widerte dankend and brachte ein Hurra auf den Kaiser aus. Alsdann verweilte der Fönig noch längere Zeit im Kreise der Erschienenen und kehrte gegen 5 Uhr wieder nach Bebenhausen zurück.
U Stuttgart, 7. Juli. > Z v z i a l d e m o! r a t i e und Diäten.. Aus der am 26. und 27. Juli hier stattfindenden Landesversammlung der sozial demokratischen Partei Württembergs kommt u. a. ein Antrag zur Verhandlung, der alle Parteigenossen, die aus ihren Mandaten im Reichstag, Land tag oder in kommunalen Vertretungen Diäten beziehen, ein Drittel davon an die Kreiskasse abzu- liesern verpflichten will. Auch die Doppelmandate sollen in einem weiteren Antrag von neuem bekämpft werden, und-außerdem solche Mitglieder aus der Partei als unwürdig ausgeschlossen werden, die Vereinen mit patriotischen Bestrebungen angehören.
' ! Stuttgart, 7. Juli. (Der Brand s ch ade n. ^ Der gestern in dem Kaufhaus Schaarschmidt, Inhaber Hermann Rosenthat, entstandene Brandscha den wird aus 80—100 000 Mk. geschätzt. Er ist durch Versicherung gedeckt.
js Stuttgart, 7. Juli. (Ein nette r Landsmann.! Seit längerer Zeit hielt sich in Wien der Buchdrucker Schisfele aus Stuttgart auf und verübte die mannigfachsten Betrügereien auf dem Gebiete des Heiratsschwindels. Schisfele, der längst verheiratet war und Vater mehrerer Kinder ist, gelang es unter dem Pseudonym Heinz sich u. a. auch einer Baronin zu nähern, der er unter Vorspiegelungen aller Art ein Vermögen von 12 000 Kronen abnahm. Von Wien aus flüchtete Schisfele nach Straßburg, um hier seine von ihm getrennt lebende Frau, eine geborene Ttraßburgerin, zu besuchen. Rein zufällig erblickte ihn Samstag vormittags ein Kriminalbeamter am Slesansvlax' ein Steckbrief ist gegen ihn erlassen - und verhaftete ihn. Bei der Festnahme führre er noch 7000 Kronen bei sich, die für die Bestohlene somit gerettet sind.
p Cannstatt, 7. Juli. (Beerdigung.! Gestern nachmittag 2 Uhr wurde von der Leichenhalle des Sraigsriedhofs aus der auf so tragische Weife plötzlich ums Leben gekommene sind rer. electr. Robert Weller beerdigt. Er war bei einer Krankenträgerübung, vom Schlage gerührt, tot zusammeugebro- chen. Sämtliche Korporationen der Technischen Hochschule fuhren mit ihren Bannern am Staigfriedhof an. Auch die Prosesforenfchast gab dem Frühdahin- geschiedenen die letzte Ehre.
st Kirchheim u. T., 7. Juli. (Ein zärtliches Ehepaar.) Infolge häuslicher Streitigkeiten wurde am verflossenen Samstag abend ein Ehepaar mit einander handgreiflich. Im Verlauf der Tätlichkeiten wurde dem Ehemann von seiner Frau eine Ohrmuschel zur Hälfte abgetrennt, sodaß ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden muhte.
st Aalen, 7. Juli. (Ei s e n b a h n e r t a g. > An .dem Festzug zum Eisenbahnertag beteiligt, sich gestern etwa 2500 Verbandsmitglieder mit 3 Musikkapellen. Nach der Begrüßung hielt Stadtverordneter Golo- schmidt-Berlin, Vorsitzender der Hirfch-Dunckerschen Gewerkvereine, die Festrede. Er lobte die Tätigkeit des bisherigen Generalsekretärs Roth, tadelte die Gegner und kam auf die Broschüre zu sprechen, wonach der Staat 8 Millionen Mark mehr aus seinen Verkehrseinrichtungen herausziehen könne. Dagegen erhob die Versammlung Protest und zwar
,gegen die unsozialen Vorschläge einer anonymen gelben Broschüre, worin mit dreister Stirne eine Verschlechterung der wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse der Eisenbahner Württembergs gefordert wird." Die Eisenbahner haben das Vertrauen zur Regierung und zum Parlament, daß sie die Zumutungen des Verfassers der Broschüre ebenso entrüstet zurückweisen, wie die Eisenbahner. Der verflossene Generalsekretär Roth richtete aus Anlaß seines Scheidens aus dem Verband Abschieds- Worte an die Versammelten. Er schloß mit einem Hoch auf König und Vaterland.
