der Prinzessin die Hosloge betreten hatten, nahm die Vorstellung (Schillers Glocke und Lohengrin, 1. Aufzug) ihren Anfang. Anwesend waren die Mitglieder des Königlichen Hauses, die Hofstaaten und das Gefolge des Prinzregenten. Während der Pause hielten die hohen Herrschaften für die Ge­ladenen Cercle ab. Nach Schluß der Vorstellung .verließen sie unter freundlichem Nicken nach allen Seiten die Loge.

ff Stuttgart, 3. Mai. Durch Allerhöchste Ordre vonl 3. ds. Mts- hat der König den Prinzregenten Ludwig von Bayern zum Chef des 2. Feldartillerie­regiments Nr. 29, Prinzregent Luitpold von Bayern ernannt.

fl Raggen, Gemeinde Hofs, 3. Mai. Als Schmiedmeister Dorn einen Wagen mit Reisig nach Hause fuhr, hatten sein einziges Kind und das Dienstmädchen darauf Platz genommen. Der Wagen stürzte um und begrub die beiden unter sich. DasI Dienstmädchen kam nach längerer Bewußtlosigkeit tnit dem Schrecken davon. Das Kind ist au den Folgen gestorben. ' ^

N Mm, 3. Mai. Auf eine Anfrage wurde dem Stadtvorstand mitgeteilt, daß die Genossenschaft für rationelle Schweinezucht im Bezirk Neu-Nlm bis Juli, hoffentlich aber schon" früher in der Lage sein wird, die vertragsmäßige Zahl von monatlich 200 Schweinen zu liefern. In 'der Mastanstalt befinden sich zur Zeit 1000 Mastschweine und in der Weißenhorner Zuchtanstalt 500 Ferkel und Läufer.

Deutsches Reich.

ff Mannheim, 4. Mai. Als der Großherzog vonBaden heute mittag, von Karlsruhe kommend, am Hauptbahnhos seinen Wagen bestiegen um zum Rennen zu fahren, sprang ein Mann ans das Trittbrett des Wagens mit einem kleinen offenen Messer in der Hand. Der Großherzog stieß -den Mann zurück, der darauf verhaftet wurde', und setzte seinen Weg zum Rennen fort. An der Seite des Großherzogs befand sich auch die Großherzogin im Wagen. Der Täter ist ein 43jähriger Arbeiter namens Jung, der geisteskrank sein soll, lieber den Hergang des Ueberfalls hat sich - der Groß­herzog zu seiner Umgebung geäußert, daß er selbst nicht wahrgenommen habe, daß der Mann ein Mes­ser in der Hand gehabt habe. Der Angreifer sei auf das Trittbrett des Wagens gesprungen und habe versucht, ihn an der Brust zu fassen. Dpr Großherzog habe ihm dann mit dem Säbelknaus einen Stoß unter das Kinn versetzt, fodaß er rück­lings vom Wagen fiel. Jung erklärte bei seiner ersten Vernehmung, er sei Anarchist und er habe dem Großherzog eine Bittschrift überreichen wollen, in der er um Hilfe bat. Im Falle der Ablehnung wollte , er tätlich werden. Auf die Unmöglichkeit dieses Ansinnens und seine Widersprüche aufmerk­sam gemacht, gab er keine Auskunft. Er hatte auch einen Brief in der Hand, in deni abex nur stand, daß er um Hilfe bitte.

ss Wiesbaden, 4. Mai. Der Kaiser traf heute Morgen kurz nach 8 Uhr im Hofzuge mit Gefolge auf dem hiesigen Hauptbahnhof ein und wurde auf dem mit Blumen und Blattpflanzen geschmück­ten Perron vom Polizeipräsidenten von Schenck und dem Garnisonältesten Obersten von Buttlar-Bran- denfeld, dem Kommandant des Füsilier-Regiments

Nr. 80, mit dem sich der Kaiser lange Zeit unter- ! hielt, empfangen. Nach kurzer Begrüßung führ der Kaiser im Automobil nach dem Schlosse, in den Einzugsstraßen von einer sehr zahlreichen Menge> lebhaft begrüßt. Das Wetter ist sehr schön, die Stadt trägt reichen Flaggenschmuck, zahlreiche Fremde sind aus Anlaß der Kaisertage in Wies­baden eingetrofsen.

st Athen, 4. Mai. Königin Sophie ist von einer Prinzessin glücklich entbunden worden.

