Landesnachrichten.

Wtenrteig, 2. April 1818.

* Dienstprüfung für Volksschullehrer. Aus

Grund der im Januar, Februar und März 1613 an den Lehrerseminaren abgehaltenen ersten Dienst- Prüfung sind u. a. nachstehende Lehramtskandidaten zur Versetzung unständiger Lehrstellen an Volks­schulen sür befähigt erklärt worden: Bayer, Chri­stian, von Altensteig-Dors, Braun, Christian, von Pfalzgrafenweiler, Braun, Jakob, von Spielberg, Dengler, Jakob, von Sulz OA. Nagold, Ernst, Gott­lob, von Deckenpfronn, Frey, Johannes, von Ebers­hardt, Grözinger, Andreas, von Aach, Kapplers Andreas, von Besenfeld, Keck, Friedrich, von Loß- burg, Kemps, Friedrich, von Rotfelden, Luz, Gott- hils, von Deckenpfronn, Rentschler, Wilhelm, von Nagold, Seeger, Johannes, von Beuren, Vincon> Friedrich, von Calw, Werner, Karl, von Nagold, Schöller, Richard, von Sprollenhaus, Gde. Wildbad, Keuerleber, Adolf, von Altnuifra, Gde. Haiterbach, Lindenberger, Albert, von Schmieh, Liudenberger, Paul, von Schmieh, Roos, Karl, von Wittendorf.

fl Kriegsbcorderunge». Zn den unlängst von uns veröffentlichten Aufsätzen unter diesem Kenn­wort schreibt man uns ergänzend: Die Ausgabe von Kriegsbeorderungen mit Abschnitten als Be­scheinigung sür Familiennnterstnstuugsanaelegenhei- ten, von denen in dem betreffenden Artikel die Rede war, geschieht sür dieses Jahr in Württem­berg nicht. Hier gelangen vielmehr getrennt aus­gefertigte Ausweise zur Aushändigung. In un­seren Landwehrbezirken erhalten die Mannschaften Kriegsüeorderungen, denen diese Ausweise be­reits bestiegen; die übrigen Ausweise werden nach den Kontrollversammlungen den Schultheißenämtern zur Abgabe an die Mannschaften zugesaiidt. Die Ausweise werden im Mobilmachungssall vom Trup­penteil abgenommen, mit dem Dienststempel ver­sehen und dem Manne ans Wunsch ausgehändigt, dem damit erst das Recht aus Erhebung einer Fa­milienunterstützung zusteht. Was die Gestellungs- zeiten im Mobilmachungssall anbetrifft, so sind we­sentliche Veränderungen gegen die Vorjahre nicht eingetreten.

Tie 12ker. Da im Jahre 1916 das 200jährige Regimentsjubiläum des Jns.-Regiments Nr. 126 zu Straßburg stattfindet, wurde hier im Jahre 1911 eine Ortsgruppe gegründet. Die Vereinigung hat den Zweck, durch Gründung einer Depositen^ lasse den ehemaligen 126ern zu ermöglichen, an Dem Fest teilznnehmen. Dabei wird gesorgt für Quartiere, Fahrten nsw. Es wäre wünschenswert, wenn sich sämtliche Kameraden des Regiments die­ser Vereinigung anschließsn würden, soweit dies -noch nicht geschehen ist. i

* Baiersbronn, 31. März. Heute um die Mit­tagszeit ist das Haus des Bauern Adam Hälft, genannt Simonsbauer, bis auf den Grund nieder- gebrannt.

Der tote Vampyr.

Roman von H. Hill.

(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten''.

Harald nahm das Papier entgegen, hütete sich aber wohl, auch nur durch einen Blick darauf zu verraten, daß er persönliches Interesse daran nehme. Dann verließ er die Bibliothek, blieb einen Augenblick im Flur stehen, um zu horchen, ob Schmidt oder eines von den Mädchen in-der Nähe seien, und als dies nicht der Fall war, stieg er die teppichbelegte Treppe hinauf. Oben angekommen, begab er sich aber nicht in das Schlafzimmer des Hausherrn, sondern betrat einen schmalen Gang, an dessen Ende das Badezimmer lag, in das er eintrat und die Tür leise hinter sich verriegelte. Er wollte die Sache allein zu Ende führen und seinem künftigen Schwiegervater erst Mitteilung machen, wenn er ihm die beruhigende Nachricht bringen konnte, daß der Kriminalbeamte nicht mehr im Hause weile.

Er entfaltete nun das Papier mit unverhohlener Er­wartung und las folgendes:

1. Kann Herr Melneck bei reiflichem Nachdenken sich vielleicht entsinnen, ob der vermißte Louis Benkert möglicherweise irgendeinen Grund geschäftlicher Art gehabt haben könnte, um ihn an jenem Tage in seinem Geschäfts­lokal aufzusuchen, wie Benkert damals der Polizei mit­geteilt hatte?

