i Ulm, 22. 'Avril. (Ein eigenartiger Trans part. An der Gänswieje zimmert die Firma S. und I. Molsenter gegenwärtig einen 20 Meter langen und 7 Meter breiten Floß zusammen, auf dem eine von der Firma Eduard Mayer u. Co. hergestellte komplette Sudhauseinrichtung mit kupferner getriebener Braupfanne von 28 000 Liter Fassungsvermögen, die für die bischöfliche Brauerei in Hakl- berg bei Passau bestimmt ist, ihre Fahrt auf der Donau nach ihrem Bestimmungsort antreten wird. 5 Tage soll die Fahrt dauern, die von der Familie G. Käßbohrer geleitet und ausgeführt wird.
ss Friedrichshafen, 22. April. (Der neue Dampfer.) Nach der gestrigen -Mündigen Rundfahrt auf dem See ist der neue Halbsalondampfer Hohentwiel abgenommen worden und in den Besitz der württembergischen Staatsverwaltung Wergegangen. Die Abnahmefahrt ergab die völlige Betriebssicherheit des Schiffes. Wiederholt wurden namentlich die Gerätschaften für den Rettungsdienst erprobt. Die Zahl der Rettungsringe ist bedeutend vermehrt worden. Auch ist eine große Anzahl Schwimmwesten unter den Sitzbäneeu an Bord lso untergebracht, daß sie den Fahrgästen leicht zugänglich sind. Die Gesamtkosten des neuen Schiffes belaufen sich aus 340 000 Mk. Es wird künftig auch für die Fahrten des königlichen Hofes Verwendung finden, wozu bisher der Dampfer Königin Charlotte diente.
ss Vom Bodcnsee, 22. April. (Neuer Schmugglertrick. ^ Daß bei dem Saccharinschmuggel immer wieder neue Tricks erfunden werden, beweist ein Fall, der sich dieser Tage , auf dem Bahnhof in St. Margarethen zugetragen hat. Es hatte dort ein elegant gekleidetes Paar die Zollrevisionshalle pa'siert, wobei der Herr ein vornehm ausgestattetes Wickelkind auf dem Arm trug. Das Paar befand sich bereits im Zuge, um die Reise über Bregenz fortzusetzen. Auf einmal schien dem revidierenden Zollbeamten ein Bedenken gekommen zu sein. Das Paar mußte den Zug wieder verlassen. Nach genauer Prüfung stellte es sich heraus, daß das Wik- kelkind nichts anderes war als die Verkleidung eines anieknlicben Quantums Saccbarin. Das iüße
Raubs angeklagt standen gestern der 19jährige Flaschnergeselle Otto Messing von Asperglen und der 18jährige Wilhelm Härle von Lauffeu a. N. vor den Geschworenen. Sie haben Ende Januar dieses Jahres die 69jährige Händlerin Christine Schmi- her aus Rötenbach OA. Oberndorf, als sie in den Dörfern der Gegend Butter und Eier einkaufte, bei Bach-Altenbe^g auf der Straße gemeinsam überfallen und ihr den Geldbeutel mit etwa 27 Mk. Inhalt aus der Rocktasche genommen. Jeder der Herden wurde zu 1 Jahr Gefängnis verurteilt, wovon 2 Monate Untersuchungshaft abgehen,
^ Stuttgart, 22. April. (Betrügerischem Bankerott.! Der vierte Fall der Schwurgerichtsperiode betraf die Anklagesache gegen den verheirateten Molkereibesitzer Eduard Rvhrmofer zuletzt in Weil im Schönbuch wohnhaft, wegen betrügerischen Bankerotts und Betrugs. Mitangeklagt war sein unehelicher Sohn Hermann Hirschle wegen Beihilfe zum betrügerischen Bankerott. Die Geschworenen sprachen den Angeklagten Rohrmoser des betrügerischen Bankerotts und des Betrugs in drei Fällen schuldig, versagten ihm aber in einem Be- trugssall mildernde Umstände. Das Urteil gegen ihr? lautete auf zehn Monate Gefängnis unter Anrechnung von drei Monaten Untersuchungshaft. Bei der Strafbemessung wurde in Betracht gezogen, daß er seine Gläubiger ganz erheblich geschädigt hat. Der Angeklagte Hirschle wurde freigesprocheü.
