befragt, gibt der Angeklagte deren Hergang im wesentlichen zu, wie sie seinerzeit in der Press? geschildert worden und wie sie auch nach den Akten als erwiesen anzusehen ist. Er lauerte dem Bahnwart Löffler aus, bis dieser nach dem Passieren des letzten Zuges in sein Haus zurückging, und schlug ihn, auf der Treppe stehend, mit einem mit Nägeln besetzten Prügel derart nieder, daß er an den Verletzungen starb. Dann begab er sich j> das Haus und versuchte, die im Bett liegende, aver wachende Frau des Erschlagenen zu erwürgen. Der Frau gelang es jedoch, sich seiner zu erwehren rnd zu entfliehen. Am Tatort zurückgelassene Gegenstände, besonders ein Hut, führten zur Ermittlung des Täters, der am Tage nach der Tat festgenommen wurde. Nicht zugeben will Weiß, das der Tat unterstellte, aus Raub gehende Motiv. Er behauptet zunächst, die Tat ohne Ueberlegung, d. h. in hochgradiger Betrunkenheit begangen zu ^aben, denn er habe anläßlich einer am Tage zuvor abgehaltenen Musterung mit anderen Burschen zusammen am Tage der Tat selbst etwa zwanzig Schoppen Bier getrunken. Auch sei ihm eine räuberische Absicht völlig ferngelegen. Dem Bahnwart habe er nur ems versetzen wollen aus Rache dafür, daß ihn früher einmal ein anderer Bahnwart wegen einer Uebertretung zur Anzeige gebracht habe. Die Frau des Erschlagenen wollte er nur in seiner Betrunkenheit sich zu Willen machen. Die weiteren Verhandlungen erstreckten sich auf hie Vernehmung von Zeugen über den Leumund des Beklagten, seine Führung in der Schule, in seinen Dienststellen und so weiter. — Auf Antrag der Verteidigung hat das Gericht beschlossen, den Angeklagten Weiß zur Beobachtung seines Geisteszustandes aus 6 Wochen in einer öffentlichen Irrenanstalt unterzu- Pringen, ferner einen weiteren Sachverständigen zu seiner Beobachtung beizuziehen und die Verhandlung so lange zu vertagen. ;
ff Mm, 24. April. (Die Macht des Gewissens.) Vor dem Schwurgericht hatte sich gestern wegen Meineids der Fabrikarbeiter Jakob Schmidt von hier zu verantworten. Schmidt hat sich selber angezeigt, im Juni 1909 vor dem hiesigen Kriegsgericht einen falschen Eid abgelegt zu haben. Er diente im Infanterieregiment 127 und war als Zeuge in eine Streiterei verwickelt, die auf dem Heimwege vom Wirtshaus zwischen mehreren Soldaten -spielte. Im letzten Herbst schrieb er nun einen Brief an den Oberst des Regiments, in dem er erklärte, er habe in der damaligen Verhandlung einen Meineid geschworen und wolle, um seinem Gewissen Ruhe zu verschaffen, dafür bestraft sein. Da die Untersuchung seines Geisteszustandes nichts ergab, was auf eine Trübung seiner geistigen Fähigkeiten hingewiesen hätte, wurde er zu der gesetzlichen Mind^ststrase von 4 einhalb Monaten Gefängnis verurteilt.
Deutsches Reich.
ss Berlin, 24. April. In der heutigen Sitzung des Bundes ratis wurde die Zustimmung erteilt; Pie Vorlage betreffend Aenderungen in dem Verzeichnis der Einlaß- und Untersuchungszellen für Pas im Zollinland eingehende Fleisch, der Vorlage betreffend den Entwurf eines Gesetzes über die Ge- ' Währung von Beihilfen an Kriegsteilnehmer und der Vorlage betreffend den Entwurf eines Gesetzes Über Aenderung des Schutzgebietgesetzes.
ss Hamburg, 24. April. Heute nachmittag sind bei Arbeiten an Bord des „Imperator" durch die Explosion eines BenzinbeWlters mehrere Monteure der Vulkanwerft und ein Mann der Besatzung verletzt worden. Die Ursache des Unfalls ist unbekannt und man vermutet Unvorsichtigkeit der Arbeiter.
bxplvsion einer fArnia-e.
