* In Wart sägte sich kürzlich eine ältere Frau beim Holzsägen an der Kreissäge 3 Finger total ab.
sl Tübingen, 23. Mai. (Lehrerstudenten.) Zur Zeit studieren hier etwa 55 Lehrer. Davon sind 50 Evangelische. Am Examen für den höheren Volksschuldienst nehmen gegenwärtig 13 Kandidaten, darunter 3 katholisches teil.
js Leonberg, 23. Mai. (Unter denRäde r n.) Der Lokomotivführer des letzten hier um 12 Uhr nachts eintrefsenden Personenzugs bemerkte heute nacht kurz vor der Einfahrt in den Bahnhof, daß. der Zug einen Menschen überfuhr. Bei den Nachforschungen fand man am Bahndamm zwei menschliche Füße, während über dem Gleis der Körper des 16 Jahre alten Kaufmannslehrlings Eugen 'Kißling von hier lag. Der Uebersahrene wurde ins Krankenhaus verbracht, wo er nach einer halben Stunde starb. Ob ein Uugtückssall oder Selbstmord vorliegt ist noch nicht bekannt.
ss Heilbronn, 23. Mai. (Großseuer.) Heute nacht einviertel 11 Uhr brach in der Zuckerfabrik hier Feuer aus, das alsbald einen so großen Umfang annahm, daß fast das ganze Fabrikgebäude in Asche gelegt wurde. Der Schaden ist sehr groß.
ss Heilbronn, 23. Mai. Bei dem bereits gemeldeten Brand der Zuckerfabrik ist die große Zuckersiederei, die Würfelschneiderei, ein älteres Magazin und das Wohnhaus des technischen Direktors den Flammen zum Opfer gefallen. Entstanden ist der Brand in der Zentrifugenabteilung, wo er gestern abend gegen 11 Uhr vom Werkmeister Hildenbrand entdeckt wurde. Das neue Magazingebäude, worin für 1 einhalb Millionen Mark fertige Ware lagert, auch das Kesselhaus und das große Kohlenlager konnten von der Feuerwehr geschützt werden. Der Feuerwehrmann Flaschner Knaus zog sich bei den Löscharbeiten eine Verletzung zu. Neben dem Wassermangel erschwerte die furchtbare Hitze die Arbeit der Feuerwehr. Selbst die Schläuche fingen zu brennen an. Gegen 3 Uhr morgens war die Gefahr beseitigt. Die Fabrik verarbeitet täglich etwa 8000 Zentner Rüben. Die Gesamtgebäude der Fabrik sind nach dem im Vorjahr neu erfolgten Versicherungsanschlag mit 1 einhalb Millionen Mark in der staatlichen Gebäudebrandversicherung: die private Sachversicherung beziffert sich auf 3 Millionen Mark.
ss Heidenheim, 23. Mai. (T o t g e f a h r e n e s Kind.- Das 2 Jahre alte Enkelkind des Zigarrenfabrikanten W. Klopfer in Steinheim geriet unter eine fahrende Holzsägemaschine. Ein Rad ging dein Kind, das den Warnungsruf des Führers nicht beachtet haben soll, über den Kopf. Es war sofort tot.
ss Gammcrtingen, 23. Mai. Heute nacht einhalb 1 Uhr entstand in der Möbelfabrik von Jour- dan L Co. Feuer, das sich mit rasender Geschwindigkeit ausbreitete und innerhalb 1 Stunde das im Untergeschoß aus der Fabrik und im ersten Stock aus der Wohnung des Besitzers bestehende Gebäude in Asche legte. Die Familie konnte ' nur daN nackte Leben retten. Brandstiftung ist mit Sicherheit anzunehmen. Der Schaden wird auf 30000 Mark geschätzt.
ss Vom bad.-Schwarzwald, '23. Mai. Die diesjährige Hauptversammlung des Badischen Schwarz- .waldvereins findet am Sonntag, den 22. Juni auf dem Feldberg statt. Zugleich wird die Einweihung des Friedrich-Luisenturmes vorgenommen. Am Vorabend ist zwangslose Zusammenkunft der Festteilnehmer im Feldbergerhof, tags daraus schließen sich gemeinsam Ausflüge an.
Deutsches Reich.
js Dresden, 23. Mai. Der König hat am 2l. ds. Mts- an den Kaiser folgendes Telegramm gerichtet: Im Begriff die ,,Deutschland" zu verlassen, kann ich Dir nicht genug dafür danken, daß Du mir Gelegenheit verschafft hast, in so lehrreicher und anregender Art und Weise einen Einblick in das Getriebe und den Dienst unserer Flotte zu gewähren. Ich kann auch keine Worte der Anerkennung finden für die gxoße Liebenswürdigkeit der Offiziere aller Grade. Mit berechtigtem Stolz kann das Vaterland aus seine Wehr zur See sehen, die in ihrer jetzigen Vollendung ja Dein eigenes Werk ist. Der Kaiser antwortete mit folgendem Telegramm: Herzlichen Dank für Dein Telegramm. Es ist mir eine große Genugtuung, daß Dir der Besuch meiner Flotte so erfreuliche Eindrücke hinterlassen hat. Bewahre der Marine, in der auch so viele Sachsen mit Auszeichnung dienen, Tein Warwes Interesse. Das wird mir eine wertvolle Hilfe sein.
r Berlin, 23. Mai. Der elfwöchige Kampf im Malergewer be ist beendet, nachdem sich sowohl Arbeitgeber wie Arbeitnehmer für Annahme des Schiedsspruches erklärt haben. Am 26. Mai Wird die Arbeit wieder ausgenommen..