st Zöbingen, OA. Ellwangpn, 7. Juli. Am Samstag nachmittag hat der Pächter der Jagd von Walxheim eine 72 Jahre alte Frau, die im Gebüsch Holz sammelte, erschossen. Offenbar war der Jäger der Ansicht, das, was sich im Gebüsch bewege, sei ein jagdbares Tier.
ff Wiesensteig, 7. Juli. Die sogenannte Untere Mühle ist bis auf den Grund niedergebrannt. Bon den Angehörigen des Besitzers Michael Ehni waren fast alle mit Heuen beschäftigt und fanden bei ihrem Eintreffen ihr Eigentum in vollen Flammen vor.
Ter 73. Geburtstag des Grasen Zeppelin.
st Frredrichshafen, 7. Juli. Zur Feier des morgigen 75. Geburtstages des Grasen Zeppelin versammelten sich heute abend im Kurgartenhotel auf Einladung des Luftschiffbaus Zeppelin die Mitglieder der Familie des Grasen, eine Abordnung des Ulanenregiments Nr. 19, Vertreter der staatlichen und städtischen Behörden, die hervorragenden Vertreter der Luftschiffahrt, darunter Deputationen des Deutschen Luftfahrerverbandes, des Deutschen Luftslottenvereins, des Zeppelinvereins, der Delag, der Tochtergesellschaften des Luftschiffbaus, der Technischen Hochschule in Stuttgart und die Beamten des Luftschiffbaus. Während des Festmahls erinnerte Baron v. Gemmingen an die Unterstützung, die Graf Zeppelin beim deutschen Kaiser und dem König von Württemberg gesunden habe. Sein Hurral galt den beiden Monarchen. Direktor Cols- mann begrüßte die Gäste mit herzlichen Worten und brachte das begeistert aufgenommene Hoch auf den Grasen aus. Graf Zeppelin dankte in bewegten Worten und gedachte mit inniger Dankbarkeit seiner treuen Mitarbeiter, insbesondere des Direktors Cols- mann und des Oberingenieurs Dürr, den er zum Direktor der technischen Abteilung ernannt habe. Es folgten verschiedene weitere Ansprachen.
st Stuttgart, 7. Juli. (Z e p p e l i n e h r u u g. Der Verein für Zsppelinfahrten hat den Grafen Zeppelin zu seinen! Ehrenvorsitzenden ernannt und eine Deputation nach Friedrichshasen abgeordnet, die die Ehrenurkunde in Form einer silbernen Plakette überreichen soll.
irisches Reich
*
Ter neue Kriegsunu-ster. ff Berlin, 7. Juli. Der .Kaiser hat den Generalmajor v. Falken Hayn, Chef des Generalstabes des 4. Armeekorps, unter Beförderung zum Generalleutnant ohne Patent zum Staats- und
Kriegsminister ernannt.
* »
»
Generalmajor Erich v. Falkenhayn wurde im Jahre 1861 geboren. Nach außen ist er bis jetzt
M L»s«f»»chr. ^
In stillen Winkeln liegt der Truck des Elends,
Der Schmerzen auf so vielen Menschen;
Verworfen scheinen sie, weil sie das Glück verwarf.
Goethe.
Patrizlerblut.
Roman von Reinhold Ort mann- (Fortsetzung.) (Nachdruck verboten^.
verwirrt, als wäre sie aus einem Traume geweckt worden, blickte Helga auf.
„Eine Verwandte?" wiederholte sie. „Wo ist die Dame?"
„Peppi hat sie in den Salon der gnädigen Frau geführt, weil sie erklärte, daß sie unter allen Umständen die Heimkehr der Herrschaften abwarten wolle."
Von bangen Ahnungen durchzittert, öffnete Helga die Tür des Gemaches, und in der nächsten Sekunde hielt sie ihre laut aufschluchzende Cousine in den Armen.