Der Balkankrieg.

st Konstantinopel, 4. Mai. Die Einstellung der Feindseligkeiten, die in Wirklichkeit bereits aufge­hört hatten, wurde bis zum Friedensschluß ange­ordnet. Die Regierung hat beschlossen, eine Orts­gendarmerie zu bilden. Griechenland hat einge­willigt, 1100 verwundete Türken von Janilra nach Smyrna zu befördern.

st Belgrad, 4. Mai. Die serbischen Delegierten, der frühere Ministerpräsident Novakowitsch und der Präsident der Slupschtina Nikolitsch, begeben sich am Dienstag nach London. Sie werden den Bot­schaftern eine Denkschrift der serbischen Regierung über die proportionale Aufteilung der eroberten Gebiete unter den verbündeten Balkansta-aten un­terbreiten.

st Athen, 4. Mai. Mehrere griechische Dampfer sind von Saloniki abgegangen. Wie verlautet, sind 6000 mohammedanische Flüchtlinge an Bord, die in Scala Nova (Kleinasien! an Land gesetzt werden sollen.

Zwischen Krieg und Frieden.

Albanien und Montenegro.

Die Wiener Korrespondenz der Bossischen Zeit­ung meldet über die Abmachungen zwischen Ita­lien und Oesterreich, soweit sie Albanien angehen: Italien wird mit 40000 Mann in Balona landen und Albanien bis zum Schkumbifluß okkupieren. Oesterreich-Ungarn wird in San Giovanni di Medua 40 000 Mann landen und auch in Durazzo ein grö­ßeres Truppenkorps ausschifsen. Von Medua wer­den die österreichischen Truppen gegen Skutari mar­schieren,- Montenegro soll nicht' als Operationsbasis der Expedition nach Skutari und der Pazifikation Albanien genommen werden. Sollten jedoch die Montenegriner auf die gegen Skutari marschie­renden österreichischen Truppen feuern, so würde selbstverständlich der Kriegszustand in Montenegro eintreten. '

* Bologna, 3. Mai. Heute soll das italienische Expeditionskorps, das 40000 Mann zählt, hier ein­geschifft werden.

ss Wien, 4. sMai/ Die BWter lbetonenfi die morgige Sitzung der Botschaftervereinigung bedeute für Oestererich-Ungarn nicht mehr die Möglichkeit neuer Entscheidungen. Sowohl die Bestimmung eines geeigneten Zeitpunktes für ein etwaiges ak­tive s Eingreifen, wie die Art und Weise der Durchführung der Aktion müsse der Entscheidung der meistinteressierten Mächte Vorbehalten sein. Das ,,Neue Wiener Tagblatt erklärt, wenn infolge des Widerstandes Montenegros und infolge der Ver-

? Weigerung der Teilnahme der übrigen Mächte eine gesonderte Aktion unternommen werde, so werde sie natürlich gemäß die Herstellung des Rechtszu­standes zur Ausgabe haben, den Europa für das neue Albanien festgesetzt habe.

st Cetinje, 4. Mai. Nach aus Alessio eingetrof- senen Nachrichten kam es gestern vor Durazzo zwi­schen den Truppen Dschavid Paschas und Ejsad Pa­schas zu einem blutigen Kampfe, der mehrerg Stunden dauerte. Dschavid Pascha wurde vollstän­dig geschlagen, seine Truppen flüchteten nach ver­schiedenen Richtungen. Die Serben gaben Essad Pascha den Weg nach Durazzo frei und ein Teil der Truppen Essad Paschas zog siegreich! in die Stadt ein. Essad Pascha soll in Zentral-Albanien Herr der Lage sein.

Cetinje, 5. Mai. (Tel.) Der Min isst er stak schlug der Krone vsor besir. Skutari im Falle eines W af s e n ko n f li kt es nicht nach - zu geben, da dieKlrone den Vorschlag ab­lehnte, hat das Kabinett demissio­niert.