Berlin, 23. Mai. Heute vormittag 10 Uhr besichtigten die Kaiserin, das Königspaar von England, das Herzogspaar und die Prinzessin Olga von Cumberland, die Kronprinzessin und die andern Fürstlichkeiten die in den braunschweigischen Kammern ausgestellten Hochzeitsgeschenke. Es sind über einhundert Gegenstände. Als erstes ist ein Teppich Berlins aufgebaut, daneben ein Schrank des preußischen Städtetages, es folgen die Gaben von Städten, Ritterschaften, Ständen, Landtagen, Hochschulen, Schulen, den fremden Fürstlichkeiten, deutschen Fürsten, den freien Städten, Regimentern, Vereinen, den deutschen Kolonien im Auslande und einzelnen Personen.
* Berlin, 23. Mai. Der Reichskanzler wurde heute vormittag vom Kaiser von Rußland in Audienz empfangen. Die Audienz währte dreiviertel Stunden.
ff Berlin, 23. Mai. Kaiser Wilhelm und Kaiser Nikolaus mit Gefolge und Ehrendienst unternahmen heute vormittag in Automobilen eine Fahrt nach dem Schloß in Charlottenburg, weiter über den Kaiser Wilhelm-Turm nach der Kolonie Grune- wald. Aus der Fahrt besuchten sie das Mausoleum in Charlottenburg, wo Kaiser Nikolaus am! Sarkophage Kaiser Wilhelms 1. Blumvn niederlegte.
ss Berlin, 23. Mai. Der König und die Königin von England machten nachmittags den kronprinzlichen Herrschaften einen Besuch. Kaiser Nikolaus sah zum Tee bei sich: Prinz und Prinzessin Heinrich mit ihren Söhnen, den Prinzen und die Erbprinzessin von Sachsen-Meiningen, den Prinzen und die Prinzessin Friedrich Karl von Hessen mit ihren Söhnen und den Großherzog und die Großherzogin von Hessen. Später machte der Kaiser von Rußland den cumberländischen Herrschaften einen Besuch. '
st Berrin, 23. Mai. In einer Ansprache an die Deputation der hiesigen britischen Kolonie, die eine Begrüßungsadresse überreichte, sagte König G e o r g v o n E n g l« n d u. a.: Die Königin und ich sind besonders erfreut, daß wir die Gäste'des Herrschers dieses großen uns befreundeten Volkes sind, um die Verbindung zweier junger Menschen zu feiern, dies wie wir innig erflehen, weichen Segen erfahren mögen. Ich bemerke mit Interesse, daß in so vielen verschiedenen Berufen meine Untertanen anzutrefsen sind, die die Gastfreundschaft und die Annehmlichkeiten Berlins genießen. Durch die Förderung und die Ausrechterhaltung der freundschaftlichen Beziehungen und des guten Einvernehmens zwischen Ihnen und der Bevölkerung dieser von Ihnen erwählten Heimat helfen Sie den Weltfrieden zu sichern, dessen Erhaltung mein inniger Wunsch ist, wie er auch, das Hauptbestreben und das Hauptziel im Leben meines teuren Vaters war.
Zur silberne» Hochzeit des Prinzen Heinrich.
ss Berlin, 23. Mai. Schon heute haben zahlreiche hervorragende Persönlichkeiten, Klubs und Vereinigungen dem Prinzen Heinrich und seiner Gemahlin zur Feier ihrer Silberhochzeit Glückwünsche dargebracht.- Im Hotel Kaiserhos, in der der Prinz mit seiner Familie Wohnung genommen hat, fanden sich heute vormittag ein: Reichskanzler von Bethmann Hollweg, Deputationen des Kais. Automobilklubs, des Freiw. Automobilkorpss mehrerer KrieHerversine usw., die dem Jubelpaare zum Teil wertvolle Geschenke überreichten.
Ausland.
ss Petersburg, 23. Mai. Der Chef des französischen Generalstabs der Marine, Admiral Lebris, ist hier eingetrossen.
ss Tokio, 23. Mai. Die ersten Anzeichen der Krankheit des Kaisers waren Fieber und eine Temperatur von 38 Grad. Gestern abend wurde die Krankheit als Lungenentzündung festgestellt. Der Hausminister gab spät abends ein Bulletin heraus, das die Temperatur aus 39,4 Grad angab. Ein Bulletin von heute nachmittag um 4 Uhr gab sie aus 39,7 Grad an.
