s s Hechingen, 2. Mai. (Vom Blitz erschla - gen. Bei dem letzten großen Gewitter in dem nahegelegenen Schlatt ist ein Mann auf freiem Feld vom Blitz getroffen und getötet worden. Die Frau des Lehrers Strobel in Salmendingen ist ihren Brandwunden erlegen. Wie es scheint, -hat sie sich selbst angezündet aus Schwermut dar­über, daß ihr Kind gestorben war.

Aus dem Gerichtssaal.

st Stuttgart, 29. April. (Eine, die ihren Mann anzündet.) Unter der schweren Anklage des Tot­schlags, begangen an ihrem 43jährigen Mann, stand heute die 59 Jahre alte Erdatbeiterswitwe Katha­rina Cettolin vor den Geschworenen. Sie war ge­ständig, daß sie in der Nacht zum 17. März in ihrer Wohnung in der Reitzensteinstraße ihren im Bett liegenden, aber nicht schlafenden Manu mit Spiri­tus begossen und angezündet habe. Die Angeklagte ist moralisch heruntergekommen und dein Trunk ergeben. Noch vor zwei Jahren ist sie wegen Ge­werbeunzucht bestraft worden. Schon während ihrer ersten Ehe hat sie es mit der ehelichen Treue nicht genau genommen. Sie unterhielt mit dem getö­teten Mann, der bei ihr damals in Miete wohnte, ein Verhältnis und ist mit ihm auch einmal durch­gegangen. Die Ehe mit dem zweiten Manu Cet- lolin war keine glückliche. Nach ihrer Darstellung haben sie wie Hunde und Katze gelebt. Am Abend des 16. März suchte die Angeklagte ihren Mann in verschiedenen Wirtschaften und trank dabei meh­rere Glas Bier und einige Schnäpse. Als sie wieder nach Hause kam, fand sie die Stubentür verriegelt. Der Mann, der inzwischen heimgekom­men war und sich ins Bett gelegt hatte, machte schließlich auf. Im Zorn darüber, daß er sie hinausgesperrt hatte und höhnisch anlachte, goß sie Spiritus über das Hemd des Mannes und zündete den linken Aermel mit einem Streichholz an. Dann entfernte sie sich mit dem Entschluß, in den Nek­tar zu gehen. Sie führte ihr Vorhaben aber nicht aus, sondern ging, nachdem sie irgendwo einen Kaffee getrunken hatte, auf die Polizeiwache in der ,Stöckachschule und sagte, ihr Mann lasse sie nicht hrnein. Auf die Hilferufe des Mannes waren Mit- hausüewohner herbeigeeilt, hatten ihm das bren- ende Hemd vom Leib gerissen und den Brand er­stickt, der bedauernswerte Mann starb am Nach­mittag des 19. März infolge der erlittenen Brand­wunden. Bei ihrem ersten Verhör auf der Polizei hat die Angeklagte nach anfänglichen: Leugnen zu­gegeben, daß sie ihren Mann habe aus der Welt schaffen wollen. In der Voruntersuchung bestritt sie die Tötungsabsicht. Sie habe ihn nur nüch­tern machen wollen. Daran, daß es so schlimm ausgehen könne, habe sie nicht gedacht. Die An­geklagte zeigte Reue über die Tat. Die Geschwo­renen sprachen sie des Totschlags unter Zubillig­ung mildernder Umstände schuldig. Das Urteil lau­tete dem Antrag des Staatsanwalts gemäß auf 4 Jahre Gefängnis. i

Deutsches Reich.

st Lindau (Bodensee), 2. Mai. Wie dasLin- dauer Tageblatt" meldet, wurde heute nachmittag am Nordende des Eisenbahndammes, der Lindau mit dem Festland verbindet, von einem Eisenbahn­wärter eine ans Land geschwemmte Leiche gebor­gen, in der man den seit dem 13. März vermißten Justizrat Körner aus Dresden vermutet.

st Strahburg, 2. Mai. Um übertriebenen Zeit­ungsnachrichten entgegenzutreten, ersucht uns das Generalkommando des 15. Armeekorps um Veröf­fentlichung des folgenden dienstlich festgestellten Tat­sachenberichts: Bei der am 29. April stattgehabten Hebung des Regiments 132 erkrankten 28 Mann an Marschohnmacht. Davon wurden 18 ins Lazarett ausgenommen: 10 Leute blieben in der Kaserne in Revierbehandlung. Bei zweien der Erkrankten lag Verdacht auf Hitzschlag vor. Das Befinden sämt­licher Mannschaften ist schon am 30. April zufrie­denstellend gewesen, auch bei den beiden zuletzt er­wähnten Leuten nicht mehr besorgniserregend. Auch' heute befinden sich die Leute wohl. Die in deü Kaserne Gebliebenen tun teilweise schon wieder Dienst. Neue Zugänge sind nicht gekommen. Die höchste Marschleistung am 29. April hat 32 Kilo­meter, bei einzelnen Kompagnien nur 21 Kilometer betragen. Die Mannschaften wurden mittags bei Lampertsheim während einer mehrstündigen Rast aus Feldküchen gespeist. Die Ursache der Marsch­erkrankung ist lediglich in der unmittelbar schnell einsetzenden großen Hitze, an die die Mannschaften noch nicht gewöhnt waren, zu suchen.