„Margarete! — Liebe Margarete! — Du bist es also wirklich? — Sei mir vieltausendmal willkommen! Aber du bist doch nicht allein nach München aetabren?"
Margarete Fredenksen weinte so heftig, daß es ihr schwer fiel, ein verständliches Wort herauszubringen.
„Ja," hauchte sie, das Gesicht noch immer an Helgas regennasser Schulter verbergend, ganz allein. Und wenn ich von deiner Schwelle verstoßen werde, bleibt mir nur der Weg ins Wasser."
„Wie kannst du annehmen, daß ich dich von meiner Schwelle stoßen würde! Es ist ja eine so große — eine so sehr große Freude für mich, dich wiederzusehen. Aber willst du nicht vor allem ablegen? Du bist ja noch immer in Hut und Jackett, und du hast vielleicht schon lange so auf mich gewartet?"
„Seit länger als einer Stunde. Und ich kann dir nicht
sagen, wie ich mich in all dieser Zeit vor dem Empfang geängitigt habe, der mir bevorstand." * . . .
„Das war eine sehr überflüssige Furcht, mein Liebling. Aber nun trockne vor allem deine Tränen, damit ich nach dem Mädchen klingeln kann. Du siehst so angegriffen und erschöpft aus, daß ich dir zu allererst einen kleinen Imbiß servieren lassen werde."
Aber davon wollte Margarete nichts hören.
„Nein, nein, ich kann vorläufig nicht essen und trinken," versicherte sie. „Und es wäre auch sehr wohl möglich, daß du nachher bereutest, so freundlich gegen mich gewesen zu sein. Du weißt ja noch gar nicht, welche schreckliche Bewandtnis es mit meinem Kommen hat."
Das aus Helgas Klingeln eintretende Mädchen erhielt Befehl, die Hüte und Straßenüberkleider der beiden Damen hinauszutragen, und ehe sie mit denselben das Gemach verließ, fügte ihre junge Herrin hinzu:
„Sorgen Sie auch dafür, Peppi, daß sofort eines der Fremdenzimmer im Oberstock für die Aufnahme des Fräulein Frederiksen, meiner Cousine, hergerichtet werde. Im Speisezimmer sollen zwei Gedecke aufgelegt werden. Ein Abendessen ist do p bereit?"
„Jawohl, gnädige Frau! Aber ich weiß nicht, ob ich richtig verstanden habe. Es soll für den Herrn nicht mitgedeckt werden?"
„Nein. Mein Gatte wird voraussichtlich erst später nach Hause kommen. Aber sorgen Sie, daß die Köchin nicht zu viel Zeit braucht. Tee und eine kalte Platte sind ausreichend."
Die beiden Cousinen waren wieder allein, und nun zog sie junge Frau den unerwarteten Gast, der während ihres Gespräches mit dem Mädchen abgewandten Antlitzes dagestanden hatte, zärtlich neben sich auf das Sofa nieder.
„Jetzt, wenn es dir nicht zu schwer fällt, sollst du mir dein Herz ausschütten, liebste Margaretei Oder wollen wir es auf später verschieben? Vielleicht möchtest du dich erst ein wenig von den Strapazen der Reise erholen, ehe wir über ihre Veranlassung reden."
l
nicht hervorgetreten. Als Major gehörte er dem Generalstabe der ostasiatischen Befatzungsbrig.ade an. Später war der Kommandeur des 4. Garderegi- ments zu Fuß, und von dort kanr. er nach Magdeburg als Chef des Generalstabs des 4. Armeekorps.
Ausland.
* Bad Ischl, 7. Juli. Der österr. Kaiser fuhr gestern nach Gmunden und stattete dem Herzog und der Herzogin von Cumberland sowie dem Herzog Ernst August zu Braunschweig und seiner Gemahlin, der Herzogin Viktoria Luise, dann der Prinzessin Max von Baden und der Prinzessin Olga, sowie den beiden Töchtern des Herzogspaares von Cumberland einen Besuch ab. Er fuhr dann zur Villa Maria Theresia, wo er den Herzog und die Herzogin Philipp von Württemberg besuchte, endlich nach Ebenzweier zu Don Alsonso von Bourbon. Abends um sieben Uhr traf er wieder in Bad Ischl ein.
Der neue Balkankrieg.