* Posen, 24. April. Bei euer gestern nachmittag auf dem Truppenübungsplatz Neuhammer von dem Pionierbataillon Nr. 6 in einer Kiesgrube abgehaltenen Hebung mit Handgranaten explodierte beim Wurf einer Granate diese in der Hand des Vizefcldwebels Schmidt und verletzte die in der Kiesgrube stehenden Personen. Leutnant Katte- rus wurde getötet, Pionier Kühn lebensgefährlich, Oberleutnant d. R. Müller, Leutnant Dahmen und der Vizefeldwebel Schmidt leicht verletzt.
Ausland.
Tie Deutschen während -es Straßenkampfes in Mexiko.
Einem der Fr, Z. zur Verfügung gestellten Pri- vatbriese eines in der Stadt Mexiko lebenden Deutschen entehmen wir folgenden Stellen über die Erlebnisse einiger reichsdeutschen Familien und über die Bereitwilligkeit und den Mut, womit der deutsche Gesandte, Kontreadmiral v. Hintze, sich während jener Schreckenstage seiner Landsleute angenommen hat.
Was wir hier durchgemacht haben, spottet jeder Beschreibung. Wir waren in dem Hause von
Dr. F., wo Proviant ausgestapelt war, während 10 langer Tage eingesperrt. Es waren 65 Personen angemeldet, von denen jedoch viele nicht mehr hinkommen konnten, da die Schießerei vor der Zeit losging. Gegen alles Völkerrecht und ohne irgendwelche Benachrichtigung ging; die Schießerei los, und gerade am schlimmsten in unserer Gegend, da wir in der Nähe der Zitadelle wohnen. Sonntag vor acht Tagen wurde auf Drängen der Diplomaten ein Waffenstillstand vereinbart, welcher den Fremden Gelegenheit geben sollte, sich in Sicherheit zu bringen; doch wurde derselbe nicht eingehakten. Gerade als wir mit dem Packen unserer Koffer beschäftigt waren, ging der Straßenkamps von neuem los, und kaum hatten wir Zeit, wieder in das F'sche Haus zu flüchten. Die Kugeln waren schon in das Zimmer meiner Frau eingedrungen. An die beabsichtigte Flucht nach Veracruz war kaum noch zu denken, da das Ueüerschreiten der Straßen mit der größten Lebensgefahr verbunden gewesen wäre.
Am gleichen Tage hatte ich dem deutschen Gesandten mitgeteilt, daß ich beabsichtigte, den Waffenstillstand zu benützen, um mit meiner Familie; nach Veracruz zu flüchten. Ganz aus sich selbst bot sich der Gesandte an, uns alle in seinem Auto persönlich nach der Station zu bringen. Es ist außerordentlich, was dieser Mann in diesen schlimmen Tagen für die Deutschen in Mexiko geleistet hat. Die Billetts hatte mir ein als Arbeiter verkleideter Bekannter unter persönlicher Gefahr von der Station geholt, aber der Gewehr- und Artilleriekamps war au diesem Tage besonders heftig und das Ueberschreiten der Straßen war mit größter Lebensgefahr verbunden. Ich wartete ungeduldig bis nachmittags 6 Uhr, bis ich es schließlich wagte, nach der deutschen Gesandtschaft zu laufen, um den Gesandten um Rat zu fragen. In kurzen Worten fragte er mich, ob ich keine Angst für meine Familie hätte, und als ich ihm antwortete;, daß ich unter seiner persönlichen Begleitung nichts fürchtete, sagte er kurz entschlossen: „dann los, aber flott und im Sturm." In einer Seitenstraße, wo die Kugeln uns nicht so leicht treffen konnten, wurde die Familie in das Auto gepackt, und dann ging es durch die menschenleeren Straßen in rasendem Tempo davon. Auf dem „Paseo" wurde, das Auto angehalten, nnd einige betrunkene Soldaten der dort ausgestellten Artillerie verweigerte die Erlaubnis zur Wellersahrt, selbst als der Geisandte seinen Paß vorzeigte. Da hieß, es: zurück bis „Chapnltepec", um so zu der Station in Bnena Vista zu gelangen, wo wir denn auch heil ankamen, während der Gesandte im Dunkeln wieder durch die feindlichem Linien zurück -mußte, was unter den außergewöhnlichen Umständen äußerst gefahrvoll war, da die Disziplin nach zehntägigem Kampfe unter den Soldaten stark gelitten hatte. Ueber die Art und Weise, wie unser diplomatischer Vertreter sich in diesen schlimmen Zeiten bewährt hat und wie er Leben und Interessen der Deutschen verteidigt hat, darüber herrscht hier nur eine Stimmq des Lobes.
Der Balkankrieg.
Zur Uebergabe Skutaris.