Deutsches Reich.
ls Berlin, 22. April. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Wir finden in einem deutschen Blatt, in der „Post", aus Anlaß der Nancyer Vorgänge beschimpfende Ausfälle gegen das französische V>5lk im ganzen. Derartige Machwerke verstoßen gegen echten Patriotismus und wahre deutsche Gesittung. Sie liefern dem Auslande zu Unrecht verallgemeinert den Vorwand, eigene chauvinistische Treibereien mit deutscher Maßlosigkeit gleicher Art zu entschuldigen. Im Interesse des Ansehens und der Würde des deutschen Namens, den sie kompromittieren, muß eine derartige Sprache als eines hochstehenden Volkes unwürdig, energisch zurückgewiesen werden.
Ausland.
Ein mit deutschen Offizieren besetzter Doppeldecker in Frankreich gelandet.
ss Nancy. 22. April. Ein mit zwei deutsche« Offizieren besetzter Doppeldecker ist heute morgen um 7.45 Uhr nördlich von Arracourt gelandet. Der
Führer des Flugzeuges, Hauptmann v. Dewall, der Leiter des Flugübungsplatzes Darmstadt, erklärte, er sei in Darmstadt zu einem Flug nach Metz aufgestiegen und habe aus Mangel an Benzin landen müssen, wobei er geglaubt habe, sich über deutschem Gebiet zu befinden. '
ss Paris, 22. April. Die Note der „Agence Ha- vas" hat folgenden Wortlaut: Heute früh um 7.30 Uhr landete in Arracourt, ungefähr 5 Kilometer von der Grenze entfernt, ein deutscher Doppsl- .decker. Das Flugzeug, Modell Heller, hatte einen Motor von 70 Pserdekräften. Es war bemannt mit 2 Offizieren, von denen der eine die Uniform eines Fliegerhauptmanns und der andere die Uniform eines Jnfanterieleutnants trug. Das Flugzeug hätte ungefähr 6 Kilometer französisches Gebiet überflogen. Die Offiziere erklärten, daß sie um 5 Uhr morgens in Darmstadt mit der Bestimmung nach Metz abgefahren seien. Sie hätten in dichtem Nebel in der Umgebung von Dieuze die Richtung verloren und erst bei ihrer Landung und nach Be
fragen der Bewohner erkannt, daß sie sich auf französischem Gebiet befänden. Der Unterpräsekt von Luneville prüfte die Angaben über die von dem Flugzeug zurückgelegte Strecke und verhörte die beiden Offiziere. Drei Fliegeroffiziere aus Toul, Epi- Üal und Verdun und ein Fliegerhauptmann aus Nancy sind von der Militärbehörde an Ort und Stelle geschickt worden. Die Zivil- und Militärbehörden erkennen übereinstimmend als Grund der Landung höhere Gewalt an. Nach den gegenwärtig vorliegenden Ergebnisse der Untersuchung dürfte der Doppeldecker im Stande sein, heute nachmittag den Flug fortzusetzen. Instruktionen sind an unseren Botschafter in Berlin gesandt worden, durch die er aufgefordert wird, die ganze Aufmerksamkeit der kaiserlichen Regierung auf die wiederholten Landungen von deutschen Ballons und Aviatikern in Frankreich nahe der Grenze hinzulenken und auf die ernsten Unzuträglichkeiten, die aus diesen bedauerlichen Zwischenfällen entstehen könnten. Combo n ist beauftragt worden, den deutschen Reichskanzler zu ersuchen, Maßregeln zu treffen, um Wiederholungen derartiger Ereignisse zu vermeiden. Im übrigen sind Besprechungen ^ingeleitet worden, zwischen den beiden Regierungen so schnell wie möglich zu einem Uebereinkommen zu gelangen zur Festsetzung der Regeln, die bei den Schwierigkeiten anzuwenden sind, die zwischen den Regierungen infolge der Luftschifsahrt ,entstehen könnten.
ss Paris, 22. April. Die deutsche Botschaft hat in der Angelegenheit der Landung deutscher Fliegeroffiziere bei Arracourt unverzüglich die erforderlichen Schritte unternommen. Der Ort Arra- pourt liegt ungefähr 3 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt. — Gutem Vernehmen nach werden Hauptmann v. Dewall und sein Begleiter voraussichtlich noch heute ermächtigt werden, die Rückreise anzutreten.
