js Stuttg».., : 74 Jahren ist der frühere , Oberlan-
desgericht Dr. Adolf v. Miller ^ orben. Er war früher lange Zeit Landrichter in Rottweil- dann am hiesigen Oberlandesgericht tätig, bis er 1908 in den Ruhestand trat.
" j f Stuttgart, 31. März. (Die Tiergartenfrage.) Die im Anlehensprogramm der Stadt vorgesehenen 500000 Mk. für die Erbauung eines Tiergartens werden für die Zwecke des Gas- und Elektrizitätswerk verwendet. Der Tiergarten soll von einer privaten Gesellschaft finanziert werden, der die Stadtgemeinde lediglich den Platz zur Verfügung stellt und vielleicht einen laufenden Jahresbeitrag gewährt. (
( Stuttgart, 31. März. (Bezirk s S artel kV ! Mil dem 1. April treten die Gewerlschastskartelle! und die einen: Kartell nicht angehörenden Zahl- j stellen der Zentralverbände in Württemberg und Hohenzollern zu einen: Bezirkskartell zusammen. Zu den Aufgaben des Bezirkskartells gehören: die Vorbereitungen zu den Wahlen für die Institutionen der Arbeiterversichern ng sowie sonstiger Arbei- tervertretungen. 'Förderung des gesetzlichen Arbeiterschutzes in: Bezirk, Förderung und planmäßige Regelung des Bildungswesens und der Jugendbewegung, Uebernahme der den Gewerkschastskarlel len überwiesenen Ausgaben in den Orten, wo Kartelle nicht bestehen.
st Stuttgart, 31. März. Der unlängst in den Ruhestand getretene Direktor der Landwirtschaftlichen Hochschule in Hohenheim, v. Strebet, ist zum außerordentlichen Mitglied des Verwaltnngs- ausschusses der Zenrralstelle für die Landwirtschaft ernannt worden.
j! Befighoim, 31. März. Gerichtsdiener Maier- Ist gestern mittag in den Felsengärten ab gestür z t und hat sich schwere Verletzungen zugezogen.
st Bissingen a. E.. 31. März. In der Nacht zum Sonntag brach aus unbekannter Ursache in der Schleifmühle der Witwe Geiger Feuer aus, dem das ganze Anweserst zun: Opfer siel. Die allein in dem Hause anwesende Besitzen:: konnte sich nur mit knapper Mühe retten.
st Ludwigsbnrg, 31. März. Gestern abend geriet hier ein Mann aus den: Bahnhof unter einen Zug. Die Räder gingen ihm über beide Füße, auch erlitt er sonst so schwere Verletzungen, daß er bald daraus tot war.
st Gaildorf. 31. März. Der im Verlag der W. Volzschen Buchdruckerei erscheinende Gaildorser Anzeiger, Fortschrittliche Tageszeitung für Stadt und Bezirk Gaildorf, das 2. hiesige Blatt, hat mit dem heutigen Tage, im 5. Jahrgang, seines Bestehens, sein Erscheinen eingestellt. Die Fortführung des Betriebs war nur unter großen Opfern möglich, die aus die Dauer nicht getragen werden können.
st Mengen a. Br.. 31. März. In der Nacht zum Sonntag wurde in der Fr. Zimmermann--! schon Maschinenfabrik hier eingebrochen. Die Einbrecher — man vermutet deren zwei — bohrten den Kassenschrank an, mußten aber bei Tagesanbruch, ohne ihren Zweck erreicht zu haben, mit leeren Händen abziehen. Heute früh wurde ein in der Fabrik beschäftigter Arbeiter, der verdächtig ist, an dem Einbruch beteiligt l gewesen zu sein, verhaftet.
st Weingarten, 31. März. Auf einer Anhöhe hinter dem Garnisonslazarett auf dem sogenannten kleinen Exerzierplatz wird für die neue Ma- fchinengewehrabteilung eine Kaserne mit Nebenbauten errichtet. Die gesamten Baulichkeiten sollen bis Spätherbst ds. Js. vollendet sein.
st Ochfenhansen. OA. Biberach, 31. März. .(Großseuer.) Heute nachmittag gegen 4 Uhr brach in dem Oekonomiegebäude der Kronenbrauerei ein Brand aus, der sich mit rasender Schnelligkeit Mer den ganzen Komplex der Brauerei und des wirtschaftlichen Betriebes ausdehnte. Das in dem Brauereigebäude lagernde Malz, das man auf über 10000 Ztr. schätzt, gab dem Feuer reiche Nahrung. Gerettet konnte weiter nichts werden als ein massives Maschinenhaus, das an die Brauerei an-
gebaur ist. Der Schaden läßt sich noch nicht völlig übersehen, wird aber auf mindestens 100 000 Mark geschätzt.