/ff Cetinje, 24. April. Nach einer amtlichen Meldung dauerten die Verhandlungen über die Uebergabe Skutaris zwei Tage: Am 21. entsandte Essad Pascha einen Parlamentär mit dem Vorschlag der Kapitulation. Die Verhandlungen dauerten den ganzen Tag, blieben jedoch ergebnislos. In der Nacht ergriffen die Montenegriner die Offensive. Vorgestern erschien ein neuer Parlamentär. General Vukotitsch begab sich hieraus nach Skutari mit der Instruktion, den: Feinde gegenüber, der so mutig gewesen sei, einen Abzug mit militärischen Ehren und den Waffen, nötigenfalls sogar mit der leichten Artillerie zu bewilligen. Auf diesen Grundlagen ist dann abends 6 Uhr das Protokoll der Uebergabe unterzeichnet worden. Die Räumung der Stadt begann sofort. Sie wird heute gegen mittag vollzogen sein. Essad Pascha begibt sich mit der Garnison in seine Heimat Tirana. Die Montenegriner erbeuteten in Skutari 120 Kanonen, darunter 40 Schnellfenergeschütze und 12 Haubitzen, sowie zahlreiches Kriegsmaterial.
T«ie politische Lage.
'st London, 24. April. Die Westminster Gazette schreibt: Die Verbündeten haben grundsätzlich! die Vermittelung der Mächte angenommen. Die Vermittelung kann nur ans einer Abgrenzung, Albaniens, die Skutari einschließt, basiert werden. Wenn , König Nikolaus auf Skutari bestehen sollte, würde er nicht Jpek und Serbien nicht Djakova bekommen und Oesterreich würde vielleicht den Sandschak Novibazar wieder besetzen. Die Mächte sind demnach nicht ohne Hilfsmittel. Wenn sie Zusammenhalten, werden sie ihr Ziel ohne große Schwierigkeiten erreichen. Aber die Lage duldet keinen weiteren Aufschub. Natürliche mären wir einer Anwendung von Gewalt gegen Montenegro äußerst abgeneigt, aber das Ansehen Europas steht auf dem Spiel. Wenn König Nikolaus den Mächten erfolgreich Trotz bietet, dann müssen wir für diese Gene
ration auf jede weitere Cooporation zur Erhaltung des Friedens verzichten.
Eine Note Oesterreichs an die Mächte.
st London, 24. April. Das Reutersche Bureau erfährt: Die Zirkularnote Oesterreich-Ungarns an die Mächte besagt: OesterreittstUngarn kann es nicht gestatten, daß die Lage, die durch den Einzug der Montenegriner in Skutari geschaffen ist, so bleibt, wie sie ist. Da das Prestige der Mächte verletzt worden ist, so ladet Oesterreich-Ungarn die Mächte ein, einen Entschluß zu fassen über die Schrittes die zur Wiederherstellung des Prestiges unternommen werden sollen. Oesterreich-Ungarn erklärt, falls die Mächte einen schnellen Entschluß nicht fassen könnten, so würde es gezwungen sein, selbst Sicherheiten dafür zu schaffen, daß die Entscheidungen der Mächte respektiert würden und daß Montenegro Skutari vänmt.
st Wie», 24. April. Nach einer an hiesiger zuständiger Stelle aus Cetinje eingetrofsenen Nachricht soll König Ni lila fpst ents chlossen slein, Skutari nicht zu rsäumen. Nachdem Oester- retch-Ungarn den Mächten seine Vorschläge bezüglich Skutaris mitgeteilt hat, ist bereits für morgen, Freitag, eine Sitzung der Botschafterreunion in London einberusen worden, damit im Sinne des' Vorschlages des Wiener Kabinetts die Entscheidung der Mächte in kürzester Zeit erfolgen rnögjck
Aus London wird berichtet, daß die Botschafter- Vereinigung einstimmig beschlossen habe, den Regierungen vorzuschlagen, es sei Montenegro aufzufordern, Skutari unverzüglich zu räumen.
Hemde! und Verkehr.
* Altensteig, 34. April. Stammholz-Verkauf des Kgl. Forstamts Altensteig am 23. ds. Mts. im schriftlichen Aufstreich: 2350 Fm. mit Gesamtdurchschnittserlös von 118 o/o.