st Essen, 2. Mai. Wegen Landesverrats wurde auf Ersuchen der Essener Polizei ein Gast­wirt in Aachen verhaftet. Außerdem wurden noch -3 andere Personen in Haft genommen, darunter ein Sprachlehrer. Die Untersuchung ergab großes Be­lastungsmaterial.

Ausland.

st Washington, 2. Mai. Der Geschäftsträger der Vereinigten Staaten in Peking, E. T. Williams, hat die formelle Anerkennung der chinesischen Re­publik seitens der Bereinigten Staaten der chine­sischen Regierung zur Kenntnis gebracht.

Zwischen Krieg und Frieden.

Der österreichische Miuisterrat.

st Wien, 2. Mai. Der heutige Ministerrat dauerte von 11 Uhr bis gegen dreiviertel 3 Uhr. In hiesigen maßgebenden Kreisen betrachtet man die Situation vom österreichisch-ungarischen Stand­punkt aus als unverändert, da man der Ansicht ist/ daß nur eine vorbehaltslose Unterwerfung Monte­negros unter den Willen der Mächte Zwangsmaß­nahmen unnötig machen könne. Eine Unterwerfung ist bisher aber nicht erfolgt, auch liegen keine An­zeichen dafür vor. '

st Wien, 2. Mai. Nach einem heute ausgegebe- neu Eommuniquee hat der Minister des Aeußern Graf Berchtold in dem heutigen gemeinsamen Mi­nisterrat nach Durchberatung verschiedener laufen­der Angelegenheiten ein ausführliches Exposee über den gegenwärtigen -stand der politischen Lage ge­geben. An diese Darlegungen hat sich eine ein­gehende Diskussion geknüpft, an der sich sämtliche Minister beteiligten und aus der sich eine völlig einheitliche Auffassung über die in der auswärtigen Politik einzuhaltenden Richtlinien für das weitere Vorgehen ergaben.

st Wien, 2. Mai. DasNeue Wiener Tagblatt" veröffentlicht eine Unterredung mit einem Staats­mann, der an dem heutigen Ministerrat teilnimmt. Der Staatsmann habe erklärt, die Situation sei höchst kritisch. Die Politik Oesterreich-Ungarns sei, wie seit Beginn der ganzen Krise, klar und auf­richtig. Oesterreich-Ungarn habe aus seinen Ab­sichten kein Geheimnis gemacht und werde nunmehr zu deren Verwirklichung gedrängt. Der heutige Ministerrat werde sich schon mit den finanziellen und militärischen Einzelfragen befassen, die sich auf die Durchführung dieser Absicht beziehen. Von den bevorstehenden militärischen Dispositionen werde der Mcnisterrat Kenntnis nehmen. Der Staats­mann habe die Hoffnung ausgesprochen, daß die militärische Aktion lokaler Natur bleiben werde. Was Italien betreffe, so könne er nach bestem Wis­sen mitteilen, daß es mit Oesterreich-Ungarn gehen werde.

st Wien, 2. Mai. Der Kommissar der Börse veröffentlichte an der heutigen Mittagsbörse fol­gendes offizielles Eommuniquee: Dispo ist täs ch e Situation ist unverändert. Oesterreich-Ungarn nimmt den unveränderten Standpunkt ein, daß die europäischen Beschlüsse schnellstens durchgeführt werden müssen.

st Wien, 2. Mai. Wie von maßgebender Seite mitgeteilt wird, kann hier selbstverständlich zu den Vorschlägen, die in der gestrigen Botschasterreunion in London gemacht wurden, noch nicht definitiv Stellung genommen werden, doch ist man hier nicht der Ansicht, daß die gestrige Sitzung der Botschafter eine Aenderung der Situation herbei- gesührt hat. Es wird hier aus die den Botschaftern in London offenbar noch nicht bekannt gewesene mittlerweile erfolgte ablehnende Beantwortung des Schrittes der Großmächte durch König Nikita, sowie aus das von der Agence d'Athenes gemeldete Vor­gehen Essad Paschas in Tirana hingewiesen, Tat­sachen, di e auf die Beurteilung der Situation gewiß nicht ohne Einfluß sein können.