js FriedrichL-has-en, 31. März. Beim schönsten Wetter hat der Prinz von Wales gestern nachmittag im Automobil die Fahrt an den Bodensee unternommen. Den Abend nach der Ankunft im Kurgartenhotel verbrachte der Prinz in Gesellschaft des Grasen Zeppelin. Heute vormittag begab sich der Prinz, geleitet von Graf Zeppelin zun: Riedlepark, um die Anlagen des Luftschiffbaues zu besichtigen. Ein kräftiger Föhn Vließ mit kurzen starren Stößen über den See. Bon einem gemeinschaftlichen Aufstieg wurde deshalb abgesehen, um aber das Luftschiff dem Prinzen vorzuführen, wurde es aus der Halle gezogen und unternahm um 9.45 Uhr eine kurze Fahrt, die sich bis 10.5 Uhr ausdehnte und über die nähere Umgebung des Luftschiffbaus erstreckte. Nach der Laudung wurde die Besichtigung der Luftschifsbauanlagen fortgesetzt. Daran schloß sich eine Fahrt des Prinzen nach Manzell au, um den dortigen Wasserflugzeugban des Oberingenieurs Kober zu besichtigen. Pilot Gsell führte auf dem Wasserflugzeug bei stürmischem Winde und stark bewegter See einige wohl- gelungene Rund- und Gleitflüge dem Prinzen von Wales vor. Hieran schloß sich eine Besichtigung des König!. Schlosses, worauf die Gäste eine Autofahrt nach Bregenz antraten. Abends war der Prinz wieder Gast des Grasen Zeppelin.
Aus dem Gerichtssaal.
js Tübingen, 29. März. Am 29. Januar 1913 hat der von einem Tübinger Jagdzüchter angestellte. Jagdaufseher Neff von Bieringen im Walde Hallersholz bei Mössingen zwei Zimmerleute von dort beim Jagdfrevel betroffen und den fliehenden Zim- merleuten zwei Schrotfchüsse nachgefenert. Einer der Fliehenden wurde von etwa 10 Schrotkörnern getroffen und auch verletzt. Der Jagdaufseher machte sofort beim Landjäger Anzeige und brachte vor- daß die Jagdfrevler auf ihn geschossen heben, was der Wahrheit zuwider lies. Der Jagdaufseher wurde wegen Körperverletzung und solcher Anschuldigung Heute zu 2 einhalb Monaten Gefängnis verurteilt.
js Haag, 31. März. Am 14. ds. Mts. wurden die Inseln Siaos, Tangi und Taland im ostindij- schen Archipel von einem Erdbeben heimgesucht. Die Ortschaft Meneloe wurde vollständig zerstört. In einer anderen wurden 107 Einwohner unter den Trümmern begraben. Der durch die Zerstörung der Wege, Brücken und Häuser angerichtete Schaden äst groß, die Zahl der Toten ist jedoch nicht bedeutend. Ein Kriegsschiff ist nach der heimgesuch- len Gegend abgegangen.
* Budapest, 27. März. Gelegentlich! einer vor drei Jahren am Ostermontag in der Gemeinde Oekö- rito in einer Scheune abgehaltenen Tanzunterhaltung, bei der man, um ungeladene und nicht zahlende Personen fernznhalten, die Türen des „Tanzsaales" vernagelte, haben etwa 400 Personen den Flammentod gesunden. Zur Erinnerung an die Opfer dieser durch das Herabfallen einer Petroleumlampe entstandenen furchtbaren Brandkatästrophe
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Viel gewinnt, wer wenig heischt;
Viel gehofft, ist viel getäuscht;
Viel gestrebt, ist viel gestritten,
Viel geliebt, ist viel gelitten.
Mosenthal.
Der tote UiKWPyr.
Roman von H. Hill.
(Fortsetzung.) (Nachdruck verbotenst
Gretschel nahm rein Fnihituck allein ein. der W'rt
lettte ihm mit, Herr Keller habe sich das seine nach oben bestellt. Der arme Herr fühlte sich gar nicht wohl und habe dem Zimmermädchen, das ihn weckte, gesagt, er werde wohl den heutigen Tag im Bett zubringen. Auf keinen Fall aber werde er aufstehen, ehe Dr. Harald Schetzler dagewesen sei.
Gretschel hörte die Mitteilung ohne rechte Teilnahme an, denn ihn interessierte nichts, als die Sache, die er augenblicklich in der Hand hatte. Auch war ihm die Abwesenheit des schwatzhaften Gastes vom Frühstückstisch gar nicht unlieb, denn er gewann dadurch Muße, die Punkte genau zu formulieren, über die er von Herrn Melneck Auskunft wünschte.
Es war elf Uhr, als er die Zeit für passend erachtete, nach der Villa Leuchtturm hinaufzusteigen. Eher könnte man doch wohl einen Kranken nicht belästigen, und Gretschel hatte besonderen Auftrag, dem angesehenen Kaufmann in keiner Weise zu nahe zu treten, sondern die Angelegenheit so taktvoll wie nur irgend möglich zu erledigen. Er wollte gewisse Dinge wissen, von denen er annahm, daß Herr Melneck Auskunft darüber geben könne, weite: nichts. Wenn der Handelsherr sich herbeilieb, ihm
die gewünschten Mitteilungen gutwillig zu machen, so würde alles bald abgetan sein, und es brauchten Herrn Melneck keinerlei Unannehmlichkeiten daraus zu erwachsen. Aber Gretschel war nicht umsonst schon so lange Jahre bei der Kriminalpolizei. Er wußte sehr wohl, daß man so reich wie Kroesus und doch ein arger Sünder sein kann. Er hatte es oft genug erfahren und ließ sich daher nie durch Stellung und Vermögen beeinflussen.
Er hatte einige Fragen vorbereitet, mit denen er Melneck Herz und Nieren prüfen wollte, denn es konnte gar manchen Grund geben, warum ein Mann, der auf seinen Namen und seinen geschäftlichen Kredit Rücksicht zu nehmen hatte, eine Verabredung zu einer Zusammenkunft nach den Geschäftsstunden mit einem so bös beleumundeten Menschen wie Louis Benkert zu verleugnen suchte.
Als Gretschel die steile Dorfstraße erklommen hatte und an der Dornenhecke entlangschritt, die Dr. Schetzlers Besitztum einfriedigte, öffnete sich das Gartentor und Harald trat auf die Straße. Mit gut gespielter Ueberraschung über das zufällige Zusammentreffen begrüßte der junge Arzt den Beamten, auf dessen Erscheinen er schon seit einer halben Stunde hinter der Hecke wartete.
„Guten Morgen- Herr Inspektor," begrüßte er ihn. „Sie sind gewiß auf dem Wege zu Herrn Melneck! Gut. daß ich Sie gerade treffe, denn ich wollte eben einen Patienten aufsuchen, der gerade in entgegengesetzter Richtung wohnt. Ich hatte nicht geglaubt, daß Sie so früh kommen würden. Aber jetzt gehe ich natürlich mit Ihnen nach der Villa hinauf."
„Es tut mir sehr leid, wenn ich Sie von etwas anderem abhalte," sagte Gretschel sehr liebenswürdig, „aber Sie begreifen, meine Zeit ist auch kostbar, es liegt so vieles vor, was in Berlin auf mich wartet. Ich möchte daher, wenn irgend möglich, mit dem Zweiuhrzuge zurück."
Harald war fest entschlossen, alles zu tun, um den Inspektor die Abreise zur gewünschten Zeit zu ermöglichen, aber er entgegnete: „Aber so sehr brauchen Sie doch Ihre Rückreise nicht zu beschleunigen! Einem Mann.
oer pcy angestrengt geistig beschäftigt, ist eine kleine Ausspannung in guter Luft außerordentlich zuträglich. Bleiben Sie ein paar Tage, und ich werde mir ein Vergnügen daraus machen, Sie zum Fischen mit hinaus auf die See zu nehmen. Das wird Ihnen gewiß gefallen."
Gretschel fühlte sich außerordentlich geschmeichelt, aber er mußte die Einladung natürlich ablehnen, nicht weil er nicht gern geblieben wäre, wie er erklärte, sondern weil die Pflicht ihn auf den gewohnten Schauplatz seiner Tätigkeit zurückrief. Er schwärmte immer noch von den Vorzügen des Landlebens, als sie durch das Eingangstor in den Park der Melneckschen Billa schritten, wo sie auf Rose trafen.
Harald biß sich ärgerlich auf die Lippen, denn er hatte gehofft, der Besuch des Kriminalbeamten könne vielleicht vor viose verborgen bleiben. Er-suchte stets alles zu vermeiden, was auch nur den Schatten eines Argwohns in ihre reine Seele werfen könnte, und es war sein innigster Wunsch, die böse Geschichte zu gutem Ende führen zu können, ohne daß das geliebte Mädchen etwas von der schrecklichen Tat ahnte, die ihr Vater begangen.
; „Nun, und wie geht es meinem Patienten heute, gnädiges Fräulein?" fragteer, nachdem erste, wie immer, in Gegenwart eines Dritten, sehr förmlich begrüßt hatte.
Zu seiner Erleichterung war Roses Antwort, ohne daß diese es wollte, ganz dazu angetan, dem Beamten Sand in die Augen zu streuen.
„Vater geht's heute gar nicht aut," sagte sie traurig. „Er ist noch nicht aufgestauden und wartet aus Sie, um ihm etwa» gegen die Herzschwäche zu geben. Er wollte den Tag in der Bibliothek zubringen, aber er fühlt sich nicht einmal wohl genug, um bis dahin zu gehen."
Harald zeigte große Teilnahme, aber in Wirklichkeit ! war ihm die Auskunft sehr erwünscht. Nachdem er am j Abend vorher den Inspektor im Wirtshaus getroffen hatte, ! war er sofort nach der Villa gegangen und hatte mit Herrn Melneck das Programm für heute verabredet. Es ! war ihm leicht gefallen, den Kaufmann zu überreden, daß ! er sein Zimmer nicht verlassen und die ganzen Verband-