Gegen die 3jährige Dienstzeit, ss Montpellier, 23. Mai. Zwei Korperale und 13 Soldaten, die sich an den Kundgebungen in Rodez beteiligt hatten, wurden in das hiesige Mili- Eärgefängnis eingeliefert.
ss Paris, 23. Mai. Aus Nancy wird gemeldet, daß heute eine Anzahl Soldaten des 5. Hu- sareuregiments, sowie des 26. und 79. Infanterieregiments unter der Bewachung von Unteroffizieren nach Marseille transportiert wurden, um in die Afrikanischen Straskompagnien verschickt zu werden. In den Tornistern dieser Soldaten waren verschiedene autimilitaristische Schriftstücke, namentlich antimilitaristische Lieder, gesunden worden.
!s Paris, 23. Mai. Da die Kundgebung 'bei der Mur des Federes verboten worden ist, beschlossen die geeinigten Sozialisten, dafür am 25. Mai in Pre-St.-Gervais, in der Nähe von Paris eine
en Wandelgängen, diese Versammlung zu gestatten, wenn es nicht zu Straßenkundgebungen komme.
Mongolen und Chinesen, ss Urga, 23. Mai. Bei einem Zusammenstoß zwischen Mongolen und Chinesen schlugen etwa-SOO Mongolen einen Angriff einer über tausend Mann starken Abteilung Chinesen zurück. Die Chinesen hatten einen Verlust von 102 Toten, 18 Gefangenen, 2 Maschinengewehren und einer großen Zahl von Gewehren und Munition. Die Verluste der Mongolen sind unbedeutend.
Der Balkankrieg.
ss Wien, 23. Mai. Wie die „Reichspost" meldet, haben 5 Malissorenstämme an die Großmächte ein Memorandum gerichtet,, in dem sie gegen die Abgrenzung von Albanien protestieren und fordern, daß diese Stämme, wie bisher bei Albanien verbleiben. Wenn dies nicht geschehe, werde wieder Blut vergossen werden solange sich noch ein Malisl- sore am Leben befinden werde.
ss London, 23. Mai. Wie verlautest erhielt Staatssekretär Grey heute abend von türkischer Seite eine Mitteilung, die zu dem Glauben berechtigt, daß die türkischen Vorschläge nicht derart Md, daß sie ein alsbaldiges Uebereinkommen verhindern. Infolgedessen herrschte unter den Vertretern der verbündeten Balranstaaten heute abend wieder eine optimistische Stimmung. Einer von ihnen sagte einem Vertreter des „Reuter'schen Bureaus": Wir dürfen hoffen, daß der Friede anfangs nächster Woche unterzeichnet werden wird.
Die Oester reicher in Durazzo.
" Wien, 23. Mai. Der „Messagers" meidet, daß in Dnrazzo von den dort stationierten österreichisch-ungarischen Kriegsschiffen Mannschaften und Offiziere gelandet seien. Nun ist es natürlich nicht ausgeschlossen, daß Marinesoldaten zu einem bestimmten Zwecke, etwa um Wasser zu holen oder Lebensmittel zu beschaffen, ans Land gegangen sind, aber von einer Landung im Sinne einer militärischen Operation ist an hiesiger zuständiger Stelle' nichts bekannt.
Die Bulgaren und Griechen.
* Sofia. 23. Mai. Zu den Zwischenfällen an dem Angistafluß wird von bulgarischer Seite gemeldet: Vorgestern abend eröffneten griechische
Truppen das Feuer gegen den bulgarischen Posten, der zwischen den Brücken von Bultschista und Küt- schütköprus in einem Umkreise von 200 Meter auf dem linken Ufer des Angistaslusses ausgestellt war. Das Gewehrseuer dehnte sich bald auch ans die andern Posten dieser Gegend aus, ans der die Griechen die Bulgaren vertreiben wollten. Die Griechen stellten das Feuer bald wieder ein, ohne daß die Bulgaren Verluste erlitten.
ff Athen, 23. Mai. Das Gerücht, daß Befehl gegeben worden sei, Cavalla und andere von den Bulgaren besetzte Punkte anzugreifen, ist unrichtig. Die griechische Regierung hat die Gewißheit, daß dre letzten Konflikte, obgleich sie ernst waren, keine weiteren Folgen haben werden. — Der König ist nach dem Golf von Zagest abgereist, wo er mit dem Chef der ersten Armee die Lage prüfen und versuchen wird, mit den Bulgaren ein Uebereinkommen zur Schaffung einer kseutralen Zone von großem Umsang zu treffen, um für die Zukunft neue Zuiammeilstöße zu vermeiden.
Handel und Verkehr.
* Altensteig, 24. Mai. Bei dem heutigen städtischen Nadel stamm holzverkauf (Fichten u. Tannen) wurden bei einem Ausbot von 18 083 Mk. 21054Mk. - 118,4° <> erlöst. Die Gebote schwankten zwischen 102,6 u. t21,7°p.
Voraussichtliches Wetter
am Sonntag, den 25. Mai: Vorwiegend trüb, wolkig, zeitweise kurze Aufheiterung, vereinzelte Regenfälle, mäßig warm.
Hersntw örtlicher Redakteur: Ludwig Lauk.
Druck und Verlag der W. Rieker'schen Buchdruckeret Altensteig.
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