ss Paris, 22. April. Infolge der von der Zivilund Militärbehörde geführten Untersuchung ist die Regierung benachrichtigt worden, daß anerkannt worden sei, die deutschen Offiziere seien durch höhere Gewalt zur Landung mit ihrem Zweidecker gezwungen worden. Infolge dieser Feststellung ist den Lustschifsern die Erlaubnis erteilt worden, wieder abzufahren. Sie haben Arracourt um 5 Uhr auf dem Luftwege verlassen. Vor ihrer Abreise' haben die deutschen Offiziere, als sie den Zweidecker bestiegen, darauf gehalten, dem Unterpräseiten von Luneville für seine Höflichkeit und für die Maßnahmen zu danken, die er zum Schutze ihres Flugzeugs getroffen hatte. Sie beauftragten ihn außerdem, der französischen Regierung ihren Tain auszusprechen. Der Zweidecker stieg auf, ohne daß irgend eine Kundgebung der immerhin zahlreich angesammelten Menge stattgefunden hätte.
ls Nancy. 22. April. Die in Arracourt gelandeten deutschen Offiziere versehen sich mit Benzin. Wie gemeldet wird, ist ihnen vom Unterpräsekten von Luneville gestaltet worden, um 5 einhalb Uhr Arracourt auf dem Luftwege zu verlassen.
Ter deutsche Militsärdoppeldeckär hat Heutes nachmittag um 5.35 Uhr Arracourt wieder verlassen. Der Unterpräfekt von Luneville, Lacombe, der Gendarmeriehauptmann und Vertreter der Behörden wohnten der Abfährt bei. Der Aeroplan hat die Richtung nach Chateau-Salins eingeschlagen, um nach Metz zu gelangen. j
Der tote Uampyr.
Roman von H. Hill.
(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten^.
22. Kapitel.
Das Geheimnis des Meeres.
Die Nachricht von dem Verschwinden Harald Schetzlers verbreitete sich wie ein Lauffeuer. In unglaublich kurzer eit bildete sie das Thema aller Unterhaltungen an jeder austür auf der ganzen Dorsstraße, auf dem Kai und am Büfett im „Blauen Hecht". Das Auffinden von Jan Kupers herrenlosem Boot hatte es so ziemlich zur Gewißheit gemacht, daß der Insasse desselben ein Opfer der Wellen geworden, und gar viele betrauerten, ja beweinten den wahrscheinlichen Tod des beliebten jungen Arztes.
Allerdings waren die älteren Fischer noch lange nicht überzeugt, daß dem Doktor ein Unglück zugestoßen sein müsse. Die Pessimisten, und dazu gehörten in diesem Falle alle weiblichen Bewohner des Küstendorss, Hutten von Anfang an jede Hoffnung fahren lassen und sich der Wollust des Schmerzes hingegeben, aber es waren immer noch viele da, die es für einen Unsinn hielten, das schlimmste zu fürchten, ehe man endgültige Beweise hatte, daß zwischen dem Verschwinden des jungen Arztes und dem umgekippten Boot ein Zusammenhang bestand. Und bis jetzt hatte sich noch niemand gemeldet, der ihn am Sonntagabend im Boot oder auch nur irgendwo in der Nähe des Wassers gesehen hatte. Man konnte auch nicht verstehen, was er nach Dunkelwerden noch mit dem Boot gewollt hätte, oder wohin er gefahren wäre, es sei denn nach dem „Grauen Haus", und wenn man ihn dort am Sonntagabend noch so nötig gebraucht hätte, wäre er doch sicher mit dem Motorboot geholt worden.
Unterdessen war Dr. Schetzler, nachdem der erste Schreck vorüber war, zu derselben Schlußfolgerung gekommen. Er rief Jan zurück und bat ihn, so rasch wie Möglich nach der Insel hinüberzurudern und Erkundigurp-
gen anzustellen. Und so kam es, daß Herr Keller, der mit dem Ausdruck gespanntester Erwartung an seinem Fenster im „Blauen Hecht" stand, sah, wie Jan die Straße heruntergerast kam, sich durch die Müßiggänger am Kai durchdrängte, die ihn zurückhalten und ausfragen wollten, und die Hafentreppe hinunterstürzte.