st Berlin, 2. Mai. Die Nordd. Allg. >Ztg. schreibt: Die Preßzentrale verbreitet, Deutschland habe in Wien außerordentlich eindringlich von dem Einmarsch in Montenegro abgeraten, da die rus­sische Regierung der deutschen Regierung die Er­klärung abgegeben habe, daß sie einen Angriff auf Montenegro mit der bewaffneten Neutralität, d. h. mit der Konzentrierung von mindestens 300000 Mann an der österreichischen Grenze beant­worten würde. Wir können feststellen, daß weder eine derartige russische Erklärung abgegeben, noch in Wien eine Warnung erteilt worden ist. Die ganze Meldung ist erfunden. Als unrichtig zu bezeichnen ist auch eine Meldung der Daily Mail, daß der deutsche und der österreichisch-ungarische Botschafter in Konstantinopel von der Unterzeich­nung des Friedensvertrags vor Abschluß der Sku- tarifrage abgeraten hätten.

Ein nochmaliger Schritt der Mächte bei Montenegro.

st Köln, 2. Mai. Wie dieKölnische Zeitung" aus Berlin erfährt, hat in der gestrigen ästot- schaftervereinigung anscheinend die Mitteilung des montenegrinischen Delegierten Pspowitsch eine Rolle gespielt. Diese Mitteilung soll, wenigstens in eini­germaßen verklausulierter Form, die Möglich­keit der Räumung Skutaris behandelt haben. Man

wird nähere Angaben abwarten müssen. Jeden­falls hat die von dem montenegrinischen Dele­gierten in der Sitzung der Botschaftervereinigung! abgegebene Erklärung den Anlaß dazu g,egegeben, nochmals einen schleunigen Schritt in Cetinje vor­zuschlagen. Dieser Schritt soll, wie man annimmp. eine endgiltige Aeußerung der montenegrinischen! Regierung über ihre Absichten hinsichtlich Skutaris! herbeiführen. Ein Ultimatum scheint der Vorschlag nicht einzuschließen. Ueber die Aufnahme des Vor­schlages bei den Kabinetten, vor allem in Wie/ch ist einstweilen noch nichts bekannt.

st Athen, 2. Mai. Der Minister des Aeußern, Koromilas, nahm heute die von den Gesandten der Großmächte überreichte Kollektivnote zur Kennt­nis, welche besagt, daß die Mächte mit Genug­tuung von der Antwort der Verbündeten auf ihre letzte Note und ihre Erklärung, daß sie die Parin formulierten Friedensgrundlagen annehmen, Kennt­nis genommen haben. Was jedoch die Vorbehalte bezüglich de,r Inseln und der albanischen Grenzen in der Antwort der Verbündeten betreffe, so machten die Mächte von neuem darauf auf­merksam, daß sie diese F rügen ausschließ­lich ihrer eigenlen Zuständigkeit Vorbe­halten haben, 'daß folglich die Abtretung der Inseln seitens der Türkei nicht erwähnt werdest dürfe, wie dies die Verbündeten in Z 2 ihrer Ant­wort täten. - Die griechische Regierung wird in ihrer Antwort wahrscheinlich die Bevollmächtigten ernennen, dis bereits in London sind.

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Handel und Verkehr.

js Notleidende ausländische Wertpapiere. Von ster- zinslichen ausländischen Wertpapieren sind vom K. Steuer­kollegium als notleidend bezeichnet worden die Staatsanleihen von Guatemala, Honduras und den früheren Confederate Statesof Amerika. Die Zinsscheine der griechischen Anleihen wurde: wie folgt eingelöst: 5°/» Goldanleihe von 1861 84 Coupon auf 1. Juli mit 68 °/°, auf 1. Januar 1913 mit 32°/v; 5 °/o Goldanleihe von 1890 (Piräus-Larissa) Coupon auf 15. Juni 1912 mit 68° o, auf 15. Dezember 19!2 mit 32 o/o; 4 st» Monvpolanleihe von 1887 Coupon auf 1. Juli 1912 mit 75»!», auf 1. Januar 1913 mit 43°/°; 4°/° konsol Goldrente von l889 Coupon auf 1. Oktober 1912 mit 32°'°, auf 1. April 1913 mit 64°°. Bei der 4sts °/» porlugisischen Eisenbahn-Anleihe 2. Ranges 1913 wurde der Coupon No. 12 im Juli 19l2 mit 13,75 Mk. eingelöst.

* Dornstetten, 29. April. (Holz.) Bei dem Stamm­holzverkauf des Forstamts Dornstetten vom 26. ds. Mts. wurden erzielt: Bei einem Gesamtausbot von 41690 Mk. 116,5°», für 1233 Fm. Normales Holz 120°/» und 483 Fm. Ausschuß 111 °/°; für Sägholz Normal 105, Ausschuß

100 ° o.

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Verantwortlicher Redakteur: Ludwig Lank.

Druck und Verlag der W. Rteker'schen Buchdruckerei Mtenfieig.