Budapest, 5. Mai. (Tel.) König Nikita ließ dein Abgeordnetenhaus «ine Depesche zugehen nach dev vtc bedingungslose Räumung Skutaris beschlossen ist.

Aus alten Zeiten. Am 15. Mai 1587 war eine durch einen Woltenbruch verursachte Ueberschwem- mung in Horb, wobei mehrere Menschen und Vieh ertranken. Man schrieb das Unglück einigen Hexen" zu und wirklich wurden deswegen am 7. Juni nenn alte Weiber auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

Eine derbe, aber passende Antwort erteilte der Direktor eines Berliner Gymnasiums einer franzö­sischen Zeitschrift, die seine Anstalt zu einem Psingst-Ausflug nach Frankreich einlud:An­bei .. . usw. Nach den Flegeleien der Franzosen in Luneville und Nancy verbietet es uns unsere Selbstachtung, an eine Reise nach Paris z. Zt.. auch nur zu denken." (

Die Tragödie des Neunjährigen. In dem Pa­riser Vorort Clamart ereignete sich der erschüt­ternde Fall, daß ein neunjähriger Knabe, der seit einigen Jahren nervenkrank und in der Entwick­lung zurückgeblieben war und zu dem man un­vorsichtigerweise geläußert hatte, daß das Uebel un­heilbar fei, sich mit einem Hoscnriemen an seiner Bettstelle erhängte. Der arme Junge hatte einen Zettel hinterlas'sen:Ich bin zu unglücklich, ich hänge mich auf."

Eisberge signalisiert! Der der Allan-Linie ge­hörige OzeandampferVirginian", der soeben in Jamestown eingetrofsen ist, berichtet, daß er auf seiner Fahrt von Liverpool nach Halifax nicht we­niger als acht gemaltige Eisberge ««getroffen habe, und daß er. 14 Stunden lang durch ein riesiges Eisfeld fuhr, das sich in der Nähe jener Stelle befand, wo im vorigen Jahre dieTita­nic" untergegangen ist. An Bord derVirginia" befanden sich außer der Besatzung 1590 Passa­giere. Die Eisberge waren derVirginia" mit­tels drahtloser Telegraphie signalisiert worden, und der Dampfer konnte auch andere Schiffe von der drohenden Gefahr verständigen.

. -L , > « jL - - cl - , A.

Man kannst ich sage dir: man kanns! und alles beugt sich und hält still wenn einer will.

Cäsar Flalschlen.

Der tote Mmpyr.

Roman von H. Hill.

(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten U

Der Inspektor dachte auch an das Motorboot, das er bet dem Inselchen gegenüber Westbucht gesehen hatte, aber wenn er das Für und Wider nochmals überlegte, kam er wieder zu dem Schluß, daß dies kaum das in Frage kommende sein könne. Die Stellung des Herrn, der als Graf Dürens Mieter die Insel bewohnte, sprach hauptsächlich dagegen, daß hier das Fahrzeug hätte Unterkunft finden können, auf dem der falsche Herr Roß-Malten mit seiner edlen Gattin aus Hamburg verschwunden war.

Die Sache war entschieden sehr verwickelt, aber Gret- schel, der schon so manche schwierige Sache zu glänzendem Ende geführt hatte, war durchaus nicht entmutigt. Als er ungefähr um zehn Uhr in dem Fischerdorf ankam, ließ er ! sich sogleich nach demBlauen Hecht" fahren, wo er sich fein altes Zimmer geben ließ. Er stand gerade im Sckiank- raum und bestellte ein Frühstück bei Wilhelm Bläser, denn er hatte heute noch nichts gegessen, da kam Keller die Treppe herunter. Der Inspektor erinnerte sich seiner als desjenigen, der sein Zusammentreffen mit Harald Schetzler veranlaßt hatte, aber er war erstaunt, von einem Menschen, den er nur ganz oberflächlich kannte, mit einem solchen Wortschwall begrüßt zu werden..

Herr Keller war so entzückt, ihn wiederzusehen, und gab seiner Freude so wortreichen Ausdruck, daß Gretschel sich veranlaßt fühlte, den Zudringlichen sehr kühl abfallen zu lassen. Aber Keller schien dies gar nicht zu merken, sondern redete immer weiter, und als er endlich sein Ent­zücken genügend ausgedrückt zu haben schien, machte or sich daran, dem Inspektor die Neuigkeit mitzuteilen, die augenblicklich ganz Westbucht in Aufregung versetzte.