* Schöner Erlös. Friedrich Kalmbach von Spielberg verkaufte an Dr. Finckh in Höfen eine Kuh um den schönen Preis von 905 Mk.
js Stuttgart, 24. April. (Der amtliche Bericht vom Pferde markt.) Dem 77ten Stuttgarter Pferdemarkt am 21. und 22. April waren zugeführt etwa 1500 Pferde, davon auf offenem Markt auf dem Gewerbehalle- und Garnisonsplatz 1100, in städtischen Privatstallungen 400 (gegen 1700 im Vorjahr). Die Zahl der amtlich angezeigten Verkäufe betrug 48 mit 52 Pferden gegen 56 mit 71 Pferden im Vorjahr. Höchsterzielter Preis 1500 Mk., niederster 223 Mk., Umsatz der amtlich angezeigten Verkäufe rund 40 000 Mk., nicht angezeigte Verkäufe etwa 400 mit einem Umsatz von ca. 440 000 Mk., Gesamtumsatz des diesjährigen Pferdemarkts etwa 480000 Mk., im Vorjahr 546000 Mk. Der Gesundheitszustand der auf dem offenen Markt, sowie in den Stallungen aufgestellten Tiere war gut. Von der Pferdemarkt-Lotteriekomission wurden Heuer 15 Pferde für die Lotterie aufgekauft. Der 31 len Wagen- und Satiler- warenausstellung in der Gewerbehalle waren neben 38 Automobilen zugeführt von 23 Wagnerfabrikanten 112 Wagen jeder Art; von 20 Sattlerwarenfabrikanten 58 Paar Geschirre, 10 Sättel, sowie sonstige Reit- und Fahrrequisiten. Außerhalb der Halle waren 208 Stück teils neue, teils gebrauchte Wagen aller Art aufgestellt. Prämien und Entschädigungen wurden verausgabt an 18 Wagensabrikanten 670 Mk., an 17 Sattlerwarenfabrikanten 300 Mk., im ganzen 970 Mk., im Vorjahr 970 Mk. Dem 21ten Hundemarkt auf dem Hegelplatz waren zugesührt: 260 kleine, 340 große Hunde und 5 Hundefamilien.
js Stuttgart, 24. April. (Schlachtoiehmarkt.) Zugetriebe»: 213 Großvieh, 322 Kälber, 807 Schweine.
Erlös aus 'ä Kilo Schlachtgewicht: Ochsen 1. Qual, a) ausgemästete von 98 bis 103 Pfg., 2. Qual, b) fleischige und ältere von — bis — Pfg.; Bullen (Farren) 1. Qual, a) vollfleischige, von 89 bis 94 Pfg., 2. Qualität b) ältere und weniger fleischige von 82 bis 89 Pfg., Stiere und Jungrinder 1. Qual, a) ausgemästete von 100 bis 104 Pfg., 2. Qualität ') fleischige von 97 bis 99 Pfg., 3. Qualität v) jgeringere von 94 bis 96 Pfg.; Kühe 1 Qual. ») junge gemästete von — bis — Pfg., 2. Qualität b) ältere gemästete von 70 bis 80 Pfg., 3. Qualität v) geringere von 55 bis 65 Pfg., Kälber: 1. Qualität a) beste Saugkälber von 113 bis 118 Pfg., 2. Qualität b) gute Saugkälber von 108 bis 113 Pfg., 3. Qualität o) geringer Saugkälber von 100 bis 107 Pfg., Schweine 1. Qual, a) junge fleischige von 74 bis 75 Pfg., 2. Qualität b) jüngere fette von 70 bis 73 Pfg., 3. Qual, o) geringere von 65 bis 68 Pfg.
Konkurse.
Albert Wichtermann, Bäcker und Wirt in Botnang. Firma Sägewerk Falkenstein, Gesellschaft m. b. H. in Schramberg. — Heinrich Huber sen., Küfermeister in Stuttgart. Guido Durach, Inhaber eines gemischten Warengeschäfts in Kißlegg. — Nachlaß des am 24. März 1913 gestorbenen Friedrich Gohl, Spezereihändlers in Stuttgart Wiederholdstr. 18. — Friedrich Hahn, Mechaniker in Aidlingen. — Ulrich Wecker, Inhaber eines Zigarrengeschäfts in Donzdorf. — Adolf Eisele, Wagnermeister, und dessen Ehefrau Magdalene gek>. Looser in Altshausen.
Voraussichtliches Wetter
am Samstag, den 26. April: Ziemlich wolkig, mild, vereinzelte Regenfälle.
Verantwortlicher Redakteur: Ludwig Lank.
Druck und Verlag der W. Rteker'schen Buchdruckerei Mtenstetg,