Ein höhnisches Lächeln legte die mangelhaften Zähne de» Lauschers bloß, und dann machte er sich wieder in der bekannten zerstreuten und spielerischen Weise mit dem Spiegel zu schaffen. Er drehte ihn vorwärts und rückwärts und wiederholte dies Manöver dreimal. Hierauf nahm er seinen Kodak und begab sich hinunter nach dem Schankraum, wo sich die neugierigen Gäste immer zahlreicher ansammelten, und ließ sich von Bläser einen Kognak geben, worauf er sich zu einem Spaziergang am Strand entlang aufmachte. Niemand paßte auf ihn auf, denn alle waren viel zu sehr mit dem Schicksal des jungen Arzte» beschäftigt, um sich um den „Berliner Photo- graphenkierl", wie die Schiffer ihn nannten, zu kümmern.
Jan» verunglückte» Boot war vom Küstenwächter weiter unten in der Bucht an öer Station auf den Strand gezogen worden, und so sprang der junge Fischer ohne Besinnen in ein anderes, und mit kräftigen Ri.derjchlägen erreichte er die Insel in beispiellos kurzer Zeit. Das Motorboot lag da, aber von der Bemannung war niemand zu sehen, und so mußte er sich in Geduld fassen und seine Erkundigungen im Hause selbst einziehen. Um Zeit zu sparen, ging er nach der Vordertür, aber auch hier wurde seine Geduld noch auf eine harte Probe gestellt, denn er mußte geraume Zeit warten, ohne daß jemand gekommen wäre, um die Tür zu öffnen. Gerade wollte er nach dem Hinteren Eingang herumgehen, als er drinnen schlürfende Schritte hörte, und der Neger an der Tür erschien.
„Ist Dr. Harald Schetzler hier? fragte Jan.
Ramu schüttelte mit seinem gewohnten unerschütterlichen Ernst den Kopf. „Doktor nicht hier," sagte er in seinem mangelhaften Deutsch, „Doktor heute noch nicht gekommen ist, gnädige Fräulein schon böse sein darüber."
„Wann ist er zuletzt hier gewesen?" fragte Jan und erhob in der Aufregung die Stimme lo laut, daß.
der Hausherr, der sich offenbar in der Nähe aufgehakteii hatte, an die Tür kam. Er sah mit mildem Erstaunen auf den erregten jungen Mann.
„Sie fragen nach Dr. Harald Schetzler?" begann er in der liebenswürdigen Manier, die Jan von Anfang an für ihn eingenommen hatte. Die Lichtung, die der junge Fischer außerdem vor seinem militärischen Rang hatte, war auch durch die letzten Vorkommnisse noch nicht ganz erschüttert worden und so antwortete er sehr höflich: „Zu Befehl, Herr Oberst. Wir befürchten, daß ihm ein Unfall zugpstoßen ist, und unsere letzte Hoffnung war, daß er vielleicht hier wäre. Mein Boot, das außer mir nur er benutzte, ist kieloben in der Bucht treibend gefunden worden; wenn also der Doktor nicht hier ist, so ist er voraussichtlich ertrunken. Sein armer alter Vater ist tief bekümmert." Jan selbst waren die Tränen nahe, und der Oberst zeigte die größte Teilnahme.
„Das ist ja ungeheuer bedauerlich," meinte er, die Stimme senkend. „Meine Tochter darf einstweilen nichts davon hören, der Schreck könnte ihr sehr schädlich sein. Doktor Harald ist seit Sonnabend nicht hier gewesen. Er kommt Sonntags nie, auch nicht jeden Wochentag, aber Montags pflegt er meist vorzusprechen, und Lucilla wundert sich schon, daß er noch nicht da war?"
„Haben Sie denn auch gestern abend nicht nach ihm geschickt, Herr Oberst?" fragte Jan, der sich nicht alle Hoffnung rauben lassen wollte.
„Nein, meine Tochter befindet sich ja, dank seiner geschickten Behandlung, bedeutend besser," entgegnete der Oberst und horchte dann ins Haus hinein, wo sich in der Entfernung ein gedämpftes Geräusch hören ließ. Dann wandte er sich an Jan zurück und stellte noch einige Fragen betreffs Auffindens des Bootes sowie der Zeit und des Ortes, wo man Harald zuletzt gesehen.
„Nun." sagte er dann, „noch sehe ich keinen Grund, alle Hoffnungen aufzugrben. Aber ich werde sofort an Land kommen, um mich und mein Motorboot Dr. Schetzler zur Verfügung zu stellen. Vielleicht kann man durch Kreuzen an der Küste iraend etwas in Erfahrung bringen."
For.':c?una lclgc.