein Recht» Rücksichten zu verlangen. Aber wUen Sie