2. Der Portier am Haupteingang des Hauses in der Ritterstraße, wo die Geschäftsräume von Melneck L Co. sich befinden, erklärt, es sei an -em betreffenden Abend um dreiviertelsechs Uhr ein Mann in das Haus gekommen, der der Beschreibung nach Benkert hätte sein können. Kann Herr Melneck der Polizei Mitteilen, ob er zu der Zeit schon fortgegangen war, um die Tasse Kaffee zu trinken, die, wie er Inspektor Gretschel erklärte, der Grund gewesen sei, daß die Polizei keinen Einlaß in die Geschäfts­räume gefunden, als auf Benkerts Aufforderung um sechs­einviertel Uhr zwei Beamte dort eintrafen?

3. Will Herr Melneck die Güte haben, den Namen des Restaurants anzugeben, wo er seinen Kaffee getrunken?"

Harald überflog die beiden ersten Fragen, ohne sich irgendwie aufzuregen, bei der dritten aber runzelte er die Stirn.

Da liegt der Hase im Pfeffer," murmelte er vor sich hin.Wir werden immer tiefer in die Lügerei herein gezogen. Außerdem beweist die Frage, daß der gute Mann unten nicht ganz ohne Verdacht ist, und daß er Melnecks Aussagen zu prüfen gedenkt. Ja, was hilft's? Wir müssen ihm eben dreist die Stirn bieten."

Er ließ genügende Zeit vergehen, daß der Inspektor glauben konnte, er habe mit dem Kranken verhgndrlt.

* Dobel, OA. Neuenbürg, 31. März. Schindel fabrikant Carl Wack von hier verunglückte gestern aus der Albtcstkahn schwer. Der Zug fuhr ohue Signal ab und Wacker stürzte zwischen zwei Wa­gen. Der rechte Arm wurde ihm abgefahren und auch am Kopf erlitt er schwere Verletzungen. Der sehr tüchtige Geschäftsmann, der einen umfang­reichen Betrieb hat, wird allgemein bedauert.

st Schömberg, OA. Balingen, 1. April. Wie verlautet, beabsichtigt Stadtschnltheiß August Lei- pold am 1. Juli ds. Js. von seinem Amt zurücst zutreten. i

st Rutesheim, OA. Levnberg, 1. April. Das 4jährige Söhnchen des Rößleswirts Albert Phstip- pin siel in den nahen See und ertrank. Kinder, die den Unfall mit angesehen haben, sollen da­vongesprungen sein.

st Böblingen, 1. April. Das Kranken las­se nwesen des Bezirks ist in der Amtsversamm- lnng dahin neu geregelt worden, daß das Oberamt in zwei Bezirke eingeteilt wird: in ein unteres! Amt mit dem Sitz und der Kasse in Sind elf in - gen und in ein oberes Amt mit dem L-itz und Kasse in Böblingen.

js Stuttgart, 1. April. (Steigender Zins- su ß.) Dem Beispiel der Württ. Sparkasse beabsich­tigt nunmehr auch die Städtische Sparkasse durch eine Erhöhung des Zinsfußes aus die Lei ihr ge­machten Einlagen zu folgen. Der Zinsfuß soll vom 1. Juli ab 4 Prozent betragen.

js Cannstatt, 1. April. (Neue Kaser ne.) Aus dem Areal der neuen Dragonerkaserne auf der Steig ist mit dem Bau der Kaserne für eine Ma- schinengewchrkompagnie begonnen worden.

js Waiblingen, 1. April. Wie vor einigen Tagen angesagt, hat sich nunmehr die B l ü t e d e r F r ü h - kirscheu an verschiedenen Orten des Remstals voll entfaltet. Das ganze Tal bildet ein Blüten­meer. ''

js Besigheim, 1. April. (Arbeiterbeweg­ung.) In der Kammgarnspinnerei Bietigheim ist vorige Woche ein Streik ansgebrocheü. Wie es heißt, war die plötzliche Entlassung eines Arbeiters, die aus Veranlassung eines Werksührers erfolgte, die Ursache. Der größte Teil der Spinner und Ansetzer legte die Arbeit nieder. Mit Musst dnrclst zogen Männlein und Weiblein die Bahnhvsstraßei in ihren Arbeitskostümen. '

js Welzheim, 1. April. Heule nacht kurz vor 12 Uhr ist in dem einzeln gelegenen Anwesen des David Glaß in Klaffenbach bei Rndersberg Feuer ausgebrochen. Das Wohnhaus und die Mül­lerei sind vollständig niedergebrannt.

js Pforzheim, 1. April. (Großsener.' Zum drittenmal ist gestern eine Ziegelei der Aktienge­sellschaft Bert er abgebrannt und zwar in Lan­gensteinbach. Der Schaden beträgt ge^en 200000 Mark. In den letzten Jahren sind die Ziegeleien derselben Firma in Mühlacker und Brötzingen ab­gebrannt.

dann schlich er sich leise, wK ein Indianer auf dem Kriegs­pfad aus der Badettubc und erreich:«: die Deppe, cchne jemand zu begegnen. Gretschel erwartete ihn in der Bibliothek mit offen zur Schau getragener Neugier.

Ich fürchte, verehrter Herr Inspektor," begann Herald, die Auskünfte, die mein Patient mir gegeben hat, werden Ihnen nicht viel nutzen. Frage eins verneint Herr Melneck ganz entschieden. Er versichert, daß er niemals in geschäft­lichen Beziehungen zu Benkert gestanden, und daß er nie­mals solche angeknüpft haben würde. Auf Frage zwei er­widert er, daß das Geschäftshaus in der Ritterstraße so viel Eingänge hat wie ein Kaninchenbau, und daß Benkert, wenn er wirklich zum Haupteingang hereingekommen ist, wohl feinen Vorsatz geändert und zu einer anderen Tür hinausgegangen sein muß, ohne sein Bureau ausgesucht zu haben. Herr Melneck kann sich nach so langer Zeit natürlich nicht ganz genau entsinnen, wann er Kaffee trinken gegangen ist, aber er meint, es sei erst nach sechs Uhr gewesen."

Also wäre Herr Melneck in seinem Privatbureau ge­wesen, als Benkert durch den Haupteingang hereinkam?" fragte der Inspektor.

Es muß wohl so gewesen sein," versetzte Harald. Und darin liegt ja auch ein klarer Beweis, daß Benkert gar nicht bei Melneck L Co. Einlaß begehrt hat, Herr Melneck hätte doch sonst sein Klopfen gehört und ihm die Tür geöffnet, da er nur noch allein anwesend war."

Hmm ja," entgegnete Gretschel ein wenig zögernd, das sollte ja wohl so sein. Und wie ist es mit Frage drei, Herr Doktor," fragte er dann, und es lag etwas in seinem Blick und seinem Ton, was Harald die Gewiß­heit gab, mit halben Maßregeln sei hier nichts getan. Er hatte die Absicht gehabt, zu sagen, Herr Melneck erinnerte sich nicht mehr, in welchem Lokal er gewesen, aber er begriff jetzt, daß das ein großer Fehlgriff sein würde. Ohne Besinnen erwiderte er daher:Ach, das Restaurant? Es war die Konditorei von Leutke in der Prinzenstraße, gleich am Moritzplatz."

Aha, die kenne ich, da gibi's guten Kaffee," meinte der Inspektor.Und nun noch eins, Herr Doktor, ich möchte die Sache ganz genau feststellen. Würden Sie so liebens­würdig sein, noch einmal hiuaufzugehen und Herrn Melneck zu fragen, ob er sich errinnert, wo er an dem Abend bei Leutke gesessen hat?"

Harald nickte, tat, als ob er das Zimmer verlassen wolle, kehrte aber dann zurück und meinte:Ist das wirklich nötig?" fragte er.Wenn Herr Melneck diese Frage ebenso auffaßt wie ich, so wird sie ihn sei r aufregen. Denn Sie wollen doch damit sagen, daß Sie an seinen Worten zweifeln und die Wahrheit seiner Aussaaen vrüfen wollen?"

Deutsches Reich.

* Kauftzeurrm, 1. April. In Weichs bei Beck­stetten erschlug heute nacht ein Einbrecher den Pri­vatier Andreas Huber mit einer Axt. Auch die' Frau des Ermordeten wurde schwer verletzt. Von dem Täter hat man noch keine Spur.

Der Balkankrieg.

js Sofia, 1. April. Vorgestern nachmittag rückte der Feind in einer Stärke von ungefähr 3 Division neu gegen den rechten Flügel der vor Tschataldscha stehenden bulgarischen Armee. Der Vormarsch wurde durch Geschützfeuer von 8 feindlichen Kriegs­schissen unterstützt. Das Geschützfeuer der Kriegs­schiffe wurde jedoch rasch zum Schweigen gebracht. Sodann ging unsere Infanterie zum Gegenangriff über und zwang die Türken im Bajonettkampf, sich in Unordnung znrückzuziehen. Gestern früh rückte ein feindliches Bataillon gegen Arnautköj vor, wurde jedoch von der bulgarischen Artillerie' zum Rückzug gezwungen. Zu derselben Zeit mar­schierten 8 andere feindliche Bataillone ans Jakos zu, mußten aber infolge eines Gegenangriffs der bulgarischen Truppen in großer Unordnung die Flucht ergreifen, nachdem sie Übergröße Verluste erlitten hatten.

js Konstiniti-nspel, 1. April. Der amtliche Kriegs­bericht meldet: Gestern war nur am linken Flügel der Tschataldschalinie ein Artilleriednell im Gange. Gegen abend wurde eine feindliche Truppenabteil­ung, die von der südwestlich des Flusses Kladita befindlichen Sammelstation zurückkehren wollte, von dem Artilleriefeuer unserer Truppen überrascht und dezimiert. Nach den Erzählungen gefangener Sol­daten ist das 15. Regiment des Feindes in dem Kampfe bei Büjük-Tschekmedsche vollständig aufge- 'äeben worden.

Um Skutari.

j Cettinje, 1. April. Die montenegrinische Re­gierung erwiderte den Vertretern der Großmächte, sie bedauere, nicht in der Lage zu sein, den von ihnen bezüglich der wiederholt gestellten For­derung nach Entfernung der Nichtkombat­tanten aus Skutari geäußerten Wünschen zu entsprechen, da das Armeeoberkommando die Uebermittelnng der chiffrierten Depesche an den Kommandanten von Skutari ablehne. Die Regier­ung erklärte sich jedoch bereit, eine offen abgefaßte, von der ottomanischen Regierung gezeichnete Mit­teilung betreffend den Abzug der Nichtkombattan- ten dem Oberkommandierenden der Armee zur Wür­digung zu unterbreiten. > - -

Die Antwortnote der Pforte.

js Konstantinspest 1. April. Die Ueberreichnng der Antwortnote der Pforte erfolgte heute vor-

Bester Herr Doktor," versetzte Gretschel,wir müssen sehr häufig Dinge prüfen, von deren Richtigkeit wir von vornherein überzeugt waren, und ebenso häufig hegen wir begründete Zweifel an Dingen, die wir nicht nachprüfen können. Sie haben übrigens recht, die Frage wird nicht nötig sein, denn der Kellner wird sich heute doch nicht mehr erinnern, ob Herr Melneck an dem Abend da war, und wo er gesessen hat."

Und weiter kann ich nichts für Sie tun?" fragte Harald.

Nein, ich danke, Herr Doktor. Wenn es nötig ist, muß. ich eben noch einmal Herkommen: vorläufig kann ich hier nicksts mehr tun, aber aus dem, was ich erfahren habe, könnte sich vielleicht etwas Neues ergeben." Und er schaute den jungen Mann so durchdringend an, daß es> dic-jem Mähe kostete, dem Blick standzuhalten.

Wenige Minuten später schüttelte Harald dem un­willkommenen Besucher die Hand und wünschte ihn, eine gute Reise, dann ging er langsam hinauf, um Herrn Melneck das Resultat seiner Bemühungen mitzuteilen.

Der alte Fuchs wird die Sache weiter verfolgen," sagte er sich,er läßt nicht locker. Aber dem wahren Sachverhalt ist er noch nicht auf der Spur; er bildet sich offenbar ein, Melneck habe mit Benkert irgendein unsauberes Geschäft gemacht. Auf jeden Fall habe ich ihn für's erste vertrieben, und überhaupt macht er mir lange nicht so viel Sorge, wie der Wolf im Schafskleide imBlauen Heckt". Ich möchte nur mal wissen, warum er jetzt Krankheit simuliert!"

Hätte Harald kurze Zeit darauf Herrn Keller beobachten können, so wären ibm vermutlich Zweifel an der Gefähr­lichkeit des Menschen aufgestiegen, denn nach dem, was er tat, hätte man ihn eher für einen harmlosen Idioten als für einen schlauen Ränkeschmied halten können. Denn kurz nachdem Inspektor Gretschel das Wirtshaus zu Wagen verlassen hatte, um den Zweiuhrzug in Sankt Lukas rechtzeitig zu erreichen, spielte Keller in seinem Zimmer, das er heute überhaupt nicht verlassen hatte, wieder mit dem Spiegel auf dem Waschtisch in der Fenster­nische. Er drehte ihn nach allen Richtungen, bald schnell, bald langsam, schüttelt« ihn und stellte alles Mögliche damit an, so daß ein uneingeweihter Zuschauer ihn sicherlich für einen ganz albernen Menschen gehalten hätte.

Merkwürdigerweise aber stand zur selben Zeit Oberst Krenzlin drüben auf der Insel an einem der oberen Fenster des Grauen Hauses und schaute aufmerksam nach dem Wirtshaus hinüber; dann ging er ins Eßzimmer, wo Herr und Frau Flösse! und die übrigen Gäste eben ihre Mittagsmahlzeit beendigten und machte ihnen trium­phierenden Tones eine Mitteilung. Und die lautete:Die Luft ist rein!"

Fortsetzung fotgr. , , .