Auf dem Kriegsschauplatz
werden die Kämpfe erbittert weitergeführt. Nach zuverlässigen Nachrichten haben die Bulgaren neuerdings gegen die Serben wichtige Erfolge errungen, wogegen die Griechen die Bulgaren zurückdrängen, da die Griechen in der Uebermacht sind. Die Opfer des Krieges sind fortgesetzt sehr groß.
Nach einem Bericht aus Belgrad waren die Kämpfe der letzten Woche am hartnäckigsten und blutigsten, während des ganzen Balkankrieges. Es standen sich große Heeresmaffen gegenüber. Die Verluste belaufen sich aus serbischer Seite auf etwa 15 000 Mann, die tot oder kampfunfähig sind. Die Verluste der Bulgaren werden aus 20000 bis 25 000 Mann geschätzt.
Aus Sofia wird gemeldet, daß die Timok- division der Serben förmlich zerschmettert worden sei. Von 15 VW Mann sollen nur 35 Offiziere und 4VV0 Mann am Leben geblieben sein.
Wie aus Athen berichtet wird, sind die griechischen Verluste ebenfalls groß. In den letzten drei Tagen sollen aus der ganzen griechischen Front rund 1VVW Mann gesalzen sein. Aus bulgarischer Seite seien die Verluste noch größer. Der griechische Landsturm wurde eingerufen.
Wie ans Stutari gemeldet wird, finden feit einigen Tagen auch Kämpfe zwischen albane- s i f cp en und serbischen Truppen statt. Diese Kämpfe sollen für die Serben sehr verlustreich gewesen fein. ^
Rumänien und Bulgarien
hat sich noch nicht verständigt. Tie Üsterr. Vermittlung soll gescheitert sein. Rumänien neige zur Tripel- Entente über und Nütze sich dor?.
Der rumänische Thronfolger Prinz Ferdinand, ein Neffe König Karols, ist zum Kommandanten der Operationsarmee ernannt worden.
Die Mobilmachung gehr alatt vor sich. Bis zum zweiten Mobilmachungsrage haben sich, anstatt wie vorgesehen 400 000 Monn, 610 000 Mann gemeldet.
„Nein, es ist am besten, wenn ich dir gleich alles sage, Helga! Ich bin meinen Angehöiigen davongelauisn. Bin ganz richtig durchgebrannt. Cäsar ist auf einige Tage verreist, und die Großmama liegt krank im Bett. Da konnte ich mich im Einverständnis mit einem der Mädchen heute früh heimlich fortstehlen, und die Großmama hat, wie ich hoffe, erst am späten Abend von meiner Flucht erfahren. Es ist fürchterlich, was ich da getan habe — nicht wahr?"
„Ehe ich dir darauf antworten kann, liebe Margarete, muß ich doch wohl wissen, aus welchem Grunde du die Flucht ergriffen hast."
„Die Großmama will mich mit Harald Sieveking verheiraten. Und ich will lieber sterben, als daß ich seine Frau werde."
„Wenn du ihn nicht liebst, ist es dein gutes Recht, dich gegen ein solches Heiratsprojekt zu sträuben. Aber man konnte dich doch wohl nicht gegen deinen Wille« dazu zwingen."
„Nicht mit Einsperren oder Prügeln natürlich. Aber es gibt auch andere Mittel, um ein wehrloses Mädchen gefügig zu machen. Und die Großmama würde sicherlich keines davon unversucht gelassen haben."
„Aber hattest du denn nicht deinen Bruder, bei dem du Schutz und Beistand gegen jede Art von Vergewaltigung suchen konntest?"
„Ach, Cäsar ist ja auch dafür. Und mit ihm kann ich überdies gar nicht reden; denn ich fürchte mich neuerdings vor ihm fast noch mehr als vor der Großmama. Du hast keine Vorstellung davon, wie er sich verändert hat, seitdem du fort bist.
„Seitdem ich fort bin, Margarete?"
„Nun ja. Genau mit diesem Zeitpunkt hat es angefangen.
Ein bißchen ernst und unnahbar war er ja am Ende immer: aber er konnte doch früher zuweilen auch auf seine Weise heiter und gesprächig werden. Das ist nun schon seit mehr als einem Jahre ganz vorbei. Er lebt