Haben Sie denn schon von dem traurigen Unfall ge­hört," fragte er,der den netten jungen Doktor be­troffen hat? Sie scheinen ihn ja übrigens zu kennen. Denken Sie sich, der junge Mensch ist ertrunken."

Und des langen und breiten erzählte er von Haralds Verschwinden, von dem umgeschlagenen Boot und von der bescheidenen Rolle, die er bei der Sache gespielt, in­dem er die Mütze des Doktors gefunden.

Gretschels kühle Abwehr hatte jetzt einem großen Interesse Platz gemacht. Mit gespannter Aufmerksamkeit hörte er zu, denn in seinen Plänen hatte Harald Schetzler eine große Rolle gespielt.

Er hatte natürlich keine Ahnung, daß Kellers Be- redsamkeit nur dazu diente, ihn von der Wirtshaustür fernzuhalten, während Oberst Krenzlin, den er wahrschein­lich unter einem ganz anderen Namen kannte, über den Kai eilte, die Landungstreppe hinunterlief und sein Boot bestieg, das ihn mit größtmöglichster Geschwindigkeit nach der Insel hinübertrug.

23. Kapitel.

Mit offenen Karten.

Krenzlin saß nachdenklich und schweigend in der Deck­kabine des kleinen Bootes, während es eilig durch die Bucht nach der Insel hinübersauste, und als es drüben landete, rief er den älteren der beiden Führer beiseite.

Rens," sagte er,wir müssen uns ein paar Tage kusch halten. Gretschel, der Inspektor, der Flösse! auf der Reise erkannte, ist wieder in Westbucht, und da er seine Fahrt

ln Hamburg unterbrochen hat, so Ist anzunehmen, daß er ausgsschnüstelt hat, daß das Boot nicht vom Freiherr« von Rosenkron gekauft worden ist. Er ist offenbar auf der Suche danach, und wir tonnen erwarten, daß er unter irgendeinem Vorwand auf die Insel kommen wird, um zu spionieren."

Der Franzose erblaßte unter der gebräunten Haut, kckille lvlmsrrss," fluchte er,er wird erfahren haben, wer ich bin! Soll ich verschwinden?"

Unsinn! Wenn er wirklich auf die Insel kommt, braucht er Sie nicht zu sehen, ebensowenig wie Flösse! oder mich, denn das wäre genau so schlimm. Ins Haus kann er ja nicht dringen, denn einstweilen gelten wir hier noch als anständige Leute, und er hat keinen Grund, uns zu belästigen. Aber das Boot l Wenn er auf die Idee ge­kommen ist, daß Flössels Reise etwas mit der Melneck- affäre zu tun hat, so bringt er womöglich jemand von der Hamburger Firma her, um das Boot anzusehen, und dann sind wir verloren. Können Sie dem Ding nicht irgendwie ein anderes Aussehen geben? Aber es müßte schon so sein, daß auch ein Sachverständiger irregeführt würde! Ich kann das Boot nicht wegschicken, denn wir brauchen es noch."

Neues Mienen hatten sich aufgeheitert.

Ich bin selbst Sachverständiger," meinte er.In ein paar Stunden will ich mit Louis' Hilfe das Ding so mas­kieren, daß es niemand wieder erkennt. Das Messingschild mit dem Namen der Firma in Hamburg wird abgeschliffen und es kommt ein anderer Name drauf. Ich muh das Küchenfeuer als Schmiede benutzen; aber es wird eine feine Sache, verlassen Sie sich drauf, selbst die Leute, die da» Boot gebaut haben, sollen es nicht rviedererkennen l"

Ueber diese Angelegenheit beruhigt, begab sich der Oberst ins Haus, wo ihm im Vorsaal der stets heitere Flössel entgegentrat, dessen gute Laune aber heute etwa» in» Wanken geraten zu sein schien.

Gretschel ist da?" fragte er mit heiserer Stimm«.

Jawohl, er ist angekommen, aber Theodor hat sein« Instruktionen von gestern abend getreulich